War in der Mittagspause kurz bei Manufactum, um nach Weihnachtsgeschenken zu gucken. Nicht, dass ich mir die da leisten könnte, wobei, hab für meinen Vater immerhin eine echte Handwerker-Nagelbürste gefunden, für 7 Euro, das ging so gerade. Jedenfalls gibt es in der Gartenabteilung jetzt „echte“ Griebel-Gartenzwerge aus Gräfenroda. Und wer hat in der sagenumwobenen Zwergenmanufaktur schon gedreht? Richtig. Manchmal denke ich, es gibt nichts mehr, was ich nicht schon gesehen hätte.
Ich weiß noch, dass der Typ, Reinhard Griebel, überhaupt keine Distanz zu seinen Zwergen hatte. Zumindest vor der Kamera. Er sprach die ganze Zeit mit so einer Märchenonkel-Stimme von diesen `treuen Gesellen´, und dass er gar nicht verstünde, wie man den `kleinen Kerlchen´ böse sein könne usw. Das war in der Konsequenz fast schon gruselig. Und wie er da oben in seiner Kammer stand, umgeben von hunderten von Zwergen, da hab ich schon kurz das Gefühl gehabt – oh, Gott, gleich werden die alle lebendig …
Danke an alle, die bei der Projektor-Lesung waren. Das war ein sehr schönes Miteinander, insbesondere wegen der kleinen, spontanen Fragerunden zwischendurch. Dafür, dass ich selbst ein ganz mieser Zuhörer bin und, wenn andere lesen, immer skeptisch, empfand ich es als äußerst kurzweilig. Danke nochmals. Meine Schwester hatte zur Feier des Tages extra eine Torte gebacken.
Hab mir dann gestern frei und eine kleine Auszeit genommen. Nur für mich, zum Ausklang des alten Jahres. Kann ich nur jedem empfehlen. Mann muss auch nicht immer 1 Woche Malle oder Thailand oder New York machen, manchmal reicht auch ein Abstecher nach Blankenese. Bin da ein paar Stunden durchs Treppenviertel gestapft, irgendwann kam sogar noch die Sonne raus, und als mir kalt wurde, schnell in das einzige, noch offene Fischrestaurant, Tisch direkt an der Elbe, lecker Fischsuppe, durchatmen, aufatmen, wieder Mensch werden.
copyright: Gisele
Ansonsten? Hab ich gerade erst das tolle Foto von Gisele Bündchen beim Still-Styling gesehen. Ich dachte zuerst, wow, wie von einem großen Konzept-Fotografen inszeniert, und dann dachte ich, dass es irgendwie auch so ähnlich ist. Ab einer bestimmten Größenordnung ist selbst das Privateste nicht mehr privat. Es verschieben sich dann nur die Grenzen weiter nach hinten. Anders formuliert: An Menschen des öffentlichen Lebens kommt man im Zweifel nur nah ran, aber sie sind nie eine Privatperson. Müssen sie ja auch nicht.
Meine Schwester hat mir ein altes Foto geschickt. Von uns. In unserem Garten. In unserem Elternhaus. Aus der Zeit, als unsere große Schwester schon lange ausgezogen war und unsere Mutter gerade erst, während unser Vater beruflich im Osten weilte. Da wohnten meine kleine Schwester und ich wie zwei Wilde in dem Riesenhaus im westfälischen Hinterland.
Broasis
Sie wünscht sich zu Weihnachten das Buch von Guido Maria Kretschmer. Das ist lustig. Erstens kommt der auch aus Münster und zweitens hab ich vor 5 Jahren mit dem auf der Fashion Week gedreht, als den noch kein Schwein kannte. Der Pressetyp bot mir direkt danach noch ein Shooting an, aber meine damalige Chefin meinte, das sei jetzt genug Kretschmer, der sei ja auch nicht soooo bekannt. Tja, hätten wir den mal unter Vertrag genommen. Jetzt ist er allgegenwärtig – auch irgendwie „Kunststoff“.
GMK, damals …
Ich finde, auf dem Foto oben sehe ich fast ein bisschen so aus wie der Designer. Wobei das Lustigste ist, dass der damals auf meine Visitenkarte guckte und als Erstes zu mir sagte: `Mit dem Namen musst Du Bücher schreiben …´
Haben es heute – neben all den anderen Dingen wie Rose winterfest machen, Bad putzen, einkaufen – geschafft, mit den Kindern Plätzchen zu backen. Und sie sind richtig lecker geworden. Ein Rezept hat sich meine Freundin gewünscht und rausgesucht: Witwenküsse … keine Ahnung, wie sie darauf kommt. Wobei noch lustiger ist, dass mein ältester Sohn diese Dinger die ganze Zeit Stiefmütterchen genannt hat. Freud hätte seine helle Freude an uns.
Ansonsten? Haben die Jungs noch mal für ihr Geigenvorspiel geübt. Der Kleine spielt Weihnachtslieder, simpel, aber toll. Alles in allem kam ich heute zum ersten Mal richtig in Weihnachtsstimmung.
Der Sturm tobt und bringt erstes Winterweiß vor den Spiegel. Schwarz trägt Südafrika über Grenzen, alles in allem Watte.
Habe gerade bei faz.net in einem Nachruf gelesen, dass Nelson Mandela bei der Geburt Rolihlala hieß, was man auch übersetzen könne mit: „Einer, der Ärger macht“. Das finde ich großartig, wenn einer für Frieden, Freiheit und Ferständigung Ärger macht. Knast in Kauf nimmt. Sein Leben opfert. Funderbar.
Fersuche, ab Montag ein bisschen mehr Ärger zu machen.
Hatte gestern den ersten Auftritt mit „Kunststoff“, bei der Piloten-Lesung im Nochtspeicher. War gut. Das Quatschen übers Buch mit Daniel, dem netten Moderator von mairisch, hat fast noch mehr Spaß gemacht als das Vorlesen. Hab mit Michael Weins einen Buch-Tausch vorgenommen. War wie beim Fußball, wenn man die Wimpel tauscht. Jetzt liegt sein Goldener Reiter bei mir auf dem aktuellen Lese-Stapel und er hat Kunststoff mit nach Hause genommen. Leider musste er in der Pause schnell los, deswegen weiß ich gar nicht, wie es ihm gefallen hat. Ist ja nicht unwichtig. Dafür muss man nicht besonders eitel sein, so ein Buch ist kein Apfelkuchen, den man mal so eben backt. Und selbst da fragen ja die meisten: Schmeckt´s?
Nach dem tollen Artikel in der Szene ist das Presse-Echo ein bisschen verhallt. Schwer, da in dem Grau in Grau durchzuscheinen. Klar, vor Weihnachten bringt natürlich auch JEDER, der irgendwo noch was in der Schublade hatte, seinen Senf auf den Markt. Im Grunde ist das ja genau das Thema in „Kunststoff“. Und es sind die Gesetze des Marktes, dass Klaas Heufer-Umlauf zu allem anderen auch noch eine Band haben und damit sofort durchstarten kann. Hilft natürlich, wenn es kein Scheiß ist. Eigentlich sollte ich Bill Kaulitz ein paar Gedichte verkaufen. Dann würde meine „Story“ womöglich Geschichte werden.
Hatte meiner Mutter eine Szene geschickt, mit dem Artikel über „Kunststoff“. Darüber entspann sich heute mit ihr eine kleine Korrespondenz. Nach der ersten Nachricht (16:42 Uhr) hab ich sie kurz angerufen und meinte spaßeshalber, der junge Mann, über den nach mir die Rede wäre (Herrndorf), habe es immerhin in den neuen Spiegel geschafft, so weit sei ich noch nicht, da schrieb sie mir um kurz nach Sechs noch einen Nachtrag, der mich etwas beschämte. Umso mehr, als ich eben noch mal die ersten Blog-Einträge im Spiegel gelesen hab. Ich wusste nicht, dass er schon so früh an die Waffe gedacht hat.
Es ist nicht so, dass meine Familie verschont bleiben würde. Ich kommentiere nicht lapidar aus der Sprecherkabine. Wir sind auch bloß ein paar Würfel im Knobelbecher des Herrn. Gesund oder ungesund, hab morgen den letzten Termin bei meiner Scheidungsanwältin. Sie bat, ich solle ihr ein Buch mitbringen, sie sammle „Souvenirs“ ihrer Mandanten – noch Fragen?
Das Jahr geht in die letzte Runde. Merke, dass ich auch nicht mehr so richtig volle Last fahren kann. Weil JEDE Woche irgendwas ist. Spannende Dinge, Deadlines, Abnahmen, privat und beruflich. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal einfach so eine Woche vor mich hin gelebt hätte. Auch die nächste hat es in sich. Sender-Abnahme der Wohnen-Doku, die erste Lesung mit dem Roman, kein Tag, an dem es nicht um die Wurst geht. Zumindest ein bisschen. Immer ein bisschen, ist am Ende auch viel.
War heute mit den Jungs in der Kirche, der ältere beginnt jetzt mit dem Konfirmationsunterricht. Ich weiß, dass wir als Konfirmanden früher manchmal albern waren und das seltsam fanden (würde ich meinem Sohn gegenüber natürlich abstreiten), aber ich habe, glaube ich, das Ganze auch als geistiges Training genutzt. Ich wünsche ihm, dass ihm das ebenfalls gelingt. Es ist egal, ob man an Gott glaubt oder an welchen oder an die Hölle oder das ewige Leben – man muss ein Gefühl für Ewigkeit entwickeln, darauf kommt es an.
Und man sollte wissen, wie es sich anfühlt, wenn man aus Nächstenliebe handelt. Komme darauf, weil ich mit dem jüngeren, während der ältere beim Unterricht war, über den großen Weihnachtsmarkt am Rathausmarkt flaniert bin und etwas in Erklärungsnot geriet, angesichts der ganzen Bettler und Obdachlosen, denen mein Sohn fragend hinter her schaute. Und dann redet man was über Ungerechtigkeit und ungleiche Chancen, aber dass man nicht jedem etwas geben könne und man dem Hinz&Kunzt-Verkäufer letzte Woche schon ein Heft abgekauft habe und lieber für Greenpeace spenden wolle (was ich noch nicht getan habe), und fühlt sich am Ende scheiße, wenn man zwei Reibekuchen für 3 Euro isst, weil man einfach Appetit darauf hatte. Nicht einmal Hunger! Und dann übergibt man seinen Sohn an die Mutter und fragt sich, was für ein Vorbild man wohl für seinen Sohn ist. Womöglich muss er selbst erst Vater werden, um eine abschließende Antwort auf diese Frage zu finden.
Hab ein kleines Weihnachtsbüchlein wiedergefunden, das ich vor Jahren mal auf einem Flohmarkt gekauft habe, ich glaube sogar für die Jungs. Hat so ein Format wie die Mundorgel, sind auch Lieder drin, aber auch Gedichte. Wir haben früher zuhause immer in der Adventszeit gebastelt, gelesen und gesungen. Hab es in meine Laptop-Tasche gesteckt, als ständigen Begleiter für die kommende Adventszeit. Ja, bin rammdösig.
Erste Besprechung – und gleich ein Aufmacher. Zu lesen in der aktuellen SZENE (oder aufs Bild klicken, vielleicht geht´s ja so). Die Autorin hatte mich zum Interview in der Kantine getroffen und nicht zuviel versprochen. Bin ganz glücklich. Das einzige Manko – es wurde vergessen, auf die Release-Lesung am 10.12. im Projektor, Sternstraße 4, hinzuweisen, das mache ich hiermit noch einmal.
Die erste Besprechung ist ja … Wie soll ich sagen? … wie das Echo auf einen verzweifelten Schrei, wie die Antwort auf eine Frage, wie die Geburtsurkunde für ein Neugeborenes, wie … na, ihr wisst schon. Vorher ist es eben nur ein Text. Plötzlich ist es ein Buch. Nicht mehr und nicht weniger.
Ansonsten? Werde ich mich heute einfach mal zurücklehnen …