Keine Experimente!

Ein Drittel habe ich geschafft. Bleiben noch vier Wochen. War heute bei der Gipskontrolle, und der Knöchel wurde auch noch mal geröntgt. Sieht alles ganz okay aus. Wir machen so weiter. Hatte ja bis zum Schluss die leise Befürchtung, dass sie feststellen, sie müssen doch noch operieren. Über kaputte Bänder haben wir noch gar nicht gesprochen. Der Fuß schillert in sämtlichen Farben, wahrscheinlich muss ich danach auch noch zur Physiotherapie, weil der Muskel natürlich verkümmert. Und das vor meiner ersten Saison in der Verbandsliga …

Der ruhende Ball ...
Der ruhende Ball …

War ein paar Tage bei meiner Mutter, weil es bei den Temperaturen in Hamburg nicht auszuhalten war. Außerdem ist es vielleicht gut, wenn sich meine Liebsten die Pflege ein bisschen teilen, bevor sie mit mir wahnsinnig werden. Versuche wirklich, das Beste daraus zu machen. Habe mit meiner Mutter einen kleinen Ausflug an die Ostsee gemacht. Konnte aber natürlich auch nicht an den Strand. Doch der Wind war ganz schön. Ansonsten versuche ich zu lesen und lenke mich mit Fußballgucken ab: Frauen WM und U21. Gut, dass wenigstens das läuft, obwohl es natürlich auch schwerfällt, anderen Menschen beim Fußballspielen zuzuschauen. Mir ist aufgefallen, dass sich bei den paar Spielen, die ich geguckt habe, gleich zwei Spieler am Sprunggelenk verletzt haben. Ist mir vorher nie so aufgefallen, dass der Knöchel bei Fußballern ein neuralgischer Punkt ist. Hatte aber auch sehr wenig Verletzungspech in den letzten 25 Jahren.

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Man muss auf andere Gedanken kommen. Nach der ersten Kontrolle letzte Woche war ich mit meiner Lebensgefährtin kurz in den Deichtorhallen, in der HYPER-Ausstellung. Das war cool. Bin ein Fan von Kunst und von Musik und von Fotos – also für mich war das genau richtig. Sehr inspirierend und auch nicht zu abgehoben.

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Gäbe es ein bedingungsloses Grundeinkommen, würde ich mehr Kunst machen. Ich habe das in mir, ich weiß es. Ich poste ja ab und an meine kleinen Landschaften, die ich in Blumenkästen und -töpfen zaubere. In einer Gartenzeitschrift meiner Mutter war ein Feature über eine Frau, die das beruflich macht: Miniaturgärten …

Naja, aber unterm Strich alles sehr anstrengend. Und natürlich schlägt die Verletzung aufs Gemüt. Eigentlich steht ab morgen der gemeinsame Familienurlaub an, aber ich kann ja nix machen, und der Arzt sagte heute noch mal, ich müsse nach wie vor sehr vorsichtig mit dem Knöchel sein (Wörtlich sagte er: „Keine Experimente!“ Was glaubt er, was ich mache?). Da diese Familienurlaube für uns immer sehr heilig sind, weil das eigentlich die einzige Zeit ist, wo wir alle fünf mal zusammen sind, ist es natürlich doppelt bitter, aber so ist es eben. Hoffe, die Jungs lassen sich trotzdem blicken und leisten ihrem kranken Vater ein bisschen Gesellschaft. Bleibt bloß zu hoffen, dass sie nächstes Jahr auch noch mal Zeit finden, mit uns wegzufahren. Bedeutet für uns vermutlich, dass wir uns ein lohnendes Reiseziel suchen müssen. Das Gute wiederum ist, dass der Knöchel vermutlich wieder verheilt und es jetzt auch nicht das Ende meiner Karriere bedeutet. Auch wenn mein Score!-Hero-Avatar da etwas pessimistischer scheint …

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Ansonsten? Zittert die Welt vor der Unberechenbarkeit Trumps und Angela Merkel einfach so. Hoffe wirklich, es ist nichts Ernstes.

