Blogshit

Der Tag fing eigentlich ganz gut an. Musste mein Auto ummelden, weil jemand das vordere Kennzeichen entwendet hat (ja, klingt nach einem Dumme-Jungen-Streich, ist aber, wie mir sowohl die Polizei als auch die Mitarbeiterin beim Straßenverkehrsamt bestätigten, momentan kein Einzelfall). Hatte zum Glück vorab online einen Termin gemacht und – da das tatsächlich alles sehr gut aufbereitet ist – auch alle Unterlagen dabei und war insofern vergleichsweise schnell wieder draußen. Mit neuen Kennzeichen und neuen Papieren. War wirklich erstaunt, wie gut und reibungslos das funktionierte. Habe ich der Mitarbeiterin auch gesagt. Sie hat sich gefreut. Ist, glaube ich, auch kein unstressiger Job da. Der Security-Typ sah jedenfalls ziemlich düster aus. Muss er wohl auch.

Im Büro stand dann heute Recherche auf dem Programm: das „geheime“ Paris. Habe mit dem ZDF korrespondiert und anschließend mit Johannes Willms telefoniert, Historiker und Autor. Überlege, ob er für uns als Experte in Frage kommt, weil er Frankreich-Experte ist und auch einen Wohnsitz in Paris hat. Sehr interessanter Mann, der mir in der Kürze schon wertvolle Tipps für weitere Geschichten gegeben und überhaupt sehr launig erzählt hat. Kann mir den gut als Interviewpartner vorstellen.

War also so ganz zufrieden mit meiner „Spürnase“. Nebenbei habe ich mir weiterhin die Stücke eingeprägt, zu denen ich morgen Abend trommeln soll, und war, wie gesagt, ganz im Reinen mit mir. Alles cool. Bin dann im Internet den Tipps von Johannes Willms nachgegangen und – über einige Umwege – plötzlich leider auf so einem Reichsbürger-Blog gelandet, der mir so schlechte Laune gemacht hat, dass ich gar nicht weiß, wohin damit. Ich meine, dass das Internet auch eine ständig anwachsende Quelle von dummen und bösen Gedanken ist, die auf diesem Wege Verbreitung finden, ist kein neues Problem. Aber angesichts dieses ätzenden Mülls frage ich mich schon, warum man da seitens des Staates nicht den Stecker ziehen kann. Das Perfide daran ist, dass diese Idioten auf der anderen Seite leider nicht zu blöd sind, um sich mit einschlägigen Formulierungen juristisch abzusichern:

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Im Gegenteil, im Zweifel verklagen die einen noch wegen Rufschädigung oder falscher Anschuldigungen. Das Internet ist wirklich Fluch und Segen zugleich. Da müsste mal jemand aufräumen, aber nach welchen Gesichtspunkten? Da gehen die Schwierigkeiten ja schon los. Letztens ist mir das hier untergekommen, als ich schauen wollte, ob man meine Bücher noch regulär bestellen kann (es hatte mich jemand danach gefragt):

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Hab mich nicht getraut, auf den Download-Button zu drücken. Obwohl es mich natürlich interessiert, ob da jemand einfach meinen Roman als PDF verschenkt – oder Trojaner …

L´art poor l´art

Sitze auf der Terrasse, bestes Wetter, kleines Kaltgetränk vor mir und freue mich auf den neuen Münster-Tatort. Nebenbei präge ich mir die Songs ein, die mir mein Kumpel Mike zusammengestellt hat und zu denen ich nächste Woche auf der Tanzbanden-Party trommeln soll. Bin ein bisschen aufgeregt, denke natürlich auch, ich müsste von morgens bis abends im Proberaum sitzen. Auf der anderen Seite habe ich mir fest vorgenommen, solche außerberuflichen Projekte von nun an und in Zukunft mit einer gewissen Freude und Leichtigkeit zu nehmen, weil man sich ohnehin immer zuviel Sorgen macht.

