Pelenovela

Habe in den letzten Tagen tatsächlich einiges geschafft. Bin aber auch immer noch ein bisschen erfüllt von den Begegnungen auf meiner kleinen Reise in den Westen. Mit etwas Abstand betrachtet, muss man wirklich sagen, dass eines der wichtigsten Dinge im Leben ist, den Kontakt zu guten, alten Freunden stets zu erneuern. Freundschaft ist hinter der Liebe vielleicht das wichtigste Gefühl. Vielleicht ist es aber auch nur eine andere Art der Liebe.

Was mir außerdem aufgefallen ist: Die Väter meiner Freunde sind entweder bereits tot oder sehr krank. Das macht mich tatsächlich betroffen und auch ein bisschen demütig. Vermutlich erlebe ich jetzt gerade eine Phase, in der die Kinder aus dem Gröbsten raus sind und die eigenen Eltern noch nicht wieder drin. Es könnte sein, dass die nächsten fünf Jahre die ruhigsten meines Lebens werden.

Leider neigt sich meine kleine Auszeit dem Ende zu. Bin sehr dankbar, aber auch erstaunt, wie wenig ich von dem geschafft habe, was ich eigentlich vorhatte. Und zugleich eine ganze Menge. Es ist natürlich immer gefährlich, einfach draufloszuarbeiten. Ohne Auftrag. Weil immer die Gefahr besteht, dass am Ende alles in der Tonne landet. Wobei ich guter Hoffnung bin. Anders gesagt: Ich bin schon mit schlechterem Gefühl in Filmabnahmen gegangen und war hinterher ganz überrascht, wie gut es lief.

Ich habe zudem den Eindruck, dass es mir leichter von der Hand geht, seitdem ich nicht mehr auf andere, sondern auf mich selbst schaue. Einfach Satz für Satz vorgehen und sich freuen, wenn sich zwei umarmen und Sinn ergeben.

Mein jüngster Sohn hat am Wochenende beim lockeren Trainingsspiel mit meinen Senioren mitgekickt. War schön zu sehen, wie freundlich und cool die ihn empfangen haben. Und wie gut er mitgespielt hat. Und der Älteste wird nächsten Samstag volljährig. Er hat gerade die theoretische Führerscheinprüfung bestanden …

Man kann sich gar nicht so viel frei nehmen, dass die Zeit auf einen warten würde. Man muss einfach zusehen, dass man das bisschen, was man hier und da abzweigen kann, optimal nutzt, für sinnvolle Tätigkeiten mit lieben Menschen.

Hatte diesbezüglich gerade vor ein paar Tagen in Düsseldorf eine eindrückliche Begegnung, als ich mit meinem alten Freund Nils dessen Auto aus der Werkstatt geholt habe. Der KfZ-Meister ist Grieche und Hobby-Philosoph im besten Sinne, wie Nils mir vorher erzählt hatte. Jedenfalls kamen wir kurz vor Feierabend in seiner Garage an. Der Meister telefonierte gerade und ließ sich von uns auch gar nicht aus der Ruhe bringen. Als es ein bisschen merkwürdig zu werden drohte, legte er endlich auf, drehte sich um und erklärte entschuldigend, dass das seine griechischen Verwandten aus Kanada gewesen seien, zu denen er leider kaum noch Kontakt habe. Sich zu sehen sei schon mal fast unmöglich, und es sei überhaupt eine Schande, dass man den ganzen Tag arbeite und irgendeinen Mist mache, um Rechnungen zu bezahlen, die Miete, das Handy usw., während man die Familie, also, die Menschen, die man am meisten liebt, wenn es hoch kommt, ein Mal im Jahr zu Gesicht bekomme.

Die Welt ist ein Kosmos, und jeden Tag gibt es etwas Neues zu entdecken. Manchmal trifft man einen klugen, griechischen Autoschrauber. Dafür muss man natürlich den Arsch hochkriegen und sich aufmachen. Manchmal ist das aber auch ganz einfach. Surfe abends nach getaner Arbeit häufig noch ein bisschen im Netz. Bin da in den letzten Tagen unter anderem auf eine spannende Pelé-Doku und die Homepage von Piet Klocke gestoßen. Habe beides in meinen Kanon aufgenommen.

Copyright: Seventh Art Productions for BBC. Screenshot-Art: G. Jöns-Anders
Copyright: Seventh Art Productions for BBC. Screenshot-Art: G. Jöns-Anders

Könnte ich mir meinen Lieblingsjob stricken, würde ich einfach jeden Tag Menschen interviewen. Von morgens bis abends, ganz locker. Und wenn er (oder sie) Fußballer wäre, würden wir auf den Bolzplatz gehen, und wenn er (oder sie) Musiker und Comedian wäre, würden wir lustig Musik machen.

Ganz einfach.

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