Mein Transport!?

140 … 150 …
langsam
immer schneller
als die Erinnerung
wer ich bin

 

… 160 … 170 …
fange Feuer
Gas
Schalte ab

 

… 180 … 190
jede Sekunde
befreit
auch mein `Wer´

 

… 205 … 220 …
Gelenke
Liquid
Hitze
Speed

 

… 230 … 240 …
immer schneller
wer immer ich bin
weiß von nichts

 

… 250 … 260 …
der Beat
die Maschine
das Limit

 

… X …
ist meine Startlinie

Geh doch dahin, wo der Pfeffer wächst

sagen wir, wenn wir jemanden nie wieder sehen möchten. Und in der Tat ist da was dran …

Hab heute gelernt, dass Pfeffer traditionell aus Indien kommt. Wir waren nämlich mit allen Kindern auf dem 70. Geburtstag meiner Quasi-Schwiegermutter, und zwar bei so einem kleinen, feinen Gewürzbetrieb in Hamburg, was sehr nett war. Denn zuerst konnten wir uns den Betrieb angucken, danach gab es Fotos aus aller Welt mit einer kleinen Gewürz-Riech-Kunde und anschließend durfte sich jeder noch zwei Gewürze mischen. Fanden auch die Kinder Klasse.

Das Lustige ist, dass viele Gewürze gar nicht riechen. Und bei einem – hab schon wieder vergessen, wie es heißt – sagte die Frau vorher: Achtung, das riecht wie Schweiß oder wie ein alter Koffer. Und wirklich, es roch wie eine alte Sporttasche, in der jemand seine Socken vergessen hat.

Die Frau macht das mit ihrer Tochter zusammen, und auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich mit meinem Vater zusammen ein Geschäft führen könnte, strahlen Familienbetriebe immer so eine Wärme aus. Keine Ahnung, aber dieses virtuell-anglizistische Jobkarussell, auf dem wir sprichwörtlich bis zum Kotzen ins Leere laufen, zeigt doch: Familie ist einfach das Wichtigste. Wenn dann noch die Leidenschaft für einen kreativen Beruf dazu kommt … Beruf kommt ja von Berufung, ja, und die Gewürzfrau hat diese Leidenschaft sogar an ihre Tochter weitergegeben.

Frage mich, wie viel Eindruck ICH auf meinen Nachwuchs mache …

Hottentotten-Musik

Oh, Gott, ich bin wie meine Eltern. Wenn meine Eltern denn so gewesen wären, wie alle sagen, dass Eltern waren.

Jedenfalls habe ich heute meine beiden Glücksbringer abgeholt, und der größte, na ja, zumindest, ein großer Spaß der beiden besteht darin, auf meinem Handy irgendwelche aktuellen Top-Hits abzufeuern, die der Ältere gerade auf einer Klassen-Fete gehört und schon seinem kleinen Bruder eingetrichert hat. Sagt Euch Taio Cruz etwas? Ehrlich, da hält man sich für absolut jung geblieben und cool und offen für alles und plötzlich geht der Sound los, und ich denke, ich stehe im Wald, oder auf dem DOM, direkt am Autoscooter … sooo schlimm. Also, klar, es muss auch nicht jeder The Notwist hören oder Sigur Rós oder was weiß ich, aber … meine Freundin lacht mich gerade aus oder an und, Moment, hören, was sie sagt, okay, nein, ich klinge nicht wie meine Eltern, sondern wie ihre Großmutter, die war Chorsängerin und hat immer gesagt, die können ja gar nicht singen, ja, Recht hat sie, aber es ist ja auch nicht nur der Gesang …

Ich will den Jungs ja auch nicht vermitteln, dass sie keinen Geschmack haben. Und jetzt? Ich meine, lustig ist es schon. Das muss damals für Eltern wirklich so gewesen sein, als plötzlich die Beatles oder die Stones aufschlugen. Oder Tokio Hotel. Die Brüder hab ich heute übrigens in der Zeitung gesehen, alter Schwede, ein bisschen verrückt sehen die ja schon aus, doch ich finde es auch irgendwie respektabel, wie die zwei mit Anfang Zwanzig einfach nach L.A. übersiedeln und als Brüder weiterhin so eng sind.

Aber was wirklich verrückt ist – die Rechtschreibkorrektur meines Mailprogramms auf dem Handy will aus Gerrit immer Herrin machen …

In diesem Sinne,
Gerrit

 

Fremd in der eigenen Stadt

Manchmal ist es ja so: Man denkt, man kennt seine Stadt und dann muss man irgendwo hin, wo man noch nie war, und entdeckt plötzlich ganz neue, schöne Ecken.

