Pro & Contra

Hab heute noch ziemlich rumgerödelt wegen des Drehs am Donnerstag. Man glaubt nicht, wie schwer das ist, einen vernünftigen Interview-Leitfaden zu entwickeln. Liegt natürlich auch daran, dass ein 200-Minuten-Film nicht so leicht zu überblicken ist. Zwischendurch eine kleine Redaktionskonferenz, weil die ARD offiziell zum Pitch für eine große Dokumentation aufgerufen hat. Da müssen wir natürlich dabei sein …

Kurze Kaffeepause, einen Blick in die taz, Kulturteil, TOMs Comic, den ich liebe, und das Fernsehprogramm … das fällt einem ja nie so auf, naja, mir jedenfalls nicht, aber wenn man das mal so ganz nüchtern, schwarz auf weiß liest, mit wie wenig Formaten Pro 7 am Tag auskommt, das ist schon bemerkenswert. Also, nicht falsch verstehen, ich habe eben auch Two an a Half Men geguckt, aber eigentlich müsste man im Sinne der Vielfalt eine Mindestzahl an verschiedenen Formaten täglich vorschreiben. Oder nicht?


Schlaft gut,
Gerrit

November naht

Schwer, nach den Tagen mit den Jungs wieder reinzukommen. Mir war den ganzen Tag kalt. Man sehnt sich nach Gesprächen mit Kollegen, denen es noch schlechter geht, um sich besser zu fühlen.

Gegen Abend spontan die Ausstellung von Stefan Pertschi besucht, weil wir noch eine Location für den Dreh mit der Autorin Katja Kullmann am Donnerstag brauchen. Sie selbst hatte den Kontakt hergestellt. Mein Co-Autor Timo und ich also relativ offen hin, und dann war das super, weil der Stefan a) ein ganz netter Typ ist, mir b) seine Sachen echt gut gefallen haben und sich c) herausstellte, dass er auch an diesen Krickel-Krakel-Büchern mitgewirkt hat, die mein kleiner Sohn so sehr liebt. Hab gleich ein Foto für ihn gemacht …

Es war einmal …

Hab heute meine Glücksbringer zurückgebracht. Das ist immer hart, gerade wenn man vorher ein paar Tage am Stück zusammen war und sich so etwas wie Alltag oder Normalität eingestellt hat. Kalter Entzug. Da fällt einem im Nachhinein immer auf, wie knapp die Zeit dann doch ist, trotz all der Aktivitäten. Hatte mir für gemütliche Regennachmittage von meiner Schwester extra 2 DVDs Es war einmal der Mensch … geliehen, habe ich als Kind geliebt, sind wir gar nicht zu gekommen.

Hab da eben noch mal reingeguckt (ohne Kinder). Dabei ist mir ganz warm ums Herz geworden. Zu dem Titelsong von Udo Jürgens habe ich immer Schlagzeug gespielt, und zwar ab der Zeile „Ach, Kind komm, lass die Fragerei“, da kommen am Ende der Zeile so Roto-Toms. Ich spielte damals zwar nur auf Bongos, aber mit einem Handtuch darüber klangen die wie Roto-Toms. Die Musik dazu hatte ich auf Platte – es war die Folge Mesopotamien, die habe ich heute auch noch mal geguckt, also mit Bild, sehr lustig, konnte den Text fast mitsprechen.

Außerdem ist mir aufgefallen, dass der Maestro, dieser alte Mann, der durch die Folgen führt, wie Henryk M. Broder spricht, kein Witz, ich kann das beurteilen, weil meine Freundin und ich den dieses Jahr zufällig in der Blauen Lagune auf Island getroffen haben (also Broder, nicht den Maestro, den gibt´s ja in Echt gar nicht).

 


Die Blue Lagoon, wie wir Kenner sagen, ist so ein sauteures Luxus-Thermalbad, in dem eine Cocktail-Bar mitten im Wasser steht und am Rand diverse Riesenkübel mit weißem Algenzeugs, das sich die Russen und Chinesen und – ja, ich auch – ins Gesicht schmieren, weil es das Einzige ist, das nichts kostet. Jedenfalls haben meine Freundin und ich Broder erst 20 Minuten lang im Wasser gestalkt, bevor wir uns getraut haben, ihn anzusprechen, ich meine, hey, wir waren alle halbnackt und hatten weißes Zeug im Gesicht, also Broder, glaube ich, nicht, aber dafür trug er seine obligatorische Pilotenbrille. Er kam gerade aus Amerika und meinte, er würde auf dem Rückweg auf Island immer Zwischenstopp machen, weil Island so nett ist und um den jetlag abzufedern, egal – Broder war übrigens auch für den Fernsehpreis nominiert, hat ihn aber nicht gekriegt. Schade eigentlich, wahrscheinlich hatten die Verantwortlichen bloß Angst vor seiner Dankesrede. Könnte ich verstehen … obwohl … zu uns war er echt nett.

