Erster Aufschlag

Meine neues Buch „Eben noch Eden“ hatte gestern seine erste Besprechung – im Netz, auf Instagram, und es war – zum Glück – eine gute. Eine „Lese-Empfehlung“. Darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut. Wenn die erste, offizielle, öffentliche Wahrnehmung positiv ausfällt, ist es erstmal ein bisschen egal, was noch so kommt. Oder zumindest egaler.

Was auffällt, ist, dass es die Leute berührt. Es ist auf den ersten Blick vielleicht auch kein leichtes Buch, zumindest, wenn man die Geschichte als realistische Beziehungsgeschichte zweier Menschen (Adam & Eva) liest, von denen die eine (Eva) an einer rätselhaften Krankheit leidet. Die Verfasserin der Rezension, Britta, eine Buchhändlerin aus Klein Borstel, im Norden Hamburgs, schrieb, das Buch habe ihr ein paar Mal das Herz gebrochen, es sei eine schöne Liebesgeschichte, aber eben auch so viel mehr. Ich hatte mit ihr zwischendurch mal kurz Kontakt, da schrieb sie, sie lese das Buch gerade im Urlaub auszugsweise ihrem Mann vor, der in Ostdeutschland geboren sei, und sie würden in meinen Erzählungen und Beschreibungen aus der Wende-Zeit so viel wiedererkennen, und da war ich dann doch ein bisschen erleichtert, dass die Recherche diesbezüglich offenbar gefruchtet hat, wenn Leute, die es wissen müssen, sagen, ja, das war so (oder so ähnlich).

Natürlich sollte man als KünstlerIn/AutorIn nicht (immer) seine Interpretation oder seine Lesart eines Werkes sozusagen „mitverkaufen“, aber weil ich dachte, es sei vielleicht eine gute Gelegenheit, habe ich unter ihre Lese-Empfehlung auch noch einen kleinen Beipackzettel von mir drunter gepostet:

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Vielleicht hilft es bei der Ein- bzw. Aufnahme des Stoffs ;-)

Wie der Geburt

Das war eine gute Woche, tatsächlich so gut, wie lange nicht. Weil die Balance stimmte. Und es erfüllt mich Demut und Dankbarkeit, weil ich weiß, dass das gerade in Zeiten wie diesen nicht selbstverständlich ist. Sogar der Regen und der Wind sind brav, hier in Hamburg.

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Wir haben das Sendeband für den SAT1-Check fertig gestellt. Ich habe sogar bereits alle Listen und Einverständniserklärungen zusammen – vor der Ausstrahlung, wohlgemerkt. Das sollte zwar die Regel sein, kommt bei dem üblichen Trubel bis kurz vor Schluss aber gar nicht so oft vor. Ich meine, es gibt für alle Sender so eine „HKN“-Liste, d.h. eine Herkunftsnachweis-Liste, wo man im Prinzip Bild für Bild belegen muss, ob das jetzt z.B. Fremd- oder Agenturmaterial ist, Presse-Footage oder Eigendreh, das ist für 118(!) Minuten ein ganz schöner Brocken, wenn man das vernünftig macht ist (ungefähr 30 kleinzeilige Seiten, um genau zu sein ;-).

Jedenfalls ist das Projekt damit im Prinzip vom Tisch, und es fühlt sich gut an. Parallel konkretisieren sich gerade zwei musikalische Lesungen fürs Frühjahr, eine in Münster, mit meinem alten Kollegen DJ Mike Sugar, und in Essen, mit einem alten Freund, dem wunderbaren Bassisten Alexander Morsey. Obendrein kam der Flyer vom Literatur-Quickie, wo ich lesen darf. Bin ich gar nicht mehr gewohnt, auf solchen Literaturankündigungen zu stehen, aber ich freue mich riesig.

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Und (fast) das Beste ist dann Mittwochabend passiert. Ich war eingeladen zu einem kleinen Dinner bei dem Geiger und Künstler Mark Matthes, mit dem ich ja schon ein paar Mal Musik gemacht habe. Und der hatte u.a. noch ein sehr nettes Paar eingeladen, einen Mann, eine Frau, die auch beide früher mal mit ihm bandmäßig Musik gemacht haben – jedenfalls ergab es sich, dass wir zu später Stunde tatsächlich noch bei Mark im Probezimmer ein bisschen gejammt haben, ganz entspannt, fast „shoegazig“. Und auch wenn ich das früher sehr oft gemacht habe und da als Trommler in allen Richtungen recht stilsicher war, ist das doch eine Ewigkeit her, dass ich wirklich mit vier z.T. mir unbekannten Menschen spontan Musik gemacht habe. Aber alle schienen am Ende so glücklich und zufrieden, ja, fast beseelt, dass es, glaube ich, auch für die anderen ganz ok war. Für mich war es – abgesehen von den paar tollen Sessions mit Mark als Duo davor – beinahe wie eine musikalische Wiedergeburt als Trommler in einer Band, irre. Und irgendwie habe ich das gute Gefühl, das war erst der Anfang.

Die neuen Becken - super!
Die neuen Becken – super!