Ausgebremst

Katerstimmung nach Knöchelbruch
Katerstimmung nach Knöchelbruch

Man muss ein bisschen vorsichtig sein, wenn man Begriffe wie „Drama“ oder „Tragödie“ verwendet, aber wenn der Unfallchirurg – eine Woche, bevor dein Familienurlaub beginnt – vor dem Röntgenbild deines rechten Fußes steht und hinter vorgehaltener Hand (Als wenn ich es dann nicht hören würde!) „Ach, du Scheiße …“ murmelt, dann kann man schon mal kurzzeitig die Fassung verlieren.

Hab tatsächlich auch 3 Tage gebraucht, um den Schock zu verdauen. Ausfahrt mit der Mannschaft, Aktiv-Urlaub mit der Familie, kann ich alles jetzt erstmal getrost vergessen. Um es kurz zu machen: Habe mir bei unserem freitäglichen Mittagskick in der Firma den Knöchel gebrochen. Mindestens sechs Wochen Gips. Das war es dann mit meinem Fitnessprogramm für unsere erste Saison in Hamburgs höchster Seniorenliga.

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Megaätzend. Das einzig Gute ist, dass ich mit meinem Fitnessprogramm gerade erst begonnen habe. Ist ja für meine bezaubernde Privatpflegerin so schon fast unmöglich, einmal am Tag eine Bauchfalte für das Mono-Embulex zu formen … jaja, ich weiß, aber was bleibt einem noch außer Galgenhumor? Das Schicksal annehmen? Ich muss ehrlich sagen, ich erkenne noch nicht so richtig den Sinn!? Manchmal sollen einem diese erzwungenen Auszeiten ja irgendwie die Augen öffnen. Hey, mach mal einen Schritt zurück und schaue mit frischem Blick auf dein Leben. Was fällt dir auf? Komme natürlich schon ins Grübeln. Bin aber noch nicht über den Punkt hinaus, wo ich das einfach nur als Bestrafung empfinde. Kackscheißendreck.

Und das Verrückte ist … ich meine, ich spiele wirklich nur ein einziges Handy- oder Computerspiel. Ein einziges, sonst nichts. Mein Sohn hat es mir aufs Handy geladen, und es hat mit Fußball zu tun. Ich spiele einen jungen Nachwuchsfußballprofi namens Anders und mache mit ihm Karriere. Wir haben schon ein paar Höhen und Tiefen über die letzten Saisons miteinander erlebt, aber er war noch nie verletzt. Jetzt wollte ich (hab ja nun Zeit) eine Runde spielen – dreimal dürft ihr raten, was passiert ist (bitte auch den Text dazu lesen):

Und es ist auch der rechte Fuß
Und es ist auch der rechte Fuß

Ist das nicht crazy?

 

Ausstelling

Es poltert: „Prost!“, das Arschgeweih,
auf dass am Darß der Barsch gedeih´

Vielleicht spezialisiere ich mich wirklich auf urbane Poesie und Schüttelreime. Deep und albern, schön im Wechsel …

Habe gestern übrigens wirklich ein Kunstwerk erschaffen. Unfreiwillig. Reiner Zufall. Wollte mir den zweiten Teil unseres Interviews mit Anke Stelling aufs Handy spielen, um es auf dem Nachhauseweg zu hören, doch beim Tonexport ist etwas schief gelaufen. Alle Tonspuren lagen übereinander und wurden synchron ausgespielt. Ein wildes Stimmengewirr, mit drei Akteuren: Anke, Sebastian und ich. Als ich mich aber ein bisschen darauf eingelassen hatte, fand ich es plötzlich großartig. Weil immer wieder ein neuer Gedanke auftauchte, um sofort wieder von einem anderen Bruchstück abgelöst zu werden. Könnte eine super Kopfhörer-Station für eine Ausstellung sein!

