Old school

Da bin ich doch heute Abend mal wieder regelrecht gezwungen zu bloggen. Denn: Mein Rechner rechnet gerade noch einen Vorschnitt heraus, den ich in den letzten Tagen nebenbei angefertigt habe. Habe leider die aufwändige Export-Option gewählt, jetzt rechnet er und rechnet und wird vor allen Dingen ziemlich heiß – hoffentlich geht er nicht kaputt.

Viel passiert in den letzten Tagen, komme ich nicht so richtig nach mit dem Bloggen, dabei gäbe es genug zu erzählen. Habe heute mit meinem Kollegen eine Producerin in Kolumbien angerufen, weil ich im Februar in dem Küstengebirge da drehen muss, in der Sierra Nevada de Santa Marta. das wird sicher interessant.

In den letzten Tagen hatten wir Abnahme mit unserer arte-Doku über das Böse. Ist immer ein Prozess. Aber bis auf ein paar kleine Änderungen lief alles gut, nächste Woche wird vertont und das Sendeband gebaut. Bin sehr stolz auf meine bessere Hälfte, weil sie einen so guten Job gemacht hat.

Aber auch sonst läuft alles ganz reibungslos. Unsere Seniorentruppe punktet wieder, 7 Punkte aus den letzten drei Spielen, wenn wir so weiter machen, haben wir pünktlich zur Weihnachtsfeier die rote Laterne abgegeben. Und mein Knöchel hält auch, komme immer besser in Form. Und merke auch, wie wichtig dieses Team für mein Wohlbefinden ist.

Auch die Söhne machen allesamt Freude. Aktuell sorgen sich alle ein wenig um die Zukunft, zumindest machen sie sich Gedanken. Ich denke auch in letzter Zeit oft an früher. Vielleicht weil sie jetzt in diesem Alter sind, in dem man anfängt, das Leben mit anderen Augen zu sehen. Vielleicht auch, weil ich vor kurzem bei meiner Mutter in alten Fotos gewühlt und meine Schultasche von damals wiedergefunden habe. Benutze sie jetzt sogar fürs Büro, weil meine Laptop-Tasche kaputt ist. Also, wie gesagt, vielleicht kommt da Einiges zusammen, jedenfalls habe ich vor ein paar Tagen eine kleine Korrespondenz in unserem ehemaligen-Abi-Chat begonnen, auf der Suche nach unserem tollen Abi-Film, den damals ein Mitschüler in liebevoller Kleinarbeit gemacht hat. Prompt hat eine andere Mitschülerin den Film am nächsten Morgen in drei Teilen hochgeladen. Hammer! Ich habe nach dem Download mal kurz reingeschaut – und was sehe ich als Erstes?

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Meine alte Schultasche. Habe sie mir damals beim Reinging in die Schule aus Spaß vors Gesicht gehalten, um nicht gefilmt zu werden. Damals hatte die Tasche ihren großen Auftritt – und jetzt wieder. Der alte Verdancy-Aufkleber (unser Bandname) hält übrigens immer noch. Genauso wie unsere Musik:

Waldmeister

waldmeister

Meine Mutter räumt gerade den Dachboden auf und ist dabei auf unzählige Fotokisten gestoßen. Nun fotografiert sie ab und an sehr skurrile Schnappschüsse mit dem Handy ab und postet sie im Familien-Chat. Heute war eines von mir dabei, ich kann mich sehr genau an den Tag erinnern, an dem das Foto gemacht wurde. Es war im Frühjahr 1987, der Tag der Waldlauf-Kreismeisterschaften. Die Distanz: 2400 Meter. Mein Teamkollege Michael M. und ich liefen mit dem Startschuss von der Spitze weg, mit großem Vorsprung vor dem Rest des Feldes und wollten eigentlich ganz kameradschaftlich zu zweit durchs Ziel. Kurz vor der Ziellinie rief einer der Kampfrichter, es könne nur einen Sieger geben, woraufhin Michael einen Moment lang zögerte und mir dann den Vortritt ließ. Das werde ich (ihm) nie vergessen.