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Der Herbst ist da. Endlich. Freue mich auf die ersten gemütlichen Abende auf der Couch, Waldspaziergänge am Wochenende mit raschelndem Laub unter den Schuhen, auf kalte Finger, sichtbaren Atem, den ersten Rumgrog. Und das alles in dem Wissen, dass es im Moment überall eskaliert, ja, dass man sich im Herbst 2023 hinstellen und sagen muss, ein Glück, dass unser einziges Problem eine starke AfD ist. Aber wenn man DAS bedenkt, wird einem eigentlich erst klar, WIE schlimm es woanders ist. Immerhin, wir haben es warm, Strom und Wasser, gesunde Kinder, die nicht kämpfen müssen; dessen muss man sich im Herbst 2023 bewusst sein. Es geht uns gut, und dafür bin ich dankbar, aber es fühlt sich nicht so gut an. Meine Frau und ich sind froh, dass wir die Tiere haben, wirklich.

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Der Vorteil an der unsicheren Gesamtlage ist, dass man alles, was sonst so passiert, nicht so groß werden lässt wie üblich. Bin jetzt in den letzten Zügen der SAT1-Produktion, und alle sind happy. Und es ist ein bisschen verrückt, dass – obwohl es ja in dem Sinne kein investigatives Recherche-, sondern eher ein informatives Unterhaltungsstück ist – die großen Firmen (wir reden hier von einem Jahres-Netto-Umsatz von ca. 25 Milliarden(!) Euro offenkundig ein bisschen nervös sind und sich fragen, was sie wohl erwartet. Das muss man SAT1 zugute halten: Sie haben mit diesem SAT1-Check ein Format entwickelt, das auf die Leute (und somit auch auf die Unternehmen/Branchen, die sie sich in diesen Sendungen vornehmen) einen gewissen Impact hat.

Hier entsteht der ganze Kram
Hier entsteht der ganze Kram

Wer sich dafür nicht sooo interessiert, der kann sich den kleinen Trailer anschauen, den ich fürs Buch gebastelt habe, gibt auch noch einen zweiten bei FB, da singe ich sogar. Diese kleinen (Ent-)Würfe werden die Welt leider nicht verändern, aber es ist schön, dass man sich einfach darüber freuen kann, wenn einem etwas gelungen ist, das einem auch etwas bedeutet.

Ansonsten? Freue ich mich natürlich sehr auf die Premiere im Nachtasyl und habe es tatsächlich hinbekommen, vorher noch ein paar freie Tage einzubauen, damit ich mich vernünftig vorbereiten kann. Und MTA ist auch ganz beschwingt: „Gute Menschen“ von Sigrid Behrens ist auf der Shortlist für das Buch des Jahres in Hamburg – Wow!

Und? Oha. Dies ist der 950. Beitrag. Wenn ich mich ranhalte, kann ich dieses Jahr noch die 1000 vollmachen. Wenn das Nichts ist, …

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Haben unseren Teil der Abmachung erfüllt und meine Mutter am Wochenende „entführt“, damit meine Schwestern im haus meiner Mutter in Ruhe das Esszimmer renovieren konnten. Sind nach Dänemark gefahren, genauer gesagt, Fünen, zu dritt, meine Frau, meine Mutter und meine Wenigkeit, Samstag Nyborg, Sonntag Odense, es sollte nicht zu weit weg sein, aber eben auch nicht zu nah, sodass man ein bisschen das Gefühl hat zu verreisen.

Was soll ich sagen? Der Plan ist aufgegangen. Wir hatten tolles Wetter und eine super Logistik: Samstagmorgen direkt nach dem Frühstück los, Ankunft mittags in Nyborg, sind dann da ein bisschen durch die niedliche, kleine City und ein paar Läden geschlendert, danach in so einem Imbiss-Klassiker am Hafen einen Happen gegessen, danach ins Hotel, einchecken, ein bisschen hinterm Haus an den Strand, dann auf 18h ins Cafe Apostrof zum Dinner, was klasse war, und im Anschluss zu Fuß in die Bastion, einem traditionsreichen kleinen Theater, in dem an dem Abend die dänische Jazzsängerin Sinne Eeg mit ihrer Band James Bond-Songs interpretiert hat.

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Und das war ganz toll, weil die Band richtig Bock hatte, obwohl (oder gerade weil?) es gar nicht so voll war. Tatsächlich hab ich mich ein bisschen gewundert, weil Sinne Eeg schon bekannt ist und James Bond-Songs doch eigentlich auch ein massentaugliches Programm – selbst „verjazzt“ – will sagen, das hätte m.E. so auch vor 1000 Leuten in der Laeiszhalle funktioniert, so waren es keine 100 in Nyborg, obwohl die Bastion auch Platz für mehr Leute gehabt hätte.

Ich habe mich gefragt, ob die Sängerin enttäuscht war. Und ob sich das rechnet mit 7 Leuten auf der Bühne. Eigentlich interessant, dass sich offenbar auch so renommierte Acts Gedanken machen müssen, ob genug Leute zu ihren Konzerten kommen. Uns hat es jedenfalls umgehauen, und ich hab plötzlich wieder total Lust bekommen, in einer Band Musik zu machen. Die gute Stimmung auf der Bühne war total ansteckend, dieses gemeinsam Erleben, das ist wie Fußball, nur noch eine Spur intensiver.