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Gestern noch ein Theaterstück auf Kampnagel gesehen, bei dem mein jüngster Sohn mitgewirkt hat. Das war klasse, also nicht nur er und das Stück, sondern das ganze Ambiente: das Essen vorher im Peacetanbul (Didi Beiersdorfer hat uns Eis verkauft, wir konnten es gar nicht glauben, haben dann aber schnell recherchiert und herausgefunden, dass er schon lange mit der Chefin vom Peacetanbul verheiratet ist. Crazy.), die ganze Anlage da, die freundlichen, leicht positiv bekloppten Leute, ehrlich, an solchen Abenden gewinnt man in Zeiten von rechten Hetzern wie Gauland und Co. ein bisschen den Glauben an das Gute im Menschen zurück.

Apropos Schauspielerei. Heute Morgen habe ich zufällig in eine Doku über Moritz Bleibtreu geschaltet und bin echt drangeblieben. Abgesehen davon, dass das eine ziemlich spannende (Familien-)Geschichte ist und eine beeindruckende Karriere, inklusive eines negativen New York-Abenteuers, von dem es aber Fotos gibt, auf denen der junge Moritz aussieht wie eine Mischung aus James Dean und Marlon Brando, wusste ich eben auch vieles nicht, z.B. dass er mal in zwei Episoden von „Neues aus Uhlenbusch“ mitgespielt hat, mit Onkel Heini, hab ich geliebt als Kind. Und man muss sagen, auch der Moritz war ein ganz bezaubernder Kinder-Darsteller. Allerdings hätte ich ihn nicht erkannt.

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Ansonsten? Gilt mein Mitgefühl Loris Karius. Wenn ich mir vorstelle, das wäre mein Sohn … Horror! Ich wünsche ihm ganz viel Stärke und gute Unterstützung. Hoffentlich kann ihm jemand vermitteln, dass Fußball am Ende, also ganz am Ende, nur ein Spiel ist.

Pover of Lowe

Ereignisreiche Pfingsttage, die zum Denken anregen. Mitten in die AfD-Hetzer und Sympathisanten (Ex-Kollege Matussek, unfassbar!) unserer Zeit, mitten in eine sich auf den Nebenseiten der Medien erhitzende Özil und Gündogan-Debatte, mitten in eine immer aggressivere, unsachlichere und destruktivere, öffentliche Diskussionskultur, die die Lunte an die Menschlichkeit nicht nur gelegt, sondern bereits angezündet hat, erhebt sich ein Priester in England und spricht von der Kraft der Liebe. Und traut einen Mann, von dem man lange munkelte, er sei der Sohn eines Reitlehrers und nicht der eines Königssohnes. Und der wiederum eine bürgerliche US-Schauspielerin mit afroamerikanischen Wurzeln zur Auserwählten erkoren hat. Und der „trotzdem“ den Segen der Queen und das komplette, königliche Partypaket bekommt. Und alle Stars waren da, um mitzufeiern.

I must say, I love it. Ich war mir der Tragweite dieser Hochzeit bis zum letzten Augenblick gar nicht so bewusst, aber wenn man dieser Tage ein Beispiel für die Kraft der Liebe und auch für die Lern- und Entwicklungsfähigkeit selbst konservativster Institutionen gebraucht hat, musste am Wochenende nur den Fernseher einschalten.

Good
Good

Kleines Senfkorn Hoffnung, fällt mir dazu ein, ein Kirchenlied aus Kindertagen, wobei diese Hochzeit mit dem Gospelchor war ja fast schon eine ganze Tube auf unseren derzeitigen, deutschen Wurstsalat. Und dann geht man einigermaßen beschwingt ins Gartencenter, die letzten Pflanzen besorgen, weil das Wetter mahnt und lockt, und dann ist das erste, was einem ins Auge fällt, das hier …

Not good
Not good

Da möchte man doch gleich wieder ins Bett und sich die Decke über den Kopf ziehen. In dem Laden waren wir jedenfalls zum letzten Mal. Für Toleranz und Liebe, Respekt und Vergebung, Freude und manchmal ein bisschen „drüber“ sein:

Queereinsteiger

Die Sonne
scheint
 nicht
nur so

als ob

Besser das Herz am rechten Fleck als ein rechtes Herz mit Flecken. Euch allen einen schönen Wochenanfang!