Saturday night

Das erste Mal Wetten dass? mit Markus Lanz. Ich weiß gar nicht warum, aber ich vermisse Thomas Gottschalk. Irgendwie. Obwohl das zuletzt mit ihm auch viel zu langatmig war. Tempo heißt das Zauberwort. In dieser Sekunde tritt Lanz gegen einen Kandidaten im Liegestütze an, mit einer Bierkiste auf dem Rücken. Ist das das Ergebnis der Programmverjüngung beim ZDF? Den Landarzt absetzen und so die Region rund um Kappeln ruinieren und stattdessen Lanz `ne Kiste Bier auf den Rücken schnallen?

In der aktuellen BUNTE ist ein Foto von Sascha Lobo, auf irgendeiner Party in Berlin, ich glaube Bertelsmann, zusammen mit dem US-Botschafter. Vielleicht konnte er nicht mehr rechtzeitig aus dem Bild springen, im Ernst, mir ist so etwas mal in Wien passiert, auf einem Internet-TV-Kongress. Da ging danach während des gemütlichen Teils so ein City-Society-Fotograf rum und sagte: „Einmal herschauen, bitte“, und ich konnte so schnell gar nicht reagieren, da hatten sich meine Gesprächspartner schon in Pose geworfen, wie auf ein Kommando, unfassbar.

Was ich damit sagen will? Keine Ahnung. Vielleicht, dass alles fließt, vor allem die Grenzen, dass alles auch gaga ist, dass Rebellen auch mal ins weiße Taschentuch schneuzen, und … Stopp! Meine Freundin und SPIEGEL online schlagen (fast) gleichzeitig vor, dass Wotan Wilke-Möhring Wetten dass? moderieren sollte. Ich halt mich da raus.

Nachtrag: Wollte mir auf VOX gerade den Film meines Kollegen Timo Gramer über die Internet-Stars anschauen – und wer gibt das erste Statement im Trailer? Sascha Lobo, das kann doch kein Zufall sein. Aber jetzt gucken wir wieder Wette dass?, meiner Freundin zuliebe. Ich muss aufpassen, ich glaube, sie findet den SPIEGEL online-Autoren, der einer Meinung mit ihr war, ganz lustig …

 

Angeln 2

Steige aus
drehe mich
Selbst

mit Kameraaugen
in Scheiben
geschnitten

eine Frau
gegenüber
ihr Blick flackert

unruhig
wie analoges
Fernsehen

Manchmal kann ich
mit einem Blick
die ganze Welt erfassen

 

 

„Der Landarzt“ wird eingestellt. Nach fast 25 Jahren. Stand heute in den Schleswiger Nachrichten. Der fiktive Ort, an dem das Ganze spielt, liegt 20 Kilometer von hier, meine Mutter war ganz baff. Die Schauspieler des Ensembles übrigens auch. Seltsam, wie die großen Sender immer ihre Entscheidungen treffen, angeblich alles im Zuge einer Programmverjüngung und zur Förderung neuer Formate. Hier haben sie Sorge, dass die Einstellung der Serie sogar Auswirkungen auf den Tourismus in der Region hat. Sogar ich finde das komisch, und ich habe nicht eine Folge gesehen. Aber ich war mal in diesem Café in Kappeln …

Gestern Abend kam die Verleihung des Fernsehpreises. Ich motze ja gerne mal, dass ich zuviel arbeite, aber immer wenn ich das gucke, kriege ich Lust, einmal eine Super-Doku abzuliefern, ohne Kompromisse. Angeblich hatte sich das Auswahlgremium letztes Jahr ja den „Hafencowboy“ zur Ansicht schicken lassen, na ja, keine Ahnung, wie die da entscheiden. Vermutlich genauso, wie sie bewährte Formate einfach absetzen.

Angeln

Urlaub im Haus meiner Großeltern. Unzählige Ferientage haben wir hier verbracht. Uns in die Wälder geschlagen, auf den Heuböden der Bauern versteckt. Mit 10 haben mein Cousin und ich Schokolade aus der Vorratskammer erbeutet, mit 15 ein Bier. Immer dachten wir, es wäre nie entdeckt worden. Ich wette, mein Opa hat es ganz genau gecheckt. Aber er mochte uns zu sehr, um etwas zu sagen.

 

 

Heute wohnt meine Mutter hier, für ihre Enkel, meine Kinder. Doch an jeder Ecke lebt das Kind in mir mit und weiter, und ich fühle mich zerbrechlich und unverwundbar zugleich.

 

 

Angeln ist Angeln. Natürlich.

