Rekord-Rekord-Meister

Bayern ist Meister, so früh wie nie jemand zuvor. Hab heute Morgen auf Sport 1 extra den Doppelpass geguckt. Alle redeten von Heynckes Leistung, ja, vielleicht, aber ich glaube, Sammer ist der entscheidende Mann. Weil er so einer ist, wie sie Effenberg oder Beckenbauer oder Breitner (und in Ansätzen auch Schweinsteiger) früher auf dem Platz waren. Er ist die strenge Seite des Trainers.

Hab das Meisterstück zusammen mit meinem kleinen Glücksbringer geguckt. Hoffe sehr, dass er sich an die erste Bayern-Meisterschaft als Fan gemeinsam mit seinem Papa erinnert. Hab ja selbst viele Kindheitserinnerungen mit meinem Vater, aber so eine gehört nicht dazu. Als in der sky-Konferenz kurz ein Tor für Dortmund gegen Augsburg gezeigt wurde, saß neben Watzke mein alter Freund Carsten Cramer, für den ich früher als Student Marketing und Presse bei Preußen Münster gemacht hab. Manchmal ganz spannend zu sehen, wie weit man die Angel auswerfen kann. Beim Spiegel ist ja wieder Einiges in Bewegung. Morgen Abend geht erst mal die Bausch-Reportage auf Sendung – ein Stempel mehr im Reisepass.

Eben lief „Außer Kontrolle“ mit Shia LaBeouf – dachte immer, das wäre eine Frau. Ging um einen Regierungscomputer, der sich selbständig macht. Gruselig, aber absolut glaubwürdig. Bin mir sicher, dass meine Jobs-Maschine mehr über mich weiß als meine Mutter. Werde, glaube ich, demnächst auf Bongo-Trommeln umstellen. Wobei – im Idealfall könnte mein Computer vielleicht mein Buch alleine fertig schreiben.

Ansonsten? Brauchen auch kleine Hasen Streicheleinheiten …

  

Und: Belmondo wird morgen 80. Gerade laufen alle Filme in den Dritten Programmen. Kann sie zwar aufnehmen, aber nicht auf DVD brennen. Wusste gar nicht, dass Belmondos Vater ein bekannter Pariser Künstler war, mit ganz interessanten Freunden. Biete ich meinen Söhnen zu wenig? Tja, Sky bei Schweinske ist sicher nicht so cool wie Camus zum Café.

 

Medi-Terrain

Hab gerade gesehen, dass am Dienstag bei 37 Grad (ZDF) ein Feature über die Mutter des Serienmörders Frank G. lief. Hatten wir damals auch bei uns in der Doku „Das Böse nebenan“, ebenfalls mit der Mutter im O-Ton. Die tritt ja immer wieder in Talk-Shows auf, so dass man sich schon fragt, warum sie das tut. Woher kommt dieses Mitteilungsbedürfnis? Ist das die einzige Möglichkeit, mit den Taten ihres Sohnes fertig zu werden? Oder schon so eine Art Nebenjob? Auf jeden Fall hätte ich den Zugang jetzt nicht als so exklusiv erachtet, dass man damit bei 37 Grad vorstellig werden könnte …

Tja, was lernen wir daraus? Manchmal muss man die Dinge einfach machen, bevor sie ein anderer macht. Die ZEIT hat heute mit den Hitler-Tagebüchern aufgemacht, waren ja auch gerade in meiner Lügen-Doku Thema. Das Ärgerliche ist: Ich hatte das sehr wohl auf dem Schirm, dass das jetzt genau 30 Jahre her ist, und mit meinen Chefs auch darüber gesprochen, aber irgendwie ist da kein Sender drauf angesprungen, und dann haben wir es gelassen. Dabei gibt es bei uns im Archiv so schöne alte Interviews mit allen Beteiligten. Und der Stern-Journalist von damals, Gerd Heidemann, ist mir vor ein paar Wochen in Altona noch über den Weg gelaufen, als ich meinen Sohn vom Geigen abgeholt habe. Wir haben ein bisschen gequatscht, er hat mir sogar seine Karte gegeben. Aber so ist es eben: Wenn man ein Thema nicht sofort in der Sekunde, in der man dafür brennt, umsetzt, wird es wieder kalt und steif. Schade.

