Bi uns tu Hus

imageimageimage

Heute letzter Tag Lettland. Das Wetter spielt weiterhin verrückt. Haben zum Abschluss unserer Reise einen Deutschen Club in Daugavpils besucht. Der Chor hat extra für uns das Friesenlied gesungen und mir wurde ganz warm ums Herz. Ja, ich bin Europäer. Ja, ich finde die meisten Deutschen eher dumm und arrogant, und ich glaube, der landesübliche Nationalstolz ist einfach nichts für uns, aber beim Friesenlied freue ich mich auf zuhause …

image

Auf Augenhöhe

Auf dem Weg zum Frühstück. Lange Tage, die spät beginnen. Die Raumpflegerin am Ende des Flures hat vermutlich schon ihr halbes Pensum hinter sich. Ja, der Druck ist groß, aber tauschen möchte ich auch nicht.

image

Spannende Begegnungen in Lettland. Haben Jöran getroffen, einen Singersongwriter aus Bochum, der aber für Lettland(!) am Eurovision Song Contest teilgenommen hat. Er ist hier zum Volksmusiker, im besten Sinne, geworden durch einen einfühlsamen Abgesang auf die lettische Währung, als hier im Januar der Euro kam. Netter, cleverer Typ, der uns bzw. Manuel mit dem „Lied für Manuel“ empfing …

image

Gestern dann ein Dreh mit dem lettischen Schauspieler, Moderator, Fitnesstrainer Karlis, dessen Mutter für die SS im Krieg als Krankenschwester arbeiten musste – und das war auch klasse und philosophisch. Er hat uns Deutschen „unsere Maske“ vorgehalten. Außerdem hatten wir eine super Location. Haben das nämlich so theatermäßig in einer Blackbox inszeniert, mit 2 Kameras, mal was Anderes. Fazit: 2 selbstbewusste Gesprächspartner, die Manuel auch mal sehr direkt angesprochen haben. Toll.

Heute nimmt uns Jörans Managerin Gunita mit zum Jani-Fest aufs Land, dem traditionellen Mittsommerfest in Lettland, mit Feuer und allem Drum und Dran. Bin gespannt.

Geheim Dienst

image

Lettland begann mit dem gleichen Mistwetter wie Rumänien. Gestern Abend riss es dann endlich auf. Ansonsten sehr schön. Altstadt sieht aus wie Lübeck, Riga ist ja auch Hansestadt. Morgens waren wir im ehemaligen KGB-Gebäude. Das war echt furchteinflößend. Die Letten nannten es das „Eckhaus“. Wenn man die Zellen sieht, kann man sich vorstellen, was da abging. Obwohl es im Grunde unvorstellbar ist. Aber es erklärt auch, warum die Letten die Russen noch blöder finden als die Deutschen. Das ist halt alles noch sehr frisch (Draufklicken) …

imageimageimageimageimage

Let (i)t Land

image

Gut angekommen. Auf dem Flug die ganzen Lobeshymnen auf das Portugalspiel gelesen und Angies Besuch in der Kabine. Ich muss ja sagen: mit der neuen Brille sieht sie ein bisschen aus wie Harry Potter.

Heute in einem alten deutschen Herrenhaus gedreht, das ein Pfälzer Hotelier vor Jahren gekauft und restauriert hat. Ein absolutes Meisterwerk, wunderschön, mit Liebe zum Detail, auch wenn ich eine kleine nordische Holzhütte immer noch 1000 Mal gemütlicher finde. Aber natürlich trotzdem eindrucksvoll. Wusste auch wieder nicht, dass der Deutsche Orden hier im 13. Jahrhundert einmarschiert ist und Lettland erstmal annektiert hat. Das ist typisch deutsch: sich in einem fremden Land breit machen oder, anders gesagt, auch das Böse „Made in Germany“ hat eine besondere Qualität. Was krass ist: Lettland war in seiner Geschichte immer von irgendwem okkupiert. Die Unabhängigkeit seit der Wende ist die längste Zeit ohne fremde Herrschaft, also grad mal 25 Jahre. Und jetzt wächst schon wieder die Sorge, die Russen könnten denselben Stress verursachen wie in der Ukraine. Für uns unvorstellbar …

imageimageimage

 

 

 

Go East

 

Oben ohne
Oben ohne

Greenpeace hat 4 Millionen verspekuliert. Spendengelder. Das ist so … Kotz. Und der Rest der Welt KRIEGt sich auch nicht mehr ein. Dafür sind Schumi und die DFB-Elf aufgewacht. Es ist beinahe so, als hätten sie in einem Bett geschlafen. Kleines deutsches Glück.

