Fair-Lage

Puh, endlich wieder Internet. Waren das ganze Wochenende ohne Telefon und Netz – eigentlich ganz erholsam. Hätte ohnehin keine Zeit gehabt zu bloggen, hab nämlich schon wieder was gebaut. Etwas GROßES, ist aber noch geheim (Ich weiß, das Hochbeet hat auch immer noch keiner gesehen, aber ich hab es auch immer noch nicht geschafft, Tomaten zu besorgen).

Jedenfalls bleibt zu sagen: Zum Bloggen ist das Internet toll, ansonsten ist es ein Fluch, ehrlich. In Hamburg hat schon wieder ein Traditionskaufhaus geschlossen. Keine Ahnung, woran es genau liegt, aber ich vermute mal am Scheiß-Online-Geshoppe.

Aber es gibt auch Positives zu vermelden. Hatte heute Morgen eine kleine Korrespondenz mit meinem Verleger:

Anschließend haben uns mein lustiger Kollege Olli und ich einen Sketch ausgedacht, nach dem Motto:
– Mein Verleger hat mein Manuskript verlegt.
– Toll, wann kommt Dein Buch denn raus?
– Ja, erst mal gar nicht, er hat ja mein Manuskript verlegt.
Usw.

Ja, soooo lustig haben wir es bei der Arbeit.
Schlaft gut,
Gerrit

Cowgirl

Bruder- statt Vatertag. Bin gestern Abend noch zu meiner Schwester gefahren, die zwischen Stade und Bremerhaven als Tierärztin unterwegs ist, und gleich Zeuge eines ziemlich spektakulären Rettungsversuchs geworden. Eine hochtragende Kuh hatte sich die Hüfte gebrochen und meine Schwester versuchte, zumindest noch das Kalb per Kaiserschnitt zu retten. Das lebte aber auch nicht mehr. Traurig, aber auch ziemlich beeindruckend. Man denkt ja immer klein über das, was man selber macht, und die Definition von „sinnvoll“ ist sicher auch variabel, doch dieses Miteinander auf dem Land, die sekundenschnellen Entscheidungen, das hatte schon was.

Na ja, ich kann immerhin Geschichten erzählen, ein bisschen jedenfalls, wobei, in jedem Falle besser als Sly Stallone. Haben uns zum Feierabend nämlich noch The Expendables I und II angeguckt, weil wir beiden meinten, wohlwollende Kritiken gelesen zu haben und waren dann so geschockt, ja, regelrecht geschockt, was das für ein Dreck war. Noch nie habe ich mich von einer Verkaufsidee (Hier kämpfen die größten Actionstars Seite an Seite) so verarscht gefühlt. Der einzige, der seinen Job da gemacht hat, war die Person, die die Terminkalender verglichen hat, ansonsten war das gar nix. Norris, Willis, Schwarzenegger, Rourke – ein Drehtag, zwei Sätze, null Esprit (zumindest schien es so). Mickey Rourke, den ich echt liebe, tätowierte Stallone in 3 Sekunden einen Schriftzug auf den Rücken („So, fertig“, aber die Kamera zeigte es nicht einmal), Jet Li sprang im zweiten Teil am Anfang mit dem Fallschirm ab und tauchte dann gar nicht mehr auf, Bruce Willis bekam nachher immerhin noch eine Knarre in die Hand, aber das war NOCH schlimmer als nur der kleine Wortbeitrag im ersten Teil, ja, kurz gesagt, es gibt Scheiß-Filme, bei denen man am nächsten Tag sagt: War doch halb so schlimm – aber dieser Mist wird umso schlimmer, je mehr man darüber nachdenkt. Ich mag es auch manchmal trashig, aber das war echt eine vertane Chance. Nächstes Mal wieder alte Otto-Platten mitsprechen …

The Party isn´t over …

Hat RTL uns zum Geburtstag geschenkt, also quasi eine Tortl …

Bin im Rahmen meiner Wohnen-Recherchen auf eine österreichische Architektin gestoßen, Margarete Schütte-Lihotzky, die 1926 im Prinzip den Urtyp der modernen Einbauküche entworfen hat, die sogenannte „Frankfurter Küche“.

Aber nicht nur das finde ich spannend, sondern die ganze Geschichte dieser Frau, an der man das komplette 20. Jahrhundert erzählen kann:
– erste diplomierte Architekturstudentin Österreichs
– arbeitete zunächst in Deutschland, wo sie im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus die moderne Einbauküche erfand (s. Zeichnung). Was da für ein Hausfrauenbild und für eine Idee hinterstehen (Taylorismus), ist hochinteressant
– sie ging dann 1938 nach Istanbul (quasi ins Exil), lehrte dort an der UNI und lernte andere Kreative und Intellektuelle kennen
– trat 1939 der kommunistischen KPÖ bei, ging 1940 zurück nach Wien in den Widerstand, wurde verhaftet und zu 15 Jahren Knast verurteilt (ihre Gefährten wurden alle hingerichtet)
– später von den Amis befreit, danach aber als Kommunistin in Österreich keine Jobs bekommen, ging sie daher zum Arbeiten nach Kuba, China und DDR
– erst späte Würdigung ihres Werkes, sie sagte – laut Wikipedia – zu ihrem 100. Geburtstag (1997): „Ich würde es genossen haben, ein Haus für einen reichen Mann zu entwerfen.“

Ist das dramatisch?

Eigentlich bin ich nur darauf gekommen, weil ich etwas über die Architektin/Künstlerin Andrea Zittel gelesen habe, die seit Jahren in der Wüste lebt. Ja, die Welt ist voll mit spannenden Geschichten. In Momenten dieser ersten, ungezwungenen Recherche liebe ich meinen Job am meisten.

In this Year: 2525

Gestern Abend lief schon die Jubiläums-Magazinsendung, heute Abend wird gefeiert. Beeindruckend, wie die in ein paar Stunden alles herrichten, schließlich wurde in der Kantine, wo die Party nachher startet, bis mittags noch gegessen. Bin mal gespannt, wer alles kommt. Der Bürgermeister auf jeden Fall, er hält sogar eine Rede (wir sollen alle pünktlich sein). Irgendjemand meinte, Cro sei als musikalischer Überraschungsgast im Gespräch gewesen, keine Ahnung, ob das stimmt, aber Bushido wird es wohl nicht sein. Die Jubiläumssendung gestern war ein langer, beeindruckender Clip. Natürlich reißen einen diese großen Bilder (aus 25 Jahren) immer wieder mit, und man muss einfach konstatieren, dass ein solches Format grundsätzlich total wichtig für die heutige Fernsehlandschaft ist. Ist eben eine ständige Herausforderung, dieser Tradition treu zu bleiben und trotzdem mit der Zeit zu gehen …

Ansonsten? Ist das WISSEN-Heft mit dem Artikel über meinen Shaolin Julian jetzt erschienen. Die Kollegen haben sich aus Gründen der Einheitlichkeit doch für ein „klassisches“ Foto statt der Screenshots entschieden, egal, trotzdem auf jeden Fall eine schöne Sache.

Farben froh

Hab heute alle Glücksbringer zum Angeln und mich danach in den Baumarkt gefahren, um Teile für das Hochbeet bzw. das Dach für das Hochbeet zu kaufen. In den letzten Jahren ist uns im Herbst regelmäßig das Plexiglas weggeflogen. Also muss jetzt was Stärkeres her. Dickeres Plexiglas und Metall statt Holz. Ist auch ganz gut geworden, will aber morgen erst noch Tomaten reinsetzen, bevor ich es teile.

Eines aber heute schon. Hab ich im Baumarkt gesehen. Das gab es letztens auf der Rolltreppe abwärts wohl ein großes Unglück …

Ansonsten? Hab ich zum Pokalspiel gestern noch einen ausführlichen Spielbericht geschrieben (und Wäsche gewaschen, und das Hochbeet-Dach gebaut, und meine Buffer geputzt und und und …). Wen´s interessiert:
http://www.tsv08-untereherren.de/pokal-helden

Schlaft gut,
Gerrit

Schwere Beine, schwere Jungs

Heute „Alte Herren“-Pokal Achtelfinale gegen Moorburg gespielt. Wollten es eigentlich genauso machen wie der FC Bayern gestern, aber … na ja, dabei waren die Voraussetzungen gut. Mussten ganz raus nach Harburg, eine ganz idyllische Anfahrt, auch der Platz war Klasse, ein kleiner Rasenplatz ganz nah am Deich, also alles sehr stimmig, und Moorburg ist in der Liga sogar hinter uns, und dann war das so ein Gegurke – Wahnsinn! Egal, nach 0:1 in der Verlängerung noch 2:1 gewonnen, das muss man auch erstmal hinkriegen, jetzt gehören wir zu den letzten 8 „Alte Herren“-Truppen aus ganz Hamburg – das ist doch schon was …

Natur, Bursche!

Heute brauste ein mächtiger Sturm über die Dächer von Hamburg. Gerade die richtige Untermalung für die letzten Pinselstriche an meinem Werk. Bin durch. Und zufrieden (@ Marc – Gute Vor-Arbeit). Und gespannt. Am Ende stand ich da, starrte aus dem Fenster und sah mit an, wie diese Pflanze, die ich Sonntag erst dazu gesetzt habe, gegen den Wind kämpfte. Das hat mich total beeindruckt. Ich fühlte mich ihr – mit einer Mischung aus Bewunderung und Demut – verbunden, so pathetisch das klingt.

Natur, Bursche from anders-blog on Vimeo.

