Der Maulwurf
blind eifrig unermüdlich erstaunlich wenig orientierungslos immer weiter auf gut Glück ewig unter Tage Glück auf Probe völlig aufgeschmissen oberhalb der Kruste
Wow, unsere Nachbarin von ganz unten ist auf die bescheuerte Idee gekommen, ihr Home-Office zu nutzen, um jetzt ihr Bad zu sanieren. Hat sie auch so gesagt, dass sei total praktisch für sie, weil sie ja sowieso zuhause ist. Dass alle anderen aber auch zuhause sind, ist ihr völlig egal. Heute haben sie angefangen, und ich bin jetzt schon kurz davor, ne Bombe zu schmeissen. Ich meine, sie wollen das alte Bad ja eh abreißen …
Seit 9 Wochen sind wir jetzt im Home-Office. Hat unsere Geschäftsführung heute per Mail mitgeteilt. Kommt mir gar nicht so lange vor. Aber ist schon alles seltsam. Weil man auch nicht weiß, was die Lockerungen bewirken. Oder ob es eine zweite Welle gibt. Wann die Grenzen wieder geöffnet werden. Wann man wieder reisen kann. Wann wieder so etwas wie Normalität herrscht, ohne dass man Angst haben muss, dass einem normales Verhalten anschließend ins Gesicht schlägt.
Und die allgemeinen Wirtschaftsprognosen sind natürlich auch fies. Fast so fies wie die Verschwörungstheorien, die jetzt von bestimmten Leuten verbreitet werden. Echt, der Untergang der (Pop-)Kultur. Da kann man nur hoffen, dass wenigstens so Leute wie Joko und Klaas weiterhin klaren Kopf bewahren und mit guten Inhalten dagegen halten. Mal schauen, was zum Bundesligaauftakt noch alles kommt. Vielleicht eine Fairschwörungstheorie, haha … Verschwören. Kann man das auch sagen, wenn man einen falschen Schwur angelegt hat? Sorry, hab mich verschworen, darf ich nochmal?
Aber es gibt auch Lichtblicke. Meine Mutter, meine Schwestern und ich haben letztes Wochenende das Vorzeit an ihrem Wohnwagen aufgebaut. Und Kuchen gegessen. Und gelacht. Und uns nicht umarmt. War total nett, alle mal wieder zu sehen. Nächstes Wochenende besuche ich meinen ältesten Sohn auf dem Land, der bereitet sich auf die letzten Abi-Prüfungen vor. Gehen wir ein bisschen in der Natur spazieren.
Der Jüngste weilt noch in Namibia. Zur Zeit besucht er Swakopmund, dieser kleine deutschstämmige Ort an der Küste. Ist da mit einer Freundin hingefahren. Gestern Abend habe ich mir ein bisschen Sorgen gemacht, weil ich ihn nicht erreicht habe und auch gar nicht wusste, wo und bis wann er da ist. Naja, mitten in der Nacht schrieb er dann zurück, sorry, hab nicht aufs Handy geguckt, morgen wollen wir in der Wüste Quad fahren. Ist aber auch im Einzelfall nicht immer so leicht, als Vater einen Mix aus Sich-Sorgen-machen und Laufenlassen hinzubekommen. Ich hoffe, das hört irgendwann ganz auf …
Am Mittwoch hatten wir das erste Mal seit Wochen wieder Training mit der Mannschaft. Allerdings nicht auf dem Fußballplatz, sondern im Stadtpark. Haben auch nicht gekickt, sondern nur Fitness gemacht. War schön, die Jungs wiederzusehen. Blöd, dass unsere erste und vielleicht einzige Saison in der Verbandsliga durch Verletzungen und Corona geprägt war.
Und ich habe meine letzten freie Tage genommen, um den ersten Wurf meines neuen Buches zu vollenden. Jetzt suche ich Probeleser, die sich das anschauen und mir einen ersten Leseeindruck schildern. Also um zu schauen, ob die Grundidee funktioniert. Ich hoffe, ja, sonst sinkt die Laune …
Ansonsten? Blüht der Raps. Und es regnet zwischendurch. Und unten gehen der Bohrhammer und die Stichsäge nochmal ans Werk. Hoffentlich machen die gleich Feierabend. Oh, da fällt mir auf, es ist Freitag. Wochenende! Dann kann ich heute Abend ein richtiges Bier trinken. Komme unter der Woche ganz gut ohne aus – auch nicht schlecht auf meine alten Tage …
Habe gestern erfahren, dass das Schweizer Fernsehen im Juni nochmal meine Serie über die SchweizerInnen in Moskau ausstrahlt. Vielleicht haben sie Not, weil viel weggebrochen ist, wegen Corona, andererseits, vielleicht wiederholen sie es auch, weil es schönes Programm war. Musste bei der Gelegenheit an die Reihe davor denken, die ich fürs SRF gemacht habe, die SchweizerInnen in New York. Und dabei musste ich an eine Band denken, die ich zufällig entdeckt habe, Bird Courage, wobei, streng genommen, eigentlich nur einen von ihnen, den Sänger und Songwriter. Ich war damals auf dem Nachhauseweg, irgendwo in Brooklyn, und wartete unten am Gleis auf die Metro. Ich glaube, die Station war Bedford Avenue. Jedenfalls spielte und sang dieser junge Mann auf der anderen Seite, am Gleis in der Gegenrichtung. Und ich erinnere mich genau daran, wie ich das nicht glauben konnte, dass jemand so singen und sich gleichzeitig so auf der Gitarre begleiten kann. Ich bin dann rüber und hab ein paar Stücke lang zugehört. Eine Bahn nach der anderen fuhr vorbei. Am Ende hab ich ihm eine EP abgekauft, selbst produziert, für 10 Dollar. Hab sie eben auf dem Rückweg vom Trommeln nochmal im Auto gehört, großartig.