Die Legende ist ja nun geboren, dass Poldi Schumi mit seinem Gruß „geweckt“ hat. Schöne Story. Ich finde Poldi ja eh gut. Bringt seit 10 Jahren Leistung, mault nicht, wenn er mal auf der Bank sitzt, und ist sofort da, wenn er gebraucht wird. Und sein Selfie mit Angie gestern – Knaller. Damit wird sie noch zwei Legislaturperioden überstehen.

Apropos kleines deutsches Glück. Morgen früh geht’s mit Manuel Möglich nach Lettland. 5 Uhr am Flughafen. Aaaahhh. Ist erstmal die letzte Reise. Schade eigentlich. War noch nie in Riga. Wusste natürlich auch nichts von der „deutschen Geschichte“ in Lettland. Ja, die Deutschen und ihr ambivalentes Deutschsein; denke die ganze Zeit über das Thema nach, vor allem weil gerade wieder alle mit ihren Deutschlandfahnen rumfahren. Das würde ich nie machen. Finde es immer noch komisch. Heute Morgen hatte ein Frau so eine Fahne am Kinderwagen. Hurra, wir kommen. Kann der Deutsche einfach nur Fan sein, ohne arrogant zu sein. Hmmm, also wir haben gestern auch gejubelt, als Hummels in den Himmel stieg. Aber Fahnen? Am Schlimmsten sind diese Überzieher für die Außenspiegel. Die sind auch … Kotz. Egal, jedenfalls haben mich diese Reisen weiser gemacht, auch was mich selbst angeht. Und fachlich kompetenter. Hab Namibia diesmal selber vorgeschnitten, mal was Anderes. Wer weiß, was wir in Zukunft noch alles können müssen. Die Journalisten von Morgen – Die „Eier-legende-Woll-Milch-Sau“.

Apropos selber schneiden – im Bild oben fehlt Lucky Luke der Oberkörper. Meinen Söhnen ist das aufgefallen, als wir die Folge im Wohnwagen geguckt haben. Da ist wohl was bei der Montage schief gelaufen …

(P)Feiertage

Voll grün
Voll grün

Die Kritik zuerst: Das ZDF will mir weismachen, sein virtuelles WM-Studio, das, 40 km von der Dachterrasse ihres angemieteten Hotels entfernt, eben genau diese Dachterrasse virtuell simuliert, sei voll cool und innovativ. Hab ich das richtig verstanden? Die Moderatoren stehen vor Grün und haben denselben Hintergrund (die Copacabana) im Rücken, den sie auch hätten, wenn sie „in Echt“ auf der Terrasse ständen? Die ist aber tatsächlich zu klein! In der Sportreportage haben sie eben so getan, als wäre das alles gewollt und geil. Für mich klingt es erstmal so, als hätte sich da irgendein Depp im Vorfeld vermessen. Oder erst gemietet, dann gemessen. Möchte mal wissen, was dieses virtuelle Gedöns kostet. Ich will überhaupt keine Statistiken in den Himmel gestanzt. Ich will clevere und unterhaltsame Fragen. Und das ist anspruchsvoll genug.

Gestern und heute ausgeruht. Eingekauft für die Pfingstfeiertage. Brennholz, Bier, was zum Grillen, damit man nicht mehr los muss. Spießig? Keine Ahnung, sind Eichhörnchen spießig? Ist auch egal. Hab heute nach dem Joggen 2 Stunden Unkraut gejätet. Vielleicht auch spießig. Aber Jogging für die Seele.