Es war mein erster und einziger Titel und vielleicht hatte ich ihn auch verdient. 1986 gehörte ich in meiner Altersklasse zur absoluten Spitze in Nordrhein-Westfalen, trainierte gut, manchmal zweimal am Tag, ohne Verletzungen. Vor allem aber war der körperliche Unterschied zu den anderen Athleten meines Alters noch nicht so groß wie im Folgejahr. Das Problem bei der Leichtathletik war für mich, dass die Klassen nach Jahrgang eingeteilt wurden, was bedeutete, dass ich, geboren im Dezember 1973, zum Teil gegen Konkurrenten lief, die fast ein Jahr älter waren, weil sie im Januar oder Februar Geburtstag hatten. Obendrein war ich – rein körperlich – ohnehin ein ziemlicher Spätzünder. Das hatte ich ganz gut im Griff, weil ich so fleißig trainierte – bis eben zum Frühjahr 1987. Da gewann ich erst den renommierten Crosslauf beim ESV Münster und fuhr gewissermaßen als Favorit zu den Kreismeisterschaften. Und auch das Meisterschaftsrennen bestritt ich – an der Seite meines Teamkollegen Michael – von der Spitze weg.

Heute würde ich sagen, das war damals eine große Geste von ihm als 13-Jähriger, mir den Vortritt zu lassen. Ich meine, es war ein Schlüsselrennen. Vermutlich hätte ich ihn an jenem Tag im Endspurt noch einmal niederringen können, aber faktisch war es das letzte Mal, dass ich vor ihm im Ziel landete. Danach ging es abwärts und ehemals langsamere Athleten machten einen Schuss und liefen mir plötzlich davon.

Wobei – nicht ganz richtig: Jahre später ließ ich Michael bei einem 10 km Stadtlauf in Greven noch einmal hinter mir, weil er mit riesigen Blasen an den Füßen aussteigen musste. Aber anders als die Meisterschaft fühlte sich der Sieg nicht wie einer an.

Im Schnelldurchlauf

geht’s weiter.

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Und zwischendrin Versuche innezuhalten und einmal festzustellen, dass das Leben schön, aber ziemlich voll ist. Aber in diesen Tagen sieht man immerhin Ergebnisse und Zwischenstände und am Ende mit Freude, dass man vorne liegt, in diesem Spiel des Lebens …

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Tolle Tage mit dem Ältesten im Norden gehabt. Angeln und Filme gucken. Es war ein bisschen wie in dem Buch „Film Club“, das ich vor einiger Zeit mal an dieser Stelle empfohlen habe. Konnte ihm Pulp Fiction und 12 Monkeys nahelegen. Er war ganz erstaunt, dass Bruce Willis und Brad Pitt wirklich gute Schauspieler sind. Und „Joker“ haben wir gesehen in einem kleinen Kino in Schleswig, mit zwei(!) anderen Zuschauern. Diese Zeit der uneingeschränkten Aufmerksamkeit ist einfach sehr wertvoll, und (Achtung, Insiderwissen!) wer weiß, vielleicht guckt er sich demnächst auf YouTube sogar mal den Kurzfilm an, der die Inspiration für 12 Monkeys war …

Apropos Film: Meine Lebensgefährtin hat einen tollen Job gemacht. Unsere Wissenschaftsdokumentation für arte über das Böse, die uns die letzten Wochen in Atem gehalten hat, ist fast fertig. Habe es diesmal auch geschafft, mich rechtzeitig um ein Grafikpaket zu kümmern, sodass das ganze Programm gut daherkommt.

Und? Wir haben mit den Senioren gestern unsere ersten Verbandsliga-Punkte geholt. Jetzt geht’s aufwärts … und gleich mit Jüngsten zu dessen Fußball-Spiel. Da wird auf jeden Fall der neue Klappstuhl zum Einsatz kommen, den ich mir anlässlich des Angelurlaubes letzte Woche bei Angel Joe in Flensburg gegönnt habe …

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Ansonsten? Muss man sagen, manchmal stimmt das: Was lange währt, wird endlich gut. Vor einiger Zeit war die großartige Autorin Anke Stelling bei den Alphabeten zu Gast. Jetzt ist das Interview online. Ich würde sagen: Pflichtprogramm für alle Literaturfans. Insgesamt zwei Folgen, die erste kommt sofort: