Kluges Gespräch

YHAB2149

Musste heute wirklich über mich selbst schmunzeln. Während plötzlich die Meldung herumging, der Film einer Kollegin sei für den Grimme-Preis nominiert, und zudem noch der großartige Alexander Kluge im Hause zu Gast war, hockte ich unten im dunklen Studio und entlockte Ski-Idol Markus Wasmeier für unsere im März laufende SAT 1 „Event-Doku“ so genannte Trailer O-Töne, also markige, kurze Statements wie z.B. „So etwas habe ich ja noch nie gesehen“ etc. Nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen gute Fernsehunterhaltung und noch weniger etwas gegen Markus Wasmeier – das war ein supernetter, interessanter, natürlich gebliebener, weltoffener Gesprächspartner (überlege sogar, auf dem Weg in den Skiurlaub mal seinem Restaurant in Schliersee einen Besuch abzustatten). Doch für jemanden wie mich, der über ästhetische Theorie promoviert hat und ohnehin ständig versucht, den Dingen einen künstlerischen Aspekt abzugewinnen, hätte der inhaltliche Kontrast von außen betrachtet heute nicht größer sein können. Aber so ist das eben. Wobei, wie gesagt, diese Interviews mit Prominenten, die ich momentan reihenweise führe, auch Spaß machen und lehrreich sind. Diese Persönlichkeiten sind alle äußerst professionell und auffallend nett. Und gut vorbereitet. Man unterschätzt das manchmal. Das kann nämlich auch nicht jeder, auf den Punkt lustig und gehaltvoll zu sein und sich dabei nicht zu verhaspeln. Habe am Montag Jochen Bendel vom Flughafen abgeholt und da haben wir auf dem Weg zum Spiegel im Taxi nur übers Dschungelcamp geredet. Hochinteressant. Ich habe das ja auch wieder ein bisschen verfolgt, wegen Gunter Gabriel. Bin ganz beruhigt, dass er schon wieder draußen ist. Und vor allem, dass er sich nichts Peinliches geleistet hat. Im Gegenteil, fand ihn im Umgang mit den anderen Kandidaten erstaunlich ruhig und besonnen. Das habe ich bei ihm auch schon anders erlebt. Bilde mir ein, es lag auch an meiner SMS, die ich ihm kurz vor dem Einzug ins Camp noch geschickt habe (siehe anders-blog vom 11. Januar). Auf Focus online hat er jetzt gesagt, er wolle sein Leben ändern, auf seine Kondition achten und mit dem Hausboot in Berlin festmachen. DAS hat er allerdings alles auch schon vor Australien gesagt.

Der Einblick in diese verrückte „Welt des Privatfernsehens“ ist sicher auch eine wichtige Erfahrung für einen Medienmenschen wie mich. Insofern bin ich privilegiert. Glaube nicht, dass Horkheimer und Adorno als Autoren fürs Dschungelcamp gearbeitet hätten. Vielleicht wäre ihre Kritik an der Kulturindustrie dann noch fundierter ausgefallen!?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert