Tief im Westen

 

Unterwegs im Wilden Westen. Bin immer ganz gerührt, wenn ich so durch den Pott fahre. Hab ja in Wattenscheid Familie und auch mal zwei Jahre in Witten gewohnt. Ich finde Hamburg ja toll, aber irgendwie hat das hier auch was. Die kleinen, grauen Häuser, das verlegene Kopfsteinpflaster, die abgewetzten Spuren der Industrie – wenn es Kalle Rummenigge nicht gegeben hätte, wäre aus mir, glaube ich, auch ein guter Borusse geworden. Ich meine, nur am Rande: Wo kommt Rummenigge her? Borussia(!) Lippstadt. Das ist auch (fast) Ruhrgebiet.

Hatte gestern Abend eine gute Abnahme in den Privatgemächern von Joe Bausch. Er fand den Vorschnitt toll. Ging natürlich nicht ohne technische Pannen ab. Hatte zwei DVDs mit, eine mit niedriger Bildauflösung, aber fettem Ton und eine mit guter SD-Bildqualität, aber digitalen Tonspratzern. Zum Mäusemelken. Hab dann die mit dem guten Sound in seine Surround-Anlage gelegt und das gute Bild mit dem Laptop abgespielt. Zum Glück war er entspannt.

Danach sind wir relativ spontan nach Essen gefahren, zum Auftritt von Eckart von Hirschhausen, der wiederum Bausch eingeladen hatte. War kein Problem, dass ich mit war, und dann auch sehr unterhaltsam. Zugegebenermaßen ist diese Art Live-Unterhaltung jetzt nicht mein Nummer 1-Zeitvertreib, aber Herr von Hirschhausen kam in der Pause kurz runter, stellte sich vor, fragte, was ich so mache und war sehr nett und unprätentiös. War mir aber jetzt zu blöd, ein Foto zu machen. Musste ja auch cool sein.

Heute Morgen dann zurück. Zwischenstopp in Münster. Mittagessen mit meinem Vater in der Kantine der Oberfinanzdirektion. Sexy. Danach Stippvisite in meiner alten Kreativ-WG an der Hammerstraße. Mein Freund Michael Knüfer betreibt hier seit Jahren sehr professionell eine DJ-Agentur: Nevermind Music. Er hat sich sehr gefreut, mich zu sehen, aber auch viel zu tun, kein Problem, ich ja auch.

 

Hab jetzt einen Schreibtisch an alter Wirkungsstätte und arbeite noch ein bisschen an dem Shaolin-Artikel. Nachher gibt´s Essen, später steige ich zu meiner Freundin in den Zug, die gerade in Köln dreht, dann ist erst mal Weekend und nächste Woche wird der Knast-Film feingeschliffen. Jetzt, wo alles auf das Ende hinausläuft, denke ich, dass das schon ein cooler Trip war. Es war sicher gut, so ein Ding mal von innen zu sehen. Werde in Zukunft (noch) mehr auf mein Gewissen hören.

Also, in die Glut pusten und Ruhe bewahren …

Nachtrag: Anbei das aktuelle DJ-Demo einer ganz heißen (oder coolen?) Veranstaltung, die Michael jeden ersten Samstag im Hot Jazz-Club am Hafen steigen lässt:


 

Don´t cry for him …

Gestern liefen auf sämtlichen Sparten- und Nachrichtenkanälen die Vorbereitungen zur Papstwahl. Sterbenslangweilig. Ich glaube, noch nie hat mich etwas so wenig interessiert wie die Frage, wer da jetzt kommt. Die einzig lustige Anmerkung zum Thema war eine Karikatur in der Leipziger Volkszeitung heute Morgen – sensationell …

Jetzt wissen wir, wer es ist – interessiert mich aber auch nicht weiter. Hatte dafür heute ein ganz nettes, kurzes Gespräch mit einem Layouter vom Spiegel. Es ging um die Geschichte, die ich über meinen Shaolin-Kämpfer schreiben soll. Ich hatte die Idee, ein paar szenische Screen-Shots von dem Filmmaterial als Fotos einzubauen und gleich ein paar Vorlagen mitgebracht. Fand er super …

Morgen geht´s noch mal nach Werl zu Joe Bausch. Er wollte sich auch gerne den Vorschnitt ansehen, bevor er ihn freigibt. Machen wir eigentlich nicht, aber Knast ist natürlich auch ein heikles Thema. Bin ganz entspannt, wird bestimmt nett.

So, jetzt hoffe ich noch, dass Bayern mal Ernst macht …

 

Monsterquote? Quotenmonster!

Nachdem ich gestern mit meiner Lügen-Doku abgeschmiert bin (5,0 % in der Zielgruppe), haben meine Freundin und ich uns eben den Schweiger-Tatort angeguckt. Muss man ja, um mitreden zu können. Denkt sich wahrscheinlich jeder. Deswegen wird dieser Tatort auch eine Wahnsinnsquote einfahren, obwohl er der schlechteste Tatort seit Urzeiten war. Der Plot von „Wegwerfmädchen“, verpackt in RTL2-Geballer. Egal, auf jeden Fall beweist das einmal mehr, dass die Quote nichts über die Qualität aussagt. Wobei ich schon ein bisschen ratlos bin und, ehrlich gesagt, auch ein bisschen genervt. Ich meine, vielleicht habe ich bei der Doku auch nicht alles richtig gemacht. Falsch gebaut? Die falschen Geschichten? Die falschen Kommentatoren? Tut mir auch Leid für meinen Schauspieler-Freund Gian-Philip und seine Kollegin Vera. Finde, die haben einen Super-Job gemacht. Hab gestern Abend extra noch mal reingeschaut, obwohl ich vorschlafen musste, sind nämlich mitten in der Nacht aus dem Zillertal zurückgefahren. Fand es nach wie vor gut. Aber da sind wir wieder an dem Punkt. Vielleicht hab ich ja doch keine Ahnung von Fernsehen. Vielleicht hab ich aber auch keine Ahnung von allem. Stimmt das, dass Mehdorn jetzt den Berliner Flughafen übernimmt? Das kann doch nicht sein, dass die immer dieselben Gesichter auf die lukrativen Baustellen setzen. Was macht der als nächstes? Die Elbphilharmonie? Im Ernst, haben die keine anderen Handpuppen? Das ist ja schlimmer als das Trainerkarussell in der Bundesliga …

 

Aber der Urlaub war toll. Keiner hat sich was gebrochen, die Kinder haben ohne zu Murren eine Woche Skischule gemacht. Und drumherum jede Menge Patchwork-Gemütlichkeit mit Lustigen Taschenbüchern, Pasta, Keksen, Karten spielen und DVDs. Hätte gut noch eine Woche dranhängen können.

Gestern Nacht sind wir dann im Schneetreiben von 2000 Meter Höhe weggefahren und dachten, in Hamburg erwarte uns der Frühling. Denkste! 20 cm Neuschnee und Minus 2 Grad. Zum Glück hatte meine Freundin vor der Abfahrt die Heizung nicht mehr herunter gedreht. Ich finde übrigens, es müsste neben dem Kindergeld noch eine Extra-Prämie für Eltern geben, die die ganzen Urlaubsklamotten ihrer Kinder einpacken, 9 Stunden durch die Nacht fahren, zu Hause alles wieder auspacken und noch 4 Maschinen Wäsche waschen. Ach ja, und  – auf freundliche Anweisung der Nachbarin – noch den Keller schrubben, weil die pflegeleicht gewaschenen Skihosen ein bisschen tropfen …

Tai ski

 

Endlich Urlaub. Heute nacht geht es mit allen Kindern ins Zillertal. Hab es mir, glaube ich, verdient. Bis gestern um 22h noch das Sendeband für die Lügen-Doku gebaut, zwei Tage vorher parallel dazu die Vorschnitt-Abnahme der Bausch-Reportage, lief auch super. Bin ganz zufrieden, auch wenn das echt Kraft gekostet hat .

Wahnsinn, was bei diesen 4h-Dokus alles schief laufen kann. Und man wird ja auch irgendwann blind. Und dann denkt man, hä, da hat doch was geruckelt, und dann ist das nur ein ghost in the machine. Dann schlägt man die Fernsehzeitschriften auf, freut sich, dass der Film so gut angekündigt wird, um dann festzustellen, dass die Person auf dem Pressefoto falsch betitelt wurde. Jetzt ist aus dem Glaubwürdigkeitsexperten Marco Löw in zwei Zeitungen der Journalist Jürgen Schmieder geworden, tja, trotzdem muss man abgeben und die Ruhe bewahren können. Sonst dreht man wirklich durch.

Also, Samstag, 09. März, 20:15 auf VOX – Die Macht der Lüge – Ich schlage vor, Sie schauen sich das mal an … Hat Hardy Krüger das nicht immer in dem Spot für diese Wildlife-Serie gesagt? Verdammt, damals war ich so alt wie die Racker, die jetzt nebenan im Bett pennen und nachher schlafend ins Auto getragen werden wollen. Auch so eine Kindheitserinnerung von mir.

 

Angefragt

Ein alter Zivi-Kollege hat mich gefragt, ob ich anlässlich seiner Vernissage in Hamburg Anfang April Lust auf einen kurzen Einführungsvortrag hätte. Ist ja toll, wenn man das über Jahrzehnte schafft, seiner Kunst treu zu bleiben. Hab mich dann erstmal schlau gemacht, was er so macht …

Carsten Hagen heißt der Mann, und er präsentiert auf seiner Homepage ein paar ganz interessante Objekte. Muss mal nachdenken, ob ich das zeitlich alles schaffe, wobei zu der gekreuzigten Ente würde mir spontan irgendwas mit Vatileaks oder so einfallen.

Die Abschiedstour des Papstes lässt mich ja ziemlich kalt, muss ich sagen, dafür bin ich dem Fußballgott im Moment umso mehr verbunden. Im Übrigen hatte ich gestern beim Pokal gucken einen guten Gedanken. Mir ist nämlich klar geworden, dass ein Fußballverein wie der FC Bayern das einzige Unternehmen ist, wo die Arbeitnehmer, die die (körperliche) Arbeit machen besser bezahlt werden als die Manager, Direktoren oder Präsidenten. Und das ist auch gerecht, weil die (eigentliche) Arbeit des Arbeitnehmers für das Ergebnis wichtiger ist als die des Arbeitgebers. Und genau mit dieser Argumentation werde ich in mein nächstes Mitarbeitergespräch gehen …

In diesem Sinne.
Gerrit

 

Hammer, Braut

 

Heute groß in Bild: Sido und seine „Hammer-Braut“ (diese Moderatorin, die ich immer mit der Frau von Lars Ricken durcheinander bringe). Aber klar, Sido ist ja auch ein Hammer-Typ. Alles Hammer. Hammas jetzt endlich?

Gestern Abend lief im Ersten ein Gert Fröbe-Porträt. Hab nur kurz reingeschaut, aber das war spannend. Fröbe hat seine vierte Frau während eines Auslandsdrehs überraschend an Krebs verloren, aber den Film (eine Komödie!) noch beendet. Dann verkriecht er sich in seinem Schloss, heiratet eine Freundin seiner Frau, adoptiert deren Tochter, spielt mit der Kleinen die nächsten zwei Jahre im Indianerzelt, die neue Frau muss kochen, die Buchhaltung erledigen und findet sich statt im Ehebett eines Schlosses plötzlich in einem stinknormalen Haus mit 600.000 Mark Schulden wieder, weil der Alte keine Lust hat zu arbeiten. Sie schien im Interview auch nachträglich noch ziemlich genervt, hatte sich das wohl alles anders vorgestellt. Im Gegensatz zu der Adoptivtochter, die ganz lebensfroh und dankbar von ihrem Daddy erzählt hat, obwohl man – bescheuert wie man ist – bei den Fotos gleich an Kinski dachte. Dabei hat er sich einfach nur Zeit genommen …

Ansonsten? War ich heute vor der Arbeit noch kurz in der Drogerie. Draußen auf dem Parkplatz stand ein neuer, kleiner, blauer, spießiger, frisch geputzter Skoda mit einem UNHEILIG-Heckscheibenaufkleber im Gothic-Style. Das ist in der Kombi noch schlimmer als PUR. Und irgendwie symptomatisch. Für alles.

