Neue(s) Zeit, Alter!

14 Jahre lang hat er darauf gewartet, das letzte davon einigermaßen sehnsüchtig. Jetzt wurde sein Wunsch erfüllt. Und DAS war die erste Nachricht an mich, seinen Vater.

Handy

Wie reagiert man als humanistisch aufgeklärter, cooler, aber zugleich prinzipientreuer Super-Dad auf so eine freche und zugleich lügenhafte (immerhin hab ich noch ein paar Haare) Schmähbotschaft? Ohne Nachtisch ins Bett? Internat? Prügel? Oder noch schlimmer, einfach blockieren? So ein Schlingel. Immerhin: es reimt sich.

Witzi-Klo

Hab in den letzten Tagen mal meine Bilderwitze-Sammlung herumgereicht, um zu schauen, ob die Leute das lustig finden. Und wenn ja, was. War ganz interessant. Einen fand komischerweise niemand lustig. Dabei ist das einer meiner Favoriten. Zur besseren Ansicht draufklicken …

Ballonseide

Wobei – die besten Witze macht immer noch das Leben. Bin heute im Zuge einer Recherche (lange Geschichte) auf der Homepage eines Dixie-Klo-Vermieters gelangt und habe diesen Schreibfehler entdeckt. Draufklicken und auf untere Titelzeile achten …

dixiklo

 

los zeit

40 Jahre hat die Werkzeugkiste meines Vaters gehalten. Lebens-Leistung.
40 Jahre hat die Werkzeugkiste meines Vaters gehalten. Jetzt ist sie gebrochen. Traurig.

Ja, ich hänge gerade viel im Gestern, obwohl … vielleicht ist es umso mehr das Jetzt, wenn man im Gestern hängt. Wie eine Reflektion der Sonne, ein Strahl, der einen im Hier und Jetzt trifft, aber in Wahrheit Lichtjahre unterwegs war.

Mein Sohn hat Das geheime Tagebuch des Adrian Mole am Wochenende fast durch gelesen. Er sagte, es sei ganz lustig. Das ist schon ein großes Kompliment. Man darf ja das, was der eigene Vater offenkundig cool findet, selber bloß nicht auch super finden. Merke das immer, wenn ich Witze mache, dass sich die Jungs eher die Zunge abbeißen als herzhaft zu lachen. Nein, so schlimm ist es nicht. Außerdem zählt, was hängenbleibt. Gestern waren wir bei meiner Schwester und überlegten, was wir gemeinsam spielen könnten, und meine Schwester meinte – im Scherz – Fitze (ihr Hund) könne nur Mau-Mau. Daraufhin mein Sohn blitzeschnelle: Ich dachte, er spielt nur Wau-Wau … Ernsthaft, solche Kalauer machen mich stolzer als eine 1 in Mathe.

Yps

Er hat von meiner Schwester zum Geburtstag auch noch ein Yps-Heft bekommen. Mit Survival-Handbuch und -Werkzeug. War mein Tipp. Fand er gut. Muss trotzdem aufpassen, dass ich meine So-war-ich-in-deinem-Alter-Misson nicht übertreibe. Hinterher wird der Ärmste noch so wie ich.

 

Buchtage 2

mole3

Mein Geschenk ist gut angekommen. Vor allem, als ich sagte, das wäre noch nicht alles. Nein, im Ernst, mein Sohn hat ganz genau kapiert, dass es etwas Besonderes ist. Sogar den peinlichen Papa-Brief, der beilag, hat er ganz cool hingenommen. Hatte ihm im Vorfeld versprochen, dass er mit 14 fortan ab und zu Kaffee bei mir bekommt. War gestern das erste, was er fragte, als ich ihn abends vom Training abgeholt habe. Ob er einen Milchkaffee to go haben könne. Hab ihm meinen Rest im Thermo-Becher gegeben. War irgendwie ein großer Moment. Irgendwann wird es der Rest eines Bieres sein. Herrje. Werde das so lange, es geht, hinauszögern …

Bessere Welt

Hab heute beim Mittagessen ein Buch gelesen. Es geht darin um kleine Dinge, die man an sich bzw. an seinem Verhalten verändern und damit eine große Wirkung erzielen kann. Hat mir gut gefallen. Vieles darin hab ich allerdings schon gemacht. Fühlte mich prompt besser. Nur in Sachen Auto und Plastiktüten kann ich ordentlich nachbessern. Und ein Testament hab ich noch nicht aufgesetzt, schon gar keines, in dem eine Stiftung o.Ä. bedacht wird. Es waren auch ein paar lustige Beispiele aufgeführt: Irgendein Typ hatte seiner Frau, die ihn zeitlebens immer am Rauchen gehindert hat, ein kleines Vermögen vermacht, unter der Veraussetzung, dass sie täglich 5 Zigaretten raucht. Ein anderer 24.000 Pfund an Jesus, wenn er kommt und beweist, dass es ihn gibt. Herrlich. Auch herrlich, dass wir darüber lachen können.

Buchtage

Hat schon ein bisschen was von Greg´s Tagebuch
Hat schon ein bisschen was von Greg´s Tagebuch

Mein Sohn wird heute 14. Klar, die Zeit läuft für alle schnell, aber wenn man sein Kind nicht täglich sieht, sondern immer nur in gewissen Abständen, hat man das Gefühl, alles passiert beinahe im Zeitraffer. Er wird Nachsicht mit mir haben müssen, wenn ich ihm mal nicht altersgemäß begegne, aber ich gebe mir Mühe. Muss trotzdem schauen, dass ich uns für dieses Jahr noch ein besonderes Vater-Sohn-Abenteuer organisiere. Hochseeangeln oder so. Zum Geburtstag bekommt er von mir „Das geheime Tagebuch des Adrian Mole“, und zwar mein altes Exemplar, das mir meine Mutter damals geschenkt hat, als ich 14 wurde. Pathetisch, ich weiß, aber auch cool. Bin natürlich in eine kleine Krise geschlittert, als ich das Buch jetzt wieder in den Händen hielt. Hab es extra vor ein paar Jahren zur Seite gelegt, weil ich wusste, der Tag würde kommen. Jetzt ist es soweit. Aaaahhhh!

EC

Rückweg. Bisschen platt. Die Studentengruppe war diesmal außergewöhnlich groß. Interessant: Je größer die Gruppe, desto autoritärer werde ich. Also, ich glaube, die Studenten hatten auch Spaß, aber ich merke, wie ich, je älter ich werde, und das ist ja auch das, was meine Kinder spüren, umso weniger Lust habe, gegen so eine unkonzentrierte Geräuschkulisse anzusprechen. Da ist er wieder, der Feldherr, der Mitstreiter sucht – und sie nicht findet. Oder nur teilweise. Was ich dieses Jahr schon krass fand, war, dass die Handy-Nutzung noch automatischer und zwanghafter und selbstverständlicher geworden ist. Hab am ersten Tag genau zwei Versuche unternommen, dass sie die Dinger wegpacken sollen – dann hab ich es aufgegeben. Hatte mich jedoch ganz gut im Griff. War ja auch nett. Und durchaus produktiv.

Durchatmer. Im Hotel. Die morgendliche halbe Ruhestunde beim Frühstück. Wie Urlaub. Auch die Gänge von A nach B durch die Stadt. Denke jetzt ja auch nicht mehr, dass irgendjemand von der UNI meine Arbeit überprüft. Oder mit der Stoppuhr daneben sitzt. Und selbst, wenn? Dass, was ich da in 3 Tagen abreiße, ist für die jungen Menschen unbezahlbar. Ehrlich. War auch wieder effektiv, hatte heute z.B. auf dem letzten Drücker die gute Idee, dass jede Gruppe schonmal ihren Off-Text ins I-Phone liest, um Zeit zu sparen, und es haute genau hin. Um 18:10 war der Film exportiert, um 18:20 haben wir geguckt und um 18:30 sind wir zum Bahnhof. Just in time …

Styl EC
Styl EC

Woher ich weiß, dass ich erwachsen geworden bin? Weil ich nicht mehr nervös werde, wenn der Zeiger schneller tickt. Oder wenn Mittzwanziger ungeduldig werden. Weil ich die Deadline einhalte. Und alle zufrieden sind. Und weil ich mich mich nicht mehr auf den erstbesten Sitz im Zug setze, sondern im angehauchten EC wie im Orientexpress in den Speisewagen, warmes Essen und Getränke bestelle und mich mit dem Kellner bespreche wie einer, der schon mal zuvor im Restaurant war. Ja, weil ich in dieser Sekunde im abrupt bremsenden Zug mein polnisches Bier vor dem Umfallen bewahre, während sich die grauhaarige Kuh schräg gegenüber meckernd ihr schales, lustloses Wasser vom Knie wischt.

Heute ein Kønig

Heute frei. Fahre nachher nach Eberswalde, wo ich mein alljährliches Medienseminar halte. Hab den Morgen dafür genutzt, meine alte Snare aufzupolieren. Hatte sie bereits vor ein paar Tagen aus dem Keller geholt und in ihre Einzelteile zerlegt. Gestern neue Felle gekauft und Never Dull, eine Chrom-Politur, die mein Opa schon benutzt hat. Musste deswegen extra zu Manu Factum, der Preis hielt sich aber erfreulicherweise in Grenzen. Heute dann alles poliert, Holz, die beiden Spannreifen, jede Schraube, dann die Felle drauf, noch mal gewienert – und …

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Ein echtes Schmuckstück. Und Original. Hab sie vor über 20 Jahren gebraucht gekauft, für 400 D-Mark, und damals war sie schon retro. Hab eben recherchiert und gesehen, dass sie vor kurzem neu aufgelegt worden ist. Kostenpunkt: Über 800 Euro. Da freut sich der Sammler. Vielleicht muss ich sie bald versetzen. Hab nämlich gestern von meiner Zahnärztin den Kostenvoranschlag für eine Krone bekommen … naja, als König brauche ich ja auch eine Krone.

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Meine Freundin sammelt auch. Briefmarken. Nein. Aber die österreichischen Udo Jürgens Sondermarken hat sie dann doch bestellt.

Wollte eigentlich gar nicht mehr viel dazu sagen, aber ich gucke zur Zeit immer wieder diese Jamie Cullum-Version von „If I never sing another Song“. Ich glaube (nach dem 50. Mal gucken) fast, mit dieser Performance hat er Udo ein bisschen den Rest gegeben, weil es so gut ist. Nicht falsch verstehen, ich bin immer noch geschockt und werde Udos alte Platten immer lieben, aber wenn Udo Jürgens Jazz gespielt hat, klang es eben doch ein bisschen anders, nicht ganz so lässig. Ich hab zum Vergleich mal eine alte Piano-Einlage von Udo aus dem Song „Engel am Morgen“ angehängt (auf den Play-Button klicken). Auch schön, aber eben nicht so cool.

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Trash

Hab gestern ein bisschen im Keller rumgestöbert, auf der Suche nach meiner alten Stick-Tasche und einem bestimmten Buch, das ich meinem ältesten Sohn demnächst zu seinem 14. Geburtstag schenken möchte – und das ich selbst von meiner Mutter damals zum 13. Geburtstag bekommen habe, also vor fast 30 Jahren. Um es kurz zu machen: beides gefunden. Manchmal lohnt es sich, ein sammelwütiger Ordnungsfanatiker zu sein.

Rock `n´Roll
Rock `n´Roll

Heute geht es erstmal um die Stick-Tasche. Jetzt, da ich einen Trommel-Raum habe, brauche ich natürlich auch Stöcke. Und da hat mich mein Fund gestern schon umgehauen. Klar, war der Stoff staubig und muffig, und die Wollschlegel auch schon ein bisschen von Motten zerfressen, aber gleichzeitig war es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Als hätte ich letzte Woche noch einen Gig mit Roger Trash gespielt und die Tasche gerade erst abgehängt. War noch alles drin, inklusive Stimmschlüssel, Ohrstöpsel, sogar eine Setlist und der Tourplan. Krass. Roger ist ja erst vor zwei Jahren an Leukämie gestorben, ein riesiger Verlust. Und gestern seine liebevoll, aber eben etwas „trashigen“ Zettel in der Stick-Tasche wiederzufinden, ging mir doch nahe. Hoffentlich bist Du da oben zur Ruhe gekommen, Roger.

Leben

So paradox und schlimm es klingt, doch der Wahnsinn der letzten Monate (Putin, Pegida und Co.) hat bei mir etwas Gutes ausgelöst. Nämlich meine (Lebens-)Zeit wieder höher zu bewerten, in mich reinzuhorchen und kleine, richtige Schritte zu gehen. Entscheidungen zu treffen! Hab die letzten Tage viel über die immense Bedeutung von Zerstreuung und den menschlichen Spieltrieb usw. gelesen. Da ist etwas dran.

The Drummer’s Drama begins from anders-blog on Vimeo.

Ja, im Gesamtzusammenhang klingt es egoistisch und belanglos: eine Trommel-Möglichkeit. Doch ich habe das Gefühl, als hätte ich mich an eine Ladebatterie gehängt. Ich merke spürbare Erleichterung, und das kommt auch meinen Mitmenschen zugute. Wollte heute Morgen eigentlich ein bisschen an meinen Songtexten arbeiten. Am Ende reichte die Zeit doch wieder nur für Frühstück machen und abräumen und meinem Ziehsohn bei den Deutsch-Hausaufgaben helfen. Ging um eine Kurzgeschichte zweier Schiffbrüchiger. Ein Mann, ein Hund. Am Anfang hasst der Mann den Hund. Ohne Grund. Am Ende kann er nicht mehr ohne das Tier leben und zieht es aus dem Wasser auf seine Planke. Die Frage war: Wer rettet wen? Klar – der Hund den Mann, weil er dessen Hass in Liebe verwandelt. Komme darauf, weil das Je suis Charlie-Foto meiner Spiegel-Kollegen in den sozialen Medien erstaunlich viel krassen Shit hervorruft. Wo kommt der ganze Hass her? Vielleicht sollte man per Gesetz Kampfhunde gegen Schoßhündchen eintauschen, keine Ahnung …

Was ich sagen will: Ich habe die Textarbeit mit dem cleveren, jungen Kerl am Frühstückstisch heute sehr genossen. Und womöglich ist das der größte Dienst, den ich an der Gesellschaft leisten kann. Meine Zeit den aufgeklärten Bürgern von morgen zu widmen.

Jesu(i)s Charlie

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Heute hat auch der Spiegel sein Solidaritäts-Foto veröffentlicht – online und im neuen Heft, das Samstag kommt. Gemacht wurde es gestern. Ich bin nicht mit drauf, weil ich selbst fotografiert habe – von ganz oben, gewissermaßen aus der Engelsperspektive. Als Zeichen meiner ganz persönlichen Anteilnahme.

Bin immer noch ziemlich geschockt. Habe auf der anderen Seite auch Angst, dass die Menschen bald nicht mehr unterscheiden zwischen Extremismus und Religionszugehörigkeit. Meine Freundin hat mir einen tollen Artikel des taz-Kolumnisten Deniz Yücel weitergeleitet. Der richtet sich mit einem schönen Satz an AfD, Pegida, NPD und Co.: „Spackos, hört zu: Wagt es nicht, die Toten von Paris zu instrumentalisieren. Denn für euch hätten die Satiriker von Charlie Hebdo zur `Lügenpresse´ gehört.“ – Sehr gut.

Jetzt sind die Attentäter offenbar tot. Die Sinnlosigkeit kennt keine Grenzen.