Cool Tour

Cooltour

Manchmal wünschte ich, ich könnte mich teilen. Wochenlang tote Hose und heute Abend zwei tolle Veranstaltungen gleichzeitig, und bei beiden stehe ich auf der Gästeliste … toll … nein … verdammt!

Matthias Politycki stellt seinen neuen Roman im Literaturhaus vor und mein ehemaliger Mitbewohner feiert eine Vernissage im Museum für Kunst und Gewerbe. Und beides war heute Kultur-Tipp in der Mopo, lustig, als wäre Hamburg keine Weltstadt, sondern irgendwie Bielefeld oder Schleswig, egal, ich rechne immer noch herum, ob ich es erst ins Museum und dann noch ins Literaturhaus schaffe. Auf der anderen Seite ist es gut möglich, dass sich mein Mitbewohner nur „maskiert“ zeigt und nichts sagt (war laut Mopo zumindest bei der Pressevorführung so), dann hätte man auch nicht so richtig was davon. Aber da kommen bestimmt ganz wichtige Menschen, also, im Ernst, jetzt mit dem Buch im Gepäck … da MUSS ich doch hin … auf der anderen Seite … vielleicht gerade deswegen lieber Literaturhaus … bisschen mit meinem Verleger quatschen … Flagge und Gesicht zeigen … Hach … ich bin so … boheme … äh, bohemien … behämmert …

Go, Wesp

Go Wesp

Heute morgen hatte sich eine Wespe in die U-Bahn verirrt und kam nicht wieder raus. War ganz schrecklich mit anzusehen, wie die da panisch hin und her flog. Das ganze Kunstlicht, der Krach, die Gerüche, was für ein Horror. Wo kam die wohl her? Wie lange schwirrte die da schon herum? Kommt sie jemals wieder frei? Musste an diese neue TV-Serie denken, Under the dome, wo ein Dorf plötzlich unter einer riesigen Glaskugel festsitzt – obwohl, jetzt, wo ich darüber nachdenke, klingt eigentlich ein bisschen nach Berlin zu DDR-Zeiten.

Sommer?!

Sommer

Drei Birken, schreien(d) gelb
der Sonne nach
schützen Schwerpunkt des Dreiecks
küssen Herbstkind wach

Früchte, die ich einst gesät
hängen heut zu hoch
bedeutungsschwanger, leichter werdend
ernte ich sie doch

Niemals zwei die gleichen Birken
das Gelb ist nie nur eins
Schwerpunkt tritt heraus
denkt sich seins

Drei Wildgänse fliegen
wild, der Sonne nach
Zwei kommen nur zurück
küssen Herbstkind wach

Hab ich vor 20 Jahren mal geschrieben. Klingt auch so. Damals viel Hesse gelesen.

Echt traurig

Echt traurig

Seltsame Tage gerade. Ich habe gestern (viel zu spät eigentlich) eine Trauerkarte für eine ganz tolle Kollegin gekauft, deren Vater überraschend gestorben ist. Und dann klappe ich die Karte auf und sehe, dass da Textbeispiele drin sind, also vorgefertigte, warme Trostphrasen. Sind die Menschen nicht mehr in der Lage, sich ein paar eigene Zeilen zu überlegen oder ganz einfach auf ihr Herz zu hören? Ich meine, vielleicht gibt es auch keine Empathie mehr, eine Ahnung. Entlang der B75 hängen auf jeden Fall die schlimmsten Wahlplakate der NPD, die ich je gesehen habe, wo ich mich frage, wie das legal sein kann, und warum das keine Volksverhetzung ist, wenn man schreibt: Lieber Geld für Oma als für Sinti und Roma (oder so ähnlich)! Gestern in dem Kanzler-Film meiner Kollegen Kloft und Jacobs ging es in der Ära Schröder um die „Gerd-Show“, die damals Satire sein sollte, aber echt derbe war, und da sagte ein nahestehender Mitarbeiter Schröders, man könne nicht immer gelassen sein, man müsse sich auch mal wehren bzw. abwägen, wann aus Gelassenheit Dummheit wird. Ich merke nur, wie es mir schwer fällt, gelassen zu bleiben, wenn ich an einem Plakat vorbeifahre, auf dem ein blondes Mädchen lacht und darunter steht: „natürlich deutsch“ – Und klar, jetzt gehen die Propagandisten nach Berlin-Hellersdorf und erzählen den wütenden Bürgern da, was sie hören wollen, und plötzlich haben wir die altbekannte Situation, dass, nur weil die bürgerlichen Parteien zu blöd sind, komplexe Probleme wie Einwanderung weitsichtig und sensibel zu lösen und vor allem auch die Maßnahmen verständlich zu kommunizieren, die Radikalen wieder mit dem Kescher rumlaufen und frustrierte Wähler einsammeln können. Vielleicht sollte man den Politikern der großen Parteien noch mal klar machen, dass nicht alle Wähler „humanistisch gebildet“ und politisch besonnen zur Urne schreiten – manche sind auch einfach nur alt genug.

