HAM-HAM.LIT

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War gestern Abend auf der HAM.LIT im Uebel & Gefährlich. Toller Club, nettes Publikum, interessantes Line-Up. Und ich mittendrin mit dem Kollegen Stuertz von den Alphabeten und dem Kollegen Billhardt von Minimal Trash Art.

DHamlit

Unsere MTA-Autorin Dagrun Hintze durfte ja auch lesen, und ihre Gedichte aus unserem Band „Einvernehmlicher Sex“ trafen im Turmzimmer echt den Nerv des Publikums. Klasse.

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Ansonsten hat mich Inger-Maria Mahlke beeindruckt. Sie hat aus ihrem preisgekrönten Werk „Archipel“ gelesen, kein leichter Vorlese-Text, aber an sich natürlich sehr, sehr hochwertig. Beim Lesen hat sie sich immer selbst mit der rechten Hand dirigiert oder den Takt vorgegeben, sehr interessant. Kollege Stuertz hat sie bereits für die Alphabeten angefragt, das wäre natürlich ein Hammer, wenn wir die interviewen könnten.

Mir fällt übrigens gerade auf, dass Dagrun in Lübeck geboren und Inger-Maria in Lübeck aufgewachsen ist. Hmmm, … Zufall? Oder Günters guter Geist? Oder liegt es am Marzipan? Merke selbst, dass mich so eine Atmosphäre wie gestern Abend immer gleich inspiriert. Also, wenn ich jemanden lesen höre, schießen mir selbst sogleich irgendwelche Zeilen durch den Kopf.

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Das hier zum Beispiel, auf dem Weg zur Toilette:

„Warum sagst Du das? Warum sagst Du das?“ Sie fragte diese Frage nicht wie eine Frage, sondern wie eine Antwort auf eine Frage, die die Antwort hätte sein sollen.

Oder das hier im Bus auf dem Nachhauseweg:

Die die Schmerzen Vergessenden
haben eigentlich nichts zu tun
sie freuen sich womöglich

über eine Cola, ihre Wanderschuhe oder
schlicht und einfach ein
verrücktes Huhn 

Die die Schmerzen Vergessenden
öffnen hinterbliebene Luken
oder riegeln sie für immer zu
lassen sich gehen, verpflanzen
Herzen und spuken
doch mit Glück
lassen sie in Ruh´

Merkwürdig, oder? Kann man nix mit anfangen, aber ich bin gestern trotzdem ganz zuversichtlich nach Hause gefahren (bei der Gelegenheit übrigens mal wieder ein Lob an den HVV, man kommt in Hamburg auch in der Woche und recht spät noch sehr gut nach Hause).

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Ja, es gibt Wichtigeres als formalen Erfolg, aber darum geht es auch nicht. Es geht darum, dass man für einen Leser schreibt. Deswegen schreibe ich auch diesen Blog. Weil ich meine Gedanken gerne teile. Und ich glaube, meine neue Idee ist gut. Ich werde am Wochenende versuchen, ein Paket zu schnüren (Exposé, Textauszug), und dann gehe ich mit dem Ergebnis der letzten Monate mal an die frische Luft. Hoffentlich bin ich danach nicht allzu verschnupft.

Karmäleon

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Habe die Mittagspause heute mit meinem ältesten Sohn verbracht. Abschiedsessen. Er verschwindet am Wochenende für ein dreiwöchiges Praktikum nach England. Hat er alles selbst organisiert, Arbeit mit Behinderten, ein Freund kommt mit, super Sache, vor allem, weil es für die Jungs heutzutage ja keinen Zivildienst mehr gibt. Das war bei mir damals die Phase, in der ich am meisten gereift bin.