 

Mein Wort zum Sonntag

 

Das war mein Sonntag, gefangen zwischen zwei Laptops. Links die Sichtliste, rechts die Knast-Reportage mit Joe Bausch, die ich gerade vorschneide. Hätte meinen freien Tag gerne anders genutzt, aber das Schneiden könnte trotzdem eine neue Leidenschaft von mir werden. Bin fast durch und ganz zufrieden, morgen mal dramaturgisch stellen, und dann schauen, was die Chefs sagen.

Das Problem ist, ich hätte heute eigentlich ganz viel am Roman machen müssen, aber etwas Neues zu schaffen ist natürlich einfacher. Egal, setze mich jetzt noch ans Buch. Allerdings nicht, ohne heute Abend – aus gegebenem Anlass – feierlich den offiziellen Schutzpatron meiner Familie zu installieren. Hat mein Sohn gemalt, er soll von nun an meine Liebsten vor Unglück und Leid bewahren.

Ansonsten? Liegt Bayern mit 17(!) Punkten vorne, lügen die Bauern mit ihren Eiern, und der Bremer Tatort war irgendwie „90er“, aber trotzdem toll. Lustigerweise hat Elisabeth Neumann, bei der wir Redakteure alle ein Seminar machen mussten, gerade gepostet, dass sie den doof fand. Sie hat IMMER eine andere Meinung, tja, wahrscheinlich habe ich einfach keine Ahnung vom Filme machen …

shoegazer II

Hüte dieser Tage das Haus meiner kleinen Schwester. Hab bei der Gelegenheit ein paar alte Pixibücher gefunden, u. a. auch das, aus dem ich schon mal zitiert habe (siehe anders-blog vom 30.12.12). Da geht es um die verschiedenen Berufe, die es so gibt, und am Ende lautet die alles entscheidende Frage: Wer putzt Deine Schuh? – Du.

 

Ich meine, ich bin ja auch einer, der schnell von der guten alten Zeit spricht, und der findet, dass Bücher und so früher schöner waren und heute alles grell und laut und doof ist, aber normalerweise kann man das ja auch nicht fest machen an irgendwas, doch jetzt kann ich das. Denn dieses Pixi-Buch von 1969 ist einfach der Knaller.

Ansonsten? Der Papst hatte Herzprobleme und fiel des Öfteren aus dem Bett. Die Kirche denkt jetzt aber über die „Pille danach“ nach. Ob es da einen Zusammenhang gibt?

Und: Higgs-Teilchen gefährden möglicherweise das Universum. Über die publizistische Funktion dieses Begriffs möglicherweise könnte man möglicherweise promovieren. Da fällt mir gerade ein, dass 1962 doch die Kuba-Krise war. Oder? Also vielleicht war früher nicht alles besser.

Jauch

Günther Jauch ist Deutschlands beliebtester Talkmaster. Also sage nicht ich, sondern andere. Egal. Bemerkenswert ist allerdings schon, wie er die alten Weggefährten Schmidt und Gottschalk hinter sich gelassen hat. Jauch war ja immer der brave, nette, nicht ganz so coole, nicht ganz so lustige, nicht ganz so smarte, tja, aber in Good old Germany sind eben genau das die Werte, die Sympathiepunkte bringen. Eigentlich ganz beruhigend, dass mitunter offenbar doch nicht nur die Verpackung zählt, sondern das, was drin steckt. Wie gesagt, sage nicht ich. Ich hab bloß gehört, dass Jauch jetzt was mit dem Tierfilmer Andreas Kieling plant. Und zwar ein Hirsch-Talk-Format …

Message in A …

Hab in der taz von Freitag dort, wo immer die Gegendarstellungen und Berichtigungen stehen, einen seltsamen Text gefunden. Konnte aber  – anders als sonst – diesmal überhaupt keine Rückschlüsse auf die Ursprungsmeldung ziehen. Was war da los? Und wenn es das ist, was ich glaube, warum steht es dann da, wo es steht?

Bin kurz davor, das Telefon in die Hand zu nehmen. Nein, nicht um bei der taz anzurufen, sondern um sky zu bestellen. Die Sausäcke haben mich – während der Werbepausen auf meinem Dienstagssender Pro 7 – mit kleinen Live-Schaltungen zu Arsenal-Bayern angefixt. Aber wenn ich das mache, hänge ich hier nur noch vor der Kiste. Dabei gibt es doch soviel zu tun …