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Am Sonntagabend lief die zweite Folge der Terra X Reihe „Abenteuer Freiheit“ im ZDF. Es war die Folge, für die ich maßgeblich verantwortlich war. Alles gut gelaufen: Super-Quote, 15,3% (das entspricht ca. 3,5 Millionen Zuschauer, der Film war in den Top10 der meistgesehenen Sendungen des Tages), ein großer, begleitender Artikel auf SPON und insgesamt sehr gutes Feedback – bis auf die üblichen Facebook-Nörgler, die meckern, Offroader zerstörten die Natur. Aber ich kann diese kritischen Stimmen sogar verstehen, auch wenn ich weiß, dass gerade die Protagonisten dieser Folge, Jonas & Ellen, eher Umwelt-Schützer sind. Egal.

Die nächsten Projekte warten schon, trotzdem bleibt ein bisschen Zeit, sich mal kurz zu sammeln und ein bisschen quer zu denken. Habe mir gestern eine alte Dokumentation über Alexander Kluge angeschaut. Würde gerne eine Doku über ihn zu seinem 90. Geburtstag machen, seine „Schöpfungsgeschichte“ ist wirklich interessant. Er ist ja eigentlich ein gelernter Jurist (das verbindet ihn im Übrigen mit Ferdinand von Schirach), dann der Einfluss von Adorno, der ihm angeblich sagte, er solle lieber Filme machen, Bücher müsse nach Proust niemand mehr schreiben. Es war eine spannende Zeit in den Sechzigern, als der neue, deutsche Film entstand. Der Einfluss, den Godard hatte. Als die jungen Regisseure erkannten, dass Spielfilme nicht immer wie in Hollywood produziert werden mussten, sondern auch guerillamäßig funktionieren und trotzdem erfolgreich sein konnten. Die erste Schauspielerin, die mit Kluge arbeitete, war seine Schwester Alexandra. Kein Scherz. Für „Abschied von gestern“ hagelte es Preise, auch für sie, aber sie hörte nach diesem ersten Film gleich wieder auf mit der Schauspielerei und wurde lieber Ärztin (wie ihr Vater). Nebengeschichte. Dann der Kollektivfilm „Deutschland im Herbst“, später Kluges Kooperationen mit Helge Schneider. Habermas sagt in dieser Doku (von Angelika Wittlich) über Kluge, er sei der „unzynischste Mensch“, und das sehe ich auch so, ohne es beurteilen zu können. Habe nur einmal mit ihm telefoniert. Aber er erscheint immer so höflich, wahrscheinlich ist er es auch. Habermas sagte allerdings auch, Kluge sei als junger Mann noch etwas neurotisch gewesen, der Erfolg seines Schaffens habe ihn natürlich auch als Mensch ruhiger und sicherer gemacht. Dazu passt dieses wunderbare Foto von Kluge und Adorno, was im Film kurz auftaucht …

Kluger Adorno

Habe vor ein paar Tagen dieses wunderbare Video gefunden. Also, ja, ich glaube, Roger Waters ist – anders als Kluge – auch gerne mal edgy oder unbequem, aber dieser Song ist schon toll und seine (dessen?) Neu-Interpretation ebenfalls. Bitte checkt mal meine Lieblingsstelle bei 01:58, Waters abschätziger Blick nach der Zeile: Mother, should I trust the Government?

Politik ist gerade kein leichtes Thema, wenn man nach Amerika oder Weißrussland schaut. Und da sind wir noch nicht einmal bei den „normalen“ wirtschaftlichen Krisen, die sich coronabedingt gerade mehr oder weniger überall abspielen. Die Schauspielerin Sharon Stone hat vor ein paar Tagen ihre Landsleute dazu aufgerufen, bei der nächsten Wahl Frauen zu wählen, weil alle Länder, die mit Corona einigermaßen klarkommen, von Frauen geführt würden. Ich habe ihre These nicht überprüft, aber mein Gefühl sagt mir auch, wir können uns glücklich schätzen, unter diesen Bedingungen in diesem Land zu leben.

Hoffen wir, dass das so bleibt.

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