Kopfberg

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Mein kleiner Sohn sagte heute, beim Skifahren würde man seine Probleme vergessen. Er meinte wohl eher „kindliche Nöte“, aber egal. Daraufhin bemerkte meine kluge Freundin, daran könne man sehen, dass diese „Probleme“ nur im Kopf und nicht wirklich DA seien. Versuche mir das zu Herzen zu nehmen und noch nicht zu sehr an meinen nächsten Job in Amerika zu denken. Gelingt einigermaßen. Hab gestern Abend, als schon alle schliefen, auf DMAX eine Reportage über Trucker im australischen Outback gesehen. Danach ging es mir irgendwie besser. Lustigerweise kamen wir auf dem Hinweg an diesem Schild vorbei. Wollte es eigentlich meiner Chefin mailen: Bin schon da.

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Lese gerade die gesammelten Berlin-Notizen von Cees Nooteboom. Wundervoll. Man hat gleich Lust, wieder nach Berlin zu fahren. Und ist trotzdem gewarnt. Weil man nicht möchte, dass es nochmal so beschissen wird wie zu Zeiten der Mauer. Ich bin dafür ein bisschen zu jung, aber wie er diese Grenzkontrollen von West nach Ost beschreibt: gruselig. Und trotzdem denke ich, diese Art der Prosa-Chronik würde mir auch liegen. Hab im Moment Probleme, meine Projekte zu kanalisieren; im Ansatz viele gute Ideen, aber Schwierigkeiten, (mich) auf eine zu setzen.

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Man kann überall Bögen ziehen. Über All. Skiurlaub zum Beispiel. Allein schon räumlich eine Enklave, weil nur der kleinste Teil der Bevölkerung die Zeit, die Mittel und auch die Lust verspürt, in die Berge zu fahren und halsbrecherisch die Pisten hinunter zu sausen. Aber wie wohltuend, wenn man es einmal gemacht hat. Die meisten, die es sich leisten können, kommen daher auch wieder (oder irgendwie leisten können, so wie ich).  Jedenfalls spürt man diese mentale „geschlossene Gesellschaft“, diesen Begrüßungsblick untereinander, dieses kaum merkbare Nicken, eigentlich ein begrüßendes Ignorieren, für die Spießerseele in mir seltsam beruhigend, ähnlich wie das Gefühl beim Packen dieser komischen Dachbox am Abend unserer Abfahrt.

Viele Osteuropäer hier, Ungarn, Tschechen, dazu natürlich die unvermeidlichen Wikinger-Dänen und Seefahrer-Niederländer. Die Tschechen, scheint mir, müssen sich hier noch die Selbstverständlichkeit erarbeiten, die Einheimischen tun sich da schwer. So muss es gewesen sein, als die ersten Russen Kitzbühel unsicher gemacht haben, „unsicher“ vor allem aus der Sicht derjenigen, die „zuerst“ da waren. Ich finde es gut, dass hier die bescheidenen Tschechen sind und weiß, dass sie jetzt hier sein und mitfahren können, aufgrund der Ereignisse, die Nooteboom so fein beschreibt, Ende der Achtziger in Berlin, da wird einem die Größe bestimmter Ereignisse klar. Wie Ausläufer gigantischer, ewiger Lawinen rollen politische Entscheidungen bis heute über uns und vor uns und an uns vorbei.

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Vatersein in einem Wort, nein, in einem Gedanken? Eine hustende Kinderbrust mit Erkältungsbalsam einreiben; das sich über ein klebendes Schlafanzugoberteil beklagende Kind, mit der Klage immer noch nicht am Ende, als es schon von den Mentholdämpfen überzeugt, endlich einschläft. Das ist Poesie.

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