Im Hausflur heute Abend dafür eine schöne Miniatur, die alles umfasst, was uns ausmacht. Musste sofort an das Rätsel der Sphinx im Delphi-Orakel denken: Was geht am Morgen auf vier Füßen, am Mittag auf zweien und am Abend auf dreien? Ödipus, der Fuchs, wusste die Antwort: Der Mensch. Das Rätsel würde heute – im Zeitalter des Rollators – niemand mehr verstehen.

Schlaft gut,
Gerrit

Action, Painting!

Narrenhände? Nein, alles mit Omas Erlaubnis. Und nicht nur, weil Ostern war, sondern weil das Wohnzimmer im Sommer ohnehin einen neuen Anstrich bekommt. Ist das toll? Am Ende war die Wand so voll, dass meine Mutter sich gar nicht mehr sicher war, ob sie überhaupt noch streichen will.

Ja, und parallel zu dieser friedlich-fröhlichen Oster-Demo der Enkel das Gehampel in Korea. Komischerweise … also, ich hatte ja gerade noch mal Powells Story von den Massenvernichtungswaffen in der Lügen-Doku, und man wird ja bekloppt, aber gestern Abend während der Nachrichten hatten meine kluge Freundin und ich so einen Moment, wo wir dachten, das ist alles so unwirklich, das stimmt doch wieder alles gar nicht. Und dass ausgerechnet der Iran Verbündeter sein soll … wobei, ein bisschen hoffe ich auch, dass das alles nicht stimmt. Auch wenn das auch nicht besser wäre. Nein, die Welt macht keinen Spaß im Moment, da muss man sich an den kleinen Dingen des Lebens freuen. Mein Shaolin-Artikel, beispielsweise, ist so gut wie durch. Hab heute die „Fahnen“ bekommen, freue mich auf den Artikel mit den Fotos usw. Hab ja früher viel für Zeitschriften geschrieben. An den Kiosk zu gehen und seinen Artikel zu kaufen, ist immer noch etwas Anderes als den Fernseher einzuschalten, wenn der eigene Film läuft. Es ist cooler, amerikanischer, irgendwie Kino. Allein dafür sollte ich eigentlich anfangen zu rauchen …

 

Kai aus der Kiste

  

Copyright des Original-Fotos (rechts): Peter Lueders

Hab jetzt erst den Spiegel-Artikel über Kai Diekmann gelesen. Ich meine, ich laufe ja immer herum wie ein Schlunz, aber die optische Wandlung vom BILD-Chefredakteur mit Gel im Haar zum „digitalen Nerd“ (Spiegel) ist schon krass. Meiner Meinung nach, hat da jemand eine Midlife-Crisis und zerreisst sich in dem Konflikt, noch mal jung sein zu wollen (Biologie), aber dabei auch etwas bewegen zu müssen (Business). Also zieht er sich an wie die jungen Nerds, die was bewegt haben. Aber das ist natürlich krude, wenn sich ein fast 50-Jähriger eine Facebook-Google-Uniform maßschneidern lässt, weil er denkt, dass es dann auch im Kopf `Klick´ macht. Oder denkt er das gar nicht? Ich verstehe das jedenfalls nicht. Als würde man sich eine komplette Golf-Ausrüstung zulegen, bevor man das erste Mal auf dem Platz steht. Oder sich die Beine rasieren, bevor man ein Rennrad kauft. Hinkt das? Egal. Man kann das auf jeden Fall nicht umdrehen. Natürlich sahen die College-Boys aus wie College-Boys, als sie ihre Ideen zündeten, aber das war ja nicht die notwendige Voraussetzung für den Erfolg. Als kreatives Verkleidungs-Foto-Shooting wäre das übrigens ziemlich geistreich und lustig gewesen. So ist es umso gruseliger, je mehr man darüber nachdenkt.

Ansonsten? Geht mir das Gequatsche um die falsche Neun endgültig zu weit. War doch alles gut gestern. Wenn die statt 6 Mal Alu 4 Mal ins Tor treffen und Neuer die Pille wegdrischt, gewinnen die 8:0, und man freut sich, dass Deutschland endlich die Spieler hat, um modernen Fußball zu spielen. Warum Beckmann sich dann nicht zu blöd ist, Löw zu fragen, ob er gegen Argentinien wieder mit Stoßstürmer spielt, weiß vermutlich nur er selbst.

