Fußball ist unser Leben …

… oder unser vorzeitiger Tod, wenn die Spiele so spannend sind wie das am Samstag gegen Schweden. Ich schrieb ja, ich sei gespannt auf die Reaktion, die die Mannschaft zeigen würde, und ich fand, es war eine Reaktion. Auch wenn mir das Tippspiel fast wieder die gute Laune verhagelt hätte. Hab ja allen bei der Arbeit erzählt, es würde 2:1 für Deutschland ausgehen, und bin dann selber kurz vor Anpfiff noch auf ein 2:0 gegangen, weil ich überzeugt war, dass Deutschland kein Tor kassiert. Was soll ich sagen? Ich kann mit diesen ganzen Fehlern und Eigentoren und Elfmetern schlecht kalkulieren. Oder, besser gesagt, ich weigere mich, das zu tun …

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Ansonsten? Erfreut mich die neue 11Freunde-Ausgabe – wie immer. Nicht nur, dass mich der personalisierte Werbe-Umschlag tatsächlich ein bisschen geflasht hat (obwohl ich mich sonst als recht immun gegen Werbung/PR/Marketing bezeichnen würde), sondern auch das Zitat des Monats hat es mal wieder in sich:

Diese Freunde kann man sich kaufen!
Diese Freunde kann man sich kaufen!

Ich muss ehrlich sagen: Ich habe Russland und die Russen während meiner Produktion für das Schweizer Fernsehen letztes Jahr wirklich schätzen gelernt, aber es würde mich schon freuen, wenn sich ein paar grundlegende Dinge ändern würden. Auch in der Türkei macht ein Präsident, was er will. Allein diese Wahl am Wochenende. Unglaublich. Spätestens jetzt würde man sich freuen, wenn das bei einigen Nationalspielern „angekommen“ ist.

Eigentlich müsste sich Merkel da was abgucken. Unser System ist ja leider so „gut“, dass es von Populisten bestens missbraucht werden kann. Wie in den USA. Dann wählen die enttäuschten Bürger aus Protest den mit der größten Klappe und den besten Sprüchen, und dann kriegt man es plötzlich mit der Angst, weil man den nicht mehr los wird. Die Geister, die ich rief, sag ich nur.

Nicht, dass bei uns alles super wäre. Ich meine, wir schmunzeln gütig, weil Frauen in Saudi Arabien endlich einen Führerschein bekommen dürfen! Aber noch in den 60ern durften Frauen ohne die Erlaubnis des Mannes kein Konto eröffnen. In Deutschland. Fortschritt braucht seine Zeit. Wir hatten die 68er-Bewegung. Das Glück hatte nicht alle. Wir brauchen Geduld. Aber der Rückfall in die Steinzeit mancherorts ist schon beunruhigend.

 

Opinion-Lieder

tazmerkel

Heute wird Franz Beckenbauer in der BILD zitiert, die 0:1 Niederlage gegen Mexiko und die daraus resultierende Mannschaftsaussprache könnten den gleichen positiven Effekt auf den weiteren Turnierverlauf haben, wie damals 1974 nach der Niederlage gegen die DDR. Genau DAS habe ich am Sonntag direkt nach Abpfiff gesagt …

Gestern schrieb ich im Blog, die allgemeine politische Lage sei so beunruhigend, dass die Nationalmannschaft jetzt gerade nicht meine größte Sorge ist. Heute lobt sogar die taz das politische Handeln der Kanzlerin (s.o. – im Vergleich zu den ganzen anderen Verrückten). Also, irgendwie scheine ich momentan einen guten Riecher zu haben. Denn wenn selbst die taz die Merkel lobt, dann … naja, ich denke, ihr habt´s verstanden.

Zwischenstand

Jetzt weiß ich, warum ich keine Tipp-Spiele mag. Weil man sich dann nicht mehr über ein 1:1 zwischen Argentinien und Island freuen kann, sondern sich ärgert, weil man 2:1 für Argentinien getippt hat, und Messi dann einen Elfmeter verschießt …

lF

Ansonsten finde ich es eigentlich spannend zu beobachten, wie die deutsche Mannschaft jetzt wohl das nächste Spiel angeht. Jedenfalls empfinde ich das 0:1 gegen Mexiko nicht als Drama, angesichts der allgemeinen politischen Lage. Die finde ich wirklich beunruhigend, vor allem, die Art und Weise, wie dieser verrückte Trump das von außen kommentiert. Warum nimmt dem Idioten nicht mal jemand das Handy weg? Der arme Nachfolger, der das alles rückgängig machen muss, was dieser Freak aktuell in die Wege leitet.