Er fliegt nach Manchester. Erzähle das deswegen, weil das „Historische Foto“ heute im U-Bahn-Fernsehen ein Bild des Flugzeugwracks war, in dem auf den Tag genau vor 60 Jahren eine englische Fußballmannschaft abgestürzt ist. Zwar in München, aber es war die Mannschaft von Manchester United. Bin eigentlich kein ängstlicher Typ, war aber irgendwie ein merkwürdiger Zufall. Dachte mir jedenfalls, es könne karmatechnisch nicht schaden, wenn ich (wie immer, wenn ich da vorbeikomme) der Hinz&Kunzt-Verkäuferin auch heute wieder eine Zeitung abnehme. Hab ihr dann, weil ich kein Kleingeld hatte, noch einen Kaffee am Kiosk gekauft. Statt Kaugummis für mich. Weil es da unten im U-Bahn-Tunnel zieht wie Hechtsuppe. Sie hat sich so gefreut, dass ich mich ein bisschen geschämt habe. Nächstes Mal mache ich das ohne Flugangst!

Ansonsten? Ist mir aufgefallen, dass ich offenbar länger nicht mehr U-Bahn gefahren bin. WLAN in Bussen ist ja ein alter Hut, aber die neuen U-Bahn-Wagons, in denen ich heute unterwegs war, hatten zwischen den Sitzen sogar implementierte USB-Ladebuchsen. Wo soll das bloß enden?

Hetz mich nicht!

Die Nerven
Die Nerven

Im Moment lachen einem wirklich überall diese bescheuerten Werbeplakate der Schule des Schreibens ins Gesicht. Höhnisch, in meinem Falle, möchte ich fast hinzufügen. Bin heute wieder den ersten Tag im Büro und wirklich sehr nett von den Kollegen und Kolleginnen empfangen worden. Habe aber natürlich gleich festgestellt, dass mir das konzentrierte Schreiben, das ich in den letzten Wochen zuhause praktiziert habe, total fehlt. Werde nun versuchen, so schnell, wie möglich, ein Exposé zu erstellen. Vielleicht interessiert es ja jemanden. Vielleicht sogar so sehr, dass ich erstmal wieder konzentriert schreiben kann.

Ich frage mich übrigens in der Tat, woher die Schule des Schreibens dieses Werbebudget nimmt. Die Plakate hängen wirklich ÜBERALL.

Wo wir das letzte Mal so nett über Musik und übers Trommeln geplaudert haben. Gestern, auf dem Weg zu meinem Fußballspiel (4:2 gewonnen und mein persönliches Elfmeter-Trauma überwunden, da sicher zum 3:1 verwandelt), kam im Radio „50 Ways to leave your Lover“ von Paul Simon. Und da heißt es im Refrain:

You just slip out the back, Jack
Make a new plan, Stan
You don’t need to be coy, Roy
Just get yourself free
Hop on the bus, Gus
You don’t need to discuss much
Just drop off the key, Lee
And get yourself frees

Und das ist lustig, weil ich hab zuerst verstanden: Und get you a Selfie …

Ansonsten? Spielt bei dem Stück unverkennbar Steve Gadd die Drums (übrigens mit je zwei Stöcken in einer Hand, wobei, nein, halt, das war „Late in the evening“) und die Welt da draußen mal wieder verrückt.

Fair rückt!

Trommelfell-Alarm!

Zack, nun ist sie fast um, meine kleine Auszeit. Drei Monate sind ja nicht gerade wenig, und trotzdem ging es mal wieder alles ratzfatz. Lag natürlich auch daran, dass ich die Zeit sehr intensiv verlebt habe. Wir waren in Afrika, dann kam Weihnachten, mein Sohn wurde 18, und nebenher ganz viel Kunst und Literatur. Und da muss man konstatieren: Ich habe die Zeit genutzt! Und zwar bis zur letzten Sekunde.

Heute ist Freitag, also gewissermaßen der letzte Arbeitstag meiner kreativen Pause, und ich kann sagen: Der erste Wurf meiner neuen Buchidee ist gestern Nacht (oder heute Morgen) um zwanzig vor Eins zu einem vorläufigen Ende gekommen. Und soeben erreichte mich eine Nachricht des Kollegen Stuertz von den Alphabeten, dass unser Podcast online ist. Noch nicht mit dem ganz großen Presse-Brimborium, aber immerhin beide Folgen mit der sympathischen Lucy Fricke, pünktlich zur HAM.LIT. Zu hören auf Spotify, die anderen Plattformen folgen.

