Moment, Aufnahme!

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Manchmal braucht man keine formale Bestätigung darüber, ob man es im Leben „geschafft“ hat, also keinen Fernseh- oder Literaturpreis oder gar einen Blick auf das Bankkonto. Manchmal reicht es, am Freitag einen Blick zurück auf die Woche zu werfen und erstaunt festzustellen, wie bunt das Leben sein kann, und wie wohltuend, einfach nur der Typ zu sein, der man ist, in dem Leben, das man führt. Ganz unaufgeregt (Was nicht heißt, dass es nicht auch mal wieder Rückschläge geben wird, aber es geht ja im Leben auch darum, die gute Momentaufnahme mal abzuspielen …).

Ich brauchte tatsächlich ein paar Tage, um mich von den Drehreise-Strapazen zu erholen, aber dann ging es – ganz easy – Schlag auf Schlag. Am Montag haben meine Lebensgefährtin und ich es endlich zum Standesamt geschafft, zwar erstmal nur zur Anmeldung, aber ich fand das schon aufregend genug, auf eine gute Art, wohlgemerkt, und ich empfinde es als großes Geschenk, dass man sich über diesen Schritt freuen, aufgeregt und gespannt sein kann, obwohl wir jetzt schon fast 12 Jahre zusammen sind. Danke dafür, Süße!

Am Dienstag habe ich angefangen, die Eindrücke meines Kolumbiendrehs zu einem so genannten „Mood-Tape“ zusammenzuschneiden. Der Sender wollte was sehen, wie die Protagonisten funktionieren, wie die Bilderwelten aussehen, das ist üblich, aber auch ein bisschen stressig, weil davon tatsächlich einiges abhängt. Lange Rede, kurzer Sinn: Habe es selbst vorgeschnitten, gestern Mittag meinem Chef gezeigt, der hat es an den Sender weitergeleitet, und gestern Abend kam das Feedback aus Mainz: die Verantwortlichen dort waren begeistert!

Ich erhielt die Nachricht gerade, als ich mich in einem weiteren Meeting befand, und zwar in der Agentur meines ersten Hamburger Mitbewohners, Rocket & Wink, zwei superkreative Typen, die gerne eine ausgefallene Doku über sich machen würden und mich gefragt haben, ob ich Regie führen könne. Kann ich natürlich nicht so einfach, ohne zu kündigen, aber allein die Tatsache, dass diese kreativen Typen mich fragen, ob ich mir das vorstellen könne, ist der Hammer!

Nein, ich musste keine Frau sprechen! Fand nur das Bild so schön.
Nein, ich musste keine Frau sprechen! Fand nur das Bild so schön.

Davor habe ich kurz einer Kollegin geholfen, die beim Vertonen einer fremdsprachigen Doku noch einen Synchronsprecher brauchte, für eine tragende Figur, einen Koch, das war richtig viel, aber es hat total Spaß gemacht. Ich meine, ich hab das nicht gelernt, aber durch die vielen Lesungen und das Dialoge lesen und schreiben, verfüge ich da mittlerweile über eine ambitionierte Laien-Kompetenz, die offenbar dem Zuschauer zumutbar ist ;-)

Und es hört nicht auf: In diesem Augenblick (ich habe mir einen halben Tag frei genommen) sitze ich hinter meinem Alphabeten-Kollegen Sebastian Stuertz, der sich zwischen all seinen Buch-Release-Terminen Zeit freigeschaufelt und mich angefunkt hat, damit wir die nächste Podcast-Folge auf den Weg bringen: unser Interview mit dem Hamburger Autoren Frank Berzbach, der mir (als Experte für kreatives Leben) sicher attestieren würde, dass es mir im Moment gelingt, besonnen, kreativ und inspiriert die Tage zu gestalten. Leider streikt gerade die Technik – Mist (da ist er schon, der nächste Rückschlag!).

Gewöhn´ Dich dran, Junge!
Gewöhn´ Dich dran, Junge!

Und heute Abend kommt meine kleine Schwester, um mit uns ihren Geburtstag zu feiern. Wir schenken ihr das tolle Romandebut von Sebastian – mit Widmung, versteht sich. Und danach gehen wir alle essen. Das wird schön. Und lustig. Mein Ziehsohn wird sich herrlich für uns schämen – und dann mitlachen.

In diesem Sinne – lacht Euch an! Und alle Hamburger am Sonntag die richtige Wahl treffen, bitte! Es lebe die Demokratie!

Schönes Wochenende!

Hauptsache: Nebenrolle!

Puh, bin zwar platt, habe aber den Jetlag, glaube ich, überlistet!

Der einzige Vorteil auf den langen Flügen ist ja, dass man ein paar Filme gucken kann, die man im Kino verpasst hat. Wobei ich es auch einfach nicht mehr oft ins Kino schaffe, weil ich, wenn ich nicht arbeite, trommele, Fußball oder Podcaster spiele, gerne auch mal zuhause bin. Egal, habe jedenfalls u.a. Rocketman geguckt, diesen Elton John-Film, weil mich Musik fasziniert. Deswegen muss ich unbedingt auch noch den Lindenberg-Film gucken.

Um es kurz zu machen: der Film Rocketman ist gut. Nicht so gut wie Bohemian Rhapsody, aber gut. Schön gedreht, schöne Musik, gute Schauspieler, und selbst die Musical-Elemente gehen einem nicht auf die Eier. Ein bisschen deprimierend fand ich die Schilderung des Vater-Sohn-Verhältnisses, das ging mir nahe, man kann sich gar nicht vorstellen, dass es Väter gibt, die so sind. Aber vermutlich geht es sogar noch schlimmer …

Eine Szene hat mir besonders viel Freude bereitet, und die möchte ich gerne hier und heute mit Euch teilen. Sie ist deswegen so großartig, weil der Song gut ist, der Entstehungszusammenhang kurios, die Dramaturgie des Entstehungsprozesses leicht, aber spannend und die Schauspielerleistung grandios – vor allem von Jamie Bell, der Eltons Texter-Freund Bernie Taupin spielt.

Meines Erachtens spielt Bell seine Nebenrolle in dieser Szene noch eindrücklicher als Taron Egerton den Part des genialen Komponisten, der diesen Welthit Your Song mal eben nach dem Frühstück scheinbar mühelos aus dem Ärmel schüttelt. Das ist in der Tat toll inszeniert, weil Egerton/John eben sehr wohl hier und da kurz nach den richtigen Harmonien sucht, aber dennoch zugleich deutlich wird, wie unfassbar inspiriert er in diesem Moment gewesen sein muss. Und sein Texter-Freund hört das auch, oben im Badezimmer. Er will sich eigentlich rasieren, hört aber die ersten Takte von unten und weiß sofort, dass gerade etwas Magisches passiert (ca. bei Min. 0.20). Und dieses wunderbare Mischung aus Überraschung, Ungläubigkeit, Freude und einer ahnungsvollen Gewissheit, dass das, was er da gerade hört, ihr Leben verändern wird, drückt Jamie Bells Mimik so wahnsinnig gut aus, dass man selbst ganz verzaubert ist (z.B. bei Min. 0.53). Das Ganze gipfelt in dem einen Moment bei ca. Min. 1:20 ff. Egerton/John singt die Zeile: „This one is for you.“ Er widmet diesen Song in dem Moment des Entstehens seinem Texter-Freund, den er auf eine (bloß) platonische Weise zu lieben gezwungen ist, und haut diesen damit völlig aus den Latschen, was Bells/Taupins Reaktion sofort bestätigt. Der ganze Respekt, die ganze Liebe und Zuneigung zwischen den beiden nimmt plötzlich Formen an. Eine kleine Szene, aber ganz großes Kino! Wenn das auch nur annähernd damals wirklich so passiert ist, können sich die beiden Künstler sehr glücklich schätzen, so etwas gemeinsam erlebt zu haben.

 

By roh

Über den Wolken ist der Sturm bloß ein Blau ...
Über den Wolken ist der Sturm bloß ein Blau …

Gestern Abend heile in Hamburg gelandet. War immer noch ziemlich windig, habe es nach Ewigkeiten mal wieder erlebt, dass die Passagiere nach der Landung geklatscht haben. War doch allen ein bisschen mulmig zumute. Meine Freundin hatte mir vor Abflug auch noch von einer Maschine erzählt, die einen oder zwei Tage zuvor in Amsterdam landen wollte, es mehrfach erfolglos versuchte und dann wieder nach Spanien zurückflog. Das möchte niemand.

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Kolumbien war jedenfalls eine Erfahrung. Ich darf ja nicht zuviel verraten, aber: tolle Landschaften, tolle Protagonisten, tolles Team. Ich habe mir auch Mühe gegeben, ruhig und besonnen Regie zu führen, und wenn wir improvisieren mussten, stets die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ob es geglückt ist, sieht man hinterher im Schnitt, ich habe aber deswegen keine schlaflosen Nächte. Höchstens wegen der Zeitumstellung. Versuche, den Jetlag zu überlisten. Bin gestern standhaft wach geblieben, dann abends um 11 ins Bett und heute morgen um 08:30 wieder hoch. Bin nun zwar ein bisschen platt, aber vielleicht klappt es ja. Mal sehen.

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Ein tolles Team!

Was hängengeblieben ist, ist die Tatsache, wie gut es uns geht. Wie strukturiert und frei zugleich Deutschland ist (zumindest noch, die AfD raubt mir natürlich den letzten Nerv). Wie gut versorgt wir sind. Das Standard-Essen in alIMG_1401len kolumbianischen Restaurants war Chicken, Beans & Rice. Und als Vorspeise eine Suppe mit z.T. recht grober Fleischbeilage (s. Foto). War aber in Ordnung. Und wie sauber es bei uns ist. Was wiederum kein Wunder ist, der ganze Müll liegt ja auch woanders. Ich war jedenfalls nachträglich sehr stolz auf meinen jüngsten Sohn, weil der sich aktuell sehr für Umwelt- und Klimaschutz engagiert. Das könnte im Alter auch ein Hobby von mir werden. Umweltschutz und irgendeine Art von Entwicklungshilfe. Wobei das ja immer ein zweischneidiges Schwert ist.

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Ein Fußballplatz für 11Freunde-Ästheten

Wir haben z.B. diesmal mit den Kogi gedreht, das ist einer von drei Stämmen in Kolumbien, die man als „indigene Bevölkerung“ bezeichnen könnte. Und die versuchen, ihre Traditionen und die Natur zu schützen, werden aber natürlich auch von der (so genannten) „Zivilisation“ beeinflusst. Deswegen leben sie u.a. in dem Müll, den wir produziert haben. Und verfallen zum Teil den Mechanismen, denen wir längst verfallen sind. Um ihr Leben und ihre Botschaft zu transportieren, haben wir sie besucht. Aber natürlich ist der Besuch eines Kamerateams genau das, was die Nachkommen der Kogi möglicherweise dazu verleitet, ihr ursprüngliches Leben zu hinterfragen. Obwohl das natürlich schade ist. Der Anblick der Kinder, als wir die Drohne haben fliegen lassen, war jedenfalls ein denkwürdiges Erlebnis.

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Gewohnt haben wir übrigens in einem einfachen, aber völlig ausreichenden Hostel in Palmor, wiederum einem interessanten Gebirgsdorf, wo die Bauern der umliegenden Kaffeeplantagen auf Mulis ihre Säcke mit den Bohnen hinbringen. Alles ein bisschen rudimentär, aber der offene Wohn- und Essbereich des Hostels war sehr inspirierend für meine Resthof-Pläne! Aber, keine Sorge, ich kaufe mir keine Papageien. Obwohl, …

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Ansonsten waren wir auf einer Kaffeeplantage im Hochgebirge, ziemlich Off-Road-mäßig mit den Autos unterwegs (jaja, auch ein zweifelhaftes Vergnügen) und was bei allem Stress doch auch wieder schön war, war einfach das kreative Arbeiten mit dem Kamerateam. So ein Abenteuer in der Ferne schweißt zusammen, das ist einfach so – sicher eine der schönsten Seiten meines Jobs. Und jetzt bin ich wieder hier. Gestern in bezaubernder Weise von meiner Liebsten abgeholt und empfangen worden – und gleich geht´s zum Training! Wetter ist zwar scheiße, aber der Sturm macht Pause. Zum Glück, dachte schon der Platz wäre gesperrt. Die Jungs freuen sich auch – UND sind lustig …

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Work and travel

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Vier Uhr morgens am Flughafen.  Die Pflicht ruft. Kolumbien. Bin gespannt, nervös, freue mich aber auch auf ein Land, das ich noch nicht kenne. Wäre natürlich toll, sowas mit mehr Muße und im Idealfall sogar mit meiner Partnerin zu machen. Vor allem, wenn man jetzt dahin fährt, um Menschen zu porträtieren, die genau das machen: so ein Land gemeinsam und in Ruhe bereisen. Ich versuche, von unterwegs ein paar Eindrücke zu schildern. Muss jetzt los.