Bayern ist im Elfmeterschießen gegen Dortmund rausgeflogen. Und warum? Weil ich nicht geguckt habe, nicht dabei war, nicht mitfiebern konnte. Oh, Mist, wann ist das Spiel gegen Barca?
Monat: April 2015
This Time
Eine Subway-Station weiter. Ähnliches Hotel, ähnlicher Blick, ähnlicher Typ. Bin beinahe der, der ich morgen gewesen sein werde. Immerhin: Der erste Arbeitstag steht. Mutiere zum Eichhörnchen. Immerhin 2: Unten vor dem Hotel gibt es einen Deli, der sogar von den Cops frequentiert wird.
Daraus lassen sich zwei Dinge folgern:
1. Cops verdienen nicht viel.
2. Das Essen im Deli ist genießbar. Schont die Spesen.
P.S.: Hoffe, die Sonne kämpft sich durch. Müssen morgen eine Menge Außenschüsse nachdrehen.
Fern Seher
Wäscheberge versetzen
Kater pflegen
und deren gigantische Vorahnung
ketten sich an Koffer
besetzen Herzen
schweren Herzens
Beschwichtigungen
dass man bald wiederkomme
einfach weggeseufzt
Tür auf
Füße folgen Pfoten
Obacht
Regen riecht nicht mehr nach Winter
Noch fünf Einträge bis zur 500. Nicht schlecht. Würde gerne täglich schreiben, aber ich merke, dass ich zur Zeit wieder an größeren Themen knabbere. Da geraten die tagesaktuellen Dinge etwas in den toten Winkel.
Nicht nur, weil ich morgen wieder unterwegs bin; mache mir ohnehin gerade wieder viele Gedanken über die Zukunft des Fernsehens. Was interessiert die Leute? Wie kann man Themen so covern, dass sie echt bleiben? Und wie kann man (sich) das leisten? Meine Kollegen haben eine Riesendokumentation über das Ende des Krieges gewuppt. Kann sich kein Mensch vorstellen, wie viel Arbeit dahintersteckt. Ich habe es mitbekommen. Aber es hat sich gelohnt. Glückwunsch.
Bin gestern Abend selber allerdings beim Herumzappen in einer Doku mit Frank Elstner hängen geblieben. Und das war sogar eine Wiederholung. Ging um einen Orang-Utan-Schützer in Indien, völlig konventionell gemacht, aber trotzdem toll. Und jeder O-Ton von Elstner (immerhin schon über 70) passte wie eine Eins. Ein echter Profi.
Eigentlich ist es ganz einfach: Je besser die Geschichte (oder die Protagonisten), desto egaler die Umsetzung. Und manchmal ist die „alte Schule“ eben doch gehaltvoller als der vermeintlich heiße Scheiß.
Sehe gerade, dass Frank Elstner gar nicht Frank heißt, sondern Timm Maria Franz. Er sollte sich nur für den Job einen neuen Vornamen zulegen – und Frank hieß sein Bruder, also hat er den Namen gewählt. Verrückt.
Ist Bayern schon Meister?
Kreuzung
Noch zwei Tage Hamburg, dann geht es wieder los. Nochmal New York. Die verantwortliche Schweizer Redakteurin war gestern da zur ersten Rohstoffabnahme. Alles gut soweit. Wie immer die Frage: Wie viel Tiefe kann man sich bei einem solchen Format mit mehreren Protagonisten leisten, bzw. wie viel Tiefe kann man in so einem kurzen Zeitraum produzieren? Aber dafür, dass ich beim ersten Mal noch nicht so richtig wusste, was passiert, ist schon viel Brauchbares dabei.
Von meinen Kindern verabschiedet. Immer ätzend. Auf dem Weg dahin immerhin an meiner Lieblingsschmiererei vorbeigekommen. Diesmal war die Ampel passenderweise rot, ich voll auf der Höhe – und die Kamera schnell zur Hand. So lustig, dieser Gesichtsausdruck. Macht uns immer gute Laune.