Ich musste heute nach der Arbeit in der Deichstraße eine Disc abholen. Das ist ganz bei uns in der Nähe, trotzdem bin ich da in 10 Jahren noch nicht einmal vorbei gekommen. Und da habe ich heute diesen wunderschönen Laden gesehen. Zugegeben, er ist von außen (noch) schöner als von innen, aber ich war trotzdem ziemlich geflasht. Bin ja auch ein kleiner Nostalgiker.

Aber der Blick geht auch nach vorne. Ab heute gibt´s – meinem „technischen Leiter“ Frankee Post sei Dank – eine Möglichkeit, den Blog per RSS-Feed zu abonnieren. Keine Ahnung, wie das geht – selber ausprobieren.

Habe auch noch einen Song gefunden, den ich vor einem Jahr mit Gudze Hinz aufgenommen habe. Er heißt Schokolade – passt irgendwie zu dem Retro-Laden.

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P.S.: Es heißt Banalverkehr …

Schlaft gut,
Gerrit

 

Buchmacher

Nach dem Regenbogen gestern heute, im Anschluss ans Fußballtraining, ein schönes Gespräch mit Jan-Uwe Billhardt über mein neues Manuskript. Jan-Uwe ist ein guter Typ, alter Freund, Mitspieler (rechter Verteidiger) und Verleger meines ersten Romanes – auch schon wieder fast 10 Jahre her. Wahnsinn.

Ich kenne ihn schon seit unserer Zivildienst-Zeit in Münster. Eine gemeinsame Erinnerung sind neben Lagerfeuer-Partys, Haake-Beck-Bier vor allem alte Torfrock-Songs. Deswegen waren wir letzten Winter auch in Süderbrarup bei der traditionellen „Bagaluten-Wiehnacht“. Meine Mutter wohnt da in der Nähe und wir hatten Backstage-Pässe, weil ich einen guten Draht zu der Managerin Uli Schreiber habe. Das war cool. Wir konnten nach dem Konzert fast eine halbe Stunde mit Klaus quatschen.

Wir haben ihn damals auch gefragt, warum er Rollos Taufe nicht mehr live singt – er meinte, es kommt bei den Leuten nicht an. Verstanden wir beide nicht, aber egal. Viel wichtiger ist dieser Zauber des Lebens, dass man plötzlich einem ganz bestimmten Menschen eine Frage stellen kann, die einen seit fast 20 Jahren beschäftigt.

Keine Ahnung, was jetzt aus meinem neuen Buch wird, aber es ist schön zu wissen, dass sich Leute mit dem auseinandersetzen, was man selbst erschaffen hat.

Also, erschafft was,
Gerrit

D-maskiert

Anstrengend, aber spannend, das war mein Arbeitstag. Habe ein sehr interessantes Interview mit Hans-Hermann Tiedje über die Lüge geführt. Der Mann geizt nicht mit Anekdoten aus seinem bewegten Leben, das ist natürlich super. Die ganzen Hochstapler wie Postel oder Harksen, die kennt der alle persönlich. Glaube aber auch, dass unsere Filme für ihn ein gutes Format darstellen, um über die alten Geschichten zu plaudern.

Gian-Philip hat mal wieder voll überzeugt. Er hat nicht nur die 100%-ehrliche Wahlkampfrede überzeugend rübergebracht (das Kamera-Team meinte, sie würden ihn wählen), sondern ist danach noch auf Stimmenfang gegangen und hat sich auch „maskiert“ – also gewissermaßen als das stets getarnte Individuum im sozialen Rollenspiel unserer Gesellschaft …

Klar, in Berlin muss man sich schon ein halbes, blutendes Schwein über den Kopf ziehen, um Reaktionen hervorzurufen, doch ein bisschen was war schon dabei.

Bin ziemlich müde. Schlaft gut,
Gerrit

 

Wild – Pferde

Wusste ich es doch: Mit mir kann man Pferde stehlen … na ja, zumindest sich welche anschauen.

So, wie es aussieht, ist meine bezaubernde Freundin demnächst stolze Besitzerin eines Island-Pferdes. Sie liebäugelt ja schon seit längerem damit, doch seit unserem Island-Trip im Juli (ausführlicher Bericht folgt, wenn ich es endlich einmal schaffe, die ganzen gesammelten Film- und Foto-Schnipsel zu sortieren) denkt sie an nichts anderes. Also sind wir heute kurz entschlossen zu einer sehr netten Züchterin nach Celle gefahren und haben bei schönster Septembersonne einen Ausritt gemacht. Ich freilich bloß auf einem Drahtesel …

Jedenfalls hat sie sich in diesen nussnougatbraunen Wallach verguckt. Und jetzt ratet mal, wie der heißt? Taelandi, „der Verführerische“. Ob sie ihn auch so süß gefunden hätte, wenn er Herbert hieße? Oder Rotzlöffel?