Poly Tick – Things with faces

Wer kennt diesen Mann?
Wer kennt diesen Mann?

Meine Freundin ist ein großer Fan von Things with Faces. Ob ihr der Greis auf der Fliese gefällt?

Wir haben gestern Abend nochmal lange über die Özil/Gündogan-Frage diskutiert. Also, ob man die vielleicht doch nicht hätte für die WM nominieren sollen. Sie kennt die Türkei sehr gut und war da eindeutiger als ich. Ich vertrat in erster Linie den Standpunkt, dass ich Löws Reaktion auf diese Frage bei der Pressekonferenz souverän fand, ohne dass ich jetzt sagen könnte, ob es die richtige Entscheidung ist, die beiden mitzunehmen. Man weiß ja auch nicht, wie das hinter den Kulissen jetzt noch aufgearbeitet wird. Vielleicht lädt Oliver Bierhoff ja mal Jan Böhmermann ins Trainingslager ein. Oder Deniz Yücel (oh, verdammt, sehe gerade, dass das vor drei Tagen schon ein BILD-Journalist vorgeschlagen hat).

Auf jeden Fall kann man festhalten: Erdogan spaltet nicht nur sein Volk, sondern phasenweise auch meine Beziehung. Wo soll das enden?

Habe heute bei der Arbeit ein neues Doku-Thema bekommen. Darf noch nicht konkret drüber sprechen, ist aber für ZDF History, und ich finde es sehr interessant. Der zuständige Redakteur in Mainz gab mir zwei Film-Tipps als Sehbeispiel, habe mir natürlich sofort angeschaut. Vor allem die eine Doku, Devil Dogs, war wirklich toll. Da geht es um einen Franzosen, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, eine bestimmte Schlacht zwischen den Deutschen und US-Marines, den „Devil Dogs“, im 1. Weltkrieg aufzuarbeiten (die US-Marines haben den Franzosen geholfen, damit die Deutschen nicht Paris erreichten). Und das war sehr gut erzählt. Der Hobby-Forscher sagt an einer Stelle, dass dieser Krieg für ihn erst da wirklich erfahrbar wird, wo er die Schicksale einzelner Soldaten aufspürt, und das schafft er wie ein Schatzsucher und Detektiv. Er besucht sogar eine Familie in Kentucky und bringt denen die „Hundemarke“ ihres verstorbenen Großonkels, von dem es sonst nur noch ein einziges Foto gibt. Und er kann denen plötzlich die ganze Geschichte der Truppe erzählen. Da hätte ich fast geheult. Obwohl ich sonst überhaupt nicht so auf Kriegsfilme stehe.

Ich erinnere mich aber auch, dass ich einen ähnlichen Satz mal in meinem zweiten Roman „Kunststoff“ geschrieben habe; dass Krieg nie Ländersache sei, sondern ein Keller, der als Bunker dient, oder zwei Quadratmeter Schützengraben.

Die zweite Doku, die ich mir angeschaut habe, Hitlers England, hat der zuständige ZDF-Kollege selbst realisiert. Auch schön. Ein Film über die Kanalinseln, die während des 2. Weltkriegs ein paar Jahre in deutscher Hand waren. Vor allem Juden und russischen Kriegsgefangenen wurde dort grausam mitgespielt. Musste beim Schauen des Filmes an die AFD denken und die Verteidiger von Ralf Wohlleben in dem NSU-Prozess.

Und damit setze ich meinen Schlusspunkt: Dieses am Ende, trotz des Horrors, beruhigende Gefühl, das man früher, als junger Mensch, beim Rezipieren von Büchern oder Filmen aus dem Dritten Reich hatte, dass die Nazis ein Albtraum sind, der, Gott sei Dank, vorüber ist, und dass so etwas nie, nie wieder passieren wird, das ist leider vorbei.