Warum ich das erzähle? Weil ich das alles manchmal nicht raffe; dass sich der größte Mist wie doof verkauft, während großartige Künstler nicht wissen, wie sie die Miete für den nächsten Monat aufbringen sollen.
Heute habe ich z.B. ein bisschen für mein Buch recherchiert, es ging um die Oper Carmen. Auf jeden Fall kommt bei Google, wenn man das eingibt, als erster Treffer Carmen Geiss, und zwar auch in der Kombination mit Sängerin, kein Scheiß, da suchst du nach einer Oper von Weltruf und landest stattdessen sofort bei einer Frau, die sich Sängerin nennt, weil sie wegen einer zweifelhaften Reality-TV-Karriere über genug Follower bei Instagram verfügt, um sich zu allem Überfluss auch noch an Schlagern zu versuchen. Also, soll sie ja, aber warum verdrängt sie damit wie ein Plattfisch alle anderen Fische im Aquarium?
Ich habe mir jetzt auch nochmal zwei Tage frei genommen, um übers Wochenende vielleicht die erste Fassung des neuen Buches abzuschließen. Und auf der einen Seite nervt es natürlich unheimlich, dass man alles dem Job unterordnen und sich immer Zeit freischaufeln muss, um zu schreiben. Und dass man dann, wenn man sich die Zeit genommen hat, sofort auf Knopfdruck funktionieren muss. Auf der anderen Seite weiß ich, dass es in Zeiten wie diesen auch Sorgen nehmen kann, wenn man eine Festanstellung hat und weiß, woher am ersten des Monats die Kohle kommt. Bedingungsloses Grundeinkommen, das wäre doch eine Lehre, die man jetzt aus der Krise ziehen könnte. Aber gut, im weltweiten Vergleich sind meine Probleme Luxusprobleme, weiß ich wohl.
Ansonsten? Hoffe ich, dass der Kollege Stuertz bald mal wieder seinen Zauberstift zückt, mir fallen im Moment wieder so viele Bilderwitze ein. Andererseits muss der auch gucken, dass er irgendwie seinen tollen Debütroman bewirbt. Alles nicht so einfach!
Hier die tolle Band Bird Courage aus Brooklyn. Stay safe and support your local artists!
Hallo!
Ein kurzes Lebenszeichen aus dem Home-Office. Bin fleißig. Unter der Woche für die Firma Schnittbetreuung, heute am Feiertag wieder in Sachen Buch unterwegs. Nachdem ich in den letzten Tagen die Dinge ein wenig hin und her bewegen musste, ging es heute mal wieder ganz flüssig.
Bin heute Morgen auf Seite 170 gestartet und eben auf Seite 180 zum Ende gekommen. 10 Seiten überarbeitet, angereichert, neu geschrieben, nicht schlecht für einen Tag. Weiß natürlich nicht, ob das alles gut ist oder lesenswert, oder ob das am Ende keine Sau interessiert, aber ich kann ja eh nicht anders, als auch dieses Buch wieder fertig zu machen. Auch wenn es sich, von außen betrachtet, vielleicht nicht lohnt.
Gesunder Geist in gesundem Körper, so lautet mein Motto in diesen Tagen. Gehe jeden zweiten Tag joggen. Hab die Hanteln wieder hervorgeholt. Und seit zwei Wochen nur alkoholfreies Bier. Bis auf letzen Samstag, schönen Dank auch, Jan-Uwe (Nein, in besonderen Situationen muss man auch mal von seinem Kurs abweichen können. Solange man nicht vom Kurs abkommt! ;-)
Ansonsten? Treffe ich mich morgen nach Wochen mal wieder (vorsichtig) mit meinem Sohn. Die beiden älteren hatten diese Woche Abi-Prüfungen! Abi!!!! Nicht mittlere Reife, Abi!!! Das ist schon alles ein bisschen merkwürdig. Ich weiß noch genau, wie ich mich damals in deren Alter am Anfang wähnte, aber im Grunde fühle ich mich immer noch so. Ich meine, ich mache jetzt seit 17 Jahren Filme, aber ich hab immer noch das Gefühl, es ist eigentlich ein Übergangsjob. Crazy.
Apropos crazy – wie verrückt diese Zeiten sind, sieht man u.a. auch daran, welche „Promis“ es auf den BUNTE-Titel schaffen. Virologen sind die neuen Popstars!
Und? Wenn ich nicht fleißig bin, falle ich meiner Schwäche zum Opfer. Score! Hero hat eine neue Saison freigeschaltet. Ich bin jetzt Trainer beim AS Rom. Das allein wäre vielleicht keine news, aber die Programmentwickler kreieren in der deutschen Version manchmal so schöne Übersetzungsfehler, vor allem, wenn Umlaute im Spiel sind. Und für das heutige Spiel haben sie sich etwas ganz Schönes ausgedacht. Da stand wohl Mutter Merkel Pate. Patin? Patina? Was soll ich sagen, wir schaffen das auch.