Über Mehrjähriges und Steinzeitiges

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Heute Morgen habe ich echt gestaunt. Die Terrasse ist explodiert. Und dass, obwohl die meisten Blumen alt sind, also mehrjährig, und es noch nicht einmal Mai ist. Es ist aber natürlich auch ziemlich warm gewesen die letzten Tage, man muss ja fast jeden Tag gießen. Steht ja auch in der Zeitung, dass die große Dürre bevorsteht. Oh, schöner Bilderwitz – die große Dürre, und dann eine hochgewachsene, schlaksige Frau …

IMG_9494 IMG_9493 IMG_9492 … wie in dem Metzgerwitz (Ich hätte gerne 1oo Gramm Leberwurst, aber von der groben Fetten – Die hat heute Berufsschule) … egal, nicht lustig. Apropos Metzger, bin auf dem Weg zur Arbeit an einem Edeka-Plakat vorbeigefahren, auf dem ein Burger abgebildet war und darunter: #ehrenburger. Fand ich eigentlich ganz clever, habe aber eben gesehen, dass der Hashtag bei Instagram ein alter Hut ist. Da ist mal wieder was mit Verspätung aus der neuen in die alte Welt transferiert worden. Medien, ohnehin ein interessantes Thema. Im Moment wird viel über neue Formate und neuen Content für unterwegs, d.h. für mobile Endgeräte nachgedacht. Also qualitativ hochwertige Inhalte, die die Themen oder Geschichten nicht mehr in 90 oder 45, sondern in 10-15 Minuten abhandeln. Sehr spannend, da geht noch was.

Ganz stolz sind sie darauf bei prosex ...
Ganz stolz sind sie darauf bei prosex, wie die Homepage beweist …

Im Moment leben wir, was das betrifft, echt in einer Phase des Umbruchs. Das sieht man an Formaten wie GNTM. Wir gucken das jetzt donnerstags einigermaßen regelmäßig als Familie, und die gestrige Folge hat mal wieder bewiesen, wie frauenfeindlich das Ganze ist, als Paris Hilton, mit einem Rohr bewaffnet, weißes Zeug auf die Models gespritzt hat. Das ist bei stern.de und welt.de auch ganz lustig kommentiert worden, ist es ja auch, ich frage mich nur, warum sich darüber niemand beschwert. Also, so gar nicht!? Warum es niemanden aufregt!? Ich meine, gerade Models berichten immer wieder über metoo-mäßige Vorfälle, wie kann man dann so ein Shooting inszenieren? Klar, mit Paris Hiltons Vorgeschichte … ich verstehe das schon, es nervt mich nur ein bisschen, dass darüber nur gelacht wird. Das sind Steinzeit-Inhalte auf modernen Kanälen. Ich meine, ich gucke es ja auch, hmmmm …, nur aus Zuneigung? Oder rege ich mich gerne auf? Ich weiß es nicht. Trotzdem: Über jeden (vermeintlichen) Elfer wird tagelang deutschlandweit debattiert – und hier? Dass sich da der Presserat so gar nicht zu äußert, wundert mich schon.

Ich mache mich demnächst auf die Suche nach einer kleinen Landscholle, mit einem artesischen Brunnen und Obstbaumbestand und ohne Antenne – dann bin ich sicher.

Bibliophilosophische Betrachtungen

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Der Arbeitstag nahm heute, nach einer relativ tief gehenden Betriebsversammlung zum Auftakt, im Laufe des Nachmittags noch eine nette Wendung. Ich bin für das „geheime Rom“ nämlich auf der Suche nach einem bestimmten Buch von Golo Maurer über die Preußen am Kapitol, und wir haben für diese Zwecke eine Bibliothek, wo nette und kompetente KollegenInnen sitzen und diese Buch- oder Filmwünsche bearbeiten.

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Aber dieses eine Buch war nicht zu kriegen. Der Kollege teilte mir jedoch mit, ein Exemplar stehe in der Bibliothek des Museums für Kunst und Gewerbe, könne aber nicht ausgeliehen werden. Und wie man das da einsehen könne, wisse er auch nicht genau. Habe dann selbst herausgefunden, dass die einen online-Katalog auf der Seite haben, habe mir das Buch dort rausgesucht, die Daten ausgedruckt, bin eben rüber gestiefelt, konnte dort direkt ins Buch reinschauen und noch Kopien machen lassen. Und, ja, die Kollegen da waren etwas gesetzt, aber sehr freundlich und äußerst hilfsbereit. War auf jeden Fall ein netter und erfolgreicher Ausflug. Erinnerte mich plötzlich auch daran – und das hat vielleicht damit zu tun, dass ich am Wochenende wieder Unikram in den Händen hatte – dass die Besuche in der großen Universitäts-, aber mehr noch in den kleineren Institutsbibliotheken damals das war, was mir im Studium mit am meisten Spaß gemacht hat. Ich liebe einfach die Aura von alten Büchern. Klar, es kommt ein bisschen darauf an, was drin steht, aber Bücher sind so friedlich und geduldig. Zumindest machen sie den Eindruck. Obwohl sie auf der anderen Seite so eine Macht haben. Eine Wirkung, im Guten und im Schlechten. Obwohl es natürlich die Autoren sind, die diese Wirkung erzielen. Im Prinzip sind Bücher wie schlafende Hunde. Wenn ich nicht Angst haben müsste, gebissen oder eingeschläfert zu werden, könnte ich auch als Bibliothekar arbeiten.

Yps, die Pannenshow

Bin Ostermontag mal eben in die Zeitmaschine gestiegen. Was für ein Trip in die Kindheit/Jugend. Musste zwangsweise entrümpeln, hab ich auch, ungefähr zehn Ordner mit Unikram weggeschmissen.

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Aber einiges musste ich doch behalten, bin dabei nämlich auf ein paar echte Schätze gestoßen. Nur so viel vorab: Meine beiden Söhne, die netterweise geholfen haben, haben sich weggeschmissen.

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Zum Beispiel über meine bemalten Aktenordner, wo ich doch immer Ordnung und Reinlichkeit predige … wobei geordnet bin ich ja. SEHR sogar. Habe nämlich auch einen Ordner mit Skurrilitäten wiedergefunden. Ja, ich muss irgendwann schon mal viel Zeit gehabt haben, anders ist das nicht zu erklären. Fast ein bisschen manisch. Aber auch: Was für ein Glück! Oder? Egal, es fanden sich darin u. a. sich ein Autogramm von Kalle Rummenigge aus dem Jahre 1981. Die Karte dazu hab ich selbst bemalt. Mein Vater hatte sie damals heimlich zum FC Bayern geschickt (zu Händen von Herrn Hoeneß) und mir dann später unter den Weihnachtsbaum gelegt.

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Aber es wird noch besser. Offenbar habe ich als 9-Jähriger mal der Zeitschrift YPS ein Agenten-Gimmick vorgeschlagen: den Schieß-Kugelschreiber. Ich meine sogar, mit Konstruktionszeichnung(!). Jedenfalls schrieben sie damals zurück: Danke, aber nein, aber Danke, ganz nett eigentlich.

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Knapp zwei Jahre später entdeckte ich dann bei uns im Supermarkt ein neues YPS-Detektiv-Heft. Das Gimmick? Richtig: der Schieß-Kugelschreiber. Na, da war aber was los. Achterbahn im Kopf. Ich habe denen dann nochmal geschrieben: Hatten die YPS-Erfinder meine Idee geklaut? Ich wollte es nur wissen. Ich hätte es auch keinem verraten, habe ich so geschrieben (Und sogar Rückporto beigelegt. WTF?). Am besten ist aber die verschwörerische Unterschrift: Super-Special Detektiv, Super-Geheim-Special Agent.

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Super, Junge! Zu meiner Verteidigung: Ich war 11. Bin seitdem auch (etwas) gereift, wie mein Musiktipp zum Wochenanfang hoffentlich beweist:

Alles kaputt

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Wenn sich Dein Ziehsohn in dieser Form heimlich auf dem Einkaufszettel verewigt, weißt du, du hast nicht alles falsch gemacht. Dieser lustige Frechdachs. Dabei bin ich gar nicht kaputt. Gut, der kleine Zeh ist gebrochen, meine Augen tränen ständig im Büro, ich hab innere Hitze und schlechte Cholesterin-Werte, aber kaputt???

