Terror in Schweden. Krieg in Syrien. Hab am Wochenende gegen das ganze Grauen angepflanzt:
Doch die Lage bleibt ernst. „Die Welt am Scheideweg“, untertitelte der aktuelle SPIEGEL. Also eigentlich kein guter Zeitpunkt, um über die Zukunft zu sprechen. Oder gerade doch? Keine Ahnung, auf jeden Fall ist mir heute (eher zufällig) eine hochinteressante Folge des Rocketbeans TV-Formats „Almost daily“ untergekommen, in der Manuel Möglich zu Gast war, den ich – durch die Produktion „Deutschland von außen“, von der in der Sendung auch kurz die Rede ist – ja wiederum auch ganz gut kenne. Es geht nicht um die ganz großen weltpolitischen Themen, aber, ehrlich gesagt, fand ich das mal ganz beruhigend. Es geht um früher, heute und morgen. Interviewformate können ganz unaufgeregt gemacht sein, wenn die Leute ab und an etwas zu sagen haben:
Die BILD-Zeitung titelte heute: „Der schlimmste Vater der Welt“. Das Foto dazu zeigte Syriens Präsidenten Assad im Kreise seiner Familie, annlässlich einer Geburtstagsfeier eines seiner Kinder, das soeben im Begriff ist, die Kerzen auf seinem Geburtstagskuchen auszupusten.
Es ist derselbe Mann, der in Verdacht steht, durch den Einsatz von Giftgas unschuldige Kinder getötet zu haben. Diese beiden Vorstellungen bekommt die BILD-Zeitung nicht unter einen Hut. Zudem ist der Titel womöglich irreführend. Assad ist vielleicht der schlimmste Präsident, aber nicht der schlimmste Vater.
Zugegebenermaßen kann man in Bezug auf die Psychopathologie anderer Menschen, zumal aus der Entfernung, generell nur spekulieren, aber dass Männer tagsüber für unfassbare Gräueltaten und Massenmorde verantwortlich zeichnen und abends, an Sonntagen oder zu Weihnachten treusorgende, liebende Familienväter sein können, wissen wir in Deutschland spätestens seit dem Dritten Reich.
Es gibt auch zahllose Serienmörder, deren bürgerliche Existenz (nach außen hin) tadellos erschien.
Ich recherchiere aktuell zum Thema Amok und bin dabei auch auf den Begriff der „Tötungshemmung“ gestoßen, die bei jedem gesunden, „normalen“ Menschen vorherrscht. Doch wo ist die Grenze zum Un-Normalen? Un-Gesunden? Ist das Böse krank? Dann wäre jeder Täter vermindert schuldfähig!?
Amokforscher unterscheiden zwischen Tätern, die ihre Opfer von Angesicht zu Angesicht töten, und den Tätern, die das nicht tun. Weil sie es nicht können. Über Breivik wird gesagt, er habe sich sein Mitgefühl (die Tötungshemmung) systematisch abtrainiert.
Ob in den Konzentrationslagern der Nazis oder heute in Syrien: Wer von seinem Schreibtisch aus den Einsatz von tödlichem Gas befiehlt, muss nicht in die Augen seiner Opfer sehen.
Es ist zu vermuten, dass dieser Anblick auch eigentlich nicht zu ertragen wäre, wenn es die Fotos nicht gäbe, in den Geschichtsbüchern und jetzt wieder auf Seite 1 der Tageszeitungen. Ich würde nicht behaupten, dass wir sie hinnehmen, aber im Innersten meines Herzens habe ich Angst, dass wir unser Mitgefühl auch systematisch abtrainieren. Vielleicht um uns zu schützen. Aber ich will das gar nicht.
Im selben Umfeld des „schlimmsten Vaters“ berichtet die BILD übrigens auch von den Verletzungs-Sorgen(!) des örtlichen Fußballvereins und lässt einen Supermarkt für Süßigkeiten werben, die weniger kosten als siebzig Cent.