Glaubenssachen

Man kommt kaum dazu, sich um die kleinen Dinge zu kümmern, weil die großen sich schon wieder in Riesenschritten ereignen und entsprechende Spuren hinterlassen. Krieg in Syrien, da redet schon keiner mehr von Ägypten, geschweige denn von dem ganz normalen, anderen Wahnsinn (Armut und Hunger) in der Welt, der immer da ist.

Vielleicht ist auch andersherum. Vielleicht flüchtet man sich eher in die kleinen Dinge, weil einen sonst die Riesenschritte überrollen. Dabei ist die Grenze zwischen klein und groß ja gar nicht so offensichtlich. Mitunter spiegeln sich die großen Probleme der Menschheit in Miniaturen. Oder fliegen eher die kleinen Blätter im großen Sturm?

1

Zwei Aussagen, gefunden in (zwei verschiedenen) Hamburger U-Bahn-Tunneln. Da kommt plötzlich Licht ins Dunkel. Man ahnt die Kraft dieser Kräfte. Rätselhafte Umstände. Wer schreibt zuerst? Warum der gleiche Wortlaut, aber nicht dieselbe Schrift? Ist das ein Diskurs, den ich nicht kenne? Wer reagiert auf wen? Und wer dann wieder auf den anderen? Der Bibeltreue hat offenbar zuerst geschrieben: kein Märchenbuch, dann hat jemand das k durchgestrichen, und der Bibeltreue hat es wieder drübergeschrieben. Ob er da jeden Tag vorbeigeht und sich vergewissert?

2

Egal, am Ende ist mir einfach schleierhaft, wie man für sich selbst in Anspruch nehmen kann, an das einzig Richtige zu glauben. ABSOLUT SCHLEIERHAFT.

Trauer

Bei Leid

Wolfgang Herrndorf ist tot. Wie immer holt sich der Himmel die Falschen viel zu früh. Aber man kann ihn verstehen. Ein wortgewaltiger, künstlerisch begabter Geschichtenerzähler. Wer wollte den nicht in seiner Mannschaft haben?

Mehr gibt´s nicht zu sagen. Aus Respekt vor den Worten.

Zirkus Con Kanni

 1

Ist gerade viel los im Blätterwald und Mediendschungel. Enzensberger beeindruckt mit seinen Auftritten zu Spionage, Snowden und Co., der Spiegel reflektiert seine Entscheidungen, und die FAZ kritisiert die taz, die einen Artikel über eine Untersuchung zu Pädophilie bei den Grünen nicht bringt.

Da befasse ich mich doch lieber mit einem anderen Lieblingsthema der Medien: Tiere. Hab ja am Samstag im Baumarkt (beim Praktiker zahlt übrigens Max bar …) noch ein schönes Lärchen-(Lerchen?-) Brett als Treppe für den Kaninchenstall besorgt, weil das alte so  verrottet war, dass unser Pete immer reingesprungen statt -geklettert ist. Aber jetzt steht er ratlos vor der neuen Treppe, weil er sich das Springen so angewöhnt hat …

Musste mir deswegen eine List einfallen lassen. Hab einfach seine Leckerlis so Hänsel-und-Gretel-mäßig auf die Treppe gelegt, damit er lernt, dass man da auch drüber laufen kann. Und? Seht selbst.