Da fällt mir ein: Auf der gegenüber liegenden Seite am Altonaer Rathaus war letztens eine Hochzeit im Gange. Hab aus dem Augenwinkel gesehen, dass die Freunde des Paares wohl rote Herzluftballons fliegen lassen wollten. Die sind aber leider nicht weit gekommen, sondern im ersten Baum hängengeblieben. Es haben schon Bräute wegen weniger einen Nervenzusammenbruch bekommen.
Luchs us
Schimmel im Bad
Versicherungsbeitrag
und 1000 Menschen ertrinken im Meer
Zwicken in der Leiste
Auto-Inspektion
und 1000 Menschen ertrinken im Meer
zu kleine Wohnung
zu große Ziele?
und 1000 Menschen ertrinken im Meer
Einfach zu viel
Auto-Immun
und 1000 Gefühle ertrinken im Mehr
Meine Schwester hat bei meiner Mutter eine alte Udo Jürgens Single gefunden. Hab noch nicht reingehört, aber auf den ersten Blick ein geiler Titel – in jeder Hinsicht:
Achtung, Ka(be)l(j)auer
Glückskind
Soll keine Werbung sein, aber wir haben etwas Neues in der Snackbar, oder Altes, je nachdem, auf jeden Fall hat mich das eben umgehauen. Kindheitsflash. Meine erste Fanta, wir klein, die Eltern jung, alles noch vor sich. Nicht, dass man als 5-Jähriger keine Sorgen gehabt hätte, aber die Zeit war doch extrem unbeschwert. Ein Glücksfall. Das weiß ich heute.
Im Spiegel-Foyer hängen gerade Protokolle der letzten Auschwitz-Zeugen. Da erzählt eine Frau, wie sie ihre geliebte, ältere Schwester im KZ verliert und sich nicht einmal von ihr verabschieden kann, weil sie sonst selber ermordet wird. Das ist so schrecklich, dass ich beim Lesen vor der Kantine fast geheult hätte. Und dann fragt man sich zwei Minuten später, welches Essen man jetzt bestellen soll, zum Kotzen ungerecht ist das. Man kann nur ahnen, inwieweit diese Geschehnisse – so oder so – noch unsere Eltern beeinflusst haben. Ich werde versuchen, das nicht gleich wieder zu vergessen, sondern mit aller Kraft dazu beizutragen, dass meine Kinder auch in Frieden leben können.
Ansonsten? Zwar keine Kriegstrommeln in Dortmund, aber doch ein Paukenschlag. Bin gespannt, wie das endet.
Da ist Hier am nächsten
Grass ist tot.
Hab mir immer gewünscht, dass er mich mal nach Lübeck einlädt. Kamingespräch mit „der Pfeife“. Oder ein Ostseespaziergang. Jetzt ist es zu spät. Wie bei Siegried Lenz. Hoffe, dass sich zumindest Alexander Kluge rechtzeitig meldet. Es gibt Dialoge, die bei mir bereits vorliegen. In Gedanken und als Monolog. Zumindest die Fragen. Meine. Ich muss die Fragen stellen, weil ich zu dumm wäre für Antworten auf Fragen derer. Altes Eisen. Von wegen. Die interessanten Gesprächspartner haben womöglich Zweifel an ihrer Tragfähigkeit, weil sie hier und da Rost ansetzen. Trotzdem klettern die Massen täglich auf die Eiffeltürme dieser Welt.
Meine Jungs halten den Vornamen Günter für einen guten Witz.
Was gestern in Medienkreisen beinahe noch für mehr Aufregung sorgte: Eine Newtopia-Producerin wurde selbst gefilmt, und zwar bei dem Teil ihrer Arbeit, der in der Branche gerne verschwiegen wird: der „Zusammen-Arbeit“ mit den Protagonisten. Hatte gestern Abend kurz Mitleid, weil ich den Druck, dass ein Format spannend und gut sein und quotentechnisch einigermaßen funktionieren sollte, natürlich – wenn auch in anderer, seriöser und abgeschwächter Form – kenne. Hab dann mit meiner Freundin ein bisschen recherchiert und … kann es sein, dass diese Producerin mal mit einem Sportreporter verheiratet war, der wiederum ebenfalls über eine bemerkenswerte Vita verfügt? Hätte ich eine Talkshow, würde ich sie einladen. Die Producerin, nicht meine Freundin. Die wäre eh da.
Rapper Denyo heute im taz-Interview: „… wir müssen ein neues Wort für `arbeiten´ finden. `Arbeit´ ist irgendwie total negativ belastet.“ Anmerkung dazu von mir: Die Schweizer sprechen vom „Schaffen“. Und genau das muss ich jetzt. Weiter. Immer weiter.
Springbock
Endlich Frühling. Gefühlt zum ersten Mal in diesem Jahr, aber heute gleicht der Gang in die Kaffeeküche einem Sonnenbad …
Schneide gerade ein bisschen New York vor. Es ist wie immer: Mit jedem Tag, an dem das Material-Chaos ein bisschen weniger wird, werde ich auch immer ruhiger. Ich versinke dann geradezu in meiner Arbeit, auf eine angenehme Art, vergesse alles um mich herum. In Watte gehüllt, hunderte Meter tief unter Wasser. Nur manchmal schrecke ich auf und wundere mich über die Botschaften, mit denen mich die Außenwelt behelligt.
Sunny Sides
Sortiere mich gerade. Morgen wird mein großer Sohn konfirmiert. Er bekommt von mir u. a. (mal wieder, der Ärmste) etwas zu lesen: Der Fänger im Roggen. Wobei für ihn als Angler vielleicht Der Hänger im Rogen passender gewesen wäre. Nein, Scherz beiseite, hab es selber gerade nochmal zur Hand genommen. Was für ein tolles Buch. Man möchte beinahe nur aus dem einen Grund, dieses Buch zum ersten Mal zu lesen, noch einmal wieder jung sein. Und – das hatte ich auch gar nicht mehr so auf dem Schirm – es spielt in New York! Zufall? Wohl kaum.
Hab noch gar nicht erzählt, dass ich auf meiner New York-Reise zwei Musiker kennengelernt habe. Oder zumindest getroffen. Den ersten an einer U-Bahn-Station in Brooklyn; er hat dort Gitarre gespielt und dazu gesungen – und mich echt umgehauen. Hab extra den Bahnsteig gewechselt, um ihm eine CD abzukaufen, und auch die ist der Hammer. Seine Band heißt Bird Courage. Sie sind, glaube ich, zu dritt. Im Internet machen sie schon tüchtig Alarm und spielen auch zwei Mal live in New York, aber natürlich genau dann, wenn ich nicht da bin. Typisch. Es gibt aber ein Video, das meine Begegnung ganz gut bebildert. Der Typ, der an dem Tag gespielt hat, wo ich da war, ist der kleinere von beiden mit den kurzen Haaren. Hat auch alleine ganz schön gerockt.
Auf dem Rückflug dann die zweite Bekanntschaft: Sanny aus Ostfriesland, ein Schlagersänger, der nach eigenen Angaben gerade eine zweiwöchige Tournee durch die USA und Canada hinter sich gebracht hatte. Er saß genau neben mir, verrückt. Ziemlich unglamourös war das, eingequetscht in diesen Scheiß-Economy-Sitzen. Wie soll da ein vernünftiges Gespräch zustande kommen? Hab stattdessen Nightcrawler geguckt – super Film. Gerade für TV-Redakteure wie mich. Musste ein paar Mal echt schlucken. Anyway, hab zuhause dann mal geguckt, was der Sanny so macht. Ist auch Musik. Möge jeder selbst entscheiden, was er besser liked.