Angie macht Schluss

Wir schreiben den 30. Oktober 2018, ein historisches Datum, und die taz spricht mir mal wieder aus dem Herzen:

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Das glaube ich auch, dass wir uns noch nach ihr sehnen werden. Aber ja, Fakt ist, die CDU-Wähler wandern ab, leider eben auch zur AfD, und der Trend muss gestoppt werden. Irgendwie. Wie das gelingen soll? Keine Ahnung. Es ist ein bisschen so wie beim Fußball. Nur relevanter. Die Trainerin erreicht ihre Mannschaft nicht mehr. Also uns, das Volk. Und ja, ich hätte mir in den letzten Monaten auch mehr Präsenz von ihr gewünscht. Mehr Kampfgeist. Mehr Klarheit. Einfach mal diesen tumben „Merkel muss weg!“-Brüllern über den Mund fahren. Aber das ist eben auch die Folge eines komplexen, politischen und medialen „Miss-Bildungs“-Prozesses, der von den Volksparteien nie richtig erkannt worden ist. Oder, noch schlimmer, ernst genommen.

Ich bin ja überhaupt kein CDU-Wähler, nie gewesen. Undenkbar. Aber Politik ist immer eine Frage der Alternativen, und in zehn Jahren werden wir feststellen, was eigentlich jetzt schon klar ist: Dass unsere kleine, nette Bundesrepublik ihre Unschuld verloren hat – und mit Merkel die letzte einigermaßen „normale“ Akteurin auf der Bühne dieses supercrazy Impro-Hauptstadt-Welt-Theaters.

Zwar nicht historisch, aber gleichermaßen wichtig ist der heutige Tag auch für mich persönlich. Ich verbringe nämlich heute den letzten Tag im Büro und starte morgen meine kleine, dreimonatige Auszeit. Den ganzen November werde ich mit meiner wunderbaren Freundin, die mir überhaupt erst den entscheidenden Schubs gegeben hat, reisen. Danach horche ich mal in mich hinein, ob da womöglich eine neue Buch-Idee schlummert.

Im Momente habe ich wieder soviel mit anderen Autoren und Autorinnen zu tun, dass ich darüber nachdenke, es mit dem Schreiben noch einmal ernsthaft zu versuchen. Ich höre von engagierten Literatur-Agenturen, lese im SPIEGEL mit Interesse die Dörte Hansen-Story, und gestern hatten der Alphabeten-Kollege Stuertz und ich Lucy Fricke zu Besuch, die uns für eine weitere Podcast-Folge Rede und Antwort stand.

Sie erzählte u.a., dass ihr erstes Buch damals ziemlich „gefloppt“ sei: 800(!) verkaufte Exemplare und zwei Rezensionen. Ich glaube, dass sogar ich mit meinem Debüt „Jugendstil“ erfolgreicher war. Obwohl es mit Minimal Trash Art nur ein kleiner Verlag war. Damals meldeten sich ja auch renommierte Verlage bei mir, aber ich konnte – mit Vollzeit-Job und Familie nebenher – nicht schnell genug was Neues nachliefern. Mal sehen, vielleicht reichen die drei Monate ja, um zumindest eine neue Idee zu skizzieren …

Aber ich habe mir geschworen, aus dieser Vorfreude kein Monster werden zu lassen. Das Leben ist kurz und wertvoll. Es kann morgen vorbei sein. Oder nächste Woche. Und es ist ein wahres Wunder. Das übersieht man nur gerne mal, wenn man an einem Novembermorgen über die B75 zur Arbeit fährt. Dass sich die Menschen darin so eingerichtet haben, dafür kann das Leben nichts. Es ist nur eine lächerliche Erscheinungsweise dessen – die mitunter, wenn die Liebe siegt, erahnen lässt, zu was der Mensch fähig ist, wenn er Herz und Geist in beide Hände nimmt und über den Tellerrand hinausschaut.

Der graue Rest ist: Suppe!

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