Aber mir gefiel er auch. Auf dem Rückweg waren wir ganz beseelt und von der ganzen Natur und der frischen Luft so hungrig, dass wir in diesen malerischen Landgasthof eingekehrt sind.

Ich sage nur: Gänseleber und Wildgulasch. Mit Rotkohl. Herrlich. Habe mich bei der Gelegenheit gefragt, ob meine Kinder jemals Rotkohl gegessen haben!? Man muss echt Sorge dafür tragen, dass bestimmte Dinge nicht einfach aussterben.

So, morgen geht es in den Wahlkampf! 100% ehrlich, wohlgemerkt.
Gerrit

 

Wahrheit oder Pflicht

Herrje, habe den ganzen Tag versucht, für Montag eine 100%-ehrliche Wahlkampf-Rede zu schreiben. Gar nicht so einfach. Was muss da rein? Dass man keine falschen Versprechungen macht? Dass man nur in die Politik geht, um danach einen fetten Job in der freien Wirtschaft abzugrasen? Oder auch so vorbeugende Geständnisse, nach dem Motto: Ja, ich hatte Sex mit unserem Kindermädchen. Oder: Ja, meine Familie und ich sind mit dem Dienstwagen in den Urlaub gefahren. Hm, …

Obwohl, stimmt gar nicht. Ich war auch noch bei Conrad und hab mich von so einem lustigen, ein bisschen „nerdigen“, aber total netten und cleveren Typen in Sachen MIDI-Equipment beraten lassen. Meine Freundin hat Bauklötze gestaunt, worüber sich zwei große Kinder so unterhalten können: SM 58, Interface, MIDI In, Line Out, triggern, Sample etc. Übrigens, es ist ja kaum zu glauben, für wie wenig Kohle man mittlerweile sein eigenes, kleines Studio einrichten kann. Kein Wunder, dass jeder Hans und Franz meint, die Welt mit irgendwelchen Songs beglücken zu müssen. Aber ich bin ja keinen Deut besser …

Immerhin – morgen kommen 25 Sekunden Musik von mir im Fernsehen, und zwar im Trailer vom „Hafencowboy“, diesem 3-Teiler mit Gunter Gabriel. Habe in meinem Archiv dazu noch ein passendes Foto gefunden: Die „Klingel“ auf seinem Hausboot für Besucher (kein Scherz!) …


Ja, der Gunter ist schon lustig. Guckt doch mal rein, wenn Ihr Zeit habt, 13:15, NDR!
Gerrit

Tag 5

Zurück in Hamburg. Schön, wieder zuhause zu sein, auch wenn die Tage im Knast, wie erwartet, sehr lehrreich waren. Ich glaube, die Haupterkenntnis liegt darin, dass jeder Mensch, egal, was er getan hat, immer noch ein Minimum an Respekt verdient. Sonst funktioniert das alles nicht. Dafür sind die einzelnen Geschichten auch zu kompliziert. Oder andersherum, wenn man z. B. als Journalist meint, sich alles holen oder über alles hinwegsetzen zu können, steigt man die Leiter schon hinab.

Als ich meine Freundin in den Arm genommen hab, fühlte ich mich wirklich wie ein frisch Entlassener oder wie ein Soldat, der im Ausland war. Ich weiß, das klingt behämmert, ist aber so. Unbeschreiblich, einfach auf die Terrasse gehen zu können, ohne dass Gitter die Sicht versperren, ja, zu machen, was man will. Freiheit – man muss wirklich wieder lernen, ihr das hässliche Tuch herunter zu reißen, unter dem sie sich im täglichen Trubel versteckt. Oder hängt das Tuch über uns?

Und gleich die nächste Produktion vor der Brust. Am Montag drehe ich wieder in Berlin für die Dokumentation über die Lüge mit einem alten, sehr vielseitigen Freund von mir. Er wird als Politiker eine 100%-ehrliche Wahlkampfrede halten. Mal gucken, wie das wirkt. Ob man so einen Politiker wählen würde? Oder wollen wir belogen werden?

Unsere Grafik hat dafür auf die Schnelle extra ein Plakat und Flyer entworfen, die wir an Passanten verteilen werden, ein bisschen guerillamäßig, aber vielleicht wird es ja lustig. Also, wer am Montag gegen 14:30 zwischen Brandenburger Tor und Reichstag unterwegs ist, muss sich vorsehen, sonst hat er prompt ein Mikro unter der Nase …