Katzenhitze
Katzenhitze

Denke in den letzten Wochen verstärkt daran, ein Sachbuch zu schreiben. Liegt wohl daran, dass ein paar Leute aus meinem Umfeld gerade eines schreiben bzw. geschrieben haben (u.a. Manuel Möglich, Julian der „Shaolin“). Es müsste aber viele Themen behandeln. Oder sogar alle!? Ich bin ja kein Experte für ein Thema, aber ich habe Gespräche geführt. Viele. Im Prinzip wie die Doktorarbeit, nur für alle lesbar, aufgehängt an kleinen Beobachtungen. Habe z.B. auf dem Rückflug aus Rumänien beobachtet, wie die Stewardessen neuerdings diese Dutyfree-Kataloge verteilen. Nämlich eben nicht an alle, sondern nur an Leute, die sich offenbar wirklich dafür interessieren. Die Stewardessen haben sie auch so komisch hochgehalten, als wären die Kataloge selbst schon der teure Schmuck. Also, klar, die sind ja auch teuer, aber früher steckten die einfach hinter jedem Sitz. Das ist ein ganz perfider Trick, nach dem Motto: Du kriegst diesen Hochglanz-Katalog nur, wenn du auch was kaufst. Spart Druckkosten und erhöht den Kaufzwang. Deutsche Effektivität.

Hab auf dem Rückflug außerdem ein Buch gelesen, das ich in der deutschen Buchhandlung in Sibiu (Hermannstadt) erstanden hab, für umgerechnet 70 Cent: „Wilhelm Meisters Abschied“ von Leonie Ossowski. Erstens fand ich es nett, dass das wie Plenzdorf den Goethe weiterbehandelt, und dann hab ich beim Lesen aber gestaunt, wie aktuell das ist. Kam 1982 raus und kreist um die damalige Berliner Hausbesetzer-Szene, Spekulanten und die ersten Friedensmärsche –  alles hochaktuell. Ich meine, gerade heute war in Berlin der Karneval der Kulturen. Ehrlich, ich bewundere so eine Strahlkraft von Büchern bzw. so weitsichtige Autoren. Sorry, Autorinnen.

Kannte Ossowski gar nicht, wobei, ich kenne ja eh wenig, deswegen blättere ich ab und an ein bisschen wild in „Bildung“ von Dietrich Schwanitz und heute – also, manchmal ist das ja verrückt, ich lese ohnehin grundsätzlich selten, weil ich immer Angst vor meinen eigenen Gedanken habe, meinen Assoziationen (Im Zeitmagazin erzählt Mehmet Scholl von einem Alptraum, den er als Spieler ab und an hatte, dass er zum Spiel fährt und dann ist die Hose nicht da, der Schuh und zu guter Letzt fehlt ein Schnürsenkel und am Ende kann er nicht auf den Platz und seine Mannschaft muss zu zehnt spielen. Exakt diesen Traum kenne ich auch, ebenso als Variation, dass ich als Trommler einer Band es nicht rechtzeitig schaffe, das Schlagzeug aufzubauen, das nur am Rande), jedenfalls hatte ich das Assoziations-Chaos jetzt auch bei Ossowski wieder, man liest zwei Sätze und will dann eigentlich erstmal eine halbe Seite Notizen machen, naja – und heute schlage ich „Bildung“ auf und lese eine Seite über Wilhelm II. und hab sofort das Gefühl, ich müsste mir eigentlich dieses ganze Preußenzeugs nochmals reinziehen, bevor es jetzt auf die letzte Reise nach Lettland geht, weil in den Interviews ja immer irgendwann die Sprache auf diese blöden, deutschen Tugenden kommt, und da spielt das Preußische natürlich voll rein, dieser Drill, diese Bereitschaft, sich immer selbst zu disziplinieren. Deswegen tippe ich gerade, anstatt mit einem Bier im Schwimmbad zu liegen, wobei, jetzt bricht der Himmel gerade zusammen …

