Pro Du Zen T

Ich lese gerade ein Buch, das mir der Jüngste zum Geburtstag geschenkt hat: Rick Rubin – Genie im Studio, ein Buch, das ich aus mehreren Gründen gerne lese. Zum einen finde ich es interessant, dass man ein Sachbuch schreiben und mit Zitaten und Anekdoten füllen kann, die man sich aus anderen Interviews zusammengesucht hat. Ernsthaft, das ist für mich als TV-Redakteur (irgendwie) eine neue Erkenntnis, dass man für so ein inhaltsreiches Projekt im Prinzip offenbar kein einziges Primär-Interview selbst geführt haben muss. Alles Text-Recherche. Zweitens – und das ist der Hauptgrund – macht es großen Spaß, die Songs und Platten, um deren Entstehungsgeschichte es geht, nach jedem Kapitel mal eben im Bett oder auf der Couch nachzuhören, was mit den Streaming-Diensten heutzutage natürlich supereinfach ist.

Da sind mir manche Platten (z.B. One Hot Minute von den Red Hot Chili Peppers oder auch das gesamte Spätwerk von Johnny Cash) in den letzten Tagen nochmal ganz neu zu Ohren gekommen. Und drittens – und das ist lustig, weil ich gerade von Cash sprach – denke ich, bei aller Bescheidenheit, dass ich auch ein guter Produzent wäre. Ich meine, diese Fähigkeiten, Geschmacksentscheidungen zu treffen, mit denen man leben kann und die vielleicht dennoch den Nerv des Publikums treffen, oder das Große und Ganze im Blick zu behalten, (auch schwierige) Protagonisten zu führen usw., das kenne ich ja auch aus meinem Job,

Und da fiel mir (mal wieder) die kleine Session im alten Chilehaus ein, wo Gunter Gabriel, der „deutsche Johnny Cash“, damals in der SPIEGEL TV-Tonkabine für den NDR-3-Teiler „Der Hafencowboy“ unter den Reglern unseres Tonmeisters Thorsten und meiner musikalischen Anleitung die Titelmelodie einspielte, die ich komponiert hatte. Danach dachte ich wirklich ganz kurz: Okay, JETZT bist du ein richtiger Produzent.

Das Video dazu gibt’s hier:

http://anders-blog.de/?p=7175

Happy Birthday

Tatsächlich jetzt erst der erste Blog-Eintrag im neuen Jahr, obwohl der Monat schon fast rum ist. Aber es herrschte hier so viel echtes Leben im Dezember, dazu ein bisschen digitale Müdigkeit, ein bisschen erschöpfter Schöpferdrang, dass ich mich nicht aufraffen konnte. Und dann wird es natürlich groß, weil ja jeden Tag etwas passiert. Womit anfangen?

Vielleicht damit, dass unser ältester Sohn heute Geburtstag hat. Meine Mutter schickt mir manchmal – wenn sie putzt oder aufräumt oder einfach, wenn es einen Anlass gibt – per Handy alte Fotos, die ihr dann gerade untergekommen sind. Und ich freue mich immer darüber.

Ja, der kleine Kerl auf meinem Arm ist mein Sohn. Und heute ist er fast genauso alt, wie ich es damals auf dem Foto war. Unfassbar. Schön.

Nun steht er auf eigenen Beinen, und die Verantwortung als Vater fühlt sich nicht mehr ganz so groß an, wie man sie empfand, als die Kinder noch klein waren. Das Tolle ist, ich bin immer noch nicht (sooooo) alt. Da sind im Idealfall noch ein paar Jahre, die ich jetzt ein bisschen freier gestalten kann, weil der Junge erstens nicht mehr so schnell aus den neuen Schuhen herauswächst und er sie zweitens jetzt selber kauft. Das ist auch Freiheit.

Happy birthday, Großer!