Hottentotten-Musik

Oh, Gott, ich bin wie meine Eltern. Wenn meine Eltern denn so gewesen wären, wie alle sagen, dass Eltern waren.

Jedenfalls habe ich heute meine beiden Glücksbringer abgeholt, und der größte, na ja, zumindest, ein großer Spaß der beiden besteht darin, auf meinem Handy irgendwelche aktuellen Top-Hits abzufeuern, die der Ältere gerade auf einer Klassen-Fete gehört und schon seinem kleinen Bruder eingetrichert hat. Sagt Euch Taio Cruz etwas? Ehrlich, da hält man sich für absolut jung geblieben und cool und offen für alles und plötzlich geht der Sound los, und ich denke, ich stehe im Wald, oder auf dem DOM, direkt am Autoscooter … sooo schlimm. Also, klar, es muss auch nicht jeder The Notwist hören oder Sigur Rós oder was weiß ich, aber … meine Freundin lacht mich gerade aus oder an und, Moment, hören, was sie sagt, okay, nein, ich klinge nicht wie meine Eltern, sondern wie ihre Großmutter, die war Chorsängerin und hat immer gesagt, die können ja gar nicht singen, ja, Recht hat sie, aber es ist ja auch nicht nur der Gesang …

Ich will den Jungs ja auch nicht vermitteln, dass sie keinen Geschmack haben. Und jetzt? Ich meine, lustig ist es schon. Das muss damals für Eltern wirklich so gewesen sein, als plötzlich die Beatles oder die Stones aufschlugen. Oder Tokio Hotel. Die Brüder hab ich heute übrigens in der Zeitung gesehen, alter Schwede, ein bisschen verrückt sehen die ja schon aus, doch ich finde es auch irgendwie respektabel, wie die zwei mit Anfang Zwanzig einfach nach L.A. übersiedeln und als Brüder weiterhin so eng sind.

Aber was wirklich verrückt ist – die Rechtschreibkorrektur meines Mailprogramms auf dem Handy will aus Gerrit immer Herrin machen …

In diesem Sinne,
Gerrit

 

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