Bei Ossowskis Wilhelm Meister geht es am Ende vor allem um die Frage, was der Einzelne tun kann, und da dachte ich jetzt noch mal, ich kann zumindest mit unserer kleinen Reportagereihe ein bisschen was zum Thema Integration machen. Das ist relevant. Musste bei dem Buch aber auch daran denken, dass mein Freund Jan immer gesagt hat: Du musst nicht den Werther lesen, sondern den Wilhelm Meister. Ich glaube, ich schicke ihm das Buch, mit einem Brief; da merkt man übrigens auch, dass man ganz schnell auf dem Holzweg wandelt. Ein Brief an einen Freund sollte doch wichtiger sein als ein Blogeintrag, oder?

Ansonsten? Bin ich gut angekommen. Ja. Bin wieder zuhause. Bin wieder. Das Wetter ist schön, auf den Terrassen blüht es. Vermisse meine Glücksbringer, zumindest zwei von denen, aber die sehe ich auch bald wieder. Dieses Vater-Ding ist auch so ein Riesenthema, das man nicht mehr los wird. Werde mir deswegen vermutlich auch nicht „Boyhood“ angucken, obwohl der bestimmt toll ist, aber als ich allein von dieser einen Szene gelesen hab, wie Ethan Hawke als Teilzeitvater seine Kinder in so einer Angeberkarre abholt und sie hilflos hinterrücks über ihren Alltag ausfragt, das ging mir total nahe – obwohl ich denke, dass ich das Ganze vergleichsweise gut hinkriege. Jetzt schläft meine Süße drinnen auf dem Sofa, zu ihren Füßen ratzt der eine Kater, der andere oben im Kratzbaum-Ausguck. Bin glücklich. Bin ich.

Und? Lese gerade bei Wiki, dass Ethan Hawke nach der Trennung von Uma Thurman wieder geheiratet hat, und zwar das ehemalige Kindermädchen der beiden. Hat mit der jetzt auch zwei eigene Kinder. Klingt irgendwie not cool, wenn´s stimmt.

In Spiration

image

Konnte mich nicht zurückhalten. So „Crazy“ war das Crazy Sandwich jetzt nicht. Und selbst für rumänische Verhältnisse ziemlich teuer. 15 Euro mit Coke und Tipp. Tja, hab’s aber gestern nicht mehr rausgeschafft.

imageimage
Umso inspirierender heute der Dreh. Waren bei Musikern zu Gast, zwei Geschwister. Das war cool, die haben für uns ein kleines Wohnzimmerkonzert organisiert und mit Manuel sehr kontrovers über Integration und „Multikulti“ diskutiert. Interessant, wie Leute Deutschland von außen sehen. Dafür haben wir Bukarest von oben gesehen – musste dafür allerdings das Interconti anmieten. Mein Boss wird sich freuen …

image

„Schwellen“-Land

image

Oder: Ein lichter Moment der Natur. Haben heute zum ersten Mal seit Tagen die Sonne und den Himmel gesehen. Und die Berge.

image

Außerdem: Bud Spencer im Original mit rumänischem Untertitel.

image

Eine Miss Germany von 2009, die heute noch in ihrer Geburtsstadt die Presse verzückt. Und andere Eindrücke …

imageimage

Blood

Der Regen hat endlich aufgehört. Also, wir haben zwar keine Sonne, doch es ist zumindest trocken. Dafür haben wir auf dem Weg zur Dracula-Burg den Hund eines Schäfers überfahren. Obwohl wir extra langsam gefahren sind. Aber der schoss plötzlich über die Straße, keine Chance. Das war schrecklich. Manuel und ich haben daraufhin vorgeschlagen, anzuhalten und dem Mann Geld für einen neuen Hund zu geben, bekamen aber zu hören, es gebe eine alte Rumänien-Regel, wonach man in so einem Falle gerade nicht anhält, weil man sonst möglicherweise gelyncht wird. Hmmm, sicher ist: Der Geist des Hundes wird die nächsten 1000 Jahre auf Draculas Burg sein Unwesen treiben.

image