Gedankensprünge in der Zeit

Gestern Abend feierte mein Arbeitgeber SPIEGEL TV 30-jähriges Bestehen. Bin auf dem Weg zum Büro nochmal am alten SPIEGEL-Haus vorbeigefahren. Komplett saniert.

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Da, wo wir früher Kaffee getrunken haben, ist jetzt ein moderner Coffee-Shop. Ich meine, bin ja selber jetzt auch schon 15 Jahre dabei! Bräuchte ebenfalls eine Grundsanierung. Immer noch Adduktoren-Probleme. Wie Boateng. Sitze beim Fußball auf der Bank, kann der Mannschaft nicht helfen und fange früher an, Bier zu trinken. Ein Teufelskreis. Unsere Alte-Herren-Truppe ist übrigens auch abgestiegen. Hat bloß keiner mitbekommen, weil dieser andere Hamburger Verein auch abgestiegen ist, das war wohl wichtiger.

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Aber bei meinen Söhnen kann ich noch zugucken. Das macht Freude.

Naja, ich hoffe, dass ich das in Ruhe auskurieren kann, wenn WM ist. Heute wurde ja der vorläufige Kader bekanntgegeben. Hab diesmal sogar den Liveticker nebenher laufen lassen, war gut gemacht. Um es kurz zu machen: Götze ist nicht dabei. Schade, ich mag den irgendwie. Dafür Petersen – zurecht. Von dem erwartet sich Löw einiges – zurecht.

Beim Thema Manuel Neuer wählte der Trainer eine besonders schöne Formulierung. Man wolle jetzt mal schauen, ob Manus Körper im Training die volle Belastung „toleriert“ – das ist fast schon poetisch. Oder? Egal, wo war ich stehengeblieben? Ach so, 30-jähriges Bestehen von SPIEGEL TV. Habe aus diesem Anlass mal im Archiv gegraben. Bitte schön! Mein schönstes Dreherlebnis: Gunter Gabriel nimmt bei uns im Studio den von mir komponierten Titelsong zu unser NDR-Serie „Der Hafencowboy“ auf. Und ich Fernsehfuzzi „erkläre“ der Hit-Maschine, wie es geht. Unglaublich. Wie die bezaubernde Kollegin, die am Ende noch auftaucht …

Mi(s)ch-Kalkulation

Ich liebe den Mai. Es wird wärmer, die Natur blüht auf, die meisten Menschen auch – und es gibt jede Menge Feiertage, die den Arbeitsmonat ein bisschen „luftiger“ machen. In diesen Tagen nimmt man alles leichter, selbst wenn der Alltag mal wieder hier und da kneift, denn unterm Strich muss man sagen: das Glas ist halbvoll, trotz des Unwetters nicht übergelaufen, im Gegensatz zu unserer Tiefgarage.

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Und das ist dann schon ein bisschen lustig, weil die Garage ja auch ein Luftschutzbunker sein soll. Und da fragt man sich schon, wie das gehen soll, wenn schon ein bisschen Wasser die Konstruktion überwindet. Wobei im Ernstfall wird das Rolltor, glaube ich, durch eine Panzertür ersetzt, keine Ahnung, hoffe, wir werden das nie ausprobieren müssen.

In diesen Tagen viele kleine Aufs und Abs, die das „Leben“ sind, zumindest das Leben in einer technisierten Hochkultur. Immer wichtig, dass es am Ende eine Mischkalkulation ist und man nicht nur reinbuttert. Beispiele, gefällig? Ich habe letztes Wochenende den Griff und Schließmechanismus an der Waschmaschine kaputt gemacht. Die Tür ließ sich nicht mehr öffnen, nicht einmal über die Notentriegelung. Hatte aber auch zu spät im Internet geguckt, wo sich die Notentriegelung bei dem Modell befindet. Ziemlich versteckt! Da hatte ich in meiner Ungeduld den Schaden aber schon angerichtet. Also den Kundendienst gerufen: 170 Euro. Da lacht das Herz. War aber auch zugleich irgendwie froh, dass mich so eine außergewöhnliche Belastung nicht sofort ruiniert. Dass ich das zahlen kann und weiter geht´s. Dachte in dem Moment an meine Schwester, die Tierärztin, die letztens erzählte, dass immer wieder Leute ihre Haustiere in die Praxis bringen und nach der Untersuchung sagen: Sorry, hab kein Geld. Obwohl sie sich vorher schriftlich zur Zahlung der Behandlung verpflichtet haben. Wahnsinn.

Ich hab mich jedenfalls weniger über das Geld, sondern vielmehr über mich selbst geärgert, weil ich so kopflos agiert habe. Hab auch erst später gesehen, dass es den Griff als Ersatzteil im Internet gibt, für 30 Euro, und die Reparatur war jetzt kein Hexenwerk. Naja, am nächsten Tag wollte ich – zu Beginn der neuen Fahrradsaison – die Gangschaltung am Mountainbike einstellen, weil der Umwerfer die Kette vorne nicht aufs große Ritzel hieven konnte. Also, dass das „Umwerfer“ heißt, wusste ich vorher nicht, doch diesmal bin ich die Sache mit Bedacht angegangen. Hab Fahrrad und Werkzeug rausgebracht, ganz in Ruhe im Internet geschaut, wie das so geht, um dann Schritt für Schritt das Problem zu beheben. Jetzt geht´s wieder. Also, läuft.

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Musste wieder einmal feststellen, wie wichtig es – bei der ganzen Grübelei über Gott und die Welt – für meine Balance ist, ab und zu meine praktischen Fertigkeiten einzusetzen. Das muss nicht immer ein technisches Problem sein. Manchmal können Kunst und Handwerk auch verschmelzen. Liebe es z.B., so kleine „Blumen-Landschaften“ zu bauen, mit Steinen und Moos und Figuren. Diesen kleinen Tannenkeimling habe ich gestern gerettet. Freu mich jetzt schon immer wieder, wenn ich den anschaue, und, wer weiß, vielleicht gedeiht er genauso prächtig wie sein großer (vormals ebenso kleiner) Bruder …

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Und zu guter Letzt? Hat mir zumindest ein Sohn tatsächlich zum Vatertag gratuliert. Einer von dreien, keine schlechte Ausbeute. Er hat mir einen selbstgebauten Donald aus Lego geschenkt. Den hat er zwar schon vor fünf Jahren gebaut, aber ich hab mich sehr gefreut. Und es war auch irgendwie ein bisschen stellvertretend für die anderen beiden Flitzpiepen. Da kann dann auch gerne bald das nächste Malheur passieren, kein Problem, Mischkalkulation eben.

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Fetter Name

Manchmal muss ich bei der Arbeit Filme gucken. Um mir die Machart anzuschauen, oder die Art und Weise, wie andere komplexe Themen aufarbeiten. Marx, zum Beispiel. Habe in der arte-Mediathek eine weitere Doku dazu gesehen: Karl Marx und seine Erben. Hat mir gut gefallen. Peter Dörfler, der Regisseur, war auch gleichzeitig der Kameramann. Das finde ich immer spannend, weil wir hier bei uns eher die Meinung vertreten, dass man immer nur eine Sache richtig gut machen kann. Entweder Autor sein oder Cutter oder Kameramann. Dass man sozusagen immer die Expertise des Anderen braucht, damit es ein guter Film wird. Dabei würde ich das auch gerne mal ausprobieren. Wobei, eine lange Doku habe ich mal fast komplett selbst gedreht. Ist allerdings schon ein paar Jahre her. Läuft noch bei spiegel.tv, hoffe, der Link funktioniert:

