Nach dem Sturm – Ruhe

Seltsamer Tag. Dinge, über die ich nicht sprechen darf, machen mich wütend. Bin fast 40. Warum noch Stress? Warum diese Wut? Warum?

Habe mir vor Wochen ein kleines Handbuch über Buddhismus gekauft und wollte immer mal wieder kleine Weisheiten mitteilen, aber im Moment wäre ich lieber ein Shaolin-Kämpfer und würde gerne irgendetwas zertrümmern …

Hab ja letztes und vorletztes Jahr einen deutschen Shaolin nach China begleitet, Julian aus Solingen, ein sehr netter, interessanter, junger Typ (die Doku läuft, glaube ich, immer noch bei spiegel.tv). Leider haben wir uns etwas aus den Augen verloren.

Damals habe ich Julian für seine Freiheit, sein festes Ziel und seine offene, unabhängige Art fast ein bisschen beneidet. Jetzt habe ich gesehen, dass seine Homepage immer noch nicht richtig läuft und denke, dass er womöglich auch ins Stottern geraten ist. Das macht mich traurig. Aber das ist der Nachteil unseres Jobs. Ist der Film gelaufen, kommt das nächste Projekt. In den seltensten Fällen kann man sich wirklich über lange Zeit mit demselben Protagonisten beschäftigen. Werde ihn demnächst mal kontaktieren. Vielleicht ist er inzwischen weiter als ich denke und kann mich ein bisschen coachen.

Mengenleere

Bin der Hauch
von einem Sturm
wenn man mich lässt
vereise ich die ganze Welt

Wolfgang Menge ist tot. Der Mann hat schon vor Jahrzehnten mit „Ekel Alfred“ einen Stromberg vorweg gedacht – und mit „Das Millionenspiel“ eine Mediensatire, die lange vor Formaten wie Dschungelcamp oder Supertalent den Voyeurismus des Fernsehens kritisierte. Visionär, so nennt man das wohl.

Und heute? Habe mich von dem interessanten taz-Interview mit Bastian Pastewka verleiten lassen, „Mutter muss weg“ zu gucken – und war am Ende etwas genervt. Ich habe überhaupt nicht geschnallt, wo der Film eigentlich hin will, wo er sich sieht, oder was das jetzt sein soll. Vielleicht bin auch zu doof, doch nach dem Interview war ich so gespannt, und er fing ja auch ganz rasant an, aber … war mir fast peinlich, dass ich meiner Freundin so davon vorgeschwärmt hatte.

 

 

Manni Pulator

Na, da hat sich mein kleiner Eintrag von gestern ja schnell selbst überholt, aber ich hatte am Ende echt keine Kraft mehr, die Rechenmaschine nochmal anzuschmeißen. Nicht wegen des 4:4, das fand ich faszinierend, sondern weil mir Beckmann so auf den Sack gegangen ist – hat meedia aber auch schön geschrieben heute. Eben blöd, wenn man nicht schnallt, dass man mit Löw und Scholl über Fußball spricht – und nicht mit einem Kriegsveteranen über Nahtoderlebnisse.

Tja, warum fangen wir uns immer diese Tore? Vielleicht haben wir zu viele Kunstrasenplätze? Als ich vor ein paar Tagen bei meiner Freundin aus dem Krankenzimmer im 17. Stock sah, fiel mein Blick auf so einen alten Ascheplatz, und da wurde ich ganz rammdösig. Ich glaube wirklich, wer nicht mindestens einmal im Leben eine Schürfwunde hatte, die dreimal wieder aufgeht, weil man immer auf dieselbe Stelle fliegt, der entwickelt vielleicht auch nicht den richtigen Biss.

Hab ja diese Woche angefangen, die Lüge zu schneiden. Heute wagen wir uns an den Politiker, der die Wahrheit sagt. Als ich eben dieses Foto gemacht habe, bemerkte mein Cutter Sven ganz clever: Ach, Du meinst, weil ich hier beim Schneiden auch so viel „lügen“ und manipulieren kann …

Nein, daran hatte ich eigentlich nicht gedacht!

Alter Schwede

Puh, die DFB-Auswahl nimmt gerade Schweden auseinander. Man dachte ja, das wäre ein positiver Ausrutscher gegen Irland, aber jetzt steht es schon wieder 3:0 – zur Halbzeit. Meine Freundin und ich erleben das mit gemischten Gefühlen, schließlich sind wir seit Jahren begeisterte Schwedenurlauber. Außerdem habe ich Skandinavistik studiert. Ich weiß, das verträgt sich einfach nicht mit dem Bayern-Fan. Aber man muss zugeben: Schweinsteiger macht mal wieder ein Riesenspiel. Und von wem ist nichts zu sehen? Ibrahimovic. Wahnsinn, was die Presse da alles geschrieben hat, vor allem das Feuilleton hat den im Vorfeld in einem Maße mythologisiert, ich hab mich ja auch davon anstecken lassen. Solche Typen sind ja wichtig für den Betrieb. Aber dass das Feuilleton da immer so aufspringt. Das liegt an den neuen Diskursen. Ich erinnere an die ganzen Netzer-Essays vor der EM, als es um seine Rolle bei der EM 1972 ging, und ob die National-Mannschaft so gut ist wie damals, und woher eigentlich die Redewendung „aus der Tiefe des Raumes“ stammt etc.; besonders ein Artikel von Peter Unfried war klasse, der für die taz in diesem Zusammenhang ein tolles Interview mit Siggi Held geführt hat und herausarbeitet, dass Held der eigentliche … äh … Held war.

Will sagen: I like, dass Fußball nicht mehr nur im Kicker und der BAMS abgefrühstückt wird, und das 11 Freunde-Special über die 72er-Elf ist fast genau so gut wie ein YPS-Agentenhandbuch …

So, jetzt hat Ibrahimovic doch noch sein Tor gemacht …

Fliesenfrau

Kachelmann macht ja gerade die PR-Reise zu seinem Buch und musste sich gestern wohl bei Jauch von Hans-Hermann Tiedje, den ich ja kürzlich in Berlin zur Lüge interviewt habe, einiges gefallen lassen. Nun diskutiert halb Deutschland wieder darüber, ob Jauch ein schlechter Diskussionsleiter ist …

Es ist zwar nicht so schlimm wie bei dem selbst ernannten „Folter-Opfer“ Gäfgen (und natürlich kann man die beiden Fälle nicht im Ansatz vergleichen), aber ich muss wirklich nichts mehr zu dieser Kachelmann-Affäre hören – weder von ihm selbst noch von seiner jungen Frau.

Habe heute mal ein bisschen in dem YPS-Heft geblättert. Eine Doppelseite ist übertitelt mit: Das sind wir! und führt ein paar Leser-Fakten auf. Jedenfalls ist da ein Foto von einem Leser von damals abgebildet, der vor über 30 Jahren ein Gimmick, besser gesagt: eine Tanne, eingepflanzt hat – und die ist nun riesig.

 

 

Das Lustige ist: Dieses Tannen-Heft war mein erstes YPS, kein Scherz, weiß ich noch wie heute, meine Mutter hatte es mir für eine Bahnfahrt zu den Großeltern (oder nee, zurück nach Hause) gekauft. Ich hab sie auch eingepflanzt, ist aber eingegangen. Trotzdem schön, dieses Foto.

 

Bild am Sonntag

Ja, ich hatte einen Kater. Nein, ich habe nicht gesungen. Aber meine Schwester: Son of a preacher man, super. Leider war ich zu weit weg, um vernünftige Aufnahmen zu machen.

Heute morgen haben wir es dann locker angehen lassen. Orangensaft, Milchkaffee und sämtliche Outtakes von Two and a half men, bis ich dann irgendwann mit dem Lieblingsgebäck meiner Freundin (Schokobanane) ins Krankenhaus gefahren bin.

 

 

Und: Freue mich schon den ganzen Tag über mein neues Fensterbild, das ich letztes Wochenende aus Ton- und farbigem Transparentpapier mit meinem Sohn gebastelt habe. Obwohl (oder weil?) es ein bisschen sakral ist, macht mir, wenn ich es anschaue, die Aussicht auf graue Novembertage keine Angst mehr, im Gegenteil. Guter Effekt.