Er nahm einen Kiesel und warf ihn in den Teich. Nicht alle Typen flippten im Alter aus. Ludwig war ganz anders als diese Feierabend-Hippies, die mit ihren Söhnen kifften, um sich wieder jung zu fühlen. Seine Brust war mit Kugeln übersät, doch er stand stumm im Wind wie eine knorrige, alte Eiche.

Narzissen & -zossen

 

Die Narzissen blühen. Dachte bei dem Anblick heute an die ganze Hoeneß-Kacke letzte Woche, und ob die Welt nicht tatsächlich immer eitler und egoistischer wird. Die Frage ist ja: liegt´s an uns oder am System? Ist das System so, weil wir so sind? Oder andersherum? In der taz stand ein Artikel über eine neue Ehrlichkeit in der Kunst. Nennt sich New Sincerity, bin ich aber nicht so ganz hinter gestiegen. Egal, meine Freundin und ich haben heute – zumindest im Rahmen unserer Möglichkeiten – die Natur- bzw. Notbremse gezogen und sind erst zum Pferd und dann zur Blumenfrau gefahren. Trotzdem einiges am Buch geschafft, kein Wunder, hab mir auf dem Reiterhof extra einen Arbeitsplatz eingerichtet (s. o.). Bin immer noch zuversichtlich, dass ich die Korrekturen und Kürzungen morgen Abend beende (oder heißt es: Morgen abend? Zum Glück muss ich nicht lektorieren.).

Heute Morgen im Fernsehen wurde das neue Album von Him beworben. Erinnerte mich in der Tat sogleich an diesen ersten Hit, den die hatten: Join me. Der Sänger war damals schon die vorweg gedachte, erwachsene Version von Bill Kaulitz oder, anders gesagt, die schwiegermuttertaugliche Version von Ozzy. Nur als sie heute dann am Ende des Spots von „Love Metal“ als Genre sprachen, drehte sich mir der Magen um. Also, bekloppter geht´s nicht. Dann lieber keinen Majordeal.

Ansonsten? Ist die 2. Terrasse jetzt auch fertig …

Und? Ach, Du Scheiße. Lese gerade, dass 2003 schon mal eine Platte von Him „Love Metal“ hieß. Hä?

 

Diss-Kurs

In der aktuellen Titanic wird der Spiegel-Artikel über Diekmann satirisch modifiziert, untermalt von einem Original- und Fälschung-Foto. Was soll ich sagen? Ab und an ist man als Einzelkämpfer doch ein bisschen schneller (s. www.anders-blog.de vom 27. März).

 

Ansonsten? Ist es immer wieder schön, wie man sich im Alltag überraschen lassen kann. Vor ein paar Tagen ist mir ein Graffiti vor die Linse geplumpst, das ich durch die Einbindung dieser hässlichen Stromkästen so clever fand, dass ich es unbedingt teilen wollte. Mir fehlte bloß der passende Ansatz. Oder Anlass. Heute ist mir eine Passage in meinem Manuskript untergekommen, die ich letztlich gestrichen habe, aber darum geht es nicht. Es geht darum, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Sich fallen lassen zu können und den Dingen zugleich gedanklich ein Schritt voraus zu sein.

Die Ironie des Schicksals bestand darin, dass man anfangs wie ein Hund von Scheißhaufen zu Scheißhaufen lief, um sein Revier abzustecken, aber sobald man einen bestimmten Weg einschlug, verbaute man sich damit automatisch die Rückkehr zum Ausgangspunkt.

Katers Stimmung

Merke, dass ich den Bayern-Triumph nicht so richtig genießen kann. Das kotzt mich an. Aber zu sehr nerven diese Hoeneß- und Götze-News. Das hat keinen Stil, keine Ahnung, beides erinnert zu sehr daran, was Kritiker den Bayern ohnehin von jeher vorwerfen. Und ich merke, heute nervt es mich auch. Zu gern hätte ich mich mit Jupp Heynckes über dessen späten Frühling gefreut, aber es wurde zuviel verfaultes Laub über der Sonnenblume ausgeschüttet. Interessanterweise kam die einzig coole Reaktion von Jürgen Klopp, der meinte, man dürfe nicht vergessen, dass Dortmund letztes Jahr mit Reus die gleiche Aktion in Gladbach gestartet hat – DAS hat Stil! So spricht ein Typ, der sich darüber im Klaren ist, dass er in der Lage ist, für Ersatz zu sorgen – so wie er nach Sahins Weggang Gündogan weitergebildet hat.

Anyway, hab – eigentlich passend zum Thema – gestern auf dem Weg zum Fußballgucken noch ein Foto von einem traditionsreichen Rahlstedter Sportgeschäft gemacht, das jetzt dicht ist. Ein symptomatisches Bild für unsere kränkelnde, globalisierte Konsumwelt.