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Schaue übrigens gerade parallel eine ZDF History-Doku über die kleinen „Geheimnisse“ der deutschen Nationalmannschaft, weil ich demnächst auch für das Format arbeite und wissen muss, wie das so aussieht. Jedenfalls geht es da an einer Stelle um Poldi und Klose und ihre polnischen Wurzeln, und in dem Zusammenhang sagt Toni Schuhmacher, sonst – bei allem Respekt – nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte, etwas ganz Kluges; dass nämlich die Entscheidung eines polnischen Jungen, für die DFB-Elf zu spielen, für die älteren Verwandten des Jungen (Opa, Oma, Onkel, Tante) sicher eine größere Umstellung bedeutet als für den einzelnen Spieler. Dass sollte man bei dem aktuellen Gerede um Özil und Gündogan nicht vergessen. Wenn die Familie nämlich einen großen Einfluss auf den jungen Spieler hat, kann das eben diese Folgen wie einen Präsidentenbesuch haben. Doch wenn wir die Diskussion nicht vernünftig führen oder – im Sinne der Vernunft – vertagen, werden wir am Ende eine Mitschuld am Vorrunden-Aus tragen. Und Lothar Matthäus sollte endlich mal die Klappe halten, anstatt sich ständig mit einer Keule auszurüsten und auf alles einzuschlagen, was nicht bei 3 auf dem Tor sitzt. Wer in dieser Form ständig „zündelt“, ist sich seiner Verantwortung ebenso wenig bewusst – und hat, um im Bild zu bleiben, den Schuss(!) nicht gehört.

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War am Wochenende mit meiner netten Fußballmannschaft in Sankt-Peter-Ording. Bestes Gegenmittel in dieser crazy world. Ja, wir haben ein paar Bier getrunken und Fußball geguckt. Aber eben auch selber Fußball und Beachvolleyball gespielt, eine Fahrradtour gemacht und vor allem sehr viel geredet und gelacht. Miteinander. Ohne Gegröle, Gekotze und Gehure. Langweilig? Nee, großes Kino. So eine Truppe ist ein Geschenk für jeden Kerl. Ich habe schon gesagt, wir sollten das auch noch im hohen Alter machen, wenn wir gar nicht mehr aktiv spielen. Nur spazieren und essen gehen, Fußball gucken und dummes Zeug reden. Einfach, weil es nett ist.

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Und? War auf der Rückfahrt dann noch ganz spontan im Friedrich Hebbel-Museum in Wesselburen. Hochinteressant. Schildere demnächst an dieser Stelle mal meine Eindrücke. Muss sie erstmal sammeln.

Geht los

So, heute erstes Spiel. Bin immer noch nicht so richtig in WM-Laune, aber wird schon kommen. Diese Woche lief meine Moskau-Serie auf 3 SAT, das hat zumindest Russland wieder gedanklich in meine Nähe gerückt. Wenn jetzt noch der Ball rollt, dann …

loewetal

… habe mich von einem netten Kollegen überreden lassen, dieses Jahr mal an einem Tipp-Spiel teilzunehmen. Ist ja sonst nicht so mein Ding, aber man kann auch nicht immer `Nein´ sagen. Merke aber jetzt schon beim Eröffnungsspiel, dass es mich ein bisschen unter Druck setzt. Wenn man nicht mitmacht, bleibt der Fußballsachverstand im Verborgenen. Nun gerät man womöglich in Erklärungsnotstand, wenn man vier Spiele hintereinander falsch liegt …

verkackt ...
verkackt …

Ansonsten ärgere ich mich die große Partei, die sich in der Flüchtlingsfrage zerlegt, anstatt mal gemeinsam menschliche, vernünftige, nachvollziehbare Politik zu machen, wundere mich über die kleinen Miniaturen, über die man hierzulande immer wieder stolpert, wenn man mit offenen Augen durch die Welt fährt (s. o.) und lache über mich, weil ich schon zum dritten Mal ganz fleißig und sparsam ein Supermarkt-Bonusheft vollgemacht habe – und wieder die Frist verschlafen habe, wo ich es hätte einlösen müssen. Tja, gibt´s halt doch kein neues Fleischmesser.