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Schland

Hab heute alle kleinen Glücksbringer zum Angeln an die Alster kutschiert und in der Zwischenzeit selbst einen kleinen Spaziergang gemacht. Bin dabei auf Folgendes gestoßen: Ganz lustige Tüten für Hundescheiße von jemandem, der zugleich noch die besten Gassi-Locations für Hundebesitzer als App (oder was auch immer, hab´s nicht gelesen) anbietet. Genial oder gaga? Modern oder meschugge? Ja, das ist unsere Welt. Giftgas (oder nicht?) in Syrien, Geheime Codes aus USA, die bis in unser privatestes Privates reichen und lustige „Kot“-Witze in problemlosen Nobelstadtteilen.

Kot

Dann in den Baumarkt, brauchte noch Holz für eine Treppe für den Kaninchenstall. Bin da ziemlich baff vor einem Aufsteller stehen geblieben, weil dort in aller Pracht und Selbstverständlichkeit Deutschlandfahnen verkauft wurden. Aber nicht diese kleinen Pipi-Dinger, die man sich 2006 verschämt an die Autoscheibe geklebt hat, nee, so Riesenteile, Wahnsinn. Wenn man dann hört, dass hier und da schon wieder kräftig gegen Flüchtlinge mobil gemacht wird, kann man richtig die Kotze kriegen.

Schland

Vielleicht beschreibt das unser Land ganz treffend. Ein bisschen linkisch, ein bisschen fies, ein bisschen gebrannt, ein bisschen geschäftstüchtig, ein bisschen trutschig und vor allem ein bisschen uncool.

Ansonsten? – Singt Jason Newstedt auf seiner ersten Single „Soldierhead“ wie James Hetfield, ist meine Lügen-Doku Film der Woche auf spiegel.tv und geht Montag mein Buch in den Druck. Out putputput …

 

Voll am Drücker

Mein Kollege und Fußball-Mitstreiter Olaf hat im heutigen Spielbericht so warme Worte gefunden, dass ich beim Lesen ganz verlegen wurde. Aber in erster Linie habe ich mich gefreut. Und oben in der Tabelle stehen wir auch, klar, nach 2 Spieltagen heißt das nix, aber bei uns doch ein bisschen mehr als bei Bremen.

http://www.tsv08-untereherren.de

Ansonsten? Wollte ich das noch erzählen: Ich war letztens an der Aral(!)-Tanke an der Stresemann, gehe kurz auf die Toilette, da fällt mein Blick auf den Hersteller der Spülung … lustig, oder (zum Vergrößern draufklicken)? Erinnert mich irgendwie an eine  Meldung von neulich, wonach ein deutscher Hersteller ein paar WC-Steine in Russland vom Markt nehmen musste, weil sie die Farben der Ukraine (blaugelb) und damit einen Riesenprotest ausgelöst hatten.

Am Drücker

 

Entenhausen

Entenhausen

Gestern 2 Tore zum Sieg der eigenen Mannschaft beigesteuert. War, glaube ich, mein erster Doppelpack überhaupt. Meine Freundin hat´s gesehen, wahrscheinlich lag es nur an ihr. Anschließend für den glücklichen Bayernerfolg geschämt und mit der HSVreundin gelitten.

Heute lange geschlafen, das Bett meines Ziehsohnes repariert, eine Wäsche gemacht, den Kaninchen-Stall gesäubert und – kurz, bevor es manisch wurde – den alten Gliedern ein Entmüdungsbad gegönnt. Empfehlenswert. Nebenbei ein bisschen Hesse gelesen: „Kurgast“; wie immer ein bisschen umständlich, aber zwei tolle Schilderungen, wie der Erzähler Hesse an der Rezeption um ein „ruhiges Zimmer“ kämpft und später der Arzt bei der Erstuntersuchung fragt, ob die Ischiasbeschwerden womöglich auch „psychisch mitbestimmt sein könnten“ – es hat sich einfach nix verändert. Und was hilft heute auch noch? Entmüdungsbäder …