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Ich kann Euch sagen, was wirklich kaputt ist. Alle drei Lichterketten, die ich in den letzten zwei Jahren für die Terrasse gekauft habe. Obwohl die angeblich outdoor-tauglich sind. Das geht mir wirklich auf den Sack und auch auf die Gefahr hin, dass ich klinge, wie mein Vater: Der Mensch fliegt zum Mond und baut Schiffe, auf denen Flugzeuge landen können, aber eine verdammte Lichterkette zu produzieren, die man problemlos 10 Jahre draußen hängen lassen kann und trotzdem funktioniert, keine Chance. Und dabei geht es mir nicht mal (nur) um die 50 Euro, das ist schlimm genug, aber dieser sinnlose Müll, das ist echt ätzend. Eine Schande, dass alle Baumärkte so einen Schrott im Sortiment haben. Wenn ich gar nix zu tun hätte, würde ich ein kleines mobiles Hochbeet auf Rädern für Stadtbalkone entwickeln. In schöner Holz-Optik, mit implementierter, witterungsbeständiger Lichterkette.

 

Son Tag wie heute

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Wer will schon die Profis von St. Pauli sehen? – Hatte heute mal wieder eine ganz spontane Idee. Keine Kinder, keine Freundin, keine Termine, bin also in die Randbezirke Hamburgs Richtung Elbdeich gefahren und habe mir das Spitzenspiel unserer Seniorenstaffel angeschaut: ETSV gegen Glinde. Was für ein Genuss. Also, nicht das Gekicke, das wird in zunehmendem Alter einfach nicht besser, aber der Rest. Das Drumherum. Alles friedlich, kaum Regen, und in der Halbzeit eine gute alte Bratwurst. Nichts für meine Cholesterinwerte, aber für die Seele.

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Beim Fußballschauen ist mir wieder eine Sache aufgefallen: Ja, es ist auch ein Platz für zivile Aggressionen, aber noch mehr für Sportsgeist und Fairplay. Wie oft sich in den 70 Minuten zwei erwachsene, männliche Kontrahenten die Hände geschüttelt haben, einfach toll. Selbst die Diskussionen mit dem Schiedsrichter verliefen respektvoll und freundlich. Obwohl es auf dem Papier um den Platz an der Spitze ging (um den wir, nebenbei bemerkt, auch immer noch mitkämpfen).

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Zu Hause geht es gerade genauso idyllisch weiter. Die faulen Kater schlafen, die Supermarkt-Blumen, die ich gestern gepflanzt habe, tun so, als wären sie was ganz Besonderes. Das alles rührt mein Herz.

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Seit 15:30 Uhr drücke ich meinen bescheuerten, arroganten Bayern die Daumen. Merke, dass ich immer noch der Niederlage gegen Liverpool hinterher trauere. Das sind aber wahrlich alles nur Luxusprobleme. Habe heute auf dem Nachhauseweg überlegt, noch einen Abstecher in die KZ-Gedenkstätte Neuengamme zu machen, doch das nehme ich mir mal für einen der nächsten Sonntage vor. Das sollte man in Ruhe machen und vielleicht auch mit den Jungs. Man kann nur dankbar sein für jeden Tag, den man in Friedenszeiten verlieben darf (Anm.: spreche den Text, wenn ich unterwegs bin, immer in mein Smartphone, und an der Stelle hat die Spracherkennung aus „verleben“ ein „verlieben“ gemacht, egal, das kann man mal so stehen lassen).

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Bin stattdessen noch ein bisschen an der doofe Elbe spazieren gegangen (jetzt ist es aber genug, Spracherkennung). Am olympischen Ruderstützpunkt diese interessante Brücke gesehen, der Mittelteil liegt auf Rollen und kann bei Bedarf einfach übers Wasser geschoben werden, um die Lücke zuschließen. Das ist doch genial. Warum besinnen sich die Menschen nicht immer darauf, etwas Gutes aus ihren Möglichkeiten zu machen? Das mechanische Prinzip ist ja beinahe antik, da hätten auch schon die alten Ägypter drauf kommen können. Vielleicht sind die alten Sachen manchmal doch die besten. Habe das gestern wieder gedacht, als ich Kartoffeln gekocht habe. Die waren allerdings neu.

Zuletzt noch ein Mini-Abstecher an der evangelisch-lutherischen Dreieinigkeitskirche in Allermöhe. Dort ein paar Beobachtungen gemacht: Warum eigentlich immer Stiefmütterchen? Auf dem Friedhof natürlich das große Thema: Tod, aber nicht nur auf natürliche Weise, sondern auch in Gedenken an die Weltkriege.

IMG_9384IMG_9386IMG_9380Genau das meine ich, wenn ich sage, Friedenszeiten sind das Paradies auf Erden. Man vergisst bei dem historisch-theoretischen Diskurs manchmal, was ein großer Krieg mit einem kleinen Dorf macht. Er rottet es aus!

Unter einem Grabstein, den ich aus Datenschutzgründen nicht zeige, liegt offenbar ein Paar. Er: geboren 1910, sie: 1919. Er: gestorben im Oktober 1944, sie 2008. Angenommen, die beiden waren ein Paar, dann werden sie frühestens 1937 oder 1938 geheiratet haben, die Frau muss damals jedenfalls noch sehr jung gewesen sein. Und als er einberufen wurde, können sie höchstens ein paar Jahre verheiratet gewesen sein. Das heißt, die Frau hat fast ihr ganzes Leben als Witwe gelebt. Das ist so schrecklich, dass man dafür eigentlich kaum Worte findet.

Kurz bevor ich wieder zu Hause war, bin ich noch in Jenfeld einer freien Tankstelle vorbeigefahren. Dort hatte ein 15-Jähriger große Probleme sein BMX-Rad aufzupumpen, weil das Ventil abgeknickt war. Er hat mich sehr nett gefragt, ob ich ihm helfen könne, und ich konnte ihm helfen. Hatte zufällig ein bisschen Werkzeug dabei und gemeinsam haben wir es hinbekommen. Genauso freundlich und sogar etwas erleichtert hat er sich anschließend bei mir bedankt. Ich war auch froh, ihm helfen zu können, das war wirklich ein sehr nettes, überraschendes Erlebnis.

Auch der Abschluss des Tages nachher wird sich sehen lassen können: Dortmund-Tatort an der Seite meiner Liebsten. Aylin Tezel, die ich sehr schätze, hatte gestern Abend schon einen großen Auftritt in „Die Informantin“. Klasse Buch, klasse Film.

Ansonsten? Habe ich gestern meine Gedichte-Sammlung weiter auf Vordermann gebracht. Das macht Spaß, da durchzupflügen und alle Zeilen, die sich in sich verrannt haben, in die Kabine zu schicken. Ja, möglicherweise befasse ich mich zu viel mit Fußball. Aber besser als Jagdgewehre zu sammeln oder exotische Tiere.

Intensely

Hab mich immer gefragt, wie das Atelier eines Aktionskünstlers aussieht.
Hab mich immer gefragt, wie das Atelier eines Aktionskünstlers aussieht.

Alles ist Kunst!
Oder?
Nicht!

Es gibt Wörter, die versteht man sofort, ohne deren Bedeutung zu kennen: Intensely, zum Beispiel. Obwohl ich dessen Bedeutung natürlich kenne. Fällt mir gerade so ein, egal – kleiner Tipp für heute? Wenn ihr in England mit einem Mietauto unterwegs seid, checkt mal, ob ihr über mautpflichtige Brücken fahrt. Das ist in England gar nicht so selten und wird zum absoluten Nervkram, wenn ihr Wochen später Post von der Autovermietung bekommt, die erstens eine Bearbeitungsgebühr nehmen, und ihr zweitens den Strafzettel gar nicht mehr bezahlen könnt, weil die städtischen Mautbetreiber längst ein privates Inkassounternehmen eingeschaltet haben. Lese zwar gerade überall, dass die in Deutschland nicht vollstrecken können, aber es ist meganervig. Und das alles wegen 2 Pfund! Warum sind da keine Terminals? Zumindest auf einer Spur, für so blöde Touristen wie mich? Zivilisation at its worst.

Mersey Kopie

Sitze wieder (wenn ich nicht gerade die online-Rechtsberatung vom ADAC checke) über dem geheimen Rom. Habe im Zuge der Katakomben etwas über das frühe Christentum in Rom gelesen und die z. T. sehr, sehr grausigen Methoden der Christenverfolgung. Kaiser Nero ließ die Christen, weil er sie für den großen Brand in der Stadt Rom verantwortlich machte (bis heute gibt es ja die Gerüchte, er war es selbst, um Rom hinterher neu zu erbauen), festnehmen und wie Fackeln anzünden, also tatsächlich zur Beleuchtung seiner grausigen Schauspiele. Unfassbar.

Was ich auch nicht wusste: die Stella-Geschichte (Takis Würger und so, ihr wisst schon) spielte auch in Rom. Hier lebte die „schöne Jüdin“, die zum eigenen Schutz mit den Nazis kollaborierte und ihre Glaubensbrüder und -schwestern verriet. Warum ich dabei an die GNTM-Folge von gestern denken muss, weiß ich auch nicht. Vielleicht, weil Heidi zum Ende der Sendung die Mädchen dazu verpflichtete, ihrerseits, jede für sich und vor versammelter Mannschaft, eine Ausscheidungskandidatin aus der Gruppe zu benennen. Da werden Menschen zu unmoralischem Handeln gezwungen, keine Ahnung, fast so ein bisschen wie beim Standford-Experiment. Man gibt Menschen Macht über andere Menschen, deren Ausmaß sie aber gar nicht begreifen. Meine Freundin und ich fanden das jedenfalls unmöglich, aber der Presserat findet das offenbar alles okay. Ich habe mir jedenfalls sehr gewünscht, dass sich wenigstens ein Mädchen hinstellt und sagt: Bei allem Respekt, das ist menschenverachtend, ich mache da nicht mit. Das wäre ihr bestimmt hoch angerechnet worden, wenn sie es vernünftig begründet hätte.

Ansonsten? Heute Abend Spitzenspiel. Wir gegen Curslack-Neuengamme! Was? Kennt ihr nicht? Ist wie FC Bayern, nur kleiner.

Mit Woch Gespräche

Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit noch eine neue Batterie für den Roller besorgt (siehe Blog von gestern). War zum Glück wieder mit offenen Augen unterwegs, sonst wäre mir dieses zeitgenössische Meisterwerk entgangen. Sollte ich in 20 oder 30 Jahren mal einen nostalgischen Bildband gestalten, der ausdrücken soll, wann wie was schief gelaufen ist – dieses Bild wäre garantiert dabei. Darin ist alles enthalten. Wohnen, Umwelt, Konsum, Automatisierung, ALLES!

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Habe angefangen, ein Drehbuch über das geheime Rom zu schreiben. Ziemlich komplex, von hier aus. Obwohl mir eine Kollegin aus Rom ein paar sehr schöne Geschichten zusammengetragen hat. Aber eine gute Geschichte muss eben auch immer bebildert werden, wenn sie im Fernsehen erzählt werden soll. Und das ist meist die große Schwierigkeit. Oder Herausforderung. Darum beneide ich die Kollegen der schreibenden Zunft mitunter; sie brauchen die Story einfach nur zu schreiben.

Mir fiel dann heute noch ein, dass der Schauspieler Helmut Berger lange in Rom gelebt hat. Bin bei der folgenden Recherche auf ein Interview gestoßen, das – interessanterweise – die Autorin Elfriede Jelinek auf ihrer Homepage verlinkt hat, und zwar nicht nur dieses eine, sondern ziemlich viele. Geführt hat diese Gespräche aber nicht sie, sondern der Journalist André Müller.

