Front, Mann

So, Freitagnachmittag, kurz nach 18hundert: Die Alphabeten haben zwar keinen lustigen Bilderwitz geteilt, aber der eine Alphabet hat immerhin eine arbeitsreiche Woche erfolgreich hinter sich gebracht (der andere wahrscheinlich auch, zumindest hatte er am Mittwoch eine schöne Lesung mit seinem tollen Buch in der Lesesaal-Buchhandlung).

Jedenfalls steht die große, 3-teilige Terra X-Reihe „Abenteuer Freiheit“, an der ich in den letzten Monaten (mit)gearbeitet habe, kurz vor der Ausstrahlung (Folge 1, 09. August, 19:30, ZDF), vor einem Millionenpublikum. Hach! Dafür habe ich diese Woche noch diverse Kleinigkeiten (Online-Clips, Footage, Text) abgearbeitet.

Gerade eben habe ich die Instagram-Clips für Folge 1 und 2 nach Mainz geschickt, die gehen nächste Woche online. Ist ja ein Wahnsinn, wie lange man sich mit einem Clip beschäftigen kann, der nicht einmal eine Minute lang ist! Aber alle sind superhappy. Da kann man ruhig mal kurz das Fenster öffnen, die letzte Sonne hereinbitten und die Füße hochlegen. Bin ja alleine im Büro. Und ich muss an dieser Stelle auch mal schreiben – weil ich mich ja oft geriere, wie ein verhinderter Schriftsteller im falschen Leben – dass ich an diesen Tagen immer merke, mit was für tollen KollegInnen ich hier an einem Strang ziehe.

In solchen Momenten, wenn der große Druck das erste Mal kurz abfällt, höre ich immer gerne ein bisschen Gute-Laune-Musik, zumal heute der kleine „Feier-Abend“ zugleich auch das Wochenende einläutet. Und ich bin ja, wie gesagt, alleine im Büro.

Eines meiner absoluten Videos ist das hier. Schon etwas älter, aber ich liebe es. War mit meinem alten Freund Michael auch vor ein paar Jahren hier im Mojo Club auf dem Konzert – Hammer! Die Band ist gut, der Song auch, aber der Sänger … wirklich eine Granate. Ty Taylor, auch schon ein cooler Name. Der kann singen, tanzen, hat Style – wie der bei 2 Minuten ins Publikum läuft, sich da zwischen den Reihen easy auf den Stuhl stellt und die Leute vor ihm schmachtend, innerlich auf die Knie fallen, DAS ist echt arschcool.

In diesem Sinne, keep on rockin´!

Kluges Gespräch …

… mit Ferdinand von Schirach, wieder als kleines, gebundenes Büchlein, wieder erschienen bei Luchterhand.

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Ein Gedankenaustausch. Der Anlass: die Corona-Krise. Vieles weiß man mittlerweile. Der Mehrwert des Buches besteht jedoch, vor allem, in den Anekdoten, Denkanstößen und kleinen Wissensinseln drumherum. Klug und sehr viel unterhaltsamer, als man vielleicht auf den ersten Blick befürchten könnte.

Die Überlegungen zum Wesen von Staatsautoritäten, zum Beispiel, oder zu dem alten Konflikt zwischen Kaiser und Kirche. Oder die kleine Ausführung im Zusammenhang mit dem erschütternden Erdbeben von 1755 in Lissabon; wie solche Naturkatastrophen auch die Aufklärung befeuerten. Goethe habe danach 50 Jahre später in Dichtung und Wahrheit geschrieben: „Die Güte Gottes war einigermaßen verdächtig geworden.“ Oder wie es Stendhal formulierte: „Die einzige Entschuldige Gottes ist, dass er nicht existiert“ – was wiederum wohl Nietzsche für den besten Atheistenwitz befand. Die Kompilation der Zitate und deren Einordnung, das sind Gedanken, die mich praktisch inspirieren.

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Die Welt ist komplex, die Wirklichkeit geprägt von einer undurchsichtigen Klarheit. Überall schreien einen die Probleme an. Und wenn man andere beobachtet oder ihnen zuhört, kommen einem mitunter Zweifel an der Halbwertszeit unserer Zivilisation. Mich beleben und beruhigen solche Bücher daher. Man wünscht sich, dass jeder Mensch so denken würde, weil die Welt dann besser wäre. Und dabei geht es nicht um Intelligenz, sondern um Menschlichkeit, im wahrsten und besten Sinne. Diese klugen Männer verfügen über einen großen Wissensschatz. Aber sie eröffnen ein Museum in geschriebener Form, um ihn mit uns auf eine verständliche Art zu teilen.

Hochzeit …

… ist ein interessantes Wort. Es bezeichnet – je nachdem, ob man das „o“ der ersten Silbe lang oder kurz betont – entweder den Höchststand einer Entwicklung (im Gegensatz zu einem Tiefpunkt oder einer Krise) oder eben ein Heiratsfest. Im Idealfall meint es mitunter beides auf einmal.

Ich habe geheiratet. Nein, wir haben geheiratet. Nach zwölf Jahren gemeinsamer Beziehung. Nicht aus steuerlichen Gründen, sondern um den nächsten Schritt zu gehen. Vielleicht, weil die Kinder jetzt groß sind. Weil sich die erste Aufregung des Lebens gelegt hat. Weil wir gemerkt haben, dass wir uns in dem ganzen Trubel zumindest auf uns verlassen können. Nicht auf uns selbst, sondern auf den anderen von uns. Weil wir bislang mit ein paar Schrammen davongekommen sind und die zweite Halbzeit jetzt offiziell als Team bestreiten wollen. Doppelt gemoppelt, hält besser. Weil es schöner ist, „meine Frau“ zu sagen. Mit Betonung auf „Frau“, nicht auf „meiner“, versteht sich. Weil man jetzt alt werden kann, ohne bekloppt zu werden. Aber auch, ohne sich gehen zu lassen. Weil man dem anderen jeden Tag aufs Neue zeigen möchte, dass er/sie einem viel bedeutet. Dass man den anderen nie mehr aus den Augen verlieren möchte. Dass nichts von alledem selbstverständlich ist. Dass es ein großes Glück bedeutet, keine Angst mehr vor der Zukunft haben zu müssen. Dass eine Partnerschaft eine runde Sache sein kann, auch wenn der andere ein paar Ecken und Kanten hat. Auch wenn nach einer Hochzeit nicht immer Hoooochzeit sein kann. Sich der Alltag aber stets nach Liebe anfühlt.

Auf uns, meine Liebe!

Hochzeit