Auf unserer Seite gibt es die erste Folge auch bereits:

Ich hoffe, das Format gefällt Euch so gut wie uns. Nicht ganz einfach, wenn man es richtig gut machen will, aber es nur nebenher machen kann, doch ich denke, das Ergebnis kann sich hören lassen. Nicht zuletzt, wegen der tollen Anmoderation (meine Freundin).

Apropos hören: Mein ehemaliger Schlagzeuglehrer Ben Bönniger, den ich Anfang Januar in Münster besucht habe, schreibt jetzt auch. Übers Trommeln. Welche Musiker ihn beeinflusst haben, welche Songs, sein erstes Schlagzeug, was das Trommeln für ihn bedeutet usw. Im Zuge dessen postet er immer wieder interessante Links mit Hörbeispielen. Der Nachteil: Er versendet diese Einträge (vorerst) nur an einen kleinen Kreis von Adressaten. Der Vorteil: Ich bin dabei. Und kann das eine oder andere, was mir da unterkommt, spiegeln.

Danke, Ben!

Copyright: Vermutlich SONOR.
Copyright: Vermutlich SONOR.

In einer der letzten Episoden ging es um den bekannten Jazztrommler Jack DeJohnette. Ben schreibt da, dass er sich damals das gleiche Schlagzeug gekauft hat, das Jack spielte, ein Sonor Phonic in Rosewood/Palisander, ein wunderschönes Holz. Astrein (Ha, soviel Zeit muss sein). Was Ben nicht schreibt, ist, dass er das Schlagzeug später an einen seiner Schüler verkauft hat. Und jetzt ratet mal, an wen.

Copyright: Sicher Ich!
Copyright: Sicher Ich!

Ich war ja früher eher ein Fan von Rockmusik, deswegen habe ich mir später eine große Bassdrum anfertigen lassen, für, ich glaube, über 2000 Mark. Obwohl ich andererseits auch in vielen Jazzformationen gespielt habe, zum Teil mit Leuten, die heute in der Szene recht bekannt sind. Ich merke, dass mich dieses Genre jetzt wieder mehr anspricht. Genauso wie Klassik. Ich war einfach für bestimmte Dinge noch nicht reif (genug).

Zu guter Letzt daher ein Konzertmitschnitt, den Ben angehängt hat, ein inspirierendes Beispiel fürs Trommeln. Im Trio und im Allgemeinen! Aber erstmal Lucy Fricke ans Trommelfell lassen:

Vor Sorge

Vor Sorge

War gestern bei meinem Hausarzt. Routine. Allgemeine Kontrolluntersuchung. Hautcheck, Krebsvorsorge, großes Blutbild, der ganze Kram. Heute dann der Anruf wegen der Blutwerte. Cholesterin, Muskeln, Leber, alles geht so, aber bei Leber und Muskeln kann man nicht genau sagen, ob es am Sport liegt oder an den Cholesterin-Tabletten, die ich schon nehme. Eine Erblast übrigens. Mein Arzt: Darf ich fragen, trinken Sie Alkohol? Antwort: Nein, ja, also, Bier ab und zu, aber sonst, also, nein, keinen richtigen jedenfalls.

Es gibt Dinge, die in zunehmendem Alter deutlich weniger Spaß machen: Frisör, Sehtest, Arztbesuche. Ich regeneriere auch langsamer nach dem Sport. Weil ich älter werde. Könnte aber, wie gesagt, auch an den Cholesterin-Tabletten liegen …

Es liegt eine gewisse Schönheit in dieser Altersprosa, eine, die mich fast rührt, weil ich noch aufrecht stehe. Mein Arzt sprach gestern noch von der Prostata und einer Darmspiegelung und so Zeugs, und ich sagte irgendwas wie „Die Natur wird sich dabei was gedacht haben …“, woraufhin er entgegnete, er hätte, was den menschlichen Körper betrifft, tatsächlich einige Verbesserungsvorschläge. Und wenn er der Natur nachträglich einen Rat geben könnte, wäre es der, auf den Menschen gänzlich zu verzichten.