Und2: Hab mir das neue YPS-Heft für Männer (naja) gekauft, damit meine Kinder mal sehen, was ihr Vater früher so gelesen hat. Angeblich ist die erste Auflage schon weg. Erstes Fazit. Bin total genervt, dass ich meine ganzen Agenten-Gimmicks nicht gerettet habe. Damit wäre ich jetzt der King …

Neben Höhlen

Meine Freundin ist operiert worden. Die Nebenhöhlen waren geschwollen, schon chronisch, jetzt ist alles weg (O-Ton Sie: „Als ich sagte, ich müsse mal den Kopf frei kriegen, meinte ich das eigentlich etwas anders …“).

 

Zum Glück ist alles gut gelaufen. Jetzt liegt sie in Altona, auf der HNO-Station, 17 A. Auf dem anderen Flur, 17 B, liegen die Privatpatienten. Man erkennt es schon an der wärmeren, fast heimeligen Illuminierung und dem PVC, das aussieht wie Ebenholz-Parkett – da fragt man sich, wie da wohl das Essen serviert wird!?

  

Habe, weil meine Schwester ja kommt, extra die Terrasse sauber gemacht. Nur ein wenig, im Grunde finde ich es ja schön, wenn das bunte Laub von den Bäumen fällt. Kollege Herbst ist definitiv angekommen, aber – was soll ich sagen? – ich freue mich auf ihn. Solange er ab und an die Sonne an die Hand nimmt …

Geschichte

Deutschland gewinnt – mit einem starken Schweinsteiger – 6:1 gegen Irland und – mit der EU – den Friedensnobelpreis. Tagesschau und Heute Journal bemerkten als Randnotiz, der Preis komme ausgerechnet aus einem Nicht-EU-Land: Norwegen – ja, klar, das auch, aber ich dachte, die Jury säße in Stockholm, oder ist das nur für Literatur?

Olli Kahn redet heute irgendwie dummes, arrogantes Zeug (Irland sei als Gegner nicht ernst zu nehmen) und Katrin Müller-Hohenstein erinnert mich an eine Kollegin. Das tut sie immer.

Morgen kommt meine kleine Schwester und möchte mit mir Karaoke singen. Das kann was werden. Sie hat mal in Berlin einen Radio-Contest gewonnen und durfte dann bei einem Anastacia-Konzert auf die Bühne. Hoffentlich ist es in der Thai-Oase nicht so voll.

Habe eben nebenher noch die erste Folge von Es war einmal der Mensch … geguckt. Konnte mich genau erinnern, wie ich diese erste Folge vor über 30 Jahren zusammen mit meiner anderen (der großen) Schwester in Warstein gesehen habe. Da ist die Geschichte, wie das Leben auf die Erde kam und sich der Mensch aus dem Affen entwickelte, natürlich total gerafft, und das hab ich als Knirps wiederum nicht gerafft, und ich weiß noch, wie ich meinen Vater damals fragte, ob ich auch mal ein Affe war, und da hat er ganz nett gelacht und gesagt: Wieso, bist Du doch immer noch …

 

Kraniche

9-23. Arbeits-Zeit. Arsch-Müde. Freundin-schläft. Aber erfüllt vom süchtig-machenden Gefühl, einen langen Tag kreativ bewältigt zu haben. Man kann trefflich streiten, was anstrengender ist – 8h am Fließband oder 14h Regie; dieses Feierabendbier schmeckt besonders gut. Und ich bin mir sicher: ich hab heute meine Kalorien verbrannt.

Es wird langsam kälter. Hab ich gestern Abend schon gemerkt, als ich nach dem Training bei Hans aus dem Vereinsheim kam. Heute dann der Beleg. Trotz Drehstress bemerkt, wie 3 Mal Zugvögel über uns hinweg flogen. Das war gewaltig, ein ewiges Rätsel. Wie verständigen die sich? Woher wissen die das? So ganz ohne facebook

Anbei ein altes Stück von der Jugendstil-CD. Es heißt „Abschied“, und ich widme es allen Zugvögeln, die jetzt gen Süden fliegen.

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Narrenhände …

beschmieren Tisch und Wände – hat mein Vater immer gesagt. War heute auf dem Weg zu einer Location-Besichtigung für morgen, da fiel mein Blick auf dieses manipulierte Werbeplakat. Fand ich irgendwie gelungen, auch wenn mein Vater natürlich Recht hat. Und – ist das die Claudia?