Wirt schafft

Trump sagt: Ohne mich verarmen alle.
What?

Ein Pegida-Demonstrant mit Deutschland-Hut löst bei einer Anti-Merkel-Demo in Dresden eine Polizeischikane gegen Journalisten aus. Später stellt sich heraus: Er arbeitet selbst beim sächsischen Landeskriminalamt.
Äh, …

Der Degrowth-Ansatz fragt, wie wir die Bedürfnisse der Mitglieder einer Gesellschaft befriedigt kriegen, ohne das großen, privat-kapitalistischen Unternehmen zu überlassen.
Gute Frage.

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Meine Kollegen essen anstandslos alten Kuchen.
Ja, warum auch nicht? Trotzdem gut.

 

Familienglück

Meine Mutter hat am Sonntag ihren 70. Geburtstag gefeiert. Mit Verwandten und allen Kindern, war sehr, sehr nett, sehr norddeutsch auch, ein bisschen wie früher, weil die nachfolgende Generation (also wir) sich ein bisschen Gedanken gemacht und ein kleines Theaterstück aufgeführt hat: Eine kurze, saukomische Gaga-Version von Aschenputtel. Dreimal dürft ihr raten, wer die gute Fee gespielt hat. Meine Söhne pendelten angesichts des Kostüms zwischen Abscheu und Verachtung, aber dann haben sie gemerkt, dass man als Kind/Mensch manchmal seine eigene Schmerzgrenze überschreiten muss, um einem anderen Menschen/seinen Eltern eine Freude zu machen.

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Aber dieses Familienglück, bzw. dieses Kümmern und Schaffen von schönen Momenten und unvergesslichen Erinnerungen für die Liebsten geht natürlich in beide Generationen. Habe heute in der BILD gelesen, dass die Stettin, einer der Museumsdampfer, die in Övelgönne liegen, letztes Jahr einen Crash mit einem Containerriesen hatte und nun nicht klar ist, was aus dem Dampfer wird. Das hat mein Herz gerührt. Weiß nicht, wie oft ich mit meinen Söhnen, als sie klein waren, im Rahmen eines Sonntagsspaziergangs das Schiff besichtigt habe. Bei Wind und Wetter. Und dabei immer so getan, als sei man auf hoher See. Für einen Kindergeburtstag des Jüngsten hab ich dort sogar mal einen Schatz versteckt. In Absprache mit einem der Ehrenamtlichen. Und dann kam die ganze Kindergeburtstags-Bande am nächsten Tag da aufs Schiff, mein Sohn mit meiner gebastelten Schatzkarte in der Hand (wobei ich natürlich so getan habe, als hätte ich mit der ganzen Sache nix zu tun … oje, hoffentlich liest er das jetzt nicht ;-), und der Alte erzählte eine astreine Geschichte, dass er als kleiner Junge mal etwas davon gehört hätte, kroch in den Maschinenraum und holte aus der letzten Ecke die verstaubte „Schatzkiste“, die ich ihm am Tag zuvor gebracht hatte. Da haben die Kids aber gestaunt. Und ich stand da im Hintergrund, mit Tränen der Rührung in den Augen. Damals wie heute. Hoffentlich findet sich ein reicher Spender für die Reparatur. Will doch noch mit meinen Enkeln auf den ollen Eisbrecher.

Nachtragend

zu gestern:

Manchmal kann eine Zeitung vom Vortag sehr erhellend sein. Habe in einer Frankfurter Rundschau einen schönen Text über Wolf Wondratschek gelesen, der gestern vor 75 Jahren geboren wurde. Und über den Impact, den dessen Lyrik auf die deutsche Literaturlandschaft hatte, was wiederum ganz gut zu meinem Blog-Eintrag von gestern passt.

Außerdem stand in der FR, dass die taz plant, zukünftig nur noch online zu erscheinen und die Printausgabe komplett einzustellen. Das ist in der Tat ein Schock. Und wegweisend. Ätzend. Aber nachvollziehbar. Obwohl ich mich innerlich dagegen sträube.

Sowas wird mir fehlen
Sowas wird mir fehlen

P.S.: Die Autokorrektur kennt „sträube“ nicht. Das darf doch alles nicht WAHR sein!

Quängelwesen

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Erster Tag heute wieder im Büro. Unser Patchwork – Familienurlaub in Schweden war wie immer toll. Obgleich die drei pubertierenden Söhne ab und an auch ein bisschen an den Nerven gezupft haben. Zugleich ist es aber auch faszinierend zu sehen, wie aus den kleinen Menschenwesen von damals eigenständige Persönlichkeiten werden, die sich natürlich auch in aller Liebe abgrenzen müssen. Welchen Krach sie dabei machen. Und wie sie auch noch mit 17 Lust haben, Stunden auf dem Bolzplatz oder mit der Angel in der Hand am See zu verbringen. Das ist wahres Glück. Für die Kinder, aber auch für die Eltern, das zu beobachten.