Lustig, mein Arzt. Und sein letzter Gedanke ist gleich in mein neues Buch geflossen. Dazu die Tage mehr, für heute muss Lyrik reichen:

außer sich sein
und toben
auf die knie fallen
bluten
wie ein schwein
kollabieren
ich könnte killer sein
so mitleidlos
bin ich
am ende
wieder
zu sich kommen
und denken
Mensch
hast dich gut gehalten
Alter
mit 50
leiste ich mir
ein alkohol
problem

Snowadays

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Es gibt so magische Morgenstunden, wenn man aufsteht, sich den ersten Kaffee zubereitet, während die kalte Wintersonne durchs ungeputzte Küchenfenster knallt, und feststellt, dass es über Nacht geschneit hat. Dann macht man den Rechner an, weil man eine Idee hat, fängt langsam an, sich zu sortieren, hört nebenbei auf YouTube ein Best-Of von Radioheads Thom Yorke am Piano, die Katzen kratzen an dem Kratzbaum, den man ihnen mit viel Liebe gebaut hat, als sie klein waren, und plötzlich denkt man: So kann der Tag weitergehen.

War gestern beim Kollegen Stuertz von den Alphabeten. Seine Frau Tara hat Fotos von uns gemacht. Mussten die offeneren Bilder alle bis unter die Brust beschneiden, weil … ach, egal. Ein Presseinfo gibt es auch schon, weil der Podcast jetzt wirklich bald an den Start geht. Ehrlich, so wahr ich hier sitze, oder ich will tot umfallen … oh, nein, bitte, bei dem Projekt muss man ein bisschen aufpassen, was man sagt, so lange, wie das jetzt schon am Startblock steht. Aber was lange währt, wird ja bekanntlich gut. Wird demzufolge also super werden. Wird sind noch ein bisschen unschlüssig, was wir mit der Takis Würger-Folge machen. Das Interview war ja noch zum ersten Buch, eigentlich auch eine tolle Folge, aber er war mit dem zweiten Buch ein bisschen vorschnell. Schauen wir mal.

Ansonsten macht es wirklich Spaß, dieses Freelancer-Leben auf Zeit. Vorgestern habe ich zwei Stunden im Mathilde-Literaturcafé an der Bogenstraße gearbeitet und bin dann von da aus zum Training gefahren, gestern Abend noch eineinhalb Stunden an dem Trucker-Restaurant in der Nähe meiner Trommelbude. Nochmal: Ich verstehe NICHT, warum manche Vorruheständler in ein Loch fallen. Ich könnte rund um die Uhr arbeiten.

Ansonsten? Habe ich ein neues Sujet: Das Schöne im Schrecklichen. Nicht neu, aber immer noch mit Potential. Glaube auch, dass diese Art der prosaischen Dokumentation die einzige, verbleibende Art von Geschichtsschreibung ist. Hä?!

Keine Ente! Die lag da wirklich ...
Keine Ente! Die lag da wirklich …

Schön schrecklich auch: Mein Sohn wird morgen 18! Hammer! Könnte allein dazu eine Bibliothek vollschreiben. Lasse ich aber. Ihm zuliebe.

Und? Bin wieder öfter auf YouTube unterwegs, vor allem wegen der Dokus. Kleiner Nachtrag zur Pelé-Doku (siehe: Pelenovela). Als production co-ordinator taucht da im Abspann ein Jack White auf. Der Jack White? Also, nicht der Gitarrist, sondern der Schlagerproduzent? Der war ja auch, wie wir alle wissen, unter seinem bürgerlichen Namen Horst Nußbaum Profifußballer … in … richtig, unter anderem, den Niederlanden, beim PSV Eindhoven. Hochinteressant. Aber ist der wirklich auch TV-Produzent? Oder doch der andere? Oder hab ich mich verguckt? Oder gibt es einen total unbekannten Typen, der, sicher zu seinem Bedauern, genauso heißt wie zwei Super-Promis? Konnte es jedenfalls noch nicht so recht verifizieren. Also, am besten, ihr vergesst die letzten Zeilen!

Hab die letzten beiden Abende zum Ausklang nochmal diese wunderbare Sigur Rós-Doku Heima geschaut, den Film über ihre Konzerttour an ungewöhnlichen Orten auf Island. Eine der schönsten Musikdokumentationen, die es gibt. Für die Band muss es unglaublich bewegend gewesen sein, nach ihrem internationalen Triumphzug diese ausgewählten Konzerte an ausgewählten Orten auf ihrer wunderbaren Heimatinsel vor Freunden und ihren Familien zu geben. Es ist aber auch ein unvergleichliches Setting, all you can eat für den Kameramann. Man kann, glaube ich, aber auch nur so bezaubernd nach Hause kommen, wenn man eine Band aus Island ist. Viel Spaß beim Gucken!

P.S.:  Bei 24:30 Minuten sieht man übrigens sehr deutlich, warum die Isländer eine so gute Fußball Nationalmannschaft haben.

Pelenovela

Habe in den letzten Tagen tatsächlich einiges geschafft. Bin aber auch immer noch ein bisschen erfüllt von den Begegnungen auf meiner kleinen Reise in den Westen. Mit etwas Abstand betrachtet, muss man wirklich sagen, dass eines der wichtigsten Dinge im Leben ist, den Kontakt zu guten, alten Freunden stets zu erneuern. Freundschaft ist hinter der Liebe vielleicht das wichtigste Gefühl. Vielleicht ist es aber auch nur eine andere Art der Liebe.

Was mir außerdem aufgefallen ist: Die Väter meiner Freunde sind entweder bereits tot oder sehr krank. Das macht mich tatsächlich betroffen und auch ein bisschen demütig. Vermutlich erlebe ich jetzt gerade eine Phase, in der die Kinder aus dem Gröbsten raus sind und die eigenen Eltern noch nicht wieder drin. Es könnte sein, dass die nächsten fünf Jahre die ruhigsten meines Lebens werden.

Leider neigt sich meine kleine Auszeit dem Ende zu. Bin sehr dankbar, aber auch erstaunt, wie wenig ich von dem geschafft habe, was ich eigentlich vorhatte. Und zugleich eine ganze Menge. Es ist natürlich immer gefährlich, einfach draufloszuarbeiten. Ohne Auftrag. Weil immer die Gefahr besteht, dass am Ende alles in der Tonne landet. Wobei ich guter Hoffnung bin. Anders gesagt: Ich bin schon mit schlechterem Gefühl in Filmabnahmen gegangen und war hinterher ganz überrascht, wie gut es lief.

Ich habe zudem den Eindruck, dass es mir leichter von der Hand geht, seitdem ich nicht mehr auf andere, sondern auf mich selbst schaue. Einfach Satz für Satz vorgehen und sich freuen, wenn sich zwei umarmen und Sinn ergeben.

Mein jüngster Sohn hat am Wochenende beim lockeren Trainingsspiel mit meinen Senioren mitgekickt. War schön zu sehen, wie freundlich und cool die ihn empfangen haben. Und wie gut er mitgespielt hat. Und der Älteste wird nächsten Samstag volljährig. Er hat gerade die theoretische Führerscheinprüfung bestanden …

Man kann sich gar nicht so viel frei nehmen, dass die Zeit auf einen warten würde. Man muss einfach zusehen, dass man das bisschen, was man hier und da abzweigen kann, optimal nutzt, für sinnvolle Tätigkeiten mit lieben Menschen.

Hatte diesbezüglich gerade vor ein paar Tagen in Düsseldorf eine eindrückliche Begegnung, als ich mit meinem alten Freund Nils dessen Auto aus der Werkstatt geholt habe. Der KfZ-Meister ist Grieche und Hobby-Philosoph im besten Sinne, wie Nils mir vorher erzählt hatte. Jedenfalls kamen wir kurz vor Feierabend in seiner Garage an. Der Meister telefonierte gerade und ließ sich von uns auch gar nicht aus der Ruhe bringen. Als es ein bisschen merkwürdig zu werden drohte, legte er endlich auf, drehte sich um und erklärte entschuldigend, dass das seine griechischen Verwandten aus Kanada gewesen seien, zu denen er leider kaum noch Kontakt habe. Sich zu sehen sei schon mal fast unmöglich, und es sei überhaupt eine Schande, dass man den ganzen Tag arbeite und irgendeinen Mist mache, um Rechnungen zu bezahlen, die Miete, das Handy usw., während man die Familie, also, die Menschen, die man am meisten liebt, wenn es hoch kommt, ein Mal im Jahr zu Gesicht bekomme.

Die Welt ist ein Kosmos, und jeden Tag gibt es etwas Neues zu entdecken. Manchmal trifft man einen klugen, griechischen Autoschrauber. Dafür muss man natürlich den Arsch hochkriegen und sich aufmachen. Manchmal ist das aber auch ganz einfach. Surfe abends nach getaner Arbeit häufig noch ein bisschen im Netz. Bin da in den letzten Tagen unter anderem auf eine spannende Pelé-Doku und die Homepage von Piet Klocke gestoßen. Habe beides in meinen Kanon aufgenommen.

Copyright: Seventh Art Productions for BBC. Screenshot-Art: G. Jöns-Anders
Copyright: Seventh Art Productions for BBC. Screenshot-Art: G. Jöns-Anders

Könnte ich mir meinen Lieblingsjob stricken, würde ich einfach jeden Tag Menschen interviewen. Von morgens bis abends, ganz locker. Und wenn er (oder sie) Fußballer wäre, würden wir auf den Bolzplatz gehen, und wenn er (oder sie) Musiker und Comedian wäre, würden wir lustig Musik machen.

Ganz einfach.

Some kind of Mönster

Was für Kenner! Kleiner Tipp: Ich bin es nicht ...
Was für Kenner! Kleiner Tipp: Ich bin es nicht …

Bin noch mal ein paar Tage unterwegs im Westen, meinen Vater besuchen und alte Freunde, quatschen und kicken, so ein bisschen wie letztes Jahr um diese Zeit, nur dass ich diesmal ein konkretes Schreib-Projekt im Gepäck habe, an dem ich weiterarbeiten kann, anstatt danach zu suchen. Wobei das gar nicht so leicht ist, weil die Gespräche mit alten Freunden natürlich immer ein bisschen ausufern, sonst wären es ja keine alten Freunde.

Was mir wieder gut gelungen ist: die Kombination aus Gesprächen und Fußball-Dates. Dienstag, Donnerstag und vielleicht Samstag, mit alten Freunden in unterschiedlichen Konstellationen. Gestern Abend hab ich mich zum Beispiel mit unserem alten Verdancy-Bassisten und ein paar anderen alten Freunden in der Halle zum Kicken getroffen. Da fühlt man sich wirklich wieder wie 15 – zumindest im Kopf. Wie? Ihr kennt Verdancy nicht?

Ich bin immer gerne hier, Münster ist klein und beschaulich, ein Urlaubsort, zumindest nehme ich das so wahr. Versuche dennoch, die Zeit literarisch zu nutzen. So wie jetzt. Wollte eigentlich die Idee weiterführen, aber in letzter Zeit sprechen mich so viele Menschen auf den Blog an, dass ich dachte, ich sende ein kurzes Lebenszeichen in die Welt.

Gestern Nachmittag habe ich mir bewusst ein paar Arbeitsstunden frei geschaufelt. Da ich in der Stadt unterwegs war, bin ich in die Universitätsbibliothek gegangen. Habe ja in Münster studiert und kenne mich deswegen noch ganz gut aus. War kein Problem, ohne Studentenausweis reinzukommen und auch ganz interessant, die jungen Leute bei ihren Studien zu beobachten. Bin jedenfalls zu dem Schluss gekommen, dass ich nicht mehr 20 sein möchte. Dass ich froh bin, fertig zu sein und meine akademische Reise abgeschlossen zu haben. Die Gruppenreferate, die Hausarbeiten, langweilige Vorlesungen, das Jobben nebenher, ich möchte es nicht mehr.

