Ihr Lieben,
tja, ist alles schwer zu glauben: Spielplätze abgesperrt, Fußballplätze geschlossen, Abi verschoben, Anfassen verboten, Familienbesuche ebenso, Kassiererinnen hinter Plastik und immer noch kein Klopapier. Ab morgen bin ich im Schnitt, aber eben nicht wirklich, sondern eigentlich zuhause, schneide aber zusammen mit dem Cutter, der im Schnitt sitzt. Amazon liefert keine Bücher mehr und Leute stürmen die Charts mit Songs wie Klopapier und Nudeln – und es ist nicht Helge Schneider.
Petrus spielt auch schön verrückt und bedeckt für einen Morgen nochmal alles mit Schnee. Und trotzdem sind das nur Oberflächlichkeiten. Denn nebenbei erreichen mich Nachrichten von befreundeten Autoren, die ihr Buch nicht in die Welt tragen können, befreundeten Freelancern, denen Aufträge wegbrechen und anderen guten Freunden, die um ihre Existenz bangen.
Und dann die große Frage: Bringen die Maßnahmen es überhaupt? Wäre es nicht gut, wenn der Virus einmal durchgeht? Stichwort: Herden-Immunität. Ja, aber da frage ich: Denkt dabei niemand an die Ärzte und Ärztinnen, die dann vor der Flut von Infizierten stehen und entscheiden müssen, wen sie behandeln und wen sie aufgeben?
Hoffen wir, dass sich die Lage schnell normalisiert. Oder so schnell, wie möglich. Und dass danach nicht alle durchdrehen und es volle Pulle wieder von vorne losgeht. Ist doch zumindest ganz gut, dass sich auch die Natur mal ein bisschen erholen kann. Keine Flugzeuge, keine Kreuzfahrtschiffe, weniger Verkehr … merkt man sofort.
Ich selbst komme auch zur Ruhe. Jedenfalls hier, in meinem kleinen, umfunktionierten Wandschrank, mit dem Fenster zum Wald, wenn nicht gerade die Müllabfuhr morgens um Sechs die Container leert. Die Typen ohne Masken übrigens und nebeneinander hinten auf den Trittbrettern, das sind maximal 1 Meter 50 Abstand. Aber ist ja gut, dass wir jetzt nicht auch noch in unserem Müll ersticken. Deutschland ist schon ganz gut, nur ein paar Deutsche stören.
Spiele mit den Katzen. Streichle sie oft im Vorbeigehen oder fotografiere sie, die sind schon richtig genervt. Aber sie sind auch zu drollig. Ich meine, wer sich so in den Altpapierkarton schmeißt, der legt es doch darauf an, fotografiert zu werden …
Apropos genervt, finde Home-Office nach wie vor gut, merke aber, dass mir die ganzen Online-Konferenzen und Telkos jetzt schon ein bisschen auf den Geist gehen. Die Leute schreiben auch mehr, Emails und Messages in diversen Chats. Auch viel Unwichtiges. Aber auch viel Witziges. Und um Kontakt zu seinen Kindern zu halten, sind diese Möglichkeiten natürlich gut, ach, was sage ich: Gold wert.
Versuche, abends wieder regelmäßig zu schreiben. Gucke aber auch kurze Dokus oder schaue nur mal rein, Filmausschnitte, Outtakes, zappe mich quasi durchs Internet. Höre wieder mehr Musik. Und recherchiere unwichtige Dinge, lasse mich treiben und die Gedanken in meinem Kopf.
Werde von nun an regelmäßig kleine Internet-Hits posten, auf die ich abends so stoße, und mit Euch teilen. Vielleicht habt ihr ja Spaß daran. Wir beginnen mit einem tollen Stück von einem insgesamt sehr tollen Soundtrack zu einer Verfilmung eines sehr tollen Buches: High Fidelity.
Bleibt gesund – oder wie uns die Kollegen vom Schweizer Fernsehen eben schrieben: Blibed Gsund!