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Abends mit meiner Lebensgefährtin (es ist übrigens ganz bezaubernd, wie sich alle Freunde, Kollegen und die Familie mit uns freuen, dass wir bald heiraten) noch auf der Terrasse gesessen und die BUNTE durchgeblättert. Irgendwann äußerte sich meine Freundin besorgt, sie habe das Gefühl, ich wolle in diesem Leben unbedingt nochmal ins Rampenlicht. Ich dachte nach und kam ziemlich schnell zu dem Schluss, dass das so eigentlich nicht stimmt. Also, ja, ich fände es schön, in größerem Stil nochmal ein Buch zu verlegen und im Anschluss daran wieder Musik zu machen, aber nur um des Tuns willen. Weil mir diese Ausdrucksformen wichtig sind, das Lob und die Anerkennung im Job für meine Filme aber relativ egal. Also, natürlich freue ich mich, dass meine Arbeit von allen Seiten geschätzt wird, aber ich brauche das nicht für mein künstlerisches Selbstverständnis. Es ist schwer zu erklären. Aber dann fiel mir plötzlich ein Bild ein, das ich so noch nicht bemüht habe, das es aber trifft. Ich sagte, ich käme mir vor wie ein Schuster, der aber dazu verdonnert wird, zeitlebens als Schneider zu arbeiten. Und das einzige, was er möchte, ist es, mal in aller Ruhe ein paar Schuhe zu machen, und dass die Leute dann kommen und sagen: Ach, das sind ja schöne Schuhe. Wir bestellen unsere Schuhe jetzt in Zukunft immer bei Dir. Und ich müsste damit nicht prominent werden. Oder reich. Es sollte reich-en, klar, aber ich würde mit beiden Beinen auf dem Boden und – um im Bild zu bleiben – bei meinem Leisten bleiben.

Instant Input, oder: der Geist heiligt die Zettel

Snapseed

Pfingsten kam der heilige Geist über uns. Viel Zeit mit der Familie. Essen mit Schwestern, Fußball mit Söhnen, Spaziergänge mit vierbeinigen Isländern. Ruhe und Frieden, innerhalb unserer Burgmauern.

Kurz vorweg: Dass meine 16- und 18-jährigen Söhne immer noch mit mir kicken gehen (also in der Öffentlichkeit, wo man uns womöglich gemeinsam sehen könnte), rührt mein Herz so sehr, dass ich kaum Worte finde. Heute ist dann der dritte Sohn, der am Wochenende keine Zeit hatte, mittags zum Essen in die Kantine gekommen, um sich von mir ein Zelt zu leihen, das er letztes Mal (und da vielleicht zum letzten Mal) mit mir zusammen aufgebaut hat, herrje, es war total nett und lustig, aber auch ein bisschen emotional, sie werden SO SCHNELL GROß!

Habe gestern nebenbei ein schönes kleines Buch gelesen: Der Platz, von Annie Ernaux, im Prinzip die Biographie ihres Vaters, aus ihrer Sicht, d.h. aus der Sicht der Tochter. Der Beipackzettel nennt dies „Autofiktion“. Ein tolles, gerade mal 90 Seiten „starkes“ Buch, das mich in seiner unaufgeregten Art insofern auch zusätzlich ein bisschen beruhigt hat, als dass es mich an mein eigenes Buchexposé erinnert, das gerade im Umlauf ist. Auch wenn ich es im ersten Entwurf wohl, was das Konzept betrifft, ein bisschen überfrachtet habe (zumindest entnehme ich das dem Feedback), geben mir Texte wie Der Platz, in denen weder viel gesprochen noch viel unternommen wird, Recht, es genauso zu versuchen. Manche Autoren schaffen es, auf wenigen Seiten und zwischen wenigen Zeilen soviel Raum für eigene Gedanken zu schaffen, dass der eigene Kopf kaum ausreicht.

Werde auch deswegen versuchen, mein daily poet-Konzept zu perfektionieren.

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Diese Art von Instant-Input ist gut, daher noch ein kleiner Tipp für alle Freunde und Freundinnen von Literatur. Der zweite Teil unseres Interviews mit Dagrun Hintze ist endlich online. Brandneu und unterhaltsam. Viel Spaß damit …

Und immer dran denken: Man muss nicht Mona Lisa heißen, um andere mit einem Lächeln zu inspirieren.

daily poems

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Neue Formatidee: Daily Poems. Lebensbejahend. Visuell. Deep. Hammer. Zwinkersmiley!

Drinkyourcoffee

Nee, im Ernst, schönes Wochenende, Euch allen. Ich kann ja auch nicht immer tote Tiere posten. Das Leben ist schön, auch wenn nicht immer alles nach Plan läuft. Es ist ein Geschenk, und wir sollten es nicht ungeöffnet wegwerfen. Komme darauf, weil ich eben, auf Anraten eines jungen Kollegen, die Rom-Episode der tollen Koch-Serie No Reservations mit Anthony Bourdain gesehen habe; ein toller Host mit einem tollen Job und einem – wie man denken könnte – tollen Leben, der sich dennoch mit nur 61 Jahren eben dieses genommen hat … schade.