http://www.spiegel.tv/videos/140982-der-deutsche-shaolin

Das war eine tolle Erfahrung. Geschnitten habe ich auch schon ein paar Mal selbst. Ich persönlich finde, dass meine Beziehung zu diesen Filmen dann noch enger wird, als wenn ich „nur“ in meiner Rolle als Redakteur daneben stehe oder sitze, wenn gedreht oder später montiert wird. Oder um es mit Marx zu sagen: Man entfremdet sich weniger von seiner Arbeit. Und da schließt sich der Kreis. Marx ist wirklich hochaktuell. Der Begriff des Proletariats muss vielleicht überarbeitet werden, aber jeder, der nach den Gesetzen des Marktes arbeitet, spürt die auch. Das ist einfach so. Es gibt allerdings Menschen, die da über bessere Abwehrkräfte verfügen als andere.
Einer der Leute, die in der arte-Doku interviewt werden, ist ein ehemaliger Investment-Banker. Er hat auch ein Buch geschrieben: City Boy. Scheint ein unterhaltsamer Typ zu sein. Als ich seinen Namen gelesen habe, dachte ich allerdings, ich sehe nicht recht:

Wie ein schlechtes Anagramm meines Namens ... Copyright: arte/P. Dörfler
Wie ein misslungenes Anagramm meines Namens …
Copyright: arte/P. Dörfler

Allen ein schönes Wochenende! Und falls Gartenarbeit ansteht, wünsche ich Euch, dass sie möglichst selbstbestimmt ist.

Raus

dosenbayer

Bayern raus. Schade. War nicht nötig. Aber so ist Fußball. Nix für Fans.

Ansonsten? Nord- und Südkorea – Wow! Abwarten.

Und? Gerade viel Gerede um Digitalisierung und Automatisierung. Fluch oder doch Segen? Auch hier: Abwarten. Am Wochenende eine interessante Marx-Doku in der arte-mediathek gesehen. Viele Themen, viel Input, viel zu bedenken. Ruhe bewahren. Haben immerhin Müll weggebracht, die Terrasse geschrubbt und einen Sichtschutz zu den neuen Nachbarn gebaut: vier ausgewachsene Bambusstauden nebeneinander. Bestimmt, aber freundlich. Besser als eine Mauer. Rückzug ins Private. Habe mir am Wochenende immer mal wieder ein paar Notizen gemacht. Mal sehen, was daraus wird. Und immer mit offenen Augen durch die Welt.

Heute in einer großen Boulevardzeitung diese schöne Anzeige gesehen:

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Ich meine, ich bin ja auch ein großer Fan von Dosenbier (sieh Foto ganz oben, ja, ich weiß, ökologisch scheiße, ich stelle das irgendwann ab, versprochen), aber was wollen uns die Macher dieser Anzeige damit sagen? Dass sich der junge Mann (der Sohn?) ein Krombacher leisten kann (das auch bei Aldi seinen Preis hat), aber die Rente des Alten so schmal ist, dass für ihn nur noch die Billig-Plörre in Frage kommt? Warum überlässt der junge Mann das gute Bier nicht dem alten? Und wieso treffen die sich überhaupt zum Biertrinken und haben aber jeder nur diese eine Dose für den Eigenbedarf dabei? Und warum teilen die sich die Biere nicht jeweils zur Hälfte? Dann hätten beide was von dem guten … Fragen über Fragen, die ich gar nicht auf den Punkt bringen kann, wobei … doch … „Altersarmut“ ist der Oberbegriff, der mir beim Betrachten irgendwie durch den Kopf geistert. Oder? Keine Ahnung, ich glaube, es wäre cooler gewesen, wenn der junge Typ ein Student oder Musiker oder so wäre und das billige Bier trinken würde. Das wäre irgendwie authentischer. Oder drei Generationen, und nur der mittlere Endvierziger kann sich das Krombacher leisten. Und die anderen beiden lachen ihn aus, dann hätte es vielleicht wieder gepasst. Und alles ein bisschen datschamäßiger, bei dem Setting stimmt einfach nichts. Die beiden Männer trinken einfach kein Dosenbier von Aldi. Ja, ich glaube, das stört mich.