Gerade läuft meine Doku-Reihe, die ich fürs Schweizer Fernsehen realisiert habe, nochmal an zwei Abenden auf 3SAT. Und ich würde an dieser Stelle gerne ein paar persönliche Anmerkungen teilen.
Ich habe ein bisschen gezögert, ob ich die Ankündigung in den Sozialen Netzwerken teilen soll oder nicht. Weil ich natürlich ahne, dass einige Menschen denken, wir hätten – nur, weil sich unsere ProtagonistInnen nicht ausnehmend kritisch über die politischen Zustände in der Golfregion äußern – nicht kritisch genug gefragt.
Meine Mutter hat sich letzte Woche die ersten beiden Folgen angeschaut, ganz klassisch, linear in der Spätvorstellung auf 3SAT. Kurz vorher lief eine Reportage über Katar auf arte. Die hat sie auch gesehen. Und sie war dann etwas überrascht, wie wohlwollend, optimistisch und – bei aller Kritik – zum Teil eben auch wertschätzend meine ProtagonistInnen über Katar gesprochen haben. Ebenso die ProtagonistInnen in Dubai.
Es ist eine Binse, aber dennoch wurde mir da wieder einmal klar, wie unterschiedlich die Blickwinkel auf das Geschehen und die Menschen sind. Dass ich Tage, zum Teil Wochen mit den Menschen verbringe, in deren Umfeld und vor Ort, der Zuschauer diese aber genau ein Mal, aus heiterem Himmel, ohne Vorwissen auf 8 Minuten pro Folge komprimiert zu sehen bekommt. Dass ich diese Menschen natürlich auch in den Momenten zwischen den Aufnahmen ganz anders kennenlerne. Und dass (reflektierte) Menschen auch abstrahieren können und sich vielleicht ein wenig überlegen, was sie in der Öffentlichkeit so von sich geben.
Ich habe für meine ProtagonistInnen stets auch eine gewisse Verantwortung. Es gibt für uns alle immer ein Leben nach der Produktion. Und ich bin mit der Art und Weise, wie wir das (auch mit meinen KollegInnen aus Hamburg und Zürich) gelöst haben, sehr zufrieden. Und ich glaube, dass man viel über die Region erfährt. Ich bin aber auch etwas erleichtert, dass das, was ich schon vor ein paar Wochen gesagt habe, mittlerweile nicht mehr „anrüchig“ ist. Dass das allgemeine Katar-Bashing und die Haltung, die hierzulande in vielen Fällen dahintersteht, auf lange Sicht nicht unbedingt zielführend sein muss.
Meine Mutter hat – ohne, dass ich sie darauf stoßen musste – etwas ganz Kluges gesagt: Sie erinnerte mich gewissermaßen an meinen Sendeauftrag: ein Porträt zu erstellen über ein paar bestimmte Menschen, die in der Region am Persischen Golf leben und arbeiten. Dort einen Alltag bestreiten. Ja, diese Menschen leben ein vergleichsweise gutes Leben – und in das haben sie mich hineinblicken lassen. Und dafür bin ich dankbar.
Ich drehe jetzt seit über zehn Jahren im Ausland. War in den USA, China, Russland, Brasilien und in vielen Ländern Europas. Und jetzt im Mittleren Osten. Und ich kann sagen: Es gibt viele unfassbar interessante Regionen und Menschen auf dieser Welt.
Und: Ich schätze unsere Demokratie, in der wir leben, sehr. So sehr, dass ich finde, man muss sie schützen. Im Notfall vielleicht sogar vor sich selbst.