Kluges Gespräch

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Musste heute wirklich über mich selbst schmunzeln. Während plötzlich die Meldung herumging, der Film einer Kollegin sei für den Grimme-Preis nominiert, und zudem noch der großartige Alexander Kluge im Hause zu Gast war, hockte ich unten im dunklen Studio und entlockte Ski-Idol Markus Wasmeier für unsere im März laufende SAT 1 „Event-Doku“ so genannte Trailer O-Töne, also markige, kurze Statements wie z.B. „So etwas habe ich ja noch nie gesehen“ etc. Nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen gute Fernsehunterhaltung und noch weniger etwas gegen Markus Wasmeier – das war ein supernetter, interessanter, natürlich gebliebener, weltoffener Gesprächspartner (überlege sogar, auf dem Weg in den Skiurlaub mal seinem Restaurant in Schliersee einen Besuch abzustatten). Doch für jemanden wie mich, der über ästhetische Theorie promoviert hat und ohnehin ständig versucht, den Dingen einen künstlerischen Aspekt abzugewinnen, hätte der inhaltliche Kontrast von außen betrachtet heute nicht größer sein können. Aber so ist das eben. Wobei, wie gesagt, diese Interviews mit Prominenten, die ich momentan reihenweise führe, auch Spaß machen und lehrreich sind. Diese Persönlichkeiten sind alle äußerst professionell und auffallend nett. Und gut vorbereitet. Man unterschätzt das manchmal. Das kann nämlich auch nicht jeder, auf den Punkt lustig und gehaltvoll zu sein und sich dabei nicht zu verhaspeln. Habe am Montag Jochen Bendel vom Flughafen abgeholt und da haben wir auf dem Weg zum Spiegel im Taxi nur übers Dschungelcamp geredet. Hochinteressant. Ich habe das ja auch wieder ein bisschen verfolgt, wegen Gunter Gabriel. Bin ganz beruhigt, dass er schon wieder draußen ist. Und vor allem, dass er sich nichts Peinliches geleistet hat. Im Gegenteil, fand ihn im Umgang mit den anderen Kandidaten erstaunlich ruhig und besonnen. Das habe ich bei ihm auch schon anders erlebt. Bilde mir ein, es lag auch an meiner SMS, die ich ihm kurz vor dem Einzug ins Camp noch geschickt habe (siehe anders-blog vom 11. Januar). Auf Focus online hat er jetzt gesagt, er wolle sein Leben ändern, auf seine Kondition achten und mit dem Hausboot in Berlin festmachen. DAS hat er allerdings alles auch schon vor Australien gesagt.

Der Einblick in diese verrückte „Welt des Privatfernsehens“ ist sicher auch eine wichtige Erfahrung für einen Medienmenschen wie mich. Insofern bin ich privilegiert. Glaube nicht, dass Horkheimer und Adorno als Autoren fürs Dschungelcamp gearbeitet hätten. Vielleicht wäre ihre Kritik an der Kulturindustrie dann noch fundierter ausgefallen!?

Tee Men

Kleine Momentaufnahme aus dem Zeitalter der Menschheit? – Die Themen heute bei den Kollegen von SPON: Trash & Terror. Crazy World.
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Mache mir ein bisschen Sorgen um mein Land. Nicht wegen der Flüchtlinge, sondern wegen des allgemeinen Rechtsrucks. Laut Umfrage seien 42% aller Deutschen empfänglich für den aktuell herrschenden Rechtspopulismus. Das ist beängstigend. Nicht, dass mich der Terror und die allgemeine Situation kalt lassen würden, aber wir wissen alle, wohin die „Angst“ der Masse führt: zu einem starken Führer. Hatten wir alles schon. Und dann wundert man sich am Ende. So wie die Wähler in Polen gerade. Erst sind es die Medien. Dann die öffentliche Meinung. Dann Brandanschläge. Dann schaut man irgendwann zu, wie die Nachbarn deportiert werden. Und am Ende sagt man, man habe nichts von alledem gewusst …

Jetzt gerade kann man es sogar förmlich voraussehen. Ja, vielleicht gehöre ich auch schon zu dieser schweigenden Masse, die später von ihren Enkeln gefragt wird, wie es zu der unmenschlichen Katastrophe kommen konnte. Weil ich mir das Kopf schüttelnd anschaue, wie die deutschen Hohlköpfe auf die Straße rennen und Parolen schmettern, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen.

Meine Freundin und ich sind uns einig: Wenn das die „Deutschen“ sind, die sich da gerade auf der Straße als solche bezeichnen, möchte ich kein Deutscher mehr sein. Hüter des Grundgesetzes, das ich nicht lache. Als wenn diese Idioten sich das selber ausgedacht hätten. Nein, da hat die ganze westliche Welt Korrektur gelesen, bevor es verabschiedet wurde. Zu Recht und zum Glück. Deswegen ist es so gut, wie es ist. Deswegen war es hierzulande nämlich auch plötzlich möglich, über die Rechte von Frauen zu sprechen. Und bestimmt nicht, weil deutsche Männer von jeher so offen sind.

Neulich war ich abends an der Tankstelle und wurde Zeuge, wie sich die Kundin vor mir über den billigen Benzinpreis freute. Und der Tankstellenbesitzer, den ich bislang als ganz witzig wahrgenommen hatte, meinte: Ja, und wenn wir dann alle zum Islam übergetreten sind, müssen wir gar nichts mehr bezahlen. Aber es war nicht witzig gemeint. Es lachte auch niemand.

Ich weiß, es klingt elitär, aber Demokratie funktioniert nicht, wenn die mündigen Bürger un-gebildet sind. Das weiß man seit der Antike. Un-gebildete (im Sinne von  nicht ausreichend ausgebildete) Demokraten sind für einen solch hochmodernen Apparat das falsche (Bau-)Material. Dann kocht er über, und die Bremsen versagen. Ich fürchte, wir müssen dem Apparat einen Not-Aus-Schalter implementieren. Meinetwegen einmal die „freien“ Wahlen aussetzen. Stattdessen untadelige Entscheider einsetzen und politische Lösungen mit Weitblick finden.

Vor ein paar Tagen gab es einen schönen Kommentar in der taz, von Doris Akrap. Hier ein Ausschnitt:

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Ich habe auch keine schnelle Lösung parat, und ich weiß auch nicht alles besser. Aber eines weiß ich ganz bestimmt: Wir „Linksversüfften“ müssen jetzt zusammenhalten.

Zeit! Geist!

David Bowie ist in den Himmel gefahren.

Schweige! Minute

Und Gunter Gabriel in den Dschungel. Kann nicht glauben, dass er es wirklich tut. Meine Freundin und ich haben ja 2011 mit ihm den „Hafencowboy“ gedreht, einen 3-Teiler für den NDR. Hatte sogar extra einen Jingle komponiert, den Gunter seitdem als Single aufnehmen möchte. Fiel mir gestern wieder ein, als er seinen Abgang bei facebook zelebrierte. Haben ihm denn sogleich auch noch einen Abschiedsgruß geschickt:

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Heute Morgen schickte mir meine Freundin dann einen Link zu einem Interview auf rp-online, wo sich einer der Dschungelcamp-Autoren, Oliver Haas, über die Fehler der letzten Staffel ausließ.

Dschungel-Post

Von Gunter verspricht er sich einiges:

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Als ich das gelesen hab, bekam ich prompt Bauchschmerzen: „emotionale Abrissbirne“?!?!

Ansonsten? Habe ich heute ein interessantes Interview mit Rüdiger Jungbluth über Ikea geführt. Wusste gar nicht, dass der Gründer, Ingvar Kamprad, in den Anfängen die ersten Produkte seines Versandhandels noch vom elterlichen Hof verschickte. Und Papa und Mama packten die Pakete und schrieben die Rechnungen. In der Zeit entstand der Geist der „Ikea-Familie“, Kamprad beschrieb sie später mal als die „schönsten Jahre“. Erinnerte mich an eine Lesung in Münster, auf der mein Vater mal die Kasse gemacht hat. Fand ich auch irgendwie gut.

Vors Denken

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Mistwetter. Schön gerechnet.

Gucke gerade nebenher eine Doku über Dirk Nowitzki. Wusste gar nicht, dass seine Eltern auch erfolgreiche Ballsportler waren. Und dieser Coach ist natürlich auch klasse. Holger Geschwindner. Das würde mir auch liegen: Personal Coach sein. Körper und Geist stärken. Beim Krafttraining keine Musik hören, sondern Platon. Ehrlich. Würde gerne im Lotto gewinnen und meine Söhne im Fußball trainieren.