Bernd, der Schuster

Hab mich heute nach unserem Hallen-Kick ausgiebig um meine coolen Buffer gekümmert. Gebürstet, eingefettet, Granulat rausgepult, an der Stelle zwischen Sohle und Spitze ein Tropfen Pattex reinlaufen lassen und mit Schraubzwingen fixiert.

Meine Freundin war etwas verwundert, dass bei den neuen Schuhen schon geklebt werden muss, aber ich sagte bloß: Wehret den Anfängen – Wäre ja toll, wenn die Schuhe länger als eine Saison halten. Fühlte mich – und das sage ich als Zivildienstleistender – ein bisschen so wie ein Scharfschütze, der nach getaner Arbeit erst mal seine Waffe durchputzt und ölt …

Oh, (S)No(w)

Kaum zu glauben, aber wahr – das war der Anblick heute Morgen. Nochmal 20 cm Neuschnee. Als ich an dem Fensterbild vorbei auf die Terrasse schaute, schoss mir durch den Kopf: Oje, habe ich schon alle Weihnachtsgeschenke?

 

Entsprechend labil war der öffentliche Nahverkehr. Kam eine Stunde zu spät in den Schnitt. Dort wurde es nicht besser. Hab den ganzen Tag versucht, den Bausch-Vorschnitt sinnvoll auf 22 Minuten zu kürzen. Bin fast bekloppt geworden. Das Komische ist, dass ich ja an dem Buch im Moment auch nix anderes mache, als ständig zu entscheiden: Weglassen oder drinlassen? Hoffe, das wird nicht zur Lebensaufgabe …

Schlaft gut,
Gerrit

Kurz und knapp

So, das war ein harter Tag am Buch. Muss aber sagen, es ist toll, wenn man weiß oder spürt, dass sich andere Menschen ausgiebig mit dem eigenen Werk auseinandergesetzt haben. Bin zufrieden. Werde demnächst immer mal wieder kleine Häppchen, die „über“ sind, hier reinstellen, damit sie nicht so ganz verloren sind. Nicht weil ich glaube, es sei große Literatur, hab nur das Gefühl, sie verdienen es …

Chaos-Theorie

 

Endlich wieder mal zu Hause. Wollte eigentlich ganz viel am Roman schaffen, doch dann überkam mich der Putzteufel. Musste irgendwie Kühlschrank und Vorratsschubladen aufräumen, konnte nix dagegen tun. Äußere Ordnung, inneres Chaos, das war es wohl. Ich wusste ganz genau, ich würde heute keine Zeile mehr hinkriegen, wenn nebenan der Joghurt schimmelt. Hab sogar Bulgur, Linsen und Kichererbsen in Tupperpötte umgefüllt und mit MHD-Etiketten versehen. Ist das schon bedenklich? Also, nicht falsch verstehen, wir sind eigentlich eine ganz reinliche Familie. Aber wenn man so viel arbeitet und unterwegs ist wie wir im Moment, dann wird man zum Fremden im eigenen Haus.

Ansonsten? Hab mir vorgestern am Bahnhof blind und unbesehen den neuen Djian gekauft. Ich liebe den Typen. Immer noch. Fand die ersten Seiten auch schon wieder gut. Ist auch irgendwie wie nach Hause kommen. Werde nie vergessen, wie ich mir mal als Student morgens in der Buchhandlung „Erogene Zone“ gekauft hab, anfing zu lesen, spontan alle Vorlesungen und Seminare schwänzte und es nicht mehr aus der Hand legen konnte, bis ich es irgendwann am späten Abend durch hatte. Frage mich, ob der noch viel verkauft, egal. Philippe, wenn Du das liest, ich werde immer Deine Bücher kaufen. Unbelesen. Ich meine, 20 Euro für so ein dünnes Büchlein sind zwar happig, aber ich sehe das beinahe wie so eine Art Leibrente. Auf die 20 Euro im Jahr kannst Du Dich einfach verlassen und gleich als Sicherheit in den nächsten Kreditantrag schreiben …

Und: @ Jan-Uwe & Marc – Keine Sorge, ein Bisschen habe ich noch geschafft. Komme eigentlich ganz gut voran, aber gerade bin ich zugegebenermaßen an einem schwierigen Punkt. Weglassen oder stehenlassen?