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Für Sonntag hatten wir auf dem Rückweg in Odense einen Slot im Hans-Christian Andersen-Haus gebucht, und das war auch sensationell. Allein die Architektur – wie die um das Geburtshaus des berühmten Märchenerzählers ein hochmodernes, interaktives Museum gebaut haben, war total inspirierend. Holz, Glas, und eine ganz wunderbare Raumausstattung.

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Wünsche ich natürlich nicht, aber ich fand, es klingt wie der Titel eines interessanten Songs

Natürlich war mir vieles über Andersen noch aus meinem Skandinavistik-Studium bekannt. Vieles aber auch nicht mehr so, und das war schon spannend, bis hin zu seiner bis zum Schluss etwas ungeklärten Sexualität. Das hatten sie schön arrangiert, mit Briefen und Exponaten, diese verschiedenen Begegnungen mit Männern und Frauen, die Andersen im Laufe seines Lebens etwas bedeutet hatten. Ich hatte erst letztens wieder an Andersen denken müssen, als ich mich mit Heines Harzreise beschäftigt habe, Andersen war die Reise ja im Prinzip nachgereist, mit dem festen Wunsch, auch als Romancier (oder Dramatiker) Erfolg zu haben. Dass er letztlich mit seinen Märchen zu Weltruhm gelangte, wird ihn zwar gefreut, aber womöglich nicht immer künstlerisch befriedigt haben. Und auch wenn das jetzt ein bisschen größenwahnsinnig klingt, fühle ich ihn da sehr. Nicht, dass meine Filme künstlerisch so wertvoll wären wie Andersens Märchen, aber wie es der Zufall will, geht jetzt am 02. November, also genau an dem Abend der Premiere meines neuen Buches (19h, Nachtasyl/Thalia), zeitgleich auch der Film auf Sendung, an dem eine Kollegin und ich schon das ganze Jahr sitzen (und noch ein paar andere Menschen). Aber ob der jetzt supergut läuft oder den Kritikern gefällt oder nicht, ist mir – im Vergleich zu der Resonanz auf das Buch – tatsächlich nicht ganz soooo wichtig, obwohl es das vielleicht sein müsste.

Und deswegen hege ich einmal mehr Bewunderung für Menschen wie Andersen oder Sinne Eeg und ihre Musiker, die für ihre künstlerische Leidenschaft brennen, auch wenn die Widerstände mitunter groß sind. Und am Ende ist eben auch das in besonderem Maße inspirierend.

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Der sky und SKY - da bin ich im Himmel ...
Der sky und SKY – da bin ich im Himmel …

Unser Kurzurlaub in Dänemark ist fast schon wieder zu Ende. Ein Sohn hat uns gestern bereits verlassen, mit dem Zug aus Kopenhagen, weil er am Wochenende mit Freunden auf ein Festival gehen will. Die anderen beiden sind eben mit dem Auto losgefahren, ich habe ihnen Brote geschmiert, die sie – wie damals in der Schule – vielleicht nicht essen werden. Jetzt sind nur noch meine Frau und ich hier und mein alter Volvo, der sich wahrscheinlich wundert, warum es plötzlich wieder so ruhig ist.

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Das Gästebett, als hätte nie jemand darin genächtigt, an der Hauswand neben dem Fußball nur noch ein einziges Paar Buffer – meines. Und auch wenn man jetzt wieder auf Toilette kann, wenn man muss, die leckere Nussmischung, die man sich gekauft hat, nicht mehr von Geisterhand verschwindet, ganz im Gegensatz zu den Socken, Shorts und nassen Handtüchern, die plötzlich überall herumliegen, ist es doch hart, die großen, kleinen Jungs wieder ziehen zu lassen.

In diesen wenigen, gemeinsamen Urlaubstagen gleicht unsere Familie einem bewährten, kostbaren, schönen Ball, den man kurz aufpumpt, bis er beinahe platzt, um mit ihm sein Lieblingsspiel zu spielen. Und man genießt das wundervolle Ballgefühl, jede Sekunde dieses Spiels, auch wenn der Ball relativ bald beginnt, die frisch reingepumpte Luft wieder zu verlieren. Man würde immer alles dafür geben, eine neue Partie zu erleben und zu bestreiten. Zum Glück währt die feste, mitunter etwas flaue Hülle ewig.

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Der Jüngste hatte meinen zweiten Roman „Kunststoff“ als Urlaubslektüre dabei. War seine Idee. Fand ich natürlich cool, obwohl es auch merkwürdig war, ihn dabei zu sehen (beobachten wäre zu viel gesagt), wie er mein Buch liest. Zumal er es schon vor dem Urlaub angefangen und hier gewissermaßen vor meinen Augen beendet hat. Zwischendurch fragte er auch ein paar Mal, wie ich auf bestimmte Szenen, Beobachtungen oder Gedanken gekommen sei, das war natürlich aufregend, mit ihm darüber zu sprechen. Immerhin wusste er aus der Schule, dass der Autor nicht automatisch mit dem Erzähler gleichzusetzen ist ;-) Und ein paar Fehler hat er noch gefunden (siehe Foto oben rechts). Unterm Strich hat es ihm jedenfalls gefallen, was super ist, schließlich ist das Buch schon 10 Jahre und er gerade mal 20 Jahre alt …

