War gestern Abend auf der HAM.LIT im Uebel & Gefährlich. Toller Club, nettes Publikum, interessantes Line-Up. Und ich mittendrin mit dem Kollegen Stuertz von den Alphabeten und dem Kollegen Billhardt von Minimal Trash Art.
Unsere MTA-Autorin Dagrun Hintze durfte ja auch lesen, und ihre Gedichte aus unserem Band „Einvernehmlicher Sex“ trafen im Turmzimmer echt den Nerv des Publikums. Klasse.
Ansonsten hat mich Inger-Maria Mahlke beeindruckt. Sie hat aus ihrem preisgekrönten Werk „Archipel“ gelesen, kein leichter Vorlese-Text, aber an sich natürlich sehr, sehr hochwertig. Beim Lesen hat sie sich immer selbst mit der rechten Hand dirigiert oder den Takt vorgegeben, sehr interessant. Kollege Stuertz hat sie bereits für die Alphabeten angefragt, das wäre natürlich ein Hammer, wenn wir die interviewen könnten.
Mir fällt übrigens gerade auf, dass Dagrun in Lübeck geboren und Inger-Maria in Lübeck aufgewachsen ist. Hmmm, … Zufall? Oder Günters guter Geist? Oder liegt es am Marzipan? Merke selbst, dass mich so eine Atmosphäre wie gestern Abend immer gleich inspiriert. Also, wenn ich jemanden lesen höre, schießen mir selbst sogleich irgendwelche Zeilen durch den Kopf.
Das hier zum Beispiel, auf dem Weg zur Toilette:
„Warum sagst Du das? Warum sagst Du das?“ Sie fragte diese Frage nicht wie eine Frage, sondern wie eine Antwort auf eine Frage, die die Antwort hätte sein sollen.
Oder das hier im Bus auf dem Nachhauseweg:
Die die Schmerzen Vergessenden
haben eigentlich nichts zu tun
sie freuen sich womöglich
über eine Cola, ihre Wanderschuhe oder
schlicht und einfach ein
verrücktes Huhn
Die die Schmerzen Vergessenden
öffnen hinterbliebene Luken
oder riegeln sie für immer zu
lassen sich gehen, verpflanzen
Herzen und spuken
doch mit Glück
lassen sie in Ruh´
Merkwürdig, oder? Kann man nix mit anfangen, aber ich bin gestern trotzdem ganz zuversichtlich nach Hause gefahren (bei der Gelegenheit übrigens mal wieder ein Lob an den HVV, man kommt in Hamburg auch in der Woche und recht spät noch sehr gut nach Hause).
Ja, es gibt Wichtigeres als formalen Erfolg, aber darum geht es auch nicht. Es geht darum, dass man für einen Leser schreibt. Deswegen schreibe ich auch diesen Blog. Weil ich meine Gedanken gerne teile. Und ich glaube, meine neue Idee ist gut. Ich werde am Wochenende versuchen, ein Paket zu schnüren (Exposé, Textauszug), und dann gehe ich mit dem Ergebnis der letzten Monate mal an die frische Luft. Hoffentlich bin ich danach nicht allzu verschnupft.