Am 09. November 2016 schrieb ich – anlässlich der Wahl Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten – in diesem Blog folgende Sätze:
Bitte, schafft die Demokratie ab! Oder legt eine Pause ein. Weil das System momentan zu anspruchsvoll für den Bürger ist. Auf der anderen Seite liegt genau darin die Schuld der Politik. Wenn Regierungen eben nur den Blick auf Wirtschaftsbeziehungen und die Sicherung von Rohstoffen richtet, anstatt auf die Aus-Bildung ihrer Bürger, dann kommt leider zwangsläufig irgendwann genau das dabei heraus. Und deswegen sind die ganzen Wutbürger und Protestwähler weltweit womöglich sogar zurecht unzufrieden mit den etablierten politischen Kräften. Paradoxerweise jedoch nicht aus dem Grund, weswegen sie wirklich sauer sein könnten: Dass sie nämlich keine angemessene Bildung erhalten.
Heute lese ich im aktuellen Spiegel ein Interview mit dem US-Philosophieprofessor Jason Brennan, der gerade mit einem Buch für Diskussionen sorgt, welches da heißt: „Gegen Demokratie“ – womit er im Kern meint, man dürfe im Grunde nur informierte Bürger wählen lassen.
Vielleicht sollte ich doch Sachbücher schreiben?
Wobei – eine vergessen geglaubte „Karriere“ ist heute wieder zum Leben erweckt worden (nein, nicht Fotograf). War nämlich wieder Mal im Hafen unterwegs auf Recherche, u.a. auch in der Werft, in der ich damals den Sänger Gunter Gabriel auf seinem Hausboot gedreht habe. Gunters Boot liegt immer noch da, ein bisschen verlassen, und doch so liebevoll chaotisch arrangiert, wie man es von Gunter kennt.
Hab ihn nach kurzem Zögern angerufen, weil ich dachte, er sei womöglich sogar an Bord, war er aber nicht. Wir haben trotzdem kurz telefoniert, was total nett war. Er begrüßte mich ganz herzlich, als hätten wir letzte Woche gerade erst gesprochen. Und er fragte wieder nach dem „Hafencowboy“-Song, den ich damals als Jingle für die Reihe komponiert habe, weil er, wie er sagte, gerade wieder in einer Produktion stecke und den Song nun endlich mal richtig aufnehmen und auf die CD packen wolle. Ich meine, das sagt er seit fünf Jahren, doch ich freue mich total darüber, dass diese kleine Illusion, irgendwann doch noch einen „Hit“ zu landen, auf ganz kleiner Flamme weiterköchelt.
Oder anders ausgedrückt: Ein Traum, der einen ein Leben lang am Leben hält, muss am Ende vielleicht gar nicht wahr werden …
Bin heute ein bisschen durch den Wind. Liegt an dem Bombenanschlag in der Sankt Petersburger U-Bahn gestern. Der oder die Täter haben sich, wie ich heute von meiner russischen Kollegin erfahren habe, genau die Linie vorgenommen, in der wir letzten Herbst gedreht haben. Ich kann nicht behaupten, dass ich Sankt Petersburg gut kenne, doch ich habe da letztes Jahr zwei Wochen lang gelebt und gearbeitet und bin mehrfach Metro gefahren, und da kommt so eine Terror-Nachricht einfach noch ein bisschen näher an einen heran.
Ich versuche aber, positiv zu denken. Muss ich auch, schließlich werde ich dieses Jahr wieder nach Russland reisen. Ich bin sicher nicht unsterblich, aber ich weiß auch, dass mich auf Reisen immer ein Schutzengel begleitet.
Positiv denken! Hab mir, inspiriert durch das SPIEGEL-Sonderheft über die Aufklärung, aus der Bücherei das Buch „Ändere die Welt!“ von Jean Ziegler ausgeliehen. Ein sehr umstrittener Autor. Kann mir da auch noch kein abgeschlossenes Urteil erlauben, hab jedoch auf den ersten vierzig Seiten bereits ein paar gute Gedanken gelesen. Erstes Fazit: Ich muss mehr Brecht-Gedichte lesen …
Einen Hör-Tipp gibt es heute schon. Henning Wehland ist ein alter Bekannter von mir. Die H-BLOCKX kommen aus dem gleichen Dorf wie ich, der Kontakt zu Gudze, dem Bassisten, hält bis heute. Hennings Karriere mit den Söhnen Mannheims oder jetzt auch seine Solo-Platte finde ich sehr respektabel, sehe seinen Weg aber auch durchaus ambivalent. Umso begeisterter bin ich daher von einer kleinen Web-Talkreihe, die er anlässlich seiner Solo-Platte gemacht hat. Darin spricht er mit alten Wegbegleitern über einschneidende Erlebnisse und Momente seines (Musiker-)Lebens. Und ich erfahre in jeder Folge tatsächlich etwas Neues. In der zweiten kommt z.B. Hennings erster Plattenboss zu Wort: George Glueck – hochinteressant, was der Mann so aus der Anfangszeit der H-BLOCKX erzählt.
Ich habe jetzt mal die dritte Folge eingebettet, weil mich da die ersten Minuten ein bisschen geflasht haben, in denen der ehemalige, zweite Frontmann der H-BLOCKX, David Gappa, über seinen Ausstieg aus der Band spricht. Aber bildet Euch doch Euer eigenes Urteil:
Habe heute beim Schreibtisch aufräumen (Mein Motto: „inneres Chaos – äußere Ordnung“) einen älteren SPIEGEL-Nachruf für den Künstler Gustav Metzger gefunden. Beim Durchlesen fiel mir wieder ein, warum ich ihn damals aufgehoben habe. Erstens weil der Mann sehr alt geworden ist (90), zweitens weil er ein sehr aus der Kindheit geprägtes, bewegtes, relevantes Künstlerdasein gelebt zu haben scheint und drittens weil da am Ende der Satz steht: „Seine Arbeiten wurden auf der Documenta, in der Tate Britain und in New York ausgestellt. Erhalten ist kaum eine – nur in Fotos und Erinnerungen bleibt sein Werk präsent.“ Das hat mich, ehrlich gesagt, total umgehauen. Diese Vorstellung, ein Leben lang mit aller Kraft bedeutende Werke zu schaffen, in dem Wissen, diese immer wieder auch zu verlieren, bzw. keine von denen behalten und sie so bei Bedarf nach Jahren aus einem anderen Blickwinkel erneut betrachten zu können – ich weiß nicht, ob ich das könnte (das zweite, nicht das erste).
„Nicht die Wahrheit, in deren Besitz irgendein Mensch ist oder zu sein vermeinet, sondern die aufrichtige Mühe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit zu kommen, macht den Wert des Menschen.“
Kluge Worte von Lessing, die ich heute im neuen SPIEGEL-Geschichte-Heft gefunden habe. Thema dieses Heftes ist die „Aufklärung“. Hab mich während des Studiums ausgiebig damit beschäftigt und ganz vergessen, was das für kluge, kritische Köpfe damals waren. Und dass der Begriff „Aufklärung“ gar nicht wörtlich genug genommen werden kann, weil diese Denker wirklich Licht ins Dunkel gebracht haben.
Und heute? Versuchen mein Alphabeten-Kumpel Sebastian und ich zumindest Freude zu bereiten – mit Erfolg.
Unser letzter Bilderwitz hat 30.000 Leute erreicht. Hammer! Dafür ist Facebook echt gut. Andererseits wurde mir gestern u.a. die AfD-Seite vorgeschlagen. Ich frage mich, ob das an unserem vorletzten Bilderwitz liegt, wo wir ein Wortspiel mit Asylant – Asiland gemacht haben. Oder sind das „Bots“? Ich hoffe, nicht. Wie kommen die darauf, dass mir diese Scheiße gefallen könnte? Nee, tut sie nicht. Nicht im Geringsten, im Gegenteil. Es ist gruselig, wer heutzutage alles meint, aufklärerisch unterwegs zu sein. Dabei zieht es sich immer weiter zu. Zündende Gedanken sind gefragt. Kleine Taschenlampe, brenn, schreib den kategorischen Imperativ in den Himmel. Dann wären wir schon ein großes Stück weiter …
Die taz brachte heute auch ein Netz-Feature über fake news & Co. Angeteasert wurde das Ganze so:
Zurück aus dem Urlaub. Zurück im Tagesgeschehen. Neben dem Amok-Film betreue ich dieses Jahr wieder eine kleine Serie fürs Schweizer Fernsehen. Werde dafür ein paar Mal nach Moskau reisen, was natürlich spannend ist. Versuche, den damit verbundenen Stress so klein wie möglich zu halten und das Projekt in erster Linie zu genießen. Mal schauen, ob´s klappt.
Hab diesen Blog, wie man sehen kann, in den letzten Wochen ein bisschen vernachlässigt. Auch das soll sich wieder ändern. Das Leben ist bunt und liefert ständig Stoff, um darüber nachzudenken. Das sollte man auch tun, solange man es noch kann – und darf! Also opfere ich heute meine Mittagspause und halte schnell ein paar Gedanken fest.
War ja in der Zwischenzeit nicht untätig. Die kleinen Bilderwitze, die mein kreativer Partner Sebastian und ich unter dem Namen „Die Alphabeten“ jeden Freitag in die Welt entlassen, machen mir großen Spaß. Der letzte war etwas politischer und erzielte starke Reaktionen:
Gestern Abend habe ich noch ein Foto bei FB gepostet, das ebenfalls eine politische Lesart zulässt (ging um die Farbe des Himmels), und auch da entsponn sich eine Mini-Diskussion.
Verrückter Himmel. Ohne Filter und technische Bearbeitung.
Klar, damit muss man rechnen. Und trotzdem möchte ich mich einfach hinstellen, mit den Fingern schnippen und sagen: „So, ab jetzt: Weltfrieden!“ Die Gemütslage ist momentan so vergiftet und die Gemengelage so komplex, dass ich plötzlich wieder die Vorteile dieses Blogs zu schätzen gelernt habe, der sich ja mehr oder weniger als Einweg-Kommunikation etabliert hat.
Und gerade in diesen hysterischen Zeiten (die aber vielleicht auch immer so waren) schlägt das Schicksal dann zu und erstickt mal eben einen Großteil der herum fliegenden Funken. Mein Patenonkel ist gestorben. Am Ende doch ein bisschen überraschend, nachdem ich ihn (glücklicherweise) zu Weihnachten noch besucht hatte. Zugegeben, in den letzten Jahren ist der Kontakt weniger geworden, doch in den ersten zwanzig Jahren meines Lebens stellte dieser Mann eine feste Größe für mich da: nett, großzügig, verlässlich – und bärenstark. Die Sommerferien auf seinem Bauernhof sind und bleiben unvergessene Kindheitserinnerungen. Er hat mir mein erstes Auto geschenkt: einen apfelgrünen Trabbi (über den ich allerdings auch manchmal geflucht habe).
Jetzt tippe ich nebenbei die Beerdigung als Termin in meinem Smartphone-Kalender, was an sich schon ein unmöglicher Satz ist, und während ich sogar kurz zögere, ob man seinen Namen am Ende(!) mit „f“ oder mit „v“ schreibt, fängt mein Kopf an zu pochen, weil ich ahne, dass diese Trauer wieder so eine Halbwertzeit hat, wieder so eine seltsame un-tote Un-Trauer ist, die sich erst am Grab, im Kreise der Familie richtig artikulieren wird – und dann immer, immer wieder, wenn ich von nun an in Zukunft da oben in der Gegend unterwegs bin. Ich weiß es, und es wird mich trotzdem überraschen. So ist das Leben.
Muss mich seit letzter Woche mit dem Thema „Amok“ auseinandersetzen. Hab auch ein kleines Dossier zur Lektüre bekommen und fand das tatsächlich sehr interessant. Vielleicht habe ich zum Thema Amok allerdings jetzt auch einen anderen Zugang, weil meine Söhne nun selbst in dem Alter sind, in dem Jugendliche oder junge Männer typischerweise zu Tätern werden.
Die Kernfrage der Forschung lautet: Gibt es frühe Warnsignale, die Eltern, Lehrer oder Freunde im Umgang mit potentiellen Tätern erkennen können? Kurz gesagt: Kann man einen Amoklauf verhindern?
Gerade die Rolle und die Verantwortung der Eltern wird in diesem Zusammenhang kritisch beleuchtet. Und auch ich frage mich als Vater: Wie meistert man die Gratwanderung zwischen „langer Leine“ und „Supervision“?
Sue Klebold, die Mutter von Dylan Klebold, einem der beiden Täter des Columbine High School-Attentats, sagte in einem Interview mit der Süddeutschen Jahre später ein paar Worte, die ich mir ziemlich zu Herzen genommen habe: „Ich wusste früher nicht, wie man zuhört. Ich dachte, ich würde zuhören, aber in Wahrheit tat ich es nicht. Ich kann mich daran erinnern, dass ich als Kind meiner