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Habe selber auch meine Urlaubslektüre beendet: Paul Scraton, Harzwanderungen, in Anlehnung an die berühmte Harzreise von Heine, die ich auch schon immer mal nachgehen wollte. Scraton scheint nach allem, was ich auf die Schnelle gefunden habe, ein interessanter Autor zu sein; hab ihn natürlich sofort bei Instagram gesucht und gesehen, dass er in diesen Tagen ebenfalls in Dänemark unterwegs war, keine 150 Kilometer von uns entfernt. War kurz davor, ihn anzufunken. Aber womöglich hätte er mich dann für verrückt gehalten. Und wer will das schon? Auf der anderen Seite hat Heine mit Goethe damals nichts anderes gemacht, als er um Audienz bat, im Oktober 1824, nach seiner Harzreise. Hat ihn einfach angeschrieben und um ein Treffen gebeten, und es war sehr deutlich, wie sehr es ihm am Herzen lag, diesem Menschen leibhaftig zu begegnen …

Heine ist über die Jahrhunderte eine absolut ambivalent bewertete Figur in der deutschen (Hoch-)Kultur. Er hatte zwei „Probleme“: a) er war Jude, b) er hat die Machthaber kritisiert, mitunter recht bissig, heute würde man dazu Satire sagen, damals hätte ihn das Regime am liebsten (ganz) mundtot gemacht. Heine und Deutschland, eine traurige Geschichte, die heute umso trauriger macht, weil man zwischendurch ja das Gefühl hatte, die Juden in Deutschland würden nun endlich in Frieden leben können. In Wahrheit köchelt die braune Suppe ja wieder hoch, ja, sie stand die ganze Zeit in irgendeinem dunklen Keller auf dem Herd. Scraton erarbeitet das in seinem erzählenden Sachbuch nochmal recht ausführlich, diesen Zusammenhang zwischen Naturschutz und Heimatliebe und rechtem Gedankengut; ich hatte, ehrlich gesagt, auch nicht so richtig auf dem Schirm, dass die Kulturstadt Deutschlands schlechthin, Weimar, nur einen Katzensprung entfernt war vom KZ Buchenwald. Im KZ haben die Todes-Konstrukteure damals in ihrem Rodungswahn eine Eiche stehenlassen, weil Goethe da immer saß. Diese unfassbare Nähe zwischen Hochkultur und Unmenschlichkeit, Hochliteratur und emotionalem Analphabetismus, das ist wirklich ein ganz großer, unfassbarer Scheiß. Und dass das Kollektiv daraus keine Lehren zieht, das ist das eigentlich Unfassbare.

Kurzum: Scratons Buch hat mir sehr gefallen, auch wenn ich es noch schöner gefunden hätte, wenn sein erzählendes Sachbuch noch mehr erzählend und weniger Sachbuch gewesen wäre, ein bisschen mehr wie Kesslers Expeditionen, egal. So oder so hat es mich nur darin bestärkt, selber mal diese Harzreise zu unternehmen, zugleich aber auch gezeigt, wie anspruchsvoll es ist, einen begleitenden Text dazu zu erstellen. Vielleicht lese ich auch nochmal die Harzreise von Hans-Christian Andersen. Der berühmte dänische Märchenerzähler hat das ja auch gemacht; er eiferte Heine nach, weil dessen Reisebeschreibung für so viel Wirbel gesorgt hatte. Hab ich damals im Skandinavistik-Studium gelernt, findet sich bei Scraton aber auch eine Fußnote zu. Das Lustige ist, dass wir vermutlich Ende September mit meiner Mutter in Odense ins Andersen-Museum gehen, darauf freue ich mich wirklich auch schon sehr …

Burgfrieden

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Nach dem Geburtstag meiner Mutter stand nun ein Besuch bei meinem Vater auf dem Programm. Wir haben uns zum gemeinsamen Entrümpeln getroffen, meine ältere Halbschwester, mein Halb-/Ziehbruder und ich, und das war sehr nett, weil wir in all den Jahren gar nicht soooo viel Kontakt hatten, und ich einige Dinge erfahren habe, die andere Dinge wiederum in einem anderen Licht erscheinen lassen. Klingt kompliziert, ist es auch, Familie ist immer ein bisschen kompliziert. Dabei habe ich es, wie ihm letzten Post bereits geschrieben, ja gut getroffen.

Ich finde entrümpelt eigentlich gut, weil es – wie Aufräumen – das (kreative) Chaos in meinem Kopf lindert. Gerade wenn man immer Projekte über einen langen Zeitraum mit sich herumschleppt, ist es umso wichtiger, Mechanismen zu finden, um zwischendurch mal abzuschalten. Gelingt nicht immer.

Auf der anderen Seite bedeutet so eine Entrümpelungsaktion auch immer, die Treppe hinunter in seine Vergangenheit zu stiefeln. Und da liegen natürlich einige Stolpersteine herum. Dieses Mal war es meine alte Ritterburg, an der ich als Kind wirklich viel Freude hatte. Und ich habe mich gefragt, warum ich die eigentlich nicht für meine Jungs schon viel früher aus den Tiefen des elterlichen Dachbodens hervorgekramt habe. Jetzt sind die Jungs vielleicht selber bald Papa, und die Burg ist tatsächlich auch nicht mehr so richtig zu gebrauchen. Ein kleinen Stich hat es mir aber doch versetzt, als ich das Teil auf den Hänger geladen habe. Jetzt geht die damals uneinnehmbare Festung auf den Müll und irgendwo in Flammen auf. Und damit auch ein paar Erinnerungen, die längst im Burgverlies verloren gegangen zu sein schienen.

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Morgen geht es in den Urlaub, zu den Wikingern nach Dänemark, Wetter soll okay werden, und sogar die großen Kinder kommen mit, bzw. nach (in einem Auto mit den Eltern wäre dann doch zu blöd ;-). Das wird ein Fest. Aber nicht das im Film.

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Meine Mutter ist gestern 75 geworden. Was soll man dazu sagen? Außer: Herzlichen Glückwunsch! Und: Alles Gute! Und: Danke für alles! Ich habe in den letzten Monaten wieder viel über meine Familie nachgedacht. Also die, in die ich hineingeboren worden bin. Vor allem deshalb, weil die männliche Hauptfigur meines neuen Buches „Eben noch Eden“ keine so schöne Kindheit hatte und ich natürlich – auch wenn meine Eltern sicher clever genug sind, um abstrahieren können – trotzdem befürchte, sie (oder Freunde, Nachbarn und Verwandte) könnten auf die Idee kommen, dass sich diese negative Sicht auf die Kindheit irgendwie mit meiner persönlichen decken könnte.

WAS – um das einmal an dieser Stelle öffentlich kundzutun – NICHT DER FALL IST! Ich hatte eine wunderbare Kindheit, liebevolle Eltern und Geschwister, bin gefördert worden, durfte basteln, Musik machen, spielen, lachen, hatte Freunde, mir wurden im Grunde keine Grenzen gesetzt, die, objektiv betrachtet, keinen Sinn gemacht hätten. Dafür bin ich dankbar.

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Auch dafür bin ich dankbar: Das Buch ist fertig. Es gibt nicht nur einen Titel, sondern auch ein cooles Cover, und es ist schlicht und einfach traumhaft, wie all diesen wunderbaren Menschen aus dem Umfeld meines Verlages Minimal Trash Art mit Leidenschaft, Fingerspitzengefühl und Sachverstand dazu beigetragen haben. Falls ich es noch nicht gesagt habe: Premiere ist am 02. November im Nachtasyl.

Nun versuche ich, natürlich alles neben dem Job, ein paar Lesungen zu organisieren. Wer das also hier liest und eine Idee hat, ladet mich gerne ein, ich komme (fast) überall hin. Alle news dazu gibt es ab jetzt laufend auf der Seite:

www.minimaltrashart.de

Im Job wird es gerade wieder ein bisschen turbulent. Der SAT1-Check geht in die entscheidende Schnitt-Phase. Parallel denke ich gerade mit einem Kollegen auf einer Idee herum, die wir jetzt gerne sehr schnell pitchen würden. Und im Zuge der Recherchen ist mir eine tolle Sache passiert, die ich gerne kurz erzählen würde …

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Es geht, wie unschwer zu erkennen ist, um die berühmte Harzreise von Heinrich Heine. Aus gegebenem Anlass sind dazu in letzter Zeit zwei Bücher entstanden, die ich mir besorgt habe. Ich hatte darüber hinaus, weil mich das Thema schon seit Jahren begleitet, mal ein paar Links zu einer Homepage gespeichert, auf der der Heine-Experte Helmut W. Brinks die einzelnen Stationen der Harzreise, wie Heine sie gewandert ist, relativ genau rekonstruiert und aufgeführt hatte. Als ich die Links jetzt aufrufen und meinem Kollegen zeigen wollte, führten alle drei Links ins Leere: Seite nicht zu erreichen. Soviel zum Thema, das Internet vergisst nie, mir rutschte fast das Herz in die Hose. Nun muss man wissen, Helmut W. Brinks ist mittlerweile über 90, und natürlich dachte ich daran, dass der Mann womöglich nicht mehr lebt und alle seine Forschungsprojekte abgeschaltet wurden.

Jedenfalls war ich relativ verzweifelt und habe dann trotzdem eine Mail an eine Adresse geschrieben, die in dem Kontext bei Google als Impressum zu finden war, relativ offen im Wortlaut, nach dem Motto, keine Ahnung, ob es diese Adresse noch gibt, hätte nur gesehen, die Seite sei nicht mehr aktiv, schade, ob irgendjemand etwas wisse. Und einen Tag später schrieb mir kein Geringerer als Helumt W. Brinks höchstpersönlich zurück, ja, er habe das gesehen, dass die Seite nicht mehr aktiv sei, versuche das gerade zu beheben, und (mit einem gefühlten Augenzwinkern) er hoffe, er werde das mit seinen 91 Jahren noch erleben. Außerdem verwies er auf einen anderen Text, den er mal geschrieben hatte, wo diese Ergebnisse zur Harzreise auch zu finden seien. Ist das nicht der Hammer? Ja, vielleicht hätte ich diese „Begegnung“ auch gehabt, wenn ich nicht bei SPIEGEL TV arbeiten würde. Die Lust und die Nase für die erfolgreiche Recherche haben sich aber sicher erst im Job entwickelt. Auch dafür bin ich dankbar.

