Schwerpunkt im Juli-Kulturspiegel: die Freundschaft. Auf dem Cover werden ein paar klassische Freundespaare genannt: Thelma & Louise, Ernie & Bert, Batman & Robin, Laurel & Hardy etc. Zwei Freunde haben sie m. E. vergessen: Micky & Goofy. Suche und lese gerade wieder die alten Lustigen Taschenbücher aus meiner Kindheit und bin total begeistert. Micky und Goofy – eine ganz ähnliche Konstellation wie bei Oskar und Rico, die Figuren in Andreas Steinhöfels Geschichte, die jetzt verfilmt wurde. Der eine Freund etwas schlichter, aber unverzichtbar in seiner Sicherheit gebenden Funktion für den anderen.
Tolles Interview mit Steinhöfel. Ich finde auch, dass man keine Kinder haben muss, um Kinderbücher zu schreiben. Hatte Michael Ende Kinder? Wahrscheinlich ist es eher andersherum. Wer Kinder hat, kommt gar nicht dazu, Bücher zu schreiben, weil er a) keine Zeit hat und b) völlig desillusioniert ist … (Scherz)
Das Taschenbuch, auf das ich mich beziehe, heißt „Micky, der rasende Reporter“ und ist aus naheliegenden Gründen mein Lieblingsbuch. Und fast so alt wie ich. Interessant in diesem Buch übrigens auch das Verhältnis zwischen Micky und Minni. Minni spielt hier nämlich eher die Xanthippe, während sie ja sonst oft als charmanter, verständnisvoller Rückhalt gezeichnet wird. Hing (bzw. hängt) sicher auch immer davon ab, welcher Autor gerade die Story schreibt. Würde den von damals jedenfalls gerne mal besuchen und fragen, was bei ihm vor 40 Jahren privat los war. Grundsätzlich bin ich von Micky und Minni oder Donald und Daisy aber immer ganz gerührt, weil die ja faktisch „füreinander geschaffen“ sind … ach, was weiß ich …
Ansonsten? Hat mein Kollege Jörg Kramer im aktuellen SPIEGEL einen Absatz über Thomas Müller formuliert, der so wunderbar treffend ist, dass ich ihn hier nochmal teilen muss:
„Müller spürt und genießt es, dass das Turnier ihn aufwertet, ihn plötzlich wie die Avantgarde eines Weltspielstils 2014 aussehen lässt. Mit diesem schneidigen Hurra, aufopferungsvoll, könnte er auch für Chile auflaufen oder für Costa Rica. Es ist aber Deutschland, das macht die kämpferische Haltung irgendwie wertvoller – so wie eine Zote niveauvoller klingt, wenn ein namhafter Philosoph sie erzählt.“
Da ist alles drin, bis hin zu dem Aspekt, dass – und da schließt sich der Kreis, weil ja genau dies das Thema unserer Reportage mit Manuel Möglich war – bestimmte Eigenschaften, wenn sie an Deutsche oder Deutschland gekoppelt sind, verquast verklärt werden. Also: Ja, ich trage gerade das DFB-Auswärtstrikot der WM 1970 in Mexiko, doch – Nein, ich kann mir nicht vorstellen, eine Fahne aus dem Fenster zu hängen und mein Auto schwarzrotgold zu verkleiden. Hab in den letzten Tagen schon sehr gruselige Sachen auf den Straßen gesehen. Es muss für einige Menschen eine unheimliche Genugtuung sein, die Fahne jetzt auch außerhalb des Schrebergartens hissen zu dürfen. Wenn das mal gutgeht …