Jedenfalls, das interessiert mich. Ein bisschen arbeiten und parallel mit Dingen berieseln lassen, die ich nicht wusste. Die mir neu sind. Hab letztens eine Doku über Walt Disney gesehen …

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… und jetzt lese ich seit ein paar Tagen ein Buch über das Ikea-Geheimnis und erfahre, dass Disney und Ikea-Gründer Kamprad sich ganz ähnlich sind, weil sie ihre Mitarbeiter stets als „große Familie“ ansahen und beide beleidigt waren, als in der Belegschaft der Wunsch nach einer Gewerkschaft laut wurde. Weil sie denken wie Väter, nach dem Motto: Warum sagt ihr mir nicht, wenn ihr unzufrieden seid? Ohne zu erkennen, dass das ab einer gewissen Größe nicht mehr funktioniert. Ja, sogar blind zu sein dafür.

Habe den Autor des Ikea-Buches, Rüdiger Jungbluth, morgen im Interview. Deswegen mag ich mein Leben (auch wenn die kinderlosen Wochenenden per se immer etwas schattig sind). Vor zwei Tagen noch Interviews mit TV-Promis in Berlin (Enie van de Meiklokjes und Ruth Moschner, zwei Top-Profis; hab bei der Gelegenheit gedacht, man müsste mal eine Doku über Visagistinnen machen, weil die nämlich immer die wirklich interessanten Gespräche mit den Stars führen), gestern dann Wartungsarbeiten am Stall.

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Musste die Brücke vom Eis befreien und ein paar Löcher mit Sand auffüllen, damit sich keiner die Haxen bricht. Ich liebe das. Teilzeit-Bauer sein. Vielleicht ist das mein Ding. Bin ja auch Teilzeit-Vater. Und -Schriftsteller. Und -Onkel.

Hab in Berlin bei meinem Freund Tobias übernachtet und bei der Gelegenheit meine Patentochter getroffen. War total schön. Als ich wieder zuhause war, kam abends dieser kleine Gruß (Play-Button anklicken).

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Haben auch viel geredet. Tobias arbeitet jetzt für eine Forschungsgemeinschaft. Ziemlich ambitioniert. Irgendwas mit Big Data. Er hat darüber auch gerade einen Artikel in der taz veröffentlicht. Finde das total beeindruckend, dass er sich schon so früh – während des Studiums – für diese Themen interessiert hat. Ich glaube, ich bin auch nicht schlecht in meinem Job, aber das fehlt mir manchmal. Diese Chance, auf meinem Gebiet theoretisch vorzudenken. Oder zumindest mitzudenken.

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und wieder zurück
und wieder zurück
vors vor

Privat. Fernsehen.

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War heute in Köln. Interview mit Margarethe Schreinemakers, für die große SAT1-Event-Doku, die im März läuft. Vier Themen, ziemlicher Streifen, aber alle haben gut durchgehalten. Vor allem der Interviewgast. Ein Profi. Mit eigenem Kopf. Klasse. Hab zwischen den Zeilen immer wieder herauslesen können, wie relevant diese Frau mal für die Fernsehlandschaft war. Ein Mega-Act. Super Erlebnis. Hab mich nicht getraut, nach einem Selfie zu fragen. Hätte sie aber bestimmt gemacht. Sie hat für die Musik-Doku was von Nena gesungen. Das klang fast wie Nena.

Seit 5 Uhr auf den Beinen. Jetzt ziemlich alle am Flughafen Köln/Bonn, auf dem Weg nach Berlin. Hipster-Plane, viele junge Menschen, wo man sich fragt, was die machen. Ein älterer Business-Typ sitzt auch hier, liest ein Buch mit dem Titel: Bluthochdruck senken. Mit hochrotem Kopf – kein Witz. Sondern das Leben.

Unser Kater ist gestern operiert worden. Freundin kümmert sich. Rabenvater fliegt irgendwo herum.

 

Tat Ort

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Ich weiß, diese Themen sind ja immer (wieder) en vogue, doch dass der aktuelle Focus im Prinzip meinen Neu-Jas-Eintrag widerspiegelt, hat mich dann doch gefreut. Hab ich gestern Abend auf dem Nachhauseweg an der Tankstelle bemerkt. Genau. Einfach machen. Zur Tat schreiten. Stück für Stück den Berg abbauen, der vor einem liegt. Pragmatisch sein, ohne die Fantasie zu opfern. Das ist die Kunst.

„Auto in die Werkstatt“ steht auf einem der gelben Post-its auf dem Cover des Heftes. Hab es über die Weihnachtstage selbst beherzigt und gemeinsam mit meinem Onkel das Traggelenk meines alten „Elchs“ ausgetauscht. War eine total nette Aktion, und ich habe obendrein 300 Euro gespart. Und siehe: da ist das Ding:

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Handwerkliche Berufe haben etwas für sich. Wobei ich an dieser Stelle immer darauf hinweise, dass das Schneiden von Filmen ja auch „Montage“ genannt wird, und zwar nicht zu Unrecht.

Womit wir beim letzten Thema wären, dem zweiten großen Tagesthema des Boulevards, neben den sexuellen Übergriffen in Köln und Hamburg: dem Schweiger-Tatort. Stand dem ganzen ja eigentlich recht wohlwollend gegenüber, aber mit dem dritten Teil am Sonntag habe ich dann jetzt auch erstmal wieder genug von der Ballerei. Und dann dieser facebook-Eintrag vom Chef … ich meine, hat der keine Berater? Jemand, der ihm mal erklärt, wie man sich wirklich „cool“ verhält? Oder ist er tatsächlich genauso vernunftresistent wie seine Figur Tschiller? Das wiederum wäre sogar irgendwie bemerkenswert. Mein Vorschlag: Warum streicht der selbst ernannte „Filmemacher/Schauspieler/Produzent/Writer/Cutter/Composer“ nicht einfach den „Schauspieler“ aus seiner Signatur? Dann hätte dieser Hamburg-Tatort durchaus Potential.

Und morgen bitte ein neues Thema.

Frohes neues Ja

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Wünsche ich allen, die das lesen. Das war es also wieder. Zack, sind die Weihnachtstage vorbei und mit ihnen das alte Jahr. Hab mich in den letzten Tagen intensiv meiner Familie gewidmet, anstatt zu bloggen, dass ich das tue. Nein, ich habe es wirklich getan.

Versuche, das zu meinem Motto für 2016 zu machen. Dinge wirklich zu tun. Die wichtigen Dinge.
Versteht sich.
Von selbst.
Geht gar nichts.

Bin versöhnt und dankbar, dass ich in Frieden mit meinen Liebsten feiern durfte und uns nichts um die Ohren geflogen ist. Ganz einfach.

Habe einen tollen Tukur-Tatort gesehen (das Drehbuch hätte ich gerne geschrieben) und einen ganz passablen mit Til Schweiger. Ich finde, so ein neuer „Schimanski“ hat in der Tatort-Riege gefehlt; dass es ausgerechnet Schweiger ist, damit muss man leben. Wobei ich finde, dass sich die Macher damit ins eigene Fleisch schneiden. Ich weiß, dass die Prominenz der Rolle gute PR bedeutet, aber ich kann mich leider nicht bis ins Letzte auf eine Geschichte einlassen, wenn z.B. „die Böse“ von Helene Fischer gespielt wird. Es bleibt eine Kunst-Figur. Trotzdem freue ich mich auf den nächsten Teil heute Abend.

Habe gestern Abend mit den Jungs die Dokumentation über Zinedine Zidane von 2005 gesehen, wo ihn einmal 50 Kameras bei einem Liga-Spiel gegen Villarreal gefilmt haben. Ganz stimmungsvoll montiert, mit sparsamen Zidane-Kommentaren und Musik von Mogwai unterlegt. Für heutige Verhältnisse ziemlich reduziert, doch meine Jungs haben sich geduldig darauf eingelassen und fanden den Film richtig gut. Schön, wenn man Fußball zuhause auch theoretisch spielen kann. Auf der zweiten Ebene gewissermaßen.

Werde versuchen, selbst im neuen Jahr verstärkt auf der zweiten Ebene herum zu schleichen. Hinter die Kulissen zu schauen. Wieder philosophische Bücher zu lesen. Vier Stück liegen angelesen neben dem Bett. Seiten fressen. Möchte am Ende nicht als Idiot ausgewechselt werden.

In der Zidane-Doku gibt es einen kurzen historischen Exkurs, was sonst noch an diesem (Spiel-)Tag im September 2005 in der Welt geschah: Klimagipfel, kriegerische Anschläge … die Ereignisse sind nicht dieselben wie heute. Aber die gleichen. Das macht es nicht besser, aber es dämpft die Panik. Es geht immer weiter. Die Zeit läuft. Nichts kann sie stoppen. Und es gibt auch Dinge, die besser geworden sind. Und sich weiterhin verbessern. Das sollte man sich in schwachen Momenten immer vor Augen führen.

Im neuen Ja.

Why nachten?