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Heute habe ich Zeit; mich dankbar zu fühlen und darüber zu schreiben. Habe diese Gefühle allerdings auch vorher alle ein bisschen sortiert, im Kopf, während ich faktisch meine Sportsachen ausgemistet und sortiert habe. Das geht bei mir oft Hand in Hand; dass ich das Chaos im Kopf bändige, indem ich faktisch irgendwie irgendwo eine äußere Ordnung herstelle.

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Und – um den Kreis zu meiner glücklichen Kindheit zu schließen: Ich habe es NICHT übers Herz gebracht, zwei alte Handtücher wegzuschmeißen, die beinahe genauso alt sind wie ich. Habe sie mal bei einer Laufveranstaltung gewonnen, ich glaube, in Coesfeld, da muss ich ungefähr 8, 9 oder 10 gewesen sein. Sie waren bis zuletzt im Einsatz, jetzt habe ich sie ins Altenteil sortiert. Hebe sie auf, für das Gerrit Jöns-Anders-Museum. Oder ich mache Schuhputzlappen daraus. Ja, vielleicht putze ich bald mein letztes paar Fußballschuhe mit meinen ersten eigenen, beim Laufen gewonnenen Handtüchern. Das ist doch irgendwie romantisch, oder Heinrich Heine?

Eben noch Eden

Es fällt schwer, über etwas zu sprechen, was nicht mit dem Krieg zu tun hat. Oder mit der zunehmenden Popularität der AfD. Ich versuche es trotzdem, vielleicht, um meinem zukünftigen Ich zu beweisen, dass bei weitem nicht alles schlimm war in diesen Jahren. Ich bin gesund, die Beziehung stimmt, die Jungs gehen ihren Weg.

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Der Jüngste hat gestern die letzte Abi-Prüfung bestanden. Der Mittlere steht seinen (Sports-)Mann an der Sporthochschule in Köln und hat uns gerade am Wochenende besucht. Die Kinder machen Spaß. Auch wenn sie sich (meistens) nur melden, wenn sie Hilfe brauchen. Aber ist nicht gerade das das Tolle? Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder: Papa ich habe günstig ein Kanu bei eBay geschossen. Kannst du mir helfen? Aber nur so kommen solche tollen Fotos zustande.

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Auch darüber hinaus gibt es jede Menge Highlights. Letzte Woche haben wir eine alte Kollegin verabschiedet und am Ende zwei Stunden lang Karaoke gesungen. Mit ganz billigem Equipment, die Musik war kaum zu hören, aber egal. Glückshormone eimerweise. Bin natürlich in der glücklichen Situation, auch solche tollen Abende, die eigentlich aus dem Job resultieren, mit meiner Frau zu teilen und somit zum gemeinsamen Privatvergnügen zu machen. Das ist ein Vorteil, wenn man sich bei der Arbeit kennen gelernt hat.

Fußballtechnisch steht die neue Saison vor der Tür. Mache im Moment Doppelschichten. Neben unserem „Senioren-Training“ (klingt ja schrecklich) mittwochs trainiere ich montags zusätzlich noch bei den „Alten Herren“ mit. Die sind jünger, auch wenn es nicht so klingt. Die letzten beiden Male waren zwei Neue da, die sich vorgestellt und dabei auch ihr Alter genannt haben: 29! Zum ersten Mal habe ich beim Training zu einem Mitspieler gesagt: Ich könnte dein Vater sein. Habe mich aber wacker geschlagen, der Körper ächzt, aber er dankt es mir. Die letzten Wochen waren doch sehr viel Arbeit und Unterwegs-Sein, da bleibt der Sport auf der Strecke. Auf der Bahnstrecke, um genau zu sein.

Und so langsam steigt natürlich die Vorfreude auf das Buch. Es gibt jetzt einen Titel: Eben noch Eden, war eine Idee vom Kollegen Michael Weins, finde ich super. Demnächst kommt ein erster Cover Entwurf.

Die Literatur funktioniert als Ausgleich zum Job gerade wieder ganz gut. Am Wochenende waren wir mit Minimal Trash Art auf einem Indie-Verlagstreffen am Wannsee. Unsere Autorin Sigrid Behrens hat dort gelesen, Jan-Uwe und ich haben uns um den Stand gekümmert. Meine Lust war tatsächlich anfangs gar nicht so groß, weil ich merke, dass ich durch die vielen Aktivitäten und Reisen der letzten Wochen auch etwas müde bin. Aber dann war es natürlich toll, dort zu sein, mit einem meiner besten, alten Freunde, ja, der zugleich mein Verleger ist. Habe Anke Stelling getroffen, die sich sogar an unsere Podcast-Session erinnern konnte, Frank Schliedermann, der ein schönes Exposé zu meinem neuen Buch geschrieben hat, und eine geheimnisvolle, ältere Dame, die uns auf unseren schönen Gedichtband von Dagrun Hintze ansprach.

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Wir kamen ins Gespräch (siehe Foto), und es stellte sich heraus, es handelte sich bei der Dame um Marielouise Jurreit, eine renommierte Schriftstellerin und Journalistin. Und ihre Begleiterin war nicht weniger interessant. Mit solchen Menschen ins Gespräch zu kommen, ist ein Geschenk. Aber man muss dafür auch etwas tun. Den Hintern hochkriegen, die Augen aufmachen. Und den Mund. Oder, wie Gunter Gabriel es gesagt hätte: Sowas erlebt man nicht, wenn man zu Hause auf dem Sofa bleibt. Beinahe paradiesisch. Eben noch Eden, eben.