Langes Wochenende vor der Tür. Die Sonne scheint. Mein jüngster Sohn ist auf dem Weg, meine kleine Schwester auch, meine Schwägerin in spe ebenfalls, der Grill heizt bestimmt schon vor. Das wird nett. Danke.

Meise haben

Version 2

Ich habe vor einigen Jahren mal angefangen, auf der Straße totgefahrene Tiere zu fotografieren, weil ich finde, dass diese Motive erstens eine ganz besondere Ästhetik entwickeln, und zweitens, weil auch dies ein weiteres Beispiel dafür darstellt, dass der Mensch im wahrsten Sinne über Leichen geht … äh, fährt.

Im Falle dieser kleinen Meise liegt allerdings der Verdacht nahe, dass einer unserer Kater den Piepmatz womöglich im Flug erwischt hat. Verdammt. Traurig, aber in dieser Traurigkeit auch irgendwie schön. Als hätte sie sich schlafen gelegt. Könnte mir sogar vorstellen, dass man das groß druckt und aufhängt, oder etwa nicht? Oder müssen sich meine Liebsten jetzt Sorgen machen? Also, Gerrit war ja immer schon ein bisschen komisch, aber neuerdings hängt er sich totgefahrene Tiere an die Wand …

Hatte heute ein lustige Situation mit unserem neuen Volontär, der übergangsweise in meinem Büro sitzt. Jedenfalls stießen wir irgendwann unterm Tisch mit den Füßen aneinander, und ich so lustig polterig: Junge, zieh die Schochen ein! Und er hat so gelacht, weil er das Wort „Schochen“ nicht kannte, aber lustig fand, und da haben wir kurz versucht zu recherchieren, ob es das wirklich gibt, oder ob ich das falsch in Erinnerung hatte – die FB-Community war auch unsicher, egal, muss meinen Vater nochmal fragen. Einen Beleg habe ich jedenfalls gefunden. Nicht gerade supervalide, aber immerhin …

Quelle: www.mundmische.de
Quelle: www.mundmische.de

Kapelle, Kapelle

Heute folgende Meldung in einer Boulevardzeitung gelesen: Da (wegen der Vergewaltigungsvorwürfe) jederzeit eine Anklage droht, könnte Ronaldo beim Betreten von US-Boden verhaftet werden. Deshalb einigte sich Juve mit dem Ausrichter des International Champions Cup, dass Turin diesmal nicht in den USA spielt, sondern in Singapur, China und Schweden.

Wie doch so wenig Zeilen soviel stinkenden Mist enthalten können!

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Auf dem Nachhauseweg hängt dieses Plakat. Von weitem habe ich gedacht: Gott? Kostenlos ausprobieren? Was? Im Vorbeifahren habe ich es dann richtig gelesen: Es geht um Golf, nicht um Gott. Der Platz in Großensee veranstaltet einen „Erlebnistag“ (was auch immer das sein soll), um Neukunden zu akquirieren. Aber vielleicht wäre das auch mal was für die Kirche, um Neukunden zu werben? Einen Tag lang kostenlos Gott ausprobieren: Stoßgebet zum Himmel schicken und hoffen, dass das Erbetene eintritt. Und wenn nicht? Einfach wieder austreten. Oder konvertieren.

Apropos, ich habe angefangen, unser Alphabeten-Interview mit der Literaturexpertin Karla Paul zu schneiden. Da geht es am Ende auch um (Lebens-)Philosophie und Spiritualität. Sehr ungewöhnlich und interessant. Erscheinungs(!)datum? Hoffentlich bald.

Und nicht, dass ich aufgrund der Ereignisse der letzten Tage jetzt schon voll (und vor allem ohne Rücksprache zu halten) in die Planung einsteige, aber ein taz-Kulturtipp brachte mich heute auf diese wunderbare Hochzeitskapelle … ich hoffe, ich muss jetzt niemandem erklären, wer die Acher-Brüder sind … Und wie geil wäre es, wenn man die engagieren könnte? Nicht zum Tanzen. Zum Vorglühen.