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und nochmal verkackt

Rollenfairteilung

Was für ein wunderbarer Polizeiruf gestern mit unserem Lieblingsteam Sarnau/Hübner alias König/Bukow. War mir mit dieser „AfD-Problematik“ eigentlich von der Thematik zu nahe an der Realität, diente also kaum der Entspannung. Auf der anderen Seite tut es ja manchmal gut, wenn jemand im Fernsehen (in diesem Falle König) dann die eigene (also meine) Position vertritt und die Dinge mal beim Namen nennt. Dann wiederum macht es ein gutes Drehbuch aus, wenn die Positionen differenzierter verteilt sind, und wenn Bukow kurz erklärt, warum Populisten wieder Zulauf haben, ist das auch einleuchtend, und man wünscht sich gleichzeitig, dass das aber bitte nicht so einfach und einleuchtend sein soll, und ja, am Ende bleibt im Film und im richtigen Leben die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass in unserem Land, in unserer Zeit wieder Dinge passieren, von denen wir dachten, dass sie nie wieder passieren könnten. Aber dieses wilde, deutsche Tier war immer da, weggesperrt, unterdrückt, und das hatte seine Richtigkeit. Jetzt darf jeder Kläffer anonym kläffen, und die ganz schlimmen trauen sich sogar wieder aus der Höhle. Das Völkische ist zurück in unserer Mitte, und es zeigt sich hässlicher und rückständiger als je zuvor. Weil es nicht mehr fürchten muss, sanktioniert zu werden, wenn es Tabus bricht, die vormals eine systemstabilisierende Funktion hatten.

Wenn so ein AfD-Hetzer von „unseren Frauen“ und „unseren Töchtern“ spricht, dann denke ich: Nee, du Arsch, meine Frau ist ja nicht mal meineFrau (ich habe mit ihr gewissermaßen nur ein – im besten Falle – lebenslanges Umgangsrecht), sie ist aber erst recht nicht deine oder eure Frau, das verbitte ich mir.

Hab eben irgendwo eine Schlagzeile überflogen, dass Sarnau sich gerade dazu geäußert hat, dass sie für ihr Engagement lange weniger Gage bekommen habe als Hübner. Das geht natürlich auch nicht und bringt mich auf den nächsten Gedanken. Hab mich nämlich gerade wieder ein bisschen in den MeToo-Diskurs eingelesen, bzw. in die große Frage, wie es denn jetzt weitergeht, mit dem Mann von heute. Was ihm fehlt und ausmacht, und wie er sich zu verhalten habe etc.

Da werde ich mich vermutlich in nächster Zeit ab und zu mal zu äußern. Glaube nämlich, dass ich das eigentlich im Großen und Ganzen ganz gut (vor)lebe.

 

Er götzt

Eilmeldung!

Gepard
Affe Justins Baby Mally hat Bieber bekommen.

Ach, nein, Moment …

Justin

Dass moderne Werbung mehr und mehr versucht, Geschichten zu erzählen, ist keine neue Erkenntnis. Mitunter treiben es die Marketing-Experten aber so bunt, dass ich mich wirklich frage, was das soll, und ob wir uns alle mal wieder beruhigen können!?

Mario Götze wurde ja nicht für die WM nominiert. Das ist schade für ihn. Ich finde, er ist nach wie vor ein guter Fußball, der in seiner Karriere schon viele Höhen und Tiefen erlebt hat. Aber sein Endspiel-Tor 2014 ist schon jetzt unvergessen.

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Jetzt hat ein Mobilfunk-Hersteller einen einminütigen (Werbe-)Spot mit Götze und um Götze herum gedreht, der das Scheitern thematisiert, bzw. die Art und Weise, mit dem Scheitern umzugehen. Sogar das Zitat des Bundestrainers ist drin, dass es in dieser Saison nicht der Mario Götze war, den wir „uns alle wünschen“ (was eine ziemlich krasse Formulierung ist, wenn man sie so schwarz auf weiß liest). Übermorgen startet eine Doku-Serie über Mario Götze im Pay-TV, und der Trailer deutet darauf hin, dass auch hier die Schattenseiten des Profilebens thematisiert werden. Und das, muss ich sagen, ist mir in dieser Kombination dann doch zu viel.