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Man könnte über dieses Patchwork-Kapitel ganze Bücher schreiben. Über die zum Teil unbewussten und ungewollten, inneren Turbulenzen, wenn man versucht, leibliche und nichtleibliche Kinder (Was macht das schon für einen Unterschied?) wirklich gleich zu behandeln. Und über die Konflikte, die sich daraus plötzlich zwischen den Erwachsenen entspannen, obwohl man sich doch sonst in vielen Dingen einig ist (zumindest in allem Wesentlichen). Weil man sich selbst eine schöne Zeit wünscht. Und dabei vielleicht die anderen aus den Augen verliert. Über die Challenge, groß und weise und wahrhaftig zu handeln, und das Scheitern darin. Darüber, in guter Balance emotional zu sein und rational, aber eben gerade nicht irrational, klein, engstirnig und doof. Ein Vorbild zu sein für alle. Allein darüber. Ein ganzes Regal voll.

Apropos: im Moment veröffentlicht jeder um mich herum ein Buch. Und alle haben Agenten. Ich merke, dass ich bei aller Freude für die Freunde, denen das gelingt, zugleich natürlich auch nachdenklich werde, warum ich es nicht schaffe, zielgerichteter an dem Ziel zu arbeiten, doch nochmal als Schriftsteller Fuß zu fassen. Habe heute, um frischen Mut zu fassen, eine alte Rezension aus der ZEIT gegoogelt, über mein Debütroman „Jugendstil“.

Die Werbung suggeriert Aktualität eines 15 Jahre alten Textes ...
Die Werbung suggeriert Aktualität eines 15 Jahre alten Textes …

Konrad Heidkamp hat damals nette Dinge über meinen Text geschrieben. Später rief daraufhin ja sogar Rowohlt Berlin an (der Verlagsleiter Gunnar Schmidt persönlich) und fragte, ob ich ein neues Projekt in Arbeit hätte. Hatte ich aber nicht. Jedenfalls nicht so richtig.

Merke, dass mich das an mir selber nervt, dass ich mich bei aller Freude für meine Kollegen stets gleichzeitig frage (besser: jammere), warum das Schicksal mich (noch) nicht mit formalem Erfolg bedacht hat. Wobei ich gar nicht sagen kann, wie ich den bemessen würde.

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Im Gegenteil, im Moment scheinen viele Kleinigkeiten gegen mich zu laufen. Wollte gestern an meinem letzten Urlaubstag mit meinem ältesten Sohn auf den Verkehrsübungsplatz fahren, aber 500 m vor der Ankunft hat das Auto den Geist aufgegeben: die Benzinpumpe. Das war schrecklich, weil ich mich natürlich auf ein schönes Vater-Sohn-Erlebnis gefreut hatte. Aber vielleicht ist das genau eine Art von Egoismus, die ich ablegen muss. Finde diese Eigenschaft regelrecht abstoßend. Unmenschlich. Und sie zahlt sich auch nicht aus. Gestern Abend hatte ich gerade alle Blumen gegossen, da fing es an zu regnen. Heute Morgen habe ich den Bus verpasst, der zu früh kam, und im Büro hat mich eine neue Praktikantin zum ersten Mal gefragt, ob sie mich duzen kann oder lieber siezen solle. Wobei ich darüber lachen kann. Das Älterwerden finde ich gar nicht so schlimm. Muss aber auch gelassener werden. Das Leben ist kurz. Erfreue Dich daran. Genieße jeden Augenblick. Hab das in der ersten Jahreshälfte eigentlich ganz gut hinbekommen. Ist sicher auch nur eine Phase, die ich ich selbst beenden kann. Aber eben nur, wenn ich wieder ein bisschen vorankomme. Künstlerisch, wohlgemerkt.

Freue mich zum Beispiel über den Gedichtband von Dagrun Hintze, den wir demnächst bei mta verlegen. Oder die weiteren Aktivitäten mit Sebastian und den Alphabeten.

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Habe mir auf der Fähre nach Göteborg für den Urlaub einen englischen Lyrikband gekauft: „The Sun and her flowers“ von Rupi Kaur, ein wunderschön gemachter Band. Ein kleines Kunstwerk. Mir gefallen am liebsten die Zwei- und Dreizeiler …

tell them I was the
warmest place you knew
and you turned me cold

Schön. Schlicht. Bekomme dann Lust, an meinen eigenen Sachen weiterzuarbeiten. Und das ist dann doch viel wert, oder nicht? Gute Gedichte sind wie Medizin. Apropos: Erich Kästners „Lyrische Hausapotheke“ ist nach wie vor der bestverkaufte Gedichtband in Deutschland jedes Jahr. Da muss doch mal was Neues kommen.