Glaubenssachen

Man kommt kaum dazu, sich um die kleinen Dinge zu kümmern, weil die großen sich schon wieder in Riesenschritten ereignen und entsprechende Spuren hinterlassen. Krieg in Syrien, da redet schon keiner mehr von Ägypten, geschweige denn von dem ganz normalen, anderen Wahnsinn (Armut und Hunger) in der Welt, der immer da ist.

Vielleicht ist auch andersherum. Vielleicht flüchtet man sich eher in die kleinen Dinge, weil einen sonst die Riesenschritte überrollen. Dabei ist die Grenze zwischen klein und groß ja gar nicht so offensichtlich. Mitunter spiegeln sich die großen Probleme der Menschheit in Miniaturen. Oder fliegen eher die kleinen Blätter im großen Sturm?

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Zwei Aussagen, gefunden in (zwei verschiedenen) Hamburger U-Bahn-Tunneln. Da kommt plötzlich Licht ins Dunkel. Man ahnt die Kraft dieser Kräfte. Rätselhafte Umstände. Wer schreibt zuerst? Warum der gleiche Wortlaut, aber nicht dieselbe Schrift? Ist das ein Diskurs, den ich nicht kenne? Wer reagiert auf wen? Und wer dann wieder auf den anderen? Der Bibeltreue hat offenbar zuerst geschrieben: kein Märchenbuch, dann hat jemand das k durchgestrichen, und der Bibeltreue hat es wieder drübergeschrieben. Ob er da jeden Tag vorbeigeht und sich vergewissert?

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Egal, am Ende ist mir einfach schleierhaft, wie man für sich selbst in Anspruch nehmen kann, an das einzig Richtige zu glauben. ABSOLUT SCHLEIERHAFT.

Trauer

Bei Leid

Wolfgang Herrndorf ist tot. Wie immer holt sich der Himmel die Falschen viel zu früh. Aber man kann ihn verstehen. Ein wortgewaltiger, künstlerisch begabter Geschichtenerzähler. Wer wollte den nicht in seiner Mannschaft haben?

Mehr gibt´s nicht zu sagen. Aus Respekt vor den Worten.

Zirkus Con Kanni

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Ist gerade viel los im Blätterwald und Mediendschungel. Enzensberger beeindruckt mit seinen Auftritten zu Spionage, Snowden und Co., der Spiegel reflektiert seine Entscheidungen, und die FAZ kritisiert die taz, die einen Artikel über eine Untersuchung zu Pädophilie bei den Grünen nicht bringt.

Da befasse ich mich doch lieber mit einem anderen Lieblingsthema der Medien: Tiere. Hab ja am Samstag im Baumarkt (beim Praktiker zahlt übrigens Max bar …) noch ein schönes Lärchen-(Lerchen?-) Brett als Treppe für den Kaninchenstall besorgt, weil das alte so  verrottet war, dass unser Pete immer reingesprungen statt -geklettert ist. Aber jetzt steht er ratlos vor der neuen Treppe, weil er sich das Springen so angewöhnt hat …

Musste mir deswegen eine List einfallen lassen. Hab einfach seine Leckerlis so Hänsel-und-Gretel-mäßig auf die Treppe gelegt, damit er lernt, dass man da auch drüber laufen kann. Und? Seht selbst.

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Schland

Hab heute alle kleinen Glücksbringer zum Angeln an die Alster kutschiert und in der Zwischenzeit selbst einen kleinen Spaziergang gemacht. Bin dabei auf Folgendes gestoßen: Ganz lustige Tüten für Hundescheiße von jemandem, der zugleich noch die besten Gassi-Locations für Hundebesitzer als App (oder was auch immer, hab´s nicht gelesen) anbietet. Genial oder gaga? Modern oder meschugge? Ja, das ist unsere Welt. Giftgas (oder nicht?) in Syrien, Geheime Codes aus USA, die bis in unser privatestes Privates reichen und lustige „Kot“-Witze in problemlosen Nobelstadtteilen.

Kot

Dann in den Baumarkt, brauchte noch Holz für eine Treppe für den Kaninchenstall. Bin da ziemlich baff vor einem Aufsteller stehen geblieben, weil dort in aller Pracht und Selbstverständlichkeit Deutschlandfahnen verkauft wurden. Aber nicht diese kleinen Pipi-Dinger, die man sich 2006 verschämt an die Autoscheibe geklebt hat, nee, so Riesenteile, Wahnsinn. Wenn man dann hört, dass hier und da schon wieder kräftig gegen Flüchtlinge mobil gemacht wird, kann man richtig die Kotze kriegen.

Schland

Vielleicht beschreibt das unser Land ganz treffend. Ein bisschen linkisch, ein bisschen fies, ein bisschen gebrannt, ein bisschen geschäftstüchtig, ein bisschen trutschig und vor allem ein bisschen uncool.

Ansonsten? – Singt Jason Newstedt auf seiner ersten Single „Soldierhead“ wie James Hetfield, ist meine Lügen-Doku Film der Woche auf spiegel.tv und geht Montag mein Buch in den Druck. Out putputput …

 

Voll am Drücker

Mein Kollege und Fußball-Mitstreiter Olaf hat im heutigen Spielbericht so warme Worte gefunden, dass ich beim Lesen ganz verlegen wurde. Aber in erster Linie habe ich mich gefreut. Und oben in der Tabelle stehen wir auch, klar, nach 2 Spieltagen heißt das nix, aber bei uns doch ein bisschen mehr als bei Bremen.

http://www.tsv08-untereherren.de

Ansonsten? Wollte ich das noch erzählen: Ich war letztens an der Aral(!)-Tanke an der Stresemann, gehe kurz auf die Toilette, da fällt mein Blick auf den Hersteller der Spülung … lustig, oder (zum Vergrößern draufklicken)? Erinnert mich irgendwie an eine  Meldung von neulich, wonach ein deutscher Hersteller ein paar WC-Steine in Russland vom Markt nehmen musste, weil sie die Farben der Ukraine (blaugelb) und damit einen Riesenprotest ausgelöst hatten.

Am Drücker

 

Entenhausen

Entenhausen

Gestern 2 Tore zum Sieg der eigenen Mannschaft beigesteuert. War, glaube ich, mein erster Doppelpack überhaupt. Meine Freundin hat´s gesehen, wahrscheinlich lag es nur an ihr. Anschließend für den glücklichen Bayernerfolg geschämt und mit der HSVreundin gelitten.

Heute lange geschlafen, das Bett meines Ziehsohnes repariert, eine Wäsche gemacht, den Kaninchen-Stall gesäubert und – kurz, bevor es manisch wurde – den alten Gliedern ein Entmüdungsbad gegönnt. Empfehlenswert. Nebenbei ein bisschen Hesse gelesen: „Kurgast“; wie immer ein bisschen umständlich, aber zwei tolle Schilderungen, wie der Erzähler Hesse an der Rezeption um ein „ruhiges Zimmer“ kämpft und später der Arzt bei der Erstuntersuchung fragt, ob die Ischiasbeschwerden womöglich auch „psychisch mitbestimmt sein könnten“ – es hat sich einfach nix verändert. Und was hilft heute auch noch? Entmüdungsbäder …

Ma Car

Wer Gutes tut, dem widerfährt Gutes, heißt es ja landläufig, und tatsächlich ertappe ich mich auch ab und an dabei, wie ich mich diesem Vorstufen-Karma-Modell unterwerfe (und meiner Freundin damit richtig auf den Keks gehe). Wie ich sofort mein eigenes Handeln analysiere, wenn irgendwas passiert. Vor allem, wenn es etwas Schlimmes ist. Dann geht´s los: Oh, Gott, was habe ich verbrochen? Einen fiesen Witz gemacht? Meinen Sohn ungerecht behandelt? Der alten Frau heute im Supermarkt die Tür vor der Nase zugeschlagen? Ja, da kann ich mich richtig reinsteigern.

Glück?   Glück

Aber jetzt hat sich das Ganze mal im guten Licht gespiegelt. Ich habe nämlich unserer Firma einen Sprecher vermittelt. Das ist ein guter Freund von mir, der sich sehr über den Kontakt gefreut hat. Und meine Kollegin freut sich, dass mein Freund das so gut macht. Und ich freue mich, weil sich alle freuen.