Unter Wegs 0623

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Freitagnachmittag. Nach zehn Tagen on the road bin ich wieder auf dem Rückweg mit dem ICE nach Hamburg. Halten gerade in Münster, da kochen gleich wieder Heimatgefühle hoch. Es waren ohnehin sehr reiche, aber auch fordernde Tage. Körperlich und mental. Mittendrin vier komplizierte Drehtage für den SAT1-Check. Interview in Köln mit der Konsumforscherin Dr. Eva Stüber, einen Tag später in Osnabrück mit dem Preis-Experten Clemens Vest, diese Woche Dienstag in Franken Interview mit dem Baur-CEO Stephan Elsner, gestern in München dasselbe Programm nochmal mit dem Country Manager von Amazon, Rocco Bräuniger. Und zum Abschluss spätabends noch ein funkelnder Biergarten-Besuch in Marbach am Neckar mit meinem alten Studienfreund Jan, der gerade mit seiner Familie aus Amerika gekommen und auf Heimatbesuch ist. Dazwischen, letzten Donnerstag, vom Dreh in Osnabrück direkt nach Münster gefahren, einen wundervoll inspirierenden Nostalgie-mit-Blick-nach-vorne-Abend mit meinem alten Freund DJ Mike Sugar in den schönsten Kneipen Münsters verbracht (Kuhviertel, Nordstern, Mocambo Bar), am nächsten Abend in meiner alten Hometown Wolbeck 30-jähriges Abi-Treffen gefeiert (mit fast 50 ehemaligen MitschülerInnen) und im Anschluss ein Vater-Sohn-Wochende mit meinem alten Herrn verlebt, was auch total nett war. Feuer gemacht. In altem Spielzeug gewühlt. Musste zwar bei der Entrümpelung des Kellers helfen (so einen alten Heizkessel rauszutragen stecke ich auch nicht mehr weg wie ein 20-Jähriger), doch mir ist natürlich mal wieder aufgefallen, dass man im Erwachsenenalter viel zu wenig Zeit mit seinen Eltern verbringt.

DJ Mike Sugar und ich - da geht noch was ...
DJ Mike Sugar und ich – da geht noch was …

Nun bin ich – und vielleicht ist das angesichts des Pensums verständlich – etwas müde. Das Tückische bei meinem Job ist ja auch, dass die Arbeit am Ende einer solchen Drehreise nicht erledigt ist, sondern, streng genommen, erst beginnt. Versteht man den Schnitt als „Montage“ (deswegen heißt es ja eigentlich auch so), ist das Drehen ja im Grunde nur der Gang in den Baumarkt, das Besorgen der Materialien. Dann fängt man an zu „montieren“ und hofft, dass die Teile, die man (über Wochen in ganz Deutschland) besorgt hat, zu den Bauplänen passen, die man ursprünglich mal mit den Kollegen und Kolleginnen gezeichnet hat.

Inside Amazon ...
Kundenzentriertheit …

Ich kann sicher sagen, dass ich, wie immer, nichts auf die leichte Schulter genommen habe. Ich habe versucht, jedes Interview mit den CEOs und den ExpertInnen so optimal wie möglich vorzubereiten, klar und auf Augenhöhe zu kommunizieren, alle möglichen Aspekte, Fragen und Abzweigungen dieses komplexen Themas (Onlinehandel) auf dem Schirm zu haben, links und rechts wach zu bleiben und dennoch das große Ganze dabei nicht aus den Augen zu verlieren. Und trotzdem ahne ich, dass es wieder Momente im Schnitt geben wird, wo „was fehlt“, ein Ton „kratzt“, eine Frage vergessen wurde oder ein Bild. Wenn ich in 20 Jahren Fernsehjournalismus etwas gelernt habe, dann wohl dies: Die (Handwerks-)Kunst besteht nicht nur darin, ein Thema zu stemmen und aus den vielen Ideen, Gedanken, Bildern und Tönen einen Film bis zur Aufführung zu bringen. Die eigentliche Kunst besteht darin, bei all dem Druck den man hat, gepaart mit dem (leicht pathologischen) Hang zur Perfektion, sich eben nicht über die kleinen Fehler und Unzulänglichkeiten, die normal sind, kaputt zu ärgern, sondern am Ende vor allem die vielen, interessanten Begegnungen mit den Menschen, die man unterwegs getroffen hat (beruflich und privat), in Erinnerung zu behalten. Und so war es diesmal wieder: Die Zusammenarbeit mit den Kamerateams, PressesprecherInnen, die alten WegbegleiterInnen, Freunde, Väter und auch die CEOs riesiger Unternehmen – das ist etwas, was wirklich hängen bleibt: Dass es da draußen sehr viele nette und/oder interessante Menschen gibt, die – wie man selbst – einfach nur versuchen, jedem Tag etwas Gutes abzugewinnen.