Ich weiß gar nicht, warum. Oder doch. Ich glaube, was mich stört, ist, dass deutlich wird, dass für die Macher dieser Inhalte letztlich alles im Leben eines prominenten Menschen „Content“ ist, der atmosphärisch überhöht, in Hochglanzbildern ästhetisiert und kommerzialisiert wird. Es geht letztlich nämlich nicht darum zu erfahren, wie sich Mario Götze wirklich fühlt, oder welchen Mehrwert der Zuschauer aus den Erfahrungen des Vorbildes ziehen kann; es geht um Gewinne, nicht um Gefühle. Und letztlich ist es egal, ob die Werbefigur gewinnt oder verliert. Hauptsache, die Lebensgeschichte (oder ein einzelnes Kapitel daraus) hat das Potential, aus der Person eine Marke zu machen. Und das ist es, glaube ich, was mich stört. Ich möchte keine Doku über eine Marke sehen, sondern über einen Menschen. Mit einer Marke kann ich mich nicht identifizieren. Mit einem Menschen schon. Mit dem kann ich mitleiden und mitfühlen. Einer Marke glaube ich womöglich auch nicht, wenn sie mir etwas erzählt, egal, wie glaubwürdig der Mensch dahinter (noch) ist. Eine Marke ist immer un-menschlich, ein Kunstprodukt. Ich werde in die Götze-Doku aber trotzdem reinschauen, allein schon aus beruflichem Interesse.

Und, wer weiß, vielleicht werde ich ja auch positiv überrascht. Dann werde ich das hier öffentlich zugeben.

Manchmal …

… zeigt einem das Schicksal innerhalb weniger Sekunden, dass eine Idee, die man sich in den Kopf gesetzt hat, die richtige ist. Und dass es einem an einem solchen Tage wohlgesinnt ist (ja, es heißt gesinnt, nicht gesonnen, hab´s gerade nochmal nachgeschlagen).

Wo fange ich an? Meine Freundin hat kurz vor ihrem Weggang von der Firma, für die ich auch arbeite, noch ein Interview mit Marika Kilius gemacht. Es ging um eine Dokumentation über Kennedy, und die ehemalige Eiskunstläuferin von Weltrang, Marika Kilius, sollte ein bisschen über den damaligen Hype um den US-Präsidenten und den Spirit der 60er erzählen. Freundlicherweise stellte sie uns damals zwei private Fotos zur Verfügung. Meine Freundin bat mich, die Fotos in ihrem Namen zurückzuschicken, was – vermutlich aufgrund zu hoher Arbeitsbelastung – irgendwie in Vergessenheit geriet.

Nun sind mir die Fotos wieder in die Hände gefallen. Beschämt und voller Sorge habe ich dann gestern versucht, Marika Kilius telefonisch zu erreichen. Vergeblich. Heute rief sie mich zurück, entspannt und freundlich, sie sei gerade in Hamburg und sitze auf der Mönckebergstraße in der Sonne. Da habe ich natürlich schnell geschaltet und sie ihr gleich persönlich vorbeigebracht. Freundlicherweise durfte ich auch noch ein „Beweisfoto“ von der Übergabe machen. Das habe ich natürlich gleich meiner Freundin geschickt … herrlich.

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Aber was für ein Zufall, dass die Dame gerade heute in Hamburg weilte. Oder eben doch nicht?

Ein Neuer im Tor

Wie früher, nur dass das mein Auto damals billiger war als das Schlagzeug hinten drin
Wie früher, nur dass mein Auto damals billiger war als das Schlagzeug hinten drin

Nach meinem kleinen Ausflug in die Welt der Musik hat mich der Büroalltag wieder. Hat großen Spaß gemacht, war aber auch ein bisschen anstrengend. Hatte schon fast vergessen, wie es ist, ein komplettes Schlagzeug bei 33 Grad aus dem 5. Stock ins Auto zu verfrachten, vier Stunden zum Gig zu fahren, vor Ort sofort auszupacken und aufzubauen, Soundcheck, kurz was essen, und dann geht´s auch schon los. Hat sich aber auch sehr gut und sehr besonders angefühlt, mit meinem alten Freund Mike und der Tanzbande im Rücken.

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Das Konzept, live zu DJ-Musik zu trommeln, ist gut, und für einen ersten Versuch hat es ganz ordentlich geklappt. Musste mich zwar wieder an den Bühnensound gewöhnen, aber die Leute fanden die Aktion, glaube ich, größtenteils cool. Und das ist doch die Hauptsache.

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Doch der Trip hat schon Einiges in mir wachgerüttelt. Im Beckenkoffer lag immer noch ein alter Tour-Flyer von Roger Trash. Hat mich berührt. Was für eine privilegierte Art, sein Studium zu finanzieren, auch wenn nicht jedes Konzert dieser „Ochsentour“ das reinste Vergnügen war. Das Gesamterlebnis dieser Zeit mit diesem Menschen, der viel zu früh gestorben ist, allerdings umso mehr.

Saß gestern Abend noch mit meiner Freundin lange auf der Terrasse (auch so ein Heimathafen ist ein Privileg). Wir haben uns vorgenommen, das Hier und Jetzt zukünftig noch etwas sorgloser und leichter zu (er)leben. Kann ja nicht angehen, dass man da sitzt und immer von früher schwärmt. Wie sagte meine Freundin ganz richtig: Das Heute ist schließlich das Gestern von Morgen. Und wir wollen doch nicht, dass es später nichts Schönes über die Zeit zwischen 30 und 50 zu erzählen gibt.

Ansonsten: Haben die Alphabeten diese Woche ihr erstes Gewinnspiel veranstaltet. Die Bilderwitz-Community sollte sich diesmal selber einen Text überlegen, haben ganz schön viele mitgemacht. Tolles Projekt, was Sebastian und ich da haben. Kann man später gut seinen Enkeln von erzählen:

Memmentaler
The winner is … äh, this.

Auch im Job habe ich heute interessante Dinge gelernt. Lese gerade ein Buch über Napoleon III. von Johannes Willms, den ich hoffentlich bald interviewe. Laut Willms war Napoleon III. ein unterschätzter Staatsmann. Er hatte in England gesehen, wie ein paar Industrielle immer reicher und die Masse der Arbeiter immer ärmer wurden. Und das wollte er in Frankreich anders machen. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts soll er gesagt haben: Die Regierung ist die initiative Kraft eines jeden sozialen Organismus. Es ist besser, 300 Millionen für die Bekämpfung der Armut auszugeben, als 120 Millionen für den Bau neuer Gefängnisse. Setze neben „Bekämpfung der Armut“ das Wort „Bildung“ und schon hat diese Einschätzung nichts an ihrer Aktualität verloren.

Und? Samstag ist wieder ein Neuer im Tor. Hab aber leider den Namen vergessen …

Blogshit

Der Tag fing eigentlich ganz gut an. Musste mein Auto ummelden, weil jemand das vordere Kennzeichen entwendet hat (ja, klingt nach einem Dumme-Jungen-Streich, ist aber, wie mir sowohl die Polizei als auch die Mitarbeiterin beim Straßenverkehrsamt bestätigten, momentan kein Einzelfall). Hatte zum Glück vorab online einen Termin gemacht und – da das tatsächlich alles sehr gut aufbereitet ist – auch alle Unterlagen dabei und war insofern vergleichsweise schnell wieder draußen. Mit neuen Kennzeichen und neuen Papieren. War wirklich erstaunt, wie gut und reibungslos das funktionierte. Habe ich der Mitarbeiterin auch gesagt. Sie hat sich gefreut. Ist, glaube ich, auch kein unstressiger Job da. Der Security-Typ sah jedenfalls ziemlich düster aus. Muss er wohl auch.

Im Büro stand dann heute Recherche auf dem Programm: das „geheime“ Paris. Habe mit dem ZDF korrespondiert und anschließend mit Johannes Willms telefoniert, Historiker und Autor. Überlege, ob er für uns als Experte in Frage kommt, weil er Frankreich-Experte ist und auch einen Wohnsitz in Paris hat. Sehr interessanter Mann, der mir in der Kürze schon wertvolle Tipps für weitere Geschichten gegeben und überhaupt sehr launig erzählt hat. Kann mir den gut als Interviewpartner vorstellen.