Und heute Morgen dann bekam ich die Quittung dafür – also, gewissermaßen die Rückerstattung. Ich hatte nämlich verpennt, wie ich war, am Bahnhof meinen Schlüssel am Fahrrad hängen lassen. Das ist mir aber erst im Büro aufgefallen. Ich meine, an dem Bund sind ALLE Schlüssel, inklusive eines Adressanhängers. Der Dieb hätte also zum Schlüssel gleich die passende Tür und das passende Auto gehabt, Wahnsinn. Ich also in nackter Panik meine Freundin angerufen, die schnell zum Bahnhof geheizt – und da hing er noch …

Barelin

Tor

War gestern für Interviews in der Hauptstadt, in unserem Studio am Brandenburger Tor. Hatte zwischendurch 2 Stunden Zeit und bin mit der U-Bahn zum Reichstag gefahren, zum ersten Mal eigentlich. War auch ganz beeindruckend, weil sich der Himmel plötzlich verdunkelte und gleichzeitig, fast wie die Vorboten des Untergangs, ein paar Krähen vor mir auf der Wiese landeten. Schlechtes Omen? Und wenn ja, für wen?

Reichsnacht

Bin morgens in Hamburg kurz in die Bahnhofsbücherei gegangen und hab mich dort ein bisschen umgeschaut. Wahnsinn, wieviele Bücher es gibt. War das früher auch so? Allein der Sachbuchmarkt, da blickt ja kein Mensch mehr durch. Und wieder tausend neue Romane. Woche für Woche. Da fällt der Glaube schwer, dass da irgendjemand ausgerechnet auf meinen warten könnte …

A(h), sozialer Wohnungsbau

Lebenswert. Manchmal muss man Worte nur deutlich aussprechen, dann bekommen sie plötzlich eine ungeheure Spannweite. Ein schönes Väterwochenende geht zu Ende. Mit dem kleinen Glücksbringer dessen Siegtor (von der Mittellinie) im Pokal bejubelt, mit dem großen für den Angelkurs gebüffelt.

Das Leben kann so schön sein!

Diese Ansicht werden einige Bewohner der Hamburger Hegestraße, die ich am Freitag besucht habe, nicht teilen können. Ein Investor hat ihnen die Wohnungen gekündigt und versucht nun, mit allen Mitteln die Räumung zu beschleunigen. Ein weiteres dunkles Kapitel in der kurzen Geschichte der Gentrifizierung.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Wenn ein Vermieter alten Wohnraum sinnvoll saniert, kann er anschließend die Miete sinnvoll erhöhen. Aber alten, erschwinglichen Wohnbestand durch eine Luxus-Sanierung zu Elite-Wohnungen zu erhöhen, und die Menschen, die dort seit Jahrzehnten ihren Lebensmittelpunkt haben, regelrecht zu verjagen, ist eine Schande. Und dass die Politik das zulässt und sogar fördert, ist eine noch größere Schande.

Eine   Schande

Wie kann es sein, dass es für einen Eigentümer lukrativer ist, Wohnungen unbewohnbar zu machen und jahrelang leer stehen zu lassen, als sie sinnvoll und effektiv zu sanieren und zu vernünftigen Preisen der Allgemeinheit zugänglich zu machen? Am Ende bleibt stattdessen nur: Gemeinheit.

Ansonsten? Ist mein kleiner Neffe am Donnerstag eingeschult worden. Bei der Gelegenheit warf ich einen Blick vom Balkon meiner Schwester und sah dieses Prachtexemplar von einer … ja, äh … Dachterrasse. Oder doch eher ein Outdoor-Laufstall für Erwachsene?

Klein, aber sein

Anzeige

Angezeigt

Noch ein kleines Mitbringsel von unterwegs. Eine rheinische Tageszeitung möchte Anzeigen verkaufen – Todesanzeigen. Riskante Platzierung, denn ich finde, es zerstört ein kleines bisschen das feierliche Trauerambiente der anderen, echten Anzeigen. Und auch eine interessante Argumentation: Natürlich geht es der Zeitung nicht ums Geld, sondern bloß um die Erzeugung von Aufmerksamkeit. Also letztlich wie bei der klassischen Produktwerbung. Eigentlich schade, dass ich schon studiert habe. Wäre ein schönes Thema für eine Magisterarbeit. Ach, nee, heißt ja jetzt Bachelor …