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Interessant war auch, dass in den letzten 25 Jahren neue Themen wichtig geworden sind, z.B. saubere Quellenrecherche (im Sinne von: Taugt die Quelle?), Plagiate oder Fake News. Das sind definitiv Themen, die bei uns keine oder selbstverständlich waren und/oder erst heute als Probleme aufgetaucht sind. Frage mich, ob wir reifer waren oder die Welt tatsächlich weniger diffus.

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Manche Dinge haben sich aber auch nicht geändert, z.B. die politischen Schreib-, äh … Streit-Gespräche auf den Innenseiten der Klotüren. Ich glaube, da könnte man noch eine Marktlücke schließen – Klotüren, die auf den Innenseiten so gestaltet sind, dass man ein bisschen was lesen kann, ohne seine Hände zu benutzen. Wäre im Übrigen auch ein guter Schutz gegen fake news, wenn die jungen Leute wenigstens beim Kacken ihr Handy aus der Hand legen würden.

Da ins Detail zu gehen, würde jetzt zu weit führen.
Da ins Detail zu gehen, würde jetzt zu weit führen.

Übernachten konnte ich bei meinem Vater, das war auch nett. Hab vor dem Schlafen noch in einem Loriot-Büchlein geblättert und bin da über einen Comic gestolpert, der – für mich als „Medienfuzzi“ – so genial und visionär ist, dass ich ihn jetzt hier einfach abdrucke. Im Prinzip die Vorwegnahme des Privatfernsehens. Hut ab!

Copyright: Loriot, gibt´s alles bei Diogenes
Copyright: Loriot, gibt´s alles bei Diogenes

Komme deswegen drauf, weil ich hier am ersten Abend noch einen kurzen Stopp im Dorfgrill eingelegt habe. In einem Kaff namens Alverskirchen, ja, das gibt´s wirklich. Das war eigentlich auch sehr nett da, aber im Fernsehen lief schlicht und einfach RTL, ich glaube Gute Zeiten, schlechte Zeiten oder sowas, keine Ahnung, auf jeden Fall hab ich da noch gedacht, damit hätte man ja wohl alles benannt, und dass das ein ziemlich guter Titel für so ein Format ist.

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Ansonsten? Ist es hier kalt und regnerisch. Nicht schön, aber immer noch besser, als im Schnee zu versinken. Man müsste Petrus mal Aristoteles vorlesen – die Lehre vom gesunden Mittelmaß. Ein bisschen Winter hier, ein bisschen Winter da, das wäre doch was. Möchte jetzt aber auch keine Lawine lostreten, Kirche und griechische Antike kreuzen, da haben sich schon ganz andere verhoben …

Zeit ist Welt

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Kurz vorab: Es ist mir ein bisschen unangenehm, dass ich noch ein paar freie Tage genießen darf, während meine Freundin, der ich die freien Tage auch verdanke, schon wieder arbeiten muss. Und eigentlich wollte ich die freien Tage ja nutzen, um meine neue Schreib-Idee weiterzuentwickeln. Deswegen ist es womöglich in doppelter Hinsicht fragwürdig, dass ich mit meinen Söhnen noch mal für ein paar Tage in den Norden gefahren bin, anstatt den ganzen Tag diszipliniert und abgeschottet am Schreibtisch zu sitzen.

Aber, nein, natürlich sind diese paar Tage mit den Jungs ungeheuer wertvoll und schön, zumal ich sie als Teilzeit-Vater ja nicht täglich sehe und auch den normalen Alltag zumeist nicht mit ihnen erlebe. Und hier mal gemeinsam den Tag zu verbringen, von morgens bis abends, mit Spaß, Aktivität, aber immer wieder auch ein bisschen Faulenzen, ist einfach ein kostbarer Schatz.