Hafengeschichten

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Manche Dinge im Leben kann man nicht so wirklich beeinflussen, z.B. ob man den Literatur-Nobelpreis erhält oder im Lotto gewinnt. Wer amerikanischer Präsident wird, oder erblich bedingten Haarausfall. Manche Dinge aber eben auch sehr wohl. Wenn sich eine gute Gelegenheit bietet, sollte man sie nutzen. Das setzt allerdings auch voraus, dass man eine gute Gelegenheit erkennt. Ich betone das deshalb, weil ich in der Hinsicht kein Experte bin, im Gegenteil. Ich habe unverständlich lange dafür gebraucht, meiner Lebensgefährtin in den richtigen Worten klarzumachen, dass es für mich sehr wohl einen Unterschied macht, ob sie meine „Lebensgefährtin“ ist (ich halte das weiterhin für einen außergewöhnlich schönen und romantischen Begriff) oder meine „Frau“.

Am Wochenende habe ich es ihr gesagt (naja, „gestammelt“ trifft es wohl eher). Ich habe mir schon länger über das Wie? und Wann? den Kopf zerbrochen und am Wochenende hat dann alles gestimmt. Was nicht heißt, dass es wie am Schnürchen geklappt hat. Mein Ziehsohn hatte uns ja anlässlich seiner Geburtstagsparty höflich, aber bestimmt gebeten, außer Haus zu übernachten. Also waren wir am Samstag erst im Fischereihafen Hamburg essen (ein Gutschein von ihren Kollegen), und dann sind wir weiter ins Elsa Brändström-Haus gefahren. Ich hatte dort – etwas aus der Not heraus, weil ganz Hamburg ausgebucht war – ein Zimmer gebucht, weil meine Lebensgefährtin gesagt hat, sie „müsse unbedingt in die Elbe“, ein Zitat von Gunter Gabriel. Er meinte damit, dass er mit seinem Hausboot nochmal auf große Fahrt wolle, deswegen ist dieser Ausdruck für uns ein geflügeltes Wort dafür geworden, wenn einer von uns etwas Neues beginnen möchte oder plötzlich wieder ein (neues) Ziel vor Augen hat.

Jedenfalls war das Elsa Brändström-Haus ein totaler Glücksgriff (ich hatte das schon vermutet). Das Wetter stimmte, wir saßen alleine in dem Riesengarten in Liegestühlen, mit Elbblick, ich hatte eine Kühltasche mit Drinks und Snacks vorbereitet, also, alles in allem ein sehr reiner, intensiver Moment. Und eigentlich hätte ich es hier schon machen können/sollen/müssen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, es könnte noch besser werden. Am nächsten Tag sind wir am Falkensteiner Ufer spazieren gegangen und danach weiter zur Schiffsbegrüßungsanlage „Willkomm-Höft“ gefahren.

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Und da war so ein Minigolfplatz aus einer anderen Zeit, total urig, beinahe an der Grenze zum Unmöglichen, aber irgendwie gut, und ich traf keinen Ball, weil ich plötzlich dachte, verdammt, Du hast gestern den perfekten Moment verstreichen lassen, ehrlich, ich war noch nie so schlecht beim Minigolf, und meine Freundin wunderte sich schon, und die Stimmung wurde plötzlich so merkwürdig, weil ich dachte, das gibt’s doch nicht, Du hast es verbockt, und als meine Freundin sich in dem kleinen Partyzelt auf dem Platz niederließ, um halbherzig zu gucken, was die Kühltasche noch so hergibt, da sah ich alles vor mir: Dass das die Frau ist, die ich in diesem Leben um keinen Preis mehr verlieren möchte. Und da hab ich mir ein Herz gefasst, zwei Eis besorgt, mich ihr gegenüber auf die Bierbank gesetzt und gefragt, ob sie meine Frau werden möchte. Weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Ja, ich glaube, das trifft es. Ich habe die Ungewissheit nicht mehr ausgehalten, ob wir als Mann und Frau gemeinsam alt werden können. Oder ob ich es endgültig verbockt hatte!? Und dann hat sie JA gesagt, und wir haben geweint und gelacht – und mit einem nicht mehr ganz kalten Bier und einem nicht ganz so leckeren Gin-Mix-Getränk aus der Dose angestoßen. In einem alten Pavillon, auf einem Minigolfplatz. Und was soll ich sagen? Es war perfekt. Ein bisschen verspätet, aber perfekt. Und es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass ich unsere Zukunft auf diese Weise beeinflusst habe.

Unsere gemeinsame Zukunft!

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