Camp Gerrit

Hab 2 üble Reisetage hinter mir. Erst Rückreise vom Dreh am Freitag mit dem Flugzeug: Stuttgart – Hamburg, eine Stunde Verspätung, dann wegen Verdacht auf Reifenschaden zum ersten Mal in meinem Leben durchs Kabinen-Personal auf eine Notfall-Landung (kein Scheiß) vorbereitet worden, aber alles gut gegangen, total gerädert zuhause angekommen, am nächsten Morgen gleich Mietwagen abgeholt, anschließend meine Glücksbringer und dann für die Strecke Hamburg – Schleswig 6 Stunden gebraucht. Kanalbrücke gesperrt, Tunnel gesperrt und dann verzweifelt versucht, bei Schacht-Audorf mit der Kanalfähre überzusetzen … Puh …

Wagen wohnen

Bin dafür jetzt mit 3 wunderschönen freien Tagen mit meinen Jungs und meiner Familie belohnt worden. Super-Wetter an der Ostsee, Super-Unterkunft im Wohnwagen meiner Mutter (passt übrigens gut zum nächsten Dreh, fahre nämlich Dienstag Abend direkt weiter zu dem Campingplatz, der dicht macht, bin ich gleich im Thema), Super-Spaß mit den Kindern, leider ein paar Tage zu kurz.

Am Samstag waren wir alle, meine Mutter, meine kleine Schwester, meine große Schwester mit ihren Kindern, meine Kinder und ich auf dem Brarupmarkt, einer kleinen, traditionsreichen Kirmes in Süderbrarup, was ganz lustig und nett war. Vor allem, meine kleine Schwester als Tante von 3 Neffen und 1 Nichte zu erleben, war der Knaller. Mit Familie ist es ja wie mit alten Autos. Man flucht oft genug über sie, aber wenn´s läuft, ist es ein Traum.

Laber Rind

Waren auch im Glas-Labyrinth. Erst hinterher fiel mir die eklektische Fassadengestaltung auf. Alles etwas konzeptlos. Was macht Superman da? Insofern passt „Labyrinth“ auch ganz gut – auf die Gedankengänge des Designers.

Ansonsten? Haben sich die coolen minimaltrashart-Designer in Hamburg Gedanken über mein Cover gemacht. Hoffe, das gefällt Euch alles. Sind ein paar sehr interessante Entwürfe dabei …

Viel Falt

Musste heute bei meinem Zug durch München an die Worte der Wissenschaftlerin gestern denken, die sagte, wenn sich nur noch die Reichen das Leben in der Stadt leisten können, dann „verödet“ (O-Ton) die Stadt. Es IST so. Ich habe den ganzen Tag Themenbilder gedreht: Vornehmlich Menschen. Es ist unwahrscheinlich, wie viele verschiedene Menschen es gibt, und wie wunderbar das ist, diese Vielfalt. Und dann gab’s ein Wolkenbruch, und ich bin zum Türken geflüchtet, hab eine Lahmacun und Ayran bestellt, und plötzlich waren da so viele nasse, laute, fröhliche, bunte Menschen um mich herum, ehrlich, die reinste Party. Furchtbarer Gedanke, wenn es nur noch irgendwelche Sushibars gäbe, mit Gutverdienern (die Rechtschreibhilfe bot mir eben für Banker „Denker“ an – Haha), die über ihre verzogenen Kinder schimpfen, wenn sie überhaupt welche haben. Alles Bunte wäre dahin. Dann ist man ganz schnell bei den grauen Männern von Momo …

Voll das Bad

Bin im Hotel das letzte Mal umgezogen und jetzt im größten und schönsten Zimmer. Eben ein Vollbad genommen, unter mir schwadroniert die „After Work“-Gesellschaft zu studentischen Jazzklängen.

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Passt alles gut zu Millers Briefen und den Schilderungen von diversen amerikanischen Hotels. Schwebe hier im ersten Stock sprichwörtlich über den Dingen. Pfeife zwar auf dem letzten Loch, und der Tag war ziemlich zäh, aber ich mach das beste daraus. Auch eine Leistung.

