Medi-Terrain

Hab gerade gesehen, dass am Dienstag bei 37 Grad (ZDF) ein Feature über die Mutter des Serienmörders Frank G. lief. Hatten wir damals auch bei uns in der Doku „Das Böse nebenan“, ebenfalls mit der Mutter im O-Ton. Die tritt ja immer wieder in Talk-Shows auf, so dass man sich schon fragt, warum sie das tut. Woher kommt dieses Mitteilungsbedürfnis? Ist das die einzige Möglichkeit, mit den Taten ihres Sohnes fertig zu werden? Oder schon so eine Art Nebenjob? Auf jeden Fall hätte ich den Zugang jetzt nicht als so exklusiv erachtet, dass man damit bei 37 Grad vorstellig werden könnte …

Tja, was lernen wir daraus? Manchmal muss man die Dinge einfach machen, bevor sie ein anderer macht. Die ZEIT hat heute mit den Hitler-Tagebüchern aufgemacht, waren ja auch gerade in meiner Lügen-Doku Thema. Das Ärgerliche ist: Ich hatte das sehr wohl auf dem Schirm, dass das jetzt genau 30 Jahre her ist, und mit meinen Chefs auch darüber gesprochen, aber irgendwie ist da kein Sender drauf angesprungen, und dann haben wir es gelassen. Dabei gibt es bei uns im Archiv so schöne alte Interviews mit allen Beteiligten. Und der Stern-Journalist von damals, Gerd Heidemann, ist mir vor ein paar Wochen in Altona noch über den Weg gelaufen, als ich meinen Sohn vom Geigen abgeholt habe. Wir haben ein bisschen gequatscht, er hat mir sogar seine Karte gegeben. Aber so ist es eben: Wenn man ein Thema nicht sofort in der Sekunde, in der man dafür brennt, umsetzt, wird es wieder kalt und steif. Schade.

Im Hausflur heute Abend dafür eine schöne Miniatur, die alles umfasst, was uns ausmacht. Musste sofort an das Rätsel der Sphinx im Delphi-Orakel denken: Was geht am Morgen auf vier Füßen, am Mittag auf zweien und am Abend auf dreien? Ödipus, der Fuchs, wusste die Antwort: Der Mensch. Das Rätsel würde heute – im Zeitalter des Rollators – niemand mehr verstehen.

Schlaft gut,
Gerrit

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