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Wie schön, endlich ein bisschen Zeit mit seinen Liebsten zu verbringen. War gestern mit meiner Freundin an der Ostsee, heute haben wir ein Pferdegatter repariert. Ich glaube, ich bin ein Typ, der jeden Tag ein kleines Projekt braucht. Deswegen ist mein literarischer Output auch nicht so hoch wie bei, sagen wir mal, Goethe. Weil ich, bevor ich mich in Ruhe an einen Text setzen kann, erstmal das Regal anbohren muss, die alten Bücher aussortieren, den Schrank aufräumen. Ehrlich, ich brauche eine gewisse äußere Ordnung, bevor ich das innere Chaos angehen kann. Außerdem liebe ich es, Ergebnisse zu sehen.

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Mit rudimentären Mitteln und ohne Strom repariert …

Ich könnte den ganzen Tag damit verbringen, kleine Dinge in Stand zu setzen. Dann eine Tasse Kaffee trinken und zwei Gedichte schreiben. Oder eine Songzeile. Oder ein Bild anfangen. Kann nicht verstehen, dass manche Menschen nichts mit ihrer Zeit anzufangen wissen. Oder mit ihren Händen. Oder mit ihrem Leben.

Wieder Geburt

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Bin heute geboren worden. Vor 42 Jahren. Jetzt kann ich wirklich mit Fug und Recht (Woher kommt die Redewendung eigentlich?) behaupten, die Hälfte sei geschafft. Andererseits ist das schon optimistisch gedacht. Erinnere mich daran, dass ich als Student mal ein Lied von Reinhard Mey gehört hab, das sinngemäß hieß: 50 – jetzt schon? und damals eine Ewigkeit entfernt schien. Nun nicht mehr so sehr.

Hab jetzt Urlaub. Endlich. Die letzte Woche war noch mal ziemlich stressig. Bin jemand, der einen leeren Schreibtisch hinterlassen muss. Ist in meinem Job ohnehin schwer genug. Man schleppt immer etwas nach Hause. Da hat die Weihnachtsstimmung kaum eine Chance. Hab zum Trotz einen Elektrobaum im Büro brennen lassen. Zeichen setzen. Punkte machen.

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Wenn das die Haustechnik gesehen hätte …

Dann am Freitag die Glücksbringer geholt und groß eingekauft. Fast die ganze Familie war heute da. Zum Geburtstagsbrunch. Relativ spontane Idee. Aber die beste seit langem.

Es ist leider wirklich ein bisschen so wie in dem Ikea-Spot, wo es regnet und das Essen misslingt, aber es dennoch ein schöner Weihnachtsabend wird, einfach weil die Familie zusammenkommt. Wir hatten zwar keinen Regen, aber es war 20 Grad zu warm für die Jahreszeit. Hoffentlich ein Ausrutscher. Sonst müssen wir irgendwann der Kälte hinterherziehen. Ich brauche meine vier Jahreszeiten, sonst verliere ich die Orientierung. Ansonsten war alles perfekt. Volles Haus, voller Kühlschrank, bezaubernde Kinder und eine Freundin, die sagt, selbst die „schlechteren Zeiten“ mit mir seien besser als (vermeintlich) gute ohne mich. Höher kann ein Typ wie ich im Leben nicht mehr hinaus. Höher kann kein Typ hinaus. Ein einziges Geschenk.

Ja, der formale Erfolg lässt vielleicht noch auf sich erwarten. Aber was bedeutet das schon? In der aktuellen BUNTE wird der Autor Michael Nast gefeiert.

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Mit dem habe ich mal vor ein paar Jahren auf einer gemeinsamen Lesung in Frankfurt Wodka getrunken. Jetzt ist er bekannt, mit Büchern wie „Generation Beziehungsunfähig“ oder „Ist das Liebe oder kann das weg?“ Sehr respektabel. Aber ich glaube, ich blogge dann doch lieber im Verborgenen und freue mich heimlich über kleine, schmutzige Nebensätze, die streuen und nicht abzielen.

Ich freue mich auch auf das nächste Jahr. Werde aber auch die Augen offen halten. Nicht, dass es uns so ergeht wie den Polen, die erst eine komische Regierung wählen, sich kurz darauf verwundert die Augen reiben, um dann gegen die neu gewählte Regierung zu protestieren. Das sollte uns eine Warnung sein. Mit Wahlen spielt man nicht.

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Let the Keksdose speak. Hab das Bild mal aus der taz ausgeschnitten. Dank an den unbekannten Designer.