Müller hat jahrelang für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften Interviews mit berühmten Persönlichkeiten geführt, war aber auch im Theaterkontext tätig. 2011 ist er an Krebs gestorben, d.h. die Kollegin Jelinek hält die Textsammlung auf ihrer Homepage gewissermaßen in Ehren:

Gute Gespräche

Das ist übrigens ein interessantes Thema: Homepages von Toten, die immer noch am Leben erhalten werden (die Seiten, nicht die … ach, egal). Es gibt so eine auch von einem Münsteraner Künstler, den ich immer sehr geschätzt habe: Axel Schulz oder Schulß, wie er sich zuletzt schrieb. Da kann man immer noch seine Songs hören und sich im Laufe der Nacht bei Überschreiten des Horizontes auch etwas verlieren. Einer meiner absoluten All-time-favourites (musikalisch und textlich) ist übrigens Morgen fangen wir von vorne an, von der Platte Ich lass erst den Fluss vorbei, im Übrigen auch schon ein grandioser Titel. Und noch drei Randnotizen: Einer von Axels Produzenten war Ekki Maas von der Band Erdmöbel. Deren Keyboarder Wolfgang Proppe hat auch auf einer Schulz-Platte gespielt: der roten, mit dem Titel: Du & ich und die und die. Auf derselben Platte trommelt mein alter Schlagzeuglehrer Ben Bönniger. Bis heute inspirierend. Jetzt wisst ihr Bescheid!

http://www.ue-artundweise.de

Viel Spaß beim Stöbern und Hören!

Wenn man stöbern und hören zusammenführt, wird daraus „stören“!

Und? Habe soeben festgestellt, dass es noch einen anderen Musiker gibt, der Ekkehard Maaß heißt, immerhin Träger des Bundesverdienstkreuzes. Die taz berichtete gerade über ihn, weil im Hinterhof seiner Wohnung nun gebaut werden soll. Genau da, wo er 1978 einen für die DDR bedeutenden, literarischen Salon gründete. Was soll uns das sagen?

ALLES ist
endlich
wie

DIN st Tag

Dienstag. Büro. Recherche. Insgesamt nicht viel los. Die Chefs sind alle auf der Messe in Cannes. Gestern Abend war auch noch Hauptstadtparty vom SPIEGEL in Berlin, da schien überhaupt niemand hier in Hamburg zu sein. Egal, ich genieße die Ruhe und zehre, ehrlich gesagt, immer noch ein bisschen vom Wochenende.

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Die Jungs waren da. Habe mit dem Älteren an unserem Roller rumgebastelt, weil er ihn (natürlich) gerne fahren würde, und mit dem Jüngeren Fußball gespielt. Bayern gegen Dortmund haben wir auch zusammen geguckt, diese Tage sind ein großer Schatz, und damit meine ich nicht (nur) das Ergebnis. Ich hätte auf Meisterschaft und Pokal verzichtet, wenn wir dafür das Rückspiel gegen Liverpool offener gestaltet hätten.

Apropos England. Hab am Samstag Post bekommen: einen Strafzettel über 20 Pfund, weil ich bei irgendeiner Brücke, über die wir im März gefahren sind, vorher online hätte Maut bezahlen müssen und – was noch schlimmer ist – 40 Pfund Bearbeitungsgebühr von Europcar, weil sie mir den Strafzettel hinterher schicken mussten. Europcar ist für mich gestorben, vor allem, nachdem ich bei Abholung des Wagens damals wegen irgendwelcher Software-Probleme total lange warten musste. Und jetzt das: 40 Pfund für einen Brief! Aber gut, es ist nur Geld, auch wenn ich davon nicht allzu viel übrig habe. Dafür einen vollen Kühlschrank und ein Dach über dem Kopf. In Berlin fordern Menschen die Enteignung von  Wohnraum. Dazu hätte es nicht kommen müssen, wenn nur die Politik die Zeichen der Zeit früher erkannt hätte. Sehr unerfreulich. Auch solche Versäumnisse schaden letztlich der Demokratie.

Ansonsten? Schaffe ich es noch nicht, mich wieder ans Manuskript zu setzen. Ist noch zu frisch. Habe stattdessen ein bisschen in meiner Gedichtsammlung gelesen und redigiert. Das wiederum hat unerwartet viel Spaß gemacht.