Eil Mel Dung

Im Gegensatz zu den Bayern haben wir unser Pokalspiel heute gewonnen. 8:7 nach Elfmeterschießen. Zweimal kurz vor Schluss den Ausgleich kassiert. Wahnsinn. Dabei waren die anderen eigentlich besser. Nach dem Spiel haben sie uns als Zeichen der Anerkennung eine Kiste Bier in die Kabine gestellt.

Mein Sohn war auch ganz gepackt. Auf dem Rückweg hat er sich in so eine Fantasie-Geschichte reingesteigert; dass er in der Verlängerung eingewechselt worden wäre, weil wir alle nicht mehr können, und auch einen Elfmeter geschossen hätte …

Aber es gibt Wichtigeres: Türkei greift Ziele in Syrien an! Schade, dass solche Konflikte nicht immer sportlich ausgetragen werden können.

Champignons-League

Nikolaus im Fußball-Internat? Nee, Herbstferien – und alle Kinder hier. Da hat man schnell `ne halbe Mannschaft zusammen. Hab in den letzten 4 Tagen vier Mal Fußball gespielt. Frische Luft, Schweiß und gute Laune, mein Immunsystem freut sich wie Bolle (Ihr wisst schon, das ist der, der sich bei seinem Herrenabend janz köstlich amüsiert hat, obwohl ihn zuhause die Olle verhaut).

Heute spielen die Bayern in der Champions-League. Ich bin ja – das darf man hier im Norden natürlich nicht laut sagen – seit ich laufen kann, ein Bayern-Fan. Ich hab´s meiner Freundin anfangs auch verschwiegen, weil sie die Raute im Herzen trägt, da ist dann für einen wie mich nicht mehr viel Platz. Fairerweise muss man dazu sagen, habe ich zuerst zwei Spieler verehrt, bevor ich geschnallt habe, wie der dazugehörige Verein heißt: Kalle Rummenigge und Paul Breitner. Ich weiß die BAMS titelte damals Breitnigge. Uli Hoeneß war gerade Manager geworden, Breitner von Braunschweig zurückgeholt (Magirus Deutz kam, glaube ich, mit dem extra Geldkoffer um die Ecke – wie Kühne bei van der Vaart heute) und mit einem Mal ging es wieder aufwärts.

Heute spielen die Bayern in der Champions-Leauge. Und mein kleiner Sohn schneidet Artikel von Schweinsteiger und (neuerdings) Shaqiri aus. Erwachsen sein ist nicht immer leicht. Man muss Steuererklärungen ausfüllen und Scheidungsanträge. Aber zu sehen, wie der Nachwuchs demselben Verein die Daumen drückt, gibt einem ein Gefühl von Unsterblichkeit, so pathetisch das klingt. Niederlagen tun allerdings auch doppelt so weh …

Also, Ihr müsst den Bayern nicht die Daumen drücken, aber spart Euch doch bitte die Schadenfreude im Falle eines Gegentreffers.

Bis morgen,
Gerrit

Bach

Dirk Bach ist tot. Man weiß noch nicht genau, warum, aber RTL hat jetzt schon eine MAZ zusammengebaut und online gestellt …

Ich möchte mich der twitternden Trauergemeinde anschließen – weil ich Dirk Bach in guter Erinnerung habe. Nicht nur, weil er das Dschungelcamp salonfähig gemacht hat, sondern weil er damals, als ich noch bei der Wa(h)ren Liebe Redakteur war, einer der wenigen prominenten Freunde von Lilo war, die sich für die letzten Folgen bereit erklärten, als Gast ins Studio zu kommen.

Die Wa(h)re Liebe war damals trotz okayer Quoten wegen ihres Schmuddel-Images (na ja, ein paar Beiträge waren auch echt hardcore bzw. auch eben wieder nicht, weil wir ja immer versuchen mussten, keine erigierten Penisse zu zeigen) abgesetzt worden, und Lilo ohnehin ziemlich geschockt. Na ja, wir alle waren geschockt. Die letzten Sendungen wollten wir dann ganz bunt machen, mit Publikum und Studiogästen – und das war echt schwer, weil alle absagten. Erst als Dirk Bach zugesagt hatte, entspannten wir alle ein wenig …

Also, ein stiller Gruß von mir an eine nette, spielwütige, lustige, clevere Type, die sich nicht zu fein war für unseren erotischen Trash …

Mein Transport!?

140 … 150 …
langsam
immer schneller
als die Erinnerung
wer ich bin

 

… 160 … 170 …
fange Feuer
Gas
Schalte ab

 

… 180 … 190
jede Sekunde
befreit
auch mein `Wer´

 

… 205 … 220 …
Gelenke
Liquid
Hitze
Speed

 

… 230 … 240 …
immer schneller
wer immer ich bin
weiß von nichts

 

… 250 … 260 …
der Beat
die Maschine
das Limit

 

… X …
ist meine Startlinie