Um ehrlich zu sein, hatte ich vor dem Antritt der Reise ein bisschen Sorge, dass diese zehn Tage zu dicht werden könnten. Dass ich irgendwo auf der Strecke bleiben könnte. Aber weil die Tage davor und die Tage davor und die Tage davor auch schon dicht waren, konnte ich an den Plänen nichts mehr ändern, sondern musste mich auf mein Pferd setzen, die Lanze einklemmen und losreiten. Vielleicht hat mich ein Schutzengel begleitet, vielleicht waren die Pläne auch gut durchdacht. Zumindest größtenteils. Vielleicht hatte ich auch einfach Glück. Was soll ich sagen? Ich hab ein paar Treffer abbekommen, aber ich sitze noch im Sattel. In der Hoffnung, dass Rapunzel gleich das Haar herablässt, wenn Stahlross und Reiter beim alten Dorfturm in die Eisen gehen.

Nachtrag am Samstag: Das Sahnehäubchen auf meinem ausgefuchsten Dreh- und Reiseplan-Pudding vernaschen die Prinzessin und ich übrigens heute Abend: Erobique spielt im Stadtpark. Übrigens auch jemand mit Münsteraner Vergangenheit. Zufall? Habe die Karten vor Wochen auf gut Glück gekauft, ohne zu schauen, ob der Termin überhaupt passt. Jetzt kommt der Gig wie eine Belohnung für die ganzen Strapazen daher. Ein bisschen wie Urlaub in Italien … ohne die Eltern.

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Bayern ist wieder Meister, aber wie!!!??? Was für ein Saisonfinale! Aber, ganz ehrlich, ich hätte es den Dortmundern gegönnt, wenn sie es geschafft hätten. Haben sie aber nicht. Und das ist das Problem. Doch mir gehen die Bayern dieses Jahr selbst ein bisschen auf die Nerven. Was für ein Theater da immer. Aber spannend. Und die 2. Liga war natürlich genauso spannend, da hoffen wir jetzt mal auf die Relegation …

Ich liebe diese Zeit im Mai, mit den sportlichen Highlights und der Vorfreude auf den Sommer. Es ist schon warm, man kann draußen sitzen und grillen, aber es ist nicht so ätzend heiß, dass man es nicht aushält. Und wie jetzt die Terrassen explodieren … so vollmundig schön sind die Blumenkästen nur in diesen Tagen. Ab jetzt geht es darum, sie, so gut es geht, am Leben zu erhalten.

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Apropos „am Leben erhalten“ ;-) – Ich spüre jetzt, da am Ende des Jahres die 50 auf mich lauert, eigentlich zum ersten Mal im Leben das Gefühl, dass mir nicht mehr ewig Zeit bleibt, um mein Leben so zu gestalten, wie ich es mir wünsche. Oder immer gewünscht habe. Das betrifft natürlich vor allem das, was ich tagtäglich tue. Meinen Beruf, der aber eben nicht meine Berufung ist. Es niemals war. Also, ich glaube, ich kann das richtig, richtig gut, aber das bedeutet ja nichts. Zumindest mir nicht.

Ich habe ja eigentlich immer gehofft, ich könnte irgendwann von meiner Kunst leben (Musik, Bücher). Und der Job beim Fernsehen kam da ganz gelegen. Er war aber eigentlich immer so als „Lückenbüßer“ gedacht, als eine bezahlte „Weiterbildung“, um die Kinder in sicheren Verhältnissen großzuziehen und sich nebenbei noch das Filmemachen beizubringen. Kontakte zu knüpfen. Die Mechanismen der Mediengesellschaft zu verstehen. Und so konnte ich das 20 Jahre ganz gut machen. Aber jetzt?

Nicht, dass es nicht interessant wäre; wir sind ja gerade voll im Produktionsstress, für den SAT1 Check zum Thema Onlinehandel. Ich habe da tatsächlich auch nochmal einiges gelernt. Wie das alles so funktioniert. Und was nicht so gut funktioniert. Letzten Montag haben wir mit einem Hamburger Frauenfußball-Team gedreht. Die sollten parallel eine Sammelbestellung bei unseren teilnehmenden Onlinehändlern durchführen. Das war sehr lustig und nett.

Jetzt führen wir – meine Co-Autorin und ich – die wichtigen Interviews, mit den CEOs der großen Unternehmen: SATURN, Amazon, BAUR, im Juli dann noch OTTO. Und das ist schon bemerkenswert, wie wir uns da immer aus dem laufenden Prozess heraus auf diese hochkarätigen Termine vorbereiten. Ich möchte nicht sagen, dass wir uns nicht sehr gut vorbereiten, im Gegenteil, wir streben immer nach der optimalen Ausgangslage, doch ich könnte mir vorstellen, dass ein(e) WirtschaftsjournalistIn solche Interviews vermutlich etwas anders angehen muss. Man sollte sich ja auf Augenhöhe unterhalten, Hintergründe kennen, darauf achten, dass man hinterher nichts Falsches erzählt, es up to date ist, dem Thema angemessen und für die Zuschauer dennoch verständlich. Aber gut, irgendwie gelingt uns das ja immer. Und vielleicht ist das eine Stärke von uns: als„UniversalexpertInnen“ (denn nichts anderes sind wir ja) von der Seite zu kommen, die Situation einzuschätzen und sich in kürzester Zeit möglichst optimal auch auf komplexe Fragestellungen vorzubereiten – damit am Ende alles zusammen passt. Auch eine Kunst, irgendwie.