War also so ganz zufrieden mit meiner „Spürnase“. Nebenbei habe ich mir weiterhin die Stücke eingeprägt, zu denen ich morgen Abend trommeln soll, und war, wie gesagt, ganz im Reinen mit mir. Alles cool. Bin dann im Internet den Tipps von Johannes Willms nachgegangen und – über einige Umwege – plötzlich leider auf so einem Reichsbürger-Blog gelandet, der mir so schlechte Laune gemacht hat, dass ich gar nicht weiß, wohin damit. Ich meine, dass das Internet auch eine ständig anwachsende Quelle von dummen und bösen Gedanken ist, die auf diesem Wege Verbreitung finden, ist kein neues Problem. Aber angesichts dieses ätzenden Mülls frage ich mich schon, warum man da seitens des Staates nicht den Stecker ziehen kann. Das Perfide daran ist, dass diese Idioten auf der anderen Seite leider nicht zu blöd sind, um sich mit einschlägigen Formulierungen juristisch abzusichern:

Blogshit

Im Gegenteil, im Zweifel verklagen die einen noch wegen Rufschädigung oder falscher Anschuldigungen. Das Internet ist wirklich Fluch und Segen zugleich. Da müsste mal jemand aufräumen, aber nach welchen Gesichtspunkten? Da gehen die Schwierigkeiten ja schon los. Letztens ist mir das hier untergekommen, als ich schauen wollte, ob man meine Bücher noch regulär bestellen kann (es hatte mich jemand danach gefragt):

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Hab mich nicht getraut, auf den Download-Button zu drücken. Obwohl es mich natürlich interessiert, ob da jemand einfach meinen Roman als PDF verschenkt – oder Trojaner …

L´art poor l´art

Sitze auf der Terrasse, bestes Wetter, kleines Kaltgetränk vor mir und freue mich auf den neuen Münster-Tatort. Nebenbei präge ich mir die Songs ein, die mir mein Kumpel Mike zusammengestellt hat und zu denen ich nächste Woche auf der Tanzbanden-Party trommeln soll. Bin ein bisschen aufgeregt, denke natürlich auch, ich müsste von morgens bis abends im Proberaum sitzen. Auf der anderen Seite habe ich mir fest vorgenommen, solche außerberuflichen Projekte von nun an und in Zukunft mit einer gewissen Freude und Leichtigkeit zu nehmen, weil man sich ohnehin immer zuviel Sorgen macht.

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Gestern noch ein Theaterstück auf Kampnagel gesehen, bei dem mein jüngster Sohn mitgewirkt hat. Das war klasse, also nicht nur er und das Stück, sondern das ganze Ambiente: das Essen vorher im Peacetanbul (Didi Beiersdorfer hat uns Eis verkauft, wir konnten es gar nicht glauben, haben dann aber schnell recherchiert und herausgefunden, dass er schon lange mit der Chefin vom Peacetanbul verheiratet ist. Crazy.), die ganze Anlage da, die freundlichen, leicht positiv bekloppten Leute, ehrlich, an solchen Abenden gewinnt man in Zeiten von rechten Hetzern wie Gauland und Co. ein bisschen den Glauben an das Gute im Menschen zurück.

Apropos Schauspielerei. Heute Morgen habe ich zufällig in eine Doku über Moritz Bleibtreu geschaltet und bin echt drangeblieben. Abgesehen davon, dass das eine ziemlich spannende (Familien-)Geschichte ist und eine beeindruckende Karriere, inklusive eines negativen New York-Abenteuers, von dem es aber Fotos gibt, auf denen der junge Moritz aussieht wie eine Mischung aus James Dean und Marlon Brando, wusste ich eben auch vieles nicht, z.B. dass er mal in zwei Episoden von „Neues aus Uhlenbusch“ mitgespielt hat, mit Onkel Heini, hab ich geliebt als Kind. Und man muss sagen, auch der Moritz war ein ganz bezaubernder Kinder-Darsteller. Allerdings hätte ich ihn nicht erkannt.

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Ansonsten? Gilt mein Mitgefühl Loris Karius. Wenn ich mir vorstelle, das wäre mein Sohn … Horror! Ich wünsche ihm ganz viel Stärke und gute Unterstützung. Hoffentlich kann ihm jemand vermitteln, dass Fußball am Ende, also ganz am Ende, nur ein Spiel ist.