Hatte mit meiner Freundin seit längerem mal wieder eine kleine Diskussion, in der sie mir zurecht darlegte, dass es bei all meinen Aktivitäten (Fußball, Trommeln etc.) doch möglich sein müsse, ab und an mal für sie auf einen dieser Termine zu verzichten, ohne gleich ein Drama (Drummer?) daraus zu machen. Stimmt natürlich. Keine Ahnung, warum ich mich damit im Moment so schwer tue. Also, falsch, natürlich habe ich eine Ahnung, warum ich mich da sperre, aber das ist irrationaler, übergroßer Quatsch und sollte praktisch eigentlich kein Problem sein. Ironie des Schicksals: An genau demselben Tag kamen unsere goldenen ADAC Partnercards (www.anders-blog.de/?p=3583). Und wiederum einen Tag später wurden wir Zeugen eines absoluten Horror-Autounfalls. Das ist eben auch die Dramaturgie des Lebens, so einen Dreiklang kann man nicht schreiben, das passiert einfach. Da bleibt man kurz stehen, mit zitternden Knien, und dankt dem Schutzengel, dass man – eigentlich länger als nötig – beim Autohändler noch nach Dachgepäckträgern geguckt hat und deswegen ein paar Minuten später die B75 hochgefahren ist. Und nimmt sich vor, nie wieder zu streiten …
Fragen 2
So, wie es aussieht, fahre ich bald schon wieder nach New York. Diesmal beruflich. Fühlt sich komisch an, ohne meine Freundin.
Musste mich jedenfalls gerade erstmal durch diesen Visa-Zirkus kämpfen. Die großen Dramen stecken ja manchmal in kleinen Fragen, z.B. dass man vielleicht einfach nicht weiß, wie der eigene Vater heißt. Das gibt es eben auch. Wahrscheinlich öfter, als man denkt. Wobei die Fußnote dazu ist, dass die amerikanischen Behörden – wie das Beispiel beweist – offenbar glauben, dies sei besonders bei Menschen mit mexikanisch klingenden Namen ein Problem …
Ich hätte mir den „Do not know“-Button lieber bei dieser Frage gewünscht:
Fragen
Warum hab ich Probleme, einen ganz normalen Tee zu trinken, nur weil „Advent“ draufsteht?
Warum möchte ich nicht, dass mich der sport1.fm-Reporter duzt?
Warum klingen die neuen Bands, die aktuell bei SAT1 betrailert werden, alle so darkmetalgothicmäßig? Und als hätten sie alle denselben Produzenten?
Warum stehen in der Zeitung heute wieder so viele schlechte Nachrichten?
Ist der 3. Weltkrieg jetzt schon ausgebrochen? Hat Grass etwa Recht?
Wo ist mein Optimismus? Mein Einschätzungsvermögen? Mein Humor?

Guter Rad
Das Leben ist bunt. Und vielfältig. Und vielseitig. Und während man selbst im Joballtag zwischen Reiseplänen, Telefonaten, Recherchen, Gesprächen und Konzepten plötzlich kurzzeitig im Dunkeln steht, öffnet sich hinter einem die Tür, und ein Licht geht auf.
Mein Sohn hat sich im Rahmen eines Klassenprojektes ein Fahrrad gebaut. Aber was für eines. Saucool und superstylish. Und zur Konfirmation wünscht er sich einen Akkuschrauber. Bin ganz stolz – und wünschte, es bliebe mir mehr Zeit mit ihm für gemeinsames Basteln.
Bin im Bild
5 BILD Themen von heute, die alles beinhalten:
Die Bayern müssen für die Champions League in die Ukraine. Oha! (Echt)
Neu-Alt-Hamburger Olic hat sich am Samstag nach seiner Auswechslung vom Bayernarzt behandeln lassen. Verrückt!
Hat Madonna ihre Bühnenoutfits jahrelang von der Barbie geklaut? Gibt´s nicht!
Fifty Shades of Grey Star Dakota Johnson hatte für die „Popo-Klopp-Szenen“ (BILD) ein Po-Double. Skandal!
Scholz weiter Roter Riese in Hamburg. Klingt ein bisschen wie „Rosa Riese“. Den hat, glaube ich, auch die BILD erfunden …
Manchmal liebe ich es, in dieser Stadt zu wohnen. Hab meinen Sohn letzte Woche zu einer Tanztheaterprobe gefahren und musste 90 Minuten in der Bernstorffstraße abhängen. Hatte da gerade ein paar Tage zuvor im Studio-Kino Birdman gesehen, an diesem Abend lief Shades of Grey an. Bernsteinbar machte aber erst um 21h auf. Ich also ins Café vom Backpacker-Hostel, und es war total nett. Der Barkeeper spielte gerade die CD einer Rockband, die an dem Tag zu Gast war und abends offenbar in Hamburg ein Konzert gab. Überhaupt ganz interessante Hostel-Gäste mit interessanten (Kurz-)Geschichte, schnappe immer nur auf, was andere sagen, ehrlich, ich liebe sowas. Und ich war obendrein noch superproduktiv. Hab jedenfalls fleißig an einem Konzept geschrieben, das ich mir gerade auf den Leib schneidere, egal. Shades of Grey war natürlich auch Thema. Ich kann den Hype nicht verstehen, hab damals allerdings auch als Redakteur das letzte Jahr Wa(h)re Liebe mit Lilo Wanders mitgemacht und im Zuge einer Kiez-Reportage auch schon im Club de Sade gedreht, da hat man natürlich einen gewissen Erfahrungsvorsprung. Oder sagen wir besser: Überdosis.

In Altona ist mir übrigens schon vor ein paar Wochen dieses Schaufenster aufgefallen (draufklicken). Musste – ganz ohne Häme – ein bisschen lachen. Bei wirklich wichtigen Sachen sollte halt immer noch jemand gegenlesen …
Kinder-Schokolade
Im aktuellen Greenpeace-Magazin erhebt die Umweltorganisation schwere Vorwürfe gegen Ferrero. Werden die Haselnüsse für Nutella z.T. von Kindern in der Türkei geerntet? Ferrero sagt, man versuche Kinderarbeit zu verhindern, natürlich. Denn sonst würde der Begriff „Kinder-Schokolade“ eine ganz neue Bedeutung erhalten.
Das Bild zur Nachricht ist angelehnt an die aktuelle Nutella-Kampagne. Großartig.
Das Schlimme ist: Dass die Produktionsbedingungen für Industrieschokolade problematisch sind, ist ja nix Neues. Und noch schlimmer ist: Ich vermute, der Umsatz bei Ferrero wird wegen dieser Bad News, selbst wenn sie stimmt, auch diesmal kaum spürbar zurückgehen. Weil es den Leuten scheißegal ist. Mir heute nicht.
Teil-Weise 2
Nach meinem kleinen Gedankenausflug zu den Hamburger Wahlplakaten gestern, gibt es heute eine längere Version von einem Kollegen bei Spiegel online:
Ist offenbar gerade Thema, klar, die ganze Stadt ist ja zugekleistert mit den Dingern. Gestern wurde dieses Plakat diskutiert:
Einige Kollegen waren sich nicht sicher, ob der grüne Maxi seinen Spruch wohl bis zum Ende durchdacht hatte. Ich meinte, natürlich, das sei ja gerade der Witz, und eigentlich fand ich das im ersten Moment gar nicht so unclever, aber gut, wenn man erst rumrätseln muss, ist es für einen „Wahlspruch“ vielleicht nicht so richtig gut.
Teil-Weise
Sonntag ist Wahl in Hamburg. Mein kleiner Sohn hat mich gestern Abend nochmal daran erinnert, dass ich wählen gehen muss, damit die NPD nicht an die Macht kommt. Korrekt.
Wobei mir die Plakate schon auf die Nerven gehen, diese ganzen Blockflötengesichter, in die man jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit gucken muss. Das ist schlimmer als in einer überfüllten U-Bahn stecken zu bleiben. Ich hab den Eindruck, das wird auch immer mehr. Und immer seltsamer. Angefangen mit diesen halben Olaf Scholz-Plakaten. Was sollte mir das sagen? Dass der kopflos regiert? Die Wahlkampfkasse der SPD leer ist? Außerdem hängt sowieso schon überall so viel Zeug rum. Man weiß ja langsam nicht mehr: Ist das jetzt Werbung für eine Partei oder eine Partneragentur? Hmmm, da fällt mir auf: Es fängt beides mit „Part“ an – eine geheime Botschaft?
Irgendwann werde ich wirklich mal vor einer Wahl zu diesen ganzen Bürgertreffen gehen und jeden Kandidaten, jede Kandidatin einzeln unter die Lupe nehmen. Inhaltlich, versteht sich.
Points of (Inter)View
Hab in diesen Tagen zwei ganz vorzügliche Interviews gelesen. Das eine in dem Hamburger Straßenmagazin Hinz & Kunzt mit dem Illustrations-Professor Bernd Mölck-Tassel, das andere mit Hubert Burda bei Süddeutsche.de
In dem ersten geht es um dieses Charlie Hebdo-Drama, wie weit Satire gehen darf und warum viele gläubige Muslime ein Problem mit krassen Karikaturen haben – und Mölck-Tassel bringt da den interessanten Gedanken ins Spiel, dass den Muslimen die Phase der Aufklärung fehle.
Wörtlich heißt es:
„Wir hatten die Aufklärung als radikale Infragestellung durch den Verstand. Was ja nicht heißt, dass man danach nicht mehr glauben darf. Aber es heißt, dass man zulässt, dass der Verstand die logischen Brüche aufzeigt. Ich habe die Hoffnung, dass diese Form der Auseinandersetzung im Islam noch kommt. Wir waren schließlich auch lange humorlos. Die Christen kannten überhaupt keinen Spaß. Außerdem: Deutschland hat noch den Blasphemie-Paragrafen. Aber unsere Kirchen klagen niemanden mehr an.“
Letzteres stimmt nicht so ganz, ich würde eher sagen: Die Kirche kommt meistens mit ihren Klagen nicht mehr durch. Passend dazu heute die News, dass der WDR Carolin Kebekus, nachdem er sie erst wegen kirchenfeindlicher Comedy zensiert hat, jetzt ein eigenes Format gibt, weil sie polarisiert. Das nenne ich Fortschritt.
Das Burda-Interview sollte jeder Mal selber lesen, da steckt ganz viel drin:
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/42764/1/1
Burda spricht da sehr amüsant und packend über seine Kindheit, seine ersten gescheiterten Projekte, sein Studium, seinen Lieblingsautor Handke, seine theoretischen Einflüsse (u.A. Flusser und Sedlmayr, dessen Hauptwerk „Verlust der Mitte“ übrigens zuhause bei mir in irgendeiner Bananenkiste im Keller vor sich hin gammelt), seine Bekanntschaft zu Warhol, die ihn gelehrt hat, die Verbindung zwischen Trash und Hochkultur anzuerkennen usw. Hochinteressant.
Herausheben möchte ich aber keine Antwort von Burda, sondern eine Frage der beiden SZ-Autoren:
„Der Intellektuelle ist durch den Zweifel definiert. Wie Hamlet ist er tendenziell unfähig zur Tat. Wie erklären Sie, dass mit Springer und Burda zwei der erfolgreichsten deutschen Medienkonzerne von einem promovierten Musikwissenschaftler und einem promovierten Kunsthistoriker in die digitale Welt geführt wurden?“
Es besteht für mich also noch Hoffnung.
Und? Ich hab damals vor unserem großen Umzug von meinem alten Chef, als der sein Büro entrümpelte, ein Buch bekommen: Das werde ich mir jetzt mal mit ganz anderen Augen anschauen.
Bilda
Haben für ein sehr schönes NDR-Format gepitcht. Zwei schöne Konzepte, schön verpackt. Weil es – im weitesten Sinne – ein Reiseformat ist, haben wir für die Präsentation eine kleine Kühltasche gepackt und die zwei Konzepte in Form von zwei Landkarten in die Seitentasche gesteckt. Nett, oder? Die Karten hat der Designer gemacht, der auch schon für die Manuel Möglich-Produktion gearbeitet hat. Was der alles kann!? Offenbar auch Musikvideos schneiden. Hier – ist von ihm:
Haben am Wochenende zwei tolle Filme geguckt: Matchpoint von Woody Allen (den hatte ich aufgenommen), und Samstag Birdman – im Kino. War ganz begeistert. Super Schlagzeug-Soundtrack, tolles Schauspieler-Broadway-New York-Setting. Lustigerweise habe ich gedacht, dass Birdman vom Thema her auch ein Woody Allen-Film hätte sein können, bzw. dass der Unterschied darin besteht, dass Woody Allen Filme so aussehen, wie sie aussehen, weil Woody Allen nicht in (schönen) Bildern denkt, sondern in Dialogen, und dass Birdman im Prinzip ein 1:1 gefilmtes Theaterstück ist, was aber – sozusagen on Top – noch einen Super-Look hat. Einfach WOW!