Nun haben wir auch das große Glück, bei meiner Mutter eine Anlaufstelle vorzufinden, die an sich schon sehr fröhlich, gemütlich und wohltuend beruhigend ist. Obendrein kann man von hier aus viel unternehmen: Gestern waren wir erst Angeln am Langsee, dann Fußball spielen in Tolk. Heute sind wir über die dänische Grenze nach Sonderborg gefahren, um zu Angeln und … richtig … Fußball zu spielen.

Die Jungs werden immer größer, und es ist nicht sicher, ob solche Kurzurlaube in der Form noch häufig vorkommen werden. Deswegen genieße ich jede Stunde, freue mich über jeden cleveren Scherz, aber auch so manche freche Bemerkung. Es fühlt sich alles sehr richtig an, und überall sind gute Vibes spürbar.

Und deswegen ist es in doppelter Hinsicht klug, dass ich mit meinen Söhnen noch mal für ein paar Tage in den Norden gefahren bin, anstatt den ganzen Tag diszipliniert und abgeschottet am Schreibtisch zu sitzen. Weil meine Schreib-Idee, die gerade entsteht, auch mit der Grundform „Liebe“ zu tun hat. Und ich in dem unbewussten Flow, in dem ich die Tage gerade erlebe, offenbar geneigt bin, Hemmschwellen zu überwinden und Gedanken zu verknüpfen, die sich sonst nie die Hand reichen.

Und wir sind geborgen unterwegs. Es gab schon wieder Zugunglücke, Glätteunfälle auf der Autobahn, einschneidende Ereignisse, die Leben beenden oder für immer verändern. Ereignisse, die täglich geschehen können. Deswegen sind diese beschützten Momente umso wertvoller.

Es soll nicht zynisch oder hämisch klingen, im Gegenteil, alle Dinge haben ihre Zeit. Man hat auch nicht immer die freie Wahl. Manchmal darf man auch Zeit verschwenden oder vergeuden. Das Wichtigste ist, dass man sie sich nimmt, wenn man sie wirklich braucht. Für was auch immer.

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Radio Gaga

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Ich habe zum Geburtstag von meiner Freundin ein Radio bekommen, was ich echt liebe. Sie hat es von einem Straßenkünstler in Kapstadt gekauft, der das Ding u.a. aus Kronkorken und Getränkedosen zusammengeklöppelt hat. Man kann sogar von Kurz- auf Langwelle umschalten, und es gibt an der Seite eine Kopfhörerbuchse. Es läuft erstaunlich gut (frage mich jetzt allerdings, wie sie es am Flughafen durch die Sicherheitskontrolle geschleust hat).

Am besten empfängt man in der Küche, wo es jetzt steht, den Sender Rock Antenne Hamburg. Voll in Ordnung, wenn man Kartoffeln schält oder die Spülmaschine ausräumt. Auf jeden Fall hat er die Radiosender-Prüfung bestanden!

Vor ein paar Tagen kam nämlich „Boulevard Of Broken Dreams“ von Green Day, und da stellt sich am Ende des Liedes (so bei Minute 04:10) immer die große Frage, spielen die Sender das epische Ende ganz aus oder gehen sie vorher raus, und meistens gehen die Sender vorher raus, aber nicht Rock Antenne Hamburg, die haben das Riff hinten ausgekostet. Cool.

Ansonsten? Tröpfelt das Jahr langsam aus. War nicht alles doll. Aber man ist auch zu müde, den ganzen innen- und außenpolitischen Mist aufzuzählen. UNICEF hat jetzt nochmal die Weltgemeinschaft angeklagt, weil letztes Jahr so viele Kinder Opfer von Kriegsgeschehen geworden sind. So gesehen, leben wir im Himmel. Manchmal wünsche ich mir göttliche Kräfte. Und göttliche Weisheit. Das eine ohne das andere reicht vermutlich nicht aus, um für dauerhaften Frieden zu sorgen.