Werde an dieser Stelle öfter mal wieder das eine oder andere posten. Ja, ich hoffe, sie gefallen Euch. Nein, sie sind nicht autobiographisch:

Dein Blick übersetzt
das Schweigen
der Gefühle
die ich nie
verstehen werde
alle sind es nicht
nur die
vor denen ich
mich jederzeit
am meisten fürchte

Beziehungsarbeit ist Turmbau

Fortschritte

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Wir haben so ein kleines Holzregal auf der Terrasse, da lagern wir unsere Pflanzen-Utensilien. An die Seite hab ich vor ein paar Jahren mal so ein kleines Nostalgie-Blechschild geschraubt, ein Werbemotiv der alten „Ost-Afrika-Linie“. Und immer, wenn ich dieses Schild betrachte, denke ich daran, wie mühsam und abenteuerlich das Reisen früher war. Und mit dem Schiff ging es ja schon, aber Goethe ist mit der Kutsche nach Rom, Heine zu Fuß durch den Harz, das waren tatsächlich andere Reiseerlebnisse. Gestern bin ich mit dem Flieger morgens nach Frankfurt (ich wäre lieber Zug gefahren, ging aber nicht) und abends wieder zurück. Da hätte man mit der Kutsche Tage gebraucht, wenn nicht Wochen. Das einzige, was mich beim Fliegen immer beeindruckt, ist der Blick aus dem Fenster. Der ist wirklich eines meiner liebsten Motive geworden.

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Viele Projekte auf dem Tisch im Moment. Gestern für Terra X beim ZDF, heute wieder ums „Geheime Rom“ gekümmert, speziell um die Deutschen auf dem Kapitol, hochinteressant, das ist in der Tat ein Vorteil meines Jobs, man wird für Weiterbildung bezahlt. Am Dienstag hatte ich außerdem einen wunderbaren Termin in der Elbphilharmonie, mit dem Sänger Tareq Nazmi. Wir kennen uns über zwei Ecken, hatten aber die letzten Jahre nichts miteinander zu tun. Ich finde es immer beeindruckend, wenn Menschen ein spezielles Talent haben, das nicht nur ihre Leidenschaft ist, sondern zugleich auch noch ihren Lebensunterhalt sichert. Ein Geschenk. Jedenfalls habe ich paar Aufnahmen gemacht. Super Stimme, super Typ. Vielleicht begleiten wir ihn demnächst auf Tour.

Und selbst für nebenberufliche Projekte bleibt noch ein bisschen Zeit. Gerade heute ging eine neue Podcast-Folge der Alphabeten online und wartet sehnsüchtig darauf, gehört zu werden:

Nur das eigene Schreiben ruht. Hab immer noch kein entscheidendes Feedback von den Agenturen und weiß, ehrlich gesagt, gar nicht so recht, warum. Finde die Grundidee immer noch gut. Aber, tja, wenn man keinen großen Namen hat, ist es schwer. Sebastian Fitzek schreibt dann eben ein Sachbuch über das Leben, gewissermaßen als Nachlass für seine Kinder. Weil er es kann. Dieselbe Idee liegt bei mir seit Jahren auf dem Tisch, allein, es fehlen Zeit und die nötigen Kontakte. Aber gut, dafür bin ich bestimmt der bessere Trommler von uns beiden. Fitzek hat als Jugendlicher auch in einer Band getrommelt, habe ich heute gelesen. Nicht, dass ich ihn kennen würde, aber seitdem ich das weiß, finde ich ihn viel sympathischer …

Apropos dieselbe Idee liegt bei mir seit Jahren auf dem Tisch. Gestern im Taxi ist mir aufgefallen, dass Be alright von Dean Lewis haargenau so klingt wie eine Skizze, die mein Kumpel Gudze und ich vor Jahren mal für Gunter Gabriel komponiert haben. Naja, formaler Erfolg ist bloß … äh, … formal eben. Hauptsache, ich treffe auf dem Platz noch den Ball.

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Ansonsten? Hat mein Elch die 200.000er Marke geknackt. Und ich Esel hab´s verpasst. Ich liebe dieses Auto. Was? Moment, … ja, Amrei, Du hast ihn gefunden. Und erstmal bezahlt! Haha, das ist lustig, da haben wir gleich noch ein Kapitel für mein Sachbuch: der moderne Mann – hat kein Problem damit, sich Geld von seiner Liebsten zu pumpen, wenn die plötzlich Karriere macht. Oha, ich mach mal Schluss, nein, Amrei, nicht mit Dir, mit dem Blogeintrag für heute. Sonst rede ich mich noch um Kopf und Wagen …

Bleibt menschlich!