Leuchte Käppi der guten Hoffnung Traum-Office

Gestern Abend noch mit Jakob in einem Club gewesen und ein paar Leute von ihm kennen gelernt. War ein bisschen so wie damals mit meinem Freund Jan in Friedrichshain. Heute dann mit minimaltrashart Pressefoto und Cover besprochen – ja, ich fühle mich wirklich ein bisschen wie Miller. Der korrespondierte auf seiner Reise auch die ganze Zeit mit diversen Verlegern. Absagen, Zusagen, Absagen, Zusagen, hier 20 Dollar, da 40, und immer musste Anais Nin ihm Geld zuschicken. Das kann man sich auch nicht mehr vorstellen. Übrigens kam Miller 1941 nach Hollywood und stellte fest, dass die Leute Schwarzdrucke des Steinbocks hatten, die in China illegal gedruckt und re-importiert worden waren. Also auch kein neues Phänomen. Bin ganz froh, dass ich mir das Briefe-Buch gekauft habe. 1 Euro. Unermesslicher Gegenwert.

Die Troit

Sind heute auf dem Weg nach Stuttgart an einem Ort namens Süßen vorbeigefahren. Da fiel mir ein guter Slogan ein: So manch einer muss in seinem Leben nach Süßen (also: nachsüßen) …

Tja, ...

Wunderschöne kleine, fleißige Städte unterwegs. Und trotzdem hinterlassen auch hier die Riesen unübersehbare Spuren. Passend schrieb Miller heute über Detroit – die Stadt, die gerade bankrott geht – dass ihm erstens dieser Gründergeist so eine Angst macht, und er dieser Entwicklung zweitens auch ein Schreckensszenario voraussagt.

Im Grunde ist jetzt genau das eingetroffen, was er damals 1941 gefühlt hat. Es gibt IMMER Leute, die sowas fühlen. Es hört bloß keiner auf sie.

Quelle: Rowohlt - kaufen!

Jakob ist gerade hier. Zeig ihm mal die (geheimen) Pressefotos. Mal gucken, was er sagt. Und was gleich noch geht. Bin ziemlich fertig, aber man muss das natürlich ausnutzen, wenn man schon mal einen kundigen Guide hat …

Ja, Kopp

nordisch man in MUC

Schütze heute

Hab dann heute – obwohl mir mein Horoskop das Gegenteil riet – noch mal richtig rangeklotzt. Thema: Wohnungssuche in München. Auf dem Rückweg zum Hotel warf der Abend dann schon lange Schatten, und ich sah mich sprichwörtlich selbst vor mir auf der Straße liegen …

Im Wagen vor mir

Morgen treffe ich nochmal Jakob Meiner. Er will mir ein, zwei Clubs zeigen. Das wird ein schöner Feierabend. Bin nämlich vorher in Stuttgart und interviewe Prof. Christine Hannemann, eine äußerst renommierte Wohnsoziologin. Das wird sicher ein ambitioniertes Gespräch.

Ansonsten? Gibt es keinen Grund, Heimweh zu bekommen … nee, im Ernst, Sachen gibt´s – da geht der Fischmarkt auf Tour, und die original „lautstarken Marktschreier“ werden angekündigt, als wäre es das Festival der Volksmusik. Wobei, ist es ja auch irgendwie. Kann man nur hoffen, dass die Kühlkette nicht unterbrochen wird.

Fish goes on tour

Und: Jan-Uwe von minimaltrashart hat mir schon ein paar Pressefotos von mir gemailt. Sind aber noch geheim.

Liebes Leben, …

… deine Werbelandschaft geht mir total auf den Sack.

Liebes Leben

Ich habe eben meine Freundin zum Flughafen gebracht, die heute einen – von der Faktenlage recht komplizierten – Dreh redaktionell betreut hat, und ich muss sagen: Liebe kann sehr wohl Zufall sein. Denn dass ich überhaupt in Hamburg gelandet bin, war schon Zufall. Oder bei Spiegel TV!? – Riesenzufall. Und was soll das überhaupt heißen: „Elite-Partner“? Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen, was einem da suggeriert wird. Und was wären dann die anderen? Unterschichten-Partner? Ich weiß nur eines: Ich hätte meine Else nie über eine Partnervermittlung kennen gelernt. NIE. Spätestens wenn wir hätten angeben müssen, für welchen Fußballclub unser Herz schlägt. FC Bayern – HSV. Das geht gar nicht. Eigentlich. Aber im richtigen Liebes-Leben gibt zum Glück es eben noch „Un-Eigentlichs“.

Bildfehler

Hä?

Was stimmt nicht in diesem Bild?

Erster Drehtag in München. Hab eine Familie besucht, die ihr ganzes Geld an einen Baubetrüger verloren hat. Ist mir sehr nahe gegangen. Mitunter zweifelt man wirklich an unserem Rechtssystem. Oder anders: Mitunter denkt man, alle sind bestochen.

Habe auch beinahe ein schlechtes Gewissen, dass ich immer einfach so verschwinden kann, während die Betroffenen weiter mit ihrem Albtraum fertig werden müssen, der nie endet. Jetzt sitze ich in einem kultigen, schönen Hotel, dem Mariandl (war ein Tipp von Jakob), gehe gleich in die Bar, suche mir draußen ein Tisch und höre dem Saxophonisten zu, während ich auf das Essen warte. Aber tief im Inneren weiß ich auch, dass ich für diese kurzen Momente der Ruhe nicht nur hart gearbeitet habe, sondern an anderer Stelle teuer bezahlt.

Vielleicht kommt Jakob gleich noch vorbei …

Go South

Amerika?

Hab heute im ICE nach München weiter in Millers Briefen gelesen, die er Anais Nin von seiner Amerikareise schickte. Er beschrieb gerade die fruchtbaren Weizenfelder, als wir an einem vorbei fuhren … obwohl: Ist das überhaupt Weizen?

Hinter mir quatschte einer die ganze Zeit am Telefon. Er sprach wie Christoph Waltz, war aber nur so ein IT-Fritze im Nadelstreifen. Im Ernst, zu sprechen wie Christoph Waltz, ist nur cool, wenn man wirklich Christoph Waltz ist.

Miller wollte übrigens damals „Schongebiete“ für Schriftsteller, „so wie es sie für Vögel gibt“ – und dass selbst verlegen Teil einer regelrechten Ausbildung wird. Außerdem bat er ständig Leute, die ihn gut fanden, um Geld. Heute hätte Miller bestimmt Crowdfunding betrieben oder einen Reiseblog. Ich werde mich in München auch mit einem Literaturspezi treffen, Jakob Meiner, ist nach seinem Berlinexkurs wieder in München. Interessiert sich für mein Buch – als ebook. Das hätte Miller auch gefallen.

Ansonsten? War mein erster Eindruck von München so lang, dass er nicht aufs Bild passte:

Hä?

Welten-Bummler

Liebeskummer

Erster Tag der nächsten Drehreise – Siegburg, danach München, Stuttgart, Reutlingen. Hab heute auf einem Campingplatz gedreht, der bald schließt – nun wissen viele Dauercamper und Leute, die dort notdürftig wohnen, nicht, wohin. Die meisten sind so genervt von der Situation, dass sie auch keinen Bock haben, darüber zu sprechen. Man glaubt nicht, wie sich manche Menschen bescheiden können. Kann man nur den Hut vor ziehen. Ich meine, ich lebe ja auch nicht gerade auf großem Fuß, aber ein Leben im Trailerpark wäre mir doch eine Nummer zu krass.

Hab mich von der Dispo für heute Abend auch prompt in ein Landhotel einmieten lassen, gewissermaßen als Gegenprogramm. Eine ganz andere Welt. Eines von diesen traditionsreichen Landhäusern, wo sogar auf einem Donnerstag die Hütte brennt. War wie eine Zeitreise, roch alles nach Wirtschaftswunder. Gesunder Mittelstand mit gesundem Appetit, eine ganz launige, zufriedene Stimmung, bisschen wie im Biergarten (kommt ja wahrscheinlich auch in den nächsten Tagen auf mich zu).

Tirol?  Heißer Scheiß

Spezialität des Hauses: Fleisch auf „heißem Stein“ – muss man selber grillen, aber ich bin ja im Training. Henry Miller hat auf Korfu auch ganz natürlich und einfach gegessen, Yoga und Strandspaziergänge gemacht und nix geschrieben (außer den Briefen). Und an einem Punkt erzählt er, wie irgendwann, wenn man sonst nix mehr tut, die kleinste Handlung den höchsten Stellenwert bekommt, weil man sich so bewusst für sie entscheidet. Großartig. Dann fährt er zurück nach USA und hat kohletechnisch total zu kämpfen. Trotzdem macht er erstmal eine Rundreise – mit dem Auto. Im Grunde so wie ich gerade, nur ohne den Quotendruck. Obwohl, vermutlich hat er auch auf die Auflage geschielt.

Fast fast food, …

Gelber Geschmack

… aber eben doch nicht. Hatten gestern zum Abendessen leckere Lammkoteletts vom Lindenbasar, dem türkischen Supermarkt in St. Georg. Eingelegt in ein bisschen Olivenöl und Rosmarin, schnell gemacht und trotzdem mit Bedacht – ein echter Knaller. Warum ich das erzähle? Weil ich heute, während ich auf den Bus wartete, plötzlich ein Bild vor Augen hatte, was eigentlich symptomatisch war.

Kau-Boys

Ich bin ja ein nostalgischer Mensch. Und Kaugummiautomaten sind natürlich Klasse. Fotografiere ich immer. Und heute fiel mir im Hintergrund dieses riesige McDonalds-Plakat auf. Ich meine, dass Joko und Cro da mitmachen – geschenkt. Bei Moritz Bleibtreu musste ich schon schlucken, wobei der im Interview mal sagte, er müsse das halt machen, weil er es sich sonst nicht leisten könne, die ganzen Indie-Filme zu drehen. Und da der Regisseur von „Chiko“, in dem Bleibtreu mitgespielt hat, zuletzt ja sogar bei einem „Tatort“-Regie geführt hat, ist das okay. Und so ähnlich wird es wohl auch bei Jürgen Vogel sein. Aber Christian Ulmen? Der hat doch eine Firma, die gut läuft, oder nicht? Manchmal sehnt man sich einfach nach einem Zeichen. Hat The Notwist nicht mal ein Angebot der Telekom ausgeschlagen, als die „Pick up the phone“ kaufen wollten? Oder habe ich mir das nur gewünscht? Tja, keine Ahnung, bei welcher Summe ich weich würde … viel wird´s nicht sein.

Aber im Grunde ist das ätzend. Überall werden die Budgets knapper, und die Kulturträger eines Landes sind auf die Gelder der Industrie angewiesen. Dadurch wird die Industrie aber Kultur und „kultiviert“ uns und unsere Kinder, mit dem Ergebnis, dass die Hochkultur immer tiefer gelegt wird. Werbung ist ja auch fast Kultur. Wenn wir nicht aufpassen ist irgendwann alles nur noch beinahe

Essen ist fertig

Essen ist fertig

Auf dem Rückweg nach Hamburg. Bin müde. Das Mehrgenerationen-Haus in Essen war mein erster Dreh für die Wohnen-Doku, und ich könnte schon wieder Urlaub gebrauchen. War alles interessant, aber ich merke doch, wie das schlaucht, wenn man zwei Tage mit der Kamera herumläuft und ständig grübelt, ob man alles hat, bzw. was noch fehlt. Die Leute waren nett, das ist ja schon die halbe Miete. Ein Haufen Medienleute haben da gearbeitet, die meisten frei, und das ist lustig, wie die dann immer sagen: `Oh, festangestellt bei Spiegel TV? Cool …´, und man selber wünscht sich eigentlich ein bisschen mehr Selbständigkeit. Warum sehnt sich der Mensch immer nach dem, was er nicht hat?

Hab mir im hauseigenen Flohmarkt noch ein paar alte Werner-Comics gekauft. Und eine alte Ärzte-Platte. Die „Ist das alles?“ mit der coolen Maxi-Version mit dem coolen Gitarren-Solo … jetzt, da ich drüber nachdenke, kommt mir plötzlich der Gedanke, dass ich die schon habe.

Der Kopf dieses Mehrgenerationen-Hauses, Reinhard Wiesemann, hat mich echt beeindruckt. Als Elektriker eine gute Idee gehabt, Studium abgebrochen, Geld gemacht. Und jetzt lebt er mit einer unglaublichen Lebenslust und Intensität einfach sein Leben. So, wie er es will. Total selbstbestimmt. Und bezieht doch ganz, ganz viele Menschen mit ein – Respekt!

Volle Fahrt

Ganz schön grau in Niedersachsen. Das Reisen ist ja schön, aber man wird rammdösig. Die Bewohner des Hauses haben so viel von „Familienersatz“ gesprochen … da trifft es sich gut, dass uns meine kleine große Schwester heute einen Besuch abstattet. Hoffentlich ist das Wetter in HH besser.

So, hab mir jetzt einen großen Kaffee (die Dame im Bistro hat extra noch was draufgeschüttet) und ein Croissant gegönnt. Kombi-Angebot. Jetzt noch einen Werner und fertig ist das Essen.