Erste Schritte

Ihr werdet es vermutlich genausowenig mitbekommen haben wie ich, aber die Yellow Press rätselt gerade, ob Brad Pitt und das deutsche Model Nicole Poturalski ein Paar sind. Ist ja eigentlich auch egal. Es ist nur ein bisschen lustig, weil ich damals für Spiegel TV auf der Fashion Week gedreht habe, als Nicole ihre erste große Show gelaufen ist. Wir haben sie quasi bei ihren ersten Schritten begleitet. Guido Maria Kretschmer hatte – so weit ich weiß – damals übrigens auch seinen ersten größeren TV-Auftritt bei mir. Die Kollegen haben das Stück aus gegebenem Anlass offenbar nochmal aus dem Archiv geholt. Nette Protagonisten, nettes Team, netter Film. Könnt ihr ja mal schauen, ist aber auch kein Muss …

Er folg(t)

Pah, nichts ist so schnell vergessen wie der Erfolg von gestern. Haben die große Terra X-Reihe noch nicht richtig vom Tisch, da liegen schon die nächsten Aufgaben da. Verdammt schnelllebig, dieses Fernsehgeschäft (und an diese 3 „l“ werde ich mich NIE gewöhnen). Nee, ist alles gut, man muss nur ein bisschen auf sich aufpassen, weil es sonst keiner tut. Jetzt auch noch diese komische Herbststimmung – zum Glück ist nachher Fußballtraining …

Grauuuuu
Grauuuuu

Habe mir bei allem Stress vorgenommen, in der verbleibenden Freizeit demnächst mal wieder an mein Manuskript zu gehen. Habe es ein paar Wochen ruhen lassen, die nächste (und letzte) Arbeitsrunde kann kommen, das Feedback der Testleser war in jedem Falle motivierend.

Die kritischsten Anmerkungen kamen von meinem alten Berliner Freund Gian-Philip Andreas, ein super Lektor, schreibt tolle Filmkritiken usw. und macht das immer ganz clever. Er sagt dann, er nehme jetzt mal die Rolle des Advocatus Diaboli ein, mit anderen Worten: Besser, ich haue Dir das jetzt um die Ohren als später ein Kritiker. Recht hat er ja, und außerdem findet er in seinen Anmerkungen immer noch einen lustigen Ton, so dass man eher lachen muss, als dass man sich ärgert.

Hand Ejector
Aus dem Zusammenhang gerissen, liest es sich wirklich merkwürdig …

Diese schlichte Nein oben am rechten Rand, herrlich. Ich kenne ihn aber auch schon wirklich lange. Eigentlich ewig. Wir sind zusammen zur Schule gegangen, sind zusammen konfirmiert worden, hatten denselben Trommellehrer, und wir haben tatsächlich schon sehr früh zusammengearbeitet. Meistens habe ich ihn engagiert, als Kameramann für Preußen Münster (für die ich als Student gearbeitet habe, unter Carsten Cramer, jetzt Marketingchef bei Borussia Dortmund) oder als fiktiven Interviewpartner für meine bekloppte Radioshow „On the Rocks“ im Offen Kanal Münster, und viel später als Schauspieler, wenn ich Themenbilder für meine Dokus inszenieren musste. Ein Highlight sind unsere Aufnahmen, die wir damals für „Das Böse“ gemacht haben. Hab ihn damals selbst geschminkt, das war echt Low Budget, aber wir verwenden diese tollen Bilder (Kameramann: Olli Gurr) immer mal wieder. Für unsere ARTE-Doku, die meine Frau realisiert hat (läuft am 26.09.), habe ich sie auch nochmal an ein paar Stellen bemüht. Das führt dann dazu, dass man plötzlich im Internet die verrücktesten Ankündigungen findet. Keine Ahnung, wo das herkommt …

gpa

Und wenn sich die Dinge dann so verselbständigen, dann kann mann schon das Gefühl kriegen, das es zwei kleine Jungs aus der westfälischen Provinz irgendwie in die große, weite … äh … was-auch-immer geschafft haben ;-)

Top(f)form

Was für ein Wochenende! War gestern noch ganz beseelt, deswegen erscheint heute erst der kurze Rückblick auf ein paar ereignisreiche Tage.

Meine Frau (immer noch ein bisschen „neu“, aber gut) und ich waren am Wochenende bei meiner Mutter zu Besuch. Mein Vater und meine ältere (Halb)Schwester waren auch da. Wir haben im großen Stil Sträucher geschnitten, den Holzschuppen winterfest gemacht und Holz gestapelt. War der letzte schöne Tag, und tatsächlich sind wir ziemlich ins Schwitzen gekommen. Diese ganzen Äste aufsammeln und aufladen ist, ehrlich gesagt, ätzend. Ich hasse das. Eine Arbeit für jemanden, der, wie mein Vater sagen würde, „Vater und Mutter erschlagen hat“, aber die liefen da ja beide herum, also konnte das nicht der Grund für die Strafarbeit sein. Naja, hab es dann durchgezogen, und Mutter war happy. Dafür durfte ich dann nachmittags mit meiner (Halb)Schwester – das (Halb) setze ich nur dazu, damit man bei den ganzen Schwestern nicht durcheinanderkommt – den Holzschuppen reparieren, das war lustig und hat es wieder aufgewogen. Im nächsten Leben werde ich Zimmermann.

Übernachtet haben wir bei meiner kleinen Schwester, das war auch sehr schön. Waren Samstag spätabends noch in der Flensburger Förde am Strand. Da leuchtet im Moment das Wasser, wenn man da reingeht und es ein bisschen aufwirbelt. Als wenn da viele kleine Glühwürmchen schwimmen würden, interessantes Naturphänomen. Als Höhepunkt des Ganzen hatte meine Mutter für Sonntag die ganzen (noch lebenden) Geschwister meines Vaters zum Kaffee eingeladen. Coronasicher natürlich, mit ganz viel Abstand. Sie sind auch alle gekommen, und da ist mir nochmal aufgefallen, wie lange ich meine Tanten z. T. nicht gesehen habe. Jedenfalls war das eine ganz tolle Idee. Das Leben ist so kurz, und man verbringt einfach immer zu wenig Zeit mit seiner Familie, denn gerade, wenn alles wieder eingespielt und so ein bisschen wie früher ist, muss man schon wieder los.

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Sind nämlich dann spätnachmittags schnell nach Hause. Mein jüngster Sohn hatte sich spontan angemeldet, zum Champions League-Finale gucken. Und was war das für ein Spiel. Auf Messers Schneide, mit einem überragenden Manuel Neuer. Thomas Tuchel, der Trainer von Paris, sagte später, es sei fast „Wettbewerbsverzerrung“ gewesen, Manuel sei „zum falschesten Zeitpunkt in Topform“ gewesen. Was für ein episches Kompliment! Thiago war der zweite Man of the Match. Eine Schande, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach zu Liverpool wechselt. Aber auch das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, weil er damit beim Erzrivalen von Man City landen würde, dem Club seines einstigen „Förderers“ Pep Guardiola, der ihn damals von Barcelona mit zum FC Bayern brachte. Pikant. Naja, war auf jeden Fall ein bisschen gerührt von den Reaktionen der Spieler nach dem Match. Das sind auch alles keine Roboter, und Corona hat bei uns allen bis heute Spuren hinterlassen. Auch wenn es teilweise Unverständnis und verschiedene Meinungen dazu gibt, wie auch unser Familientreffen wieder gezeigt hat.

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Zu guter Letzt lief im Vorprogramm des Finales noch die dritte Folge unserer Terra X-Reihe „Abenteuer Freiheit“. Mein Kollege Andreas Sawall hat trotz Corona einen ganz tollen Film gebaut, zum Glück konnte ich ihm mit meinem Kolumbien-Material ganz gut helfen, ziemlich viel davon ist im Film gelandet. Das freut einen natürlich, wenn sich die anstrengende Arbeit auszahlt. Wir konnten die Quote auch nochmal steigern. Über 16% Marktanteil, über 4 Millionen Zuschauer. Das ist Spitze.

Folge 3

Wer den Film noch nicht gesehen hat, kann das in der ZDF Mediathek nachholen:

Reichweite

top10

Am Sonntagabend lief die zweite Folge der Terra X Reihe „Abenteuer Freiheit“ im ZDF. Es war die Folge, für die ich maßgeblich verantwortlich war. Alles gut gelaufen: Super-Quote, 15,3% (das entspricht ca. 3,5 Millionen Zuschauer, der Film war in den Top10 der meistgesehenen Sendungen des Tages), ein großer, begleitender Artikel auf SPON und insgesamt sehr gutes Feedback – bis auf die üblichen Facebook-Nörgler, die meckern, Offroader zerstörten die Natur. Aber ich kann diese kritischen Stimmen sogar verstehen, auch wenn ich weiß, dass gerade die Protagonisten dieser Folge, Jonas & Ellen, eher Umwelt-Schützer sind. Egal.

Die nächsten Projekte warten schon, trotzdem bleibt ein bisschen Zeit, sich mal kurz zu sammeln und ein bisschen quer zu denken. Habe mir gestern eine alte Dokumentation über Alexander Kluge angeschaut. Würde gerne eine Doku über ihn zu seinem 90. Geburtstag machen, seine „Schöpfungsgeschichte“ ist wirklich interessant. Er ist ja eigentlich ein gelernter Jurist (das verbindet ihn im Übrigen mit Ferdinand von Schirach), dann der Einfluss von Adorno, der ihm angeblich sagte, er solle lieber Filme machen, Bücher müsse nach Proust niemand mehr schreiben. Es war eine spannende Zeit in den Sechzigern, als der neue, deutsche Film entstand. Der Einfluss, den Godard hatte. Als die jungen Regisseure erkannten, dass Spielfilme nicht immer wie in Hollywood produziert werden mussten, sondern auch guerillamäßig funktionieren und trotzdem erfolgreich sein konnten. Die erste Schauspielerin, die mit Kluge arbeitete, war seine Schwester Alexandra. Kein Scherz. Für „Abschied von gestern“ hagelte es Preise, auch für sie, aber sie hörte nach diesem ersten Film gleich wieder auf mit der Schauspielerei und wurde lieber Ärztin (wie ihr Vater). Nebengeschichte. Dann der Kollektivfilm „Deutschland im Herbst“, später Kluges Kooperationen mit Helge Schneider. Habermas sagt in dieser Doku (von Angelika Wittlich) über Kluge, er sei der „unzynischste Mensch“, und das sehe ich auch so, ohne es beurteilen zu können. Habe nur einmal mit ihm telefoniert. Aber er erscheint immer so höflich, wahrscheinlich ist er es auch. Habermas sagte allerdings auch, Kluge sei als junger Mann noch etwas neurotisch gewesen, der Erfolg seines Schaffens habe ihn natürlich auch als Mensch ruhiger und sicherer gemacht. Dazu passt dieses wunderbare Foto von Kluge und Adorno, was im Film kurz auftaucht …

Kluger Adorno

Habe vor ein paar Tagen dieses wunderbare Video gefunden. Also, ja, ich glaube, Roger Waters ist – anders als Kluge – auch gerne mal edgy oder unbequem, aber dieser Song ist schon toll und seine (dessen?) Neu-Interpretation ebenfalls. Bitte checkt mal meine Lieblingsstelle bei 01:58, Waters abschätziger Blick nach der Zeile: Mother, should I trust the Government?

Politik ist gerade kein leichtes Thema, wenn man nach Amerika oder Weißrussland schaut. Und da sind wir noch nicht einmal bei den „normalen“ wirtschaftlichen Krisen, die sich coronabedingt gerade mehr oder weniger überall abspielen. Die Schauspielerin Sharon Stone hat vor ein paar Tagen ihre Landsleute dazu aufgerufen, bei der nächsten Wahl Frauen zu wählen, weil alle Länder, die mit Corona einigermaßen klarkommen, von Frauen geführt würden. Ich habe ihre These nicht überprüft, aber mein Gefühl sagt mir auch, wir können uns glücklich schätzen, unter diesen Bedingungen in diesem Land zu leben.

Hoffen wir, dass das so bleibt.

In spiration

Es fällt schwer, in diesen Tagen über schöne Dinge zu schreiben. Weil so viele schreckliche Dinge passieren, die uns fassungslos machen. Die Explosion in Beirut, die die Zutaten und das Wesen einer Bombe in sich vereinte, dazu die globale Dauerkrise, aus der erst jetzt oder immer noch und immer mal wieder heraussickert, wer alles betroffen ist und Hilfe benötigt.

Design: Christoph Niemann, Screenshot by me!
Design: Christoph Niemann, Screenshot by me!

Vielleicht muss man gerade deswegen über schöne Dinge sprechen. Damit die Verzweiflung nicht die Oberhand gewinnt. Schaue gerade zu Recherchezwecken auf Netflix die Designserie Abstract. Schon die erste Folge Christoph Niemann hat mich echt begeistert. Tolles Format, das dem Kunst-Gegenstand tatsächlich auch formal gerecht wird, das ist ja gerade bei dieser Art Dokus absolut nicht selbstverständlich. Aber wie die Arbeit des Künstlers hier Teil des Screen-Designs wird, bzw. wie der Künstler immer wieder „ins Bild“ läuft, das macht echt Spaß. Also, ja, es hat auch Eskapismus-Potential, aber das war mit den schönen Künsten in Wahrheit ja nie anders. Wahrscheinlich gibt es sie überhaupt deswegen.

Mich inspirieren solche Dokus jedenfalls. Ich möchte dann, frei nach Beuys, selbst gleich zum Künstler werden, irgendwas verunstalten, was Kleines, Buntes, Wildes. Und man muss bei allem Kulturpessimismus betonen, dass Netflix eben auch solche Formate entwickelt.

Ich parke mein Gefühl
für Dich
an dem alten Treffpunkt
unserer Seelen

in der Suppe
ein grünes H
auf gelbem Grund

aus demselben Grund

komm und hol es Dir
ab und zu
die Tür
der Motor
dreht endlos Pirouetten

die Schlaglöcher
auf dem Weg dahin
sind nichts
außer

Schikane

Anders gesagt

Wenn die dicke taz vom Wochenende am Montag immer noch hier im Büro herumliegt, lese ich sie gerne in der Mittagspause, weil da so schön viele weiche und abseitigere Themen verhandelt werden. Und selbst, wenn man es nicht schafft, alle Artikel zu lesen, gibt einem der Überblick das gute Gefühl, tatsächlich eine Art Überblick zu behalten.

Wir kriegen in Deutschland die Kinderarmut nicht in den Griff.
In Hamburg protestieren Prostituierte dafür, wieder ihrer Arbeit nachgehen zu dürfen; ihr Claim: Der Staat fickt uns, aber er zahlt nicht!
Die Uni-Hildesheim bietet ab kommendem Semester ein Studium der „Digitalen Sozialwissenschaften“ an.
Deutsche Bauern entwickeln Strategien gegen die Dürre.
In New York können ein Viertel(!) der Menschen ihre Miete nicht mehr voll bezahlen.
Deutsche Häftlinge sind gesundheitlich unterversorgt.
Es gibt Kulturgeografen!?

Ich glaube, es ist der Mix aus großen und kleinen Themen, der mich in der Waage hält. Oder, anders gesagt: Dürre und Kinderarmut sind für mich emotional überhaupt erst zu verarbeiten, wenn ich weiß, dass sich in London eine Aktivistin für die Rechte hyperandrogener SportlerInnen einsetzt.

Mir graut jetzt schon davor, wenn es die taz bald nicht mehr in Papierform gibt. Wenn ich Geld hätte, würde ich als Sponsor eintreten. Habe am Freitagabend auf dem Nachhauseweg ein ganz interessantes Stück im Deutschlandfunk gehört, über die Zukunft der Medien: deutschlandfunk (Ihr müsst in der oberen Leiste über die Mediathek, 31.07., 19:15, Auf den Punkt)

Das Problem ist ja, dass die Leute sich seit Jahren schwertun, für journalistische Medienangebote zu bezahlen. Oder, andersherum, die Medien sich schwertun, ein funktionierendes Bezahlsystem vor allem für ihre digitalen Angebote im Netz zu etablieren. Weil da natürlich auch ganz viel (Mist) umsonst angeboten wird. Das ist ein Problem für Medienhäuser, die nach wie vor versuchen, sorgfältig, professionell und nach journalistischen Maßstäben zu arbeiten. Denn dieses System fußte bislang auf Werbeeinnahmen, und es kollabiert, sobald die Werbeeinnahmen wegbrechen. In einer Demokratie sind journalistische Unabhängigkeit und Meinungsvielfalt zwar nicht überlebenswichtig, aber durchaus systemrelevant. Deswegen kann das Medien-Problem schnell zu einem gesellschaftlichen Problem werden. Wie aber kann eine Lösung aussehen? Lutz Hachmeister meinte in diesem Zusammenhang, er könne sich vorstellen, dass bald wieder Mäzene ganz gezielt bestimmte Medien finanziell unterstützen, um sie zu bewahren. Ähnlich wie in der Kunst, also, hat es in der Geschichte übrigens schon gegeben. Blöd nur, wenn diese reichen Menschen nicht an Demokratie interessiert, sondern selber Machtmenschen sind.

Gut, zum Mäzen wird es bei mir in diesem Leben vermutlich nicht mehr reichen. Im Gegenteil, ich bräuchte ja eigentlich selbst ein Schreibstipendium. Vielleicht unterstütze ich aber den Suhrkamp-Verlag und kaufe mir Siegfried Unselds „Reiseberichte“. Klingt spannend.

Ansonsten? War ich am Wochenende zu einem kleinen, coronasicheren Geburtstagskaffee bei meiner Mutter. Weil aktuell die B205 gesperrt ist, fahre ich jedesmal anders, um von der A21 rüber zur A7 zu kommen. Das ist ganz schön, weil ich ja ohnehin jemand bin, der gerne mal links und rechts vom Wege abkommt. Hab diesmal einen Stopp auf der Klosterinsel Bordesholm gemacht. Bereits in meinem Debütroman Jugendstil ist ja die Rede vom „Bordesholmer Altar“, im Schleswiger Dom, und ich wollte immer schon mal gucken, was es mit diesem Örtchen eigentlich auf sich hat. War jedenfalls ganz beschaulich. Gucke ich mit meiner Frau bestimmt nochmal in Ruhe an.

Vielleicht liegt es daran, dass ich in den letzten Jahren so viel im Ausland war, aber die Aussicht, in nächster Zeit Urlaub im Harz, am Westensee oder im Schwarzwald zu machen, empfinde ich nicht als sonderlich düster.

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