Spiel des Lebens

Es gibt sie. Momente totaler Ehrlichkeit. Totaler Unmittelbarkeit und Hilflosigkeit. Momente,  in denen man die Kontrolle verliert. Aber auch explodiert. Adrenalin. Koordination. Teamgeist. Keine Schmerzen. Das Beste geben. Männer, die sich im strömenden Regen danach sehnen, 20 Jahre jünger zu sein. Denn das Einzige, was zählt, ist das Ergebnis. Mit einem Mal wird ein Ballspiel zur Analogie. Man jammert über verpasste Chancen, weigert sich mitunter, den besser Postierten zu sehen, wartet, bis sich der Schiri umdreht, um Ellbogenmentalität zu beweisen. Dann wird man selbst gefoult, fällt hin, ausgelacht, beschimpft, manchmal gibt man sich auch die Hand und freut sich miteinander über einen kleinen Erfolg. Baut sich gegenseitig auf. Schaut sich in die Augen, wird menschlich, sieht für den Bruchteil einer Sekunde völlig klar – um für den Rest Zeit im Dauerregen zu verschwinden. Und am Ende wünscht man sich, man könnte die Uhr zurückdrehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was? Ach so, … 0:2 – gegen Alstertal-Langenhorn

Allen einen schönen Sonntag,
Gerrit

 

Deutschland im Herbst

Okay, war es das mit dem Sommer? Ein Blick aus dem Büro – das reinste Grauen.

Und was ist das? Feuerwehr auf der Wasserstoff-Tankstelle gegenüber!? Ich hoffe, die haben da jetzt nicht plötzlich weitere Blindgänger gefunden … das wäre ein Spaß.
Trotzdem, ich mache mal lieber die Fenster zu.

Habe gestern Abend in dem aktuellen Kulturspiegel noch ein schönes Statement von Linda Carlsson, alias Missi Li, gelesen. Es ging darum, inwieweit Lena Mayer-Landruth auf ihrer neuen Platte selbst am Songwriting beteiligt war bzw. inwieweit ihr das überhaupt zuzutrauen ist. Und da sagt Missi Li sinngemäß, heutzutage müsse man kein Instrument mehr spielen können, um zu komponieren, es reiche, in ein Smartphone zu pfeifen – den Rest machen die Profis. Das fand ich schön, weil genauso habe ich mit meinem alten Kumpel Gudze Hinz (H-Blockx) vor ein paar Wochen eine musikalische Skizze für den Hafencowboy Gunter Gabriel gezimmert. Der arbeitet gerade an neuen Songs – die kleine Serie „Der Hafencowboy“ wird übrigens ab Sonntag (13:15, NDR) wiederholt.

So, passend dazu ein alter Song von mir – Seemann – war ursprünglich eine Hommage an Udo Lindenberg, aber gut, seien wir nicht kleinlich …

Euch einen schönen Tag,
Gerrit

Trash forever

Liebe Freunde,

es ist soweit. Heute Abend geht mein Blog online – ein kleiner großer Augenblick, zumindest für mich, und gerade groß genug, um einen Mann zu ehren, der vor gut einem Jahr viel zu früh gestorben ist: Roger Trash, Songwriter, Rock-Poet und ein sehr guter Freund aus Münsteraner Tagen.

Roger hat in seinem Leben alle Höhen und Tiefen des Rock-Business erlebt, das macht ihn so faszinierend und menschlich. Major-Deal, Radio-Interviews, große Konzerte, lange Metal-Mähne, zwischendurch dann Indie-Deals und Gerichtsvollzieher, kleine Schauspiel-Engagements, Lesungen und am Ende der Killer Krebs. Roger zweifelte in den schlechten Zeit oft an sich, am Business, an der Gerechtigkeit der Welt – und trotzdem hat er immer weitergemacht. Ich glaube, er wusste gar nicht, wie sehr er uns (ich durfte ein Jahr lang in seiner Band Schlagzeug spielen) und andere Musiker damit mitgezogen und inspiriert hat.

Schon zu Lebzeiten äußerte er immer die Sorge, einmal in totaler Einsamkeit zu sterben. Das war nicht der Fall. Zu seiner Beerdigung kamen hunderte Trauergäste, und alle waren einfach nur fertig. Es gibt besondere Menschen, die Besonderes in ihrem Leben vollbracht haben, auch wenn die große Bühne anderen – meist weniger interessanten – Künstlern vorbehalten bleibt. Was heißt das schon? Gar nichts.

Letzten Freitag trafen sich alte Weggefährten im Backstage-Bereich des legendären Jovel zu einer Gedenk-Party. Leider war ich an dem Abend verhindert. Zu Ehren Rogers veröffentliche ich heute ein Foto von seiner Beerdigung und einen Song von seinem letzten Album, den ich sehr liebe.

Trash

Trash hat mir gezeigt, dass es am Ende nicht darauf ankommt, wie viele Bücher man verkauft, oder ob eine CD bei Saturn im Regal liegt. Entscheidend ist, dass sich der Schaffensdrang nicht abdrehen lässt wie Wasser aus einem Hahn und auch das kleinste Publikum ein Recht darauf hat, dem, der da vorne steht und etwas sagen möchte, alles abzuverlangen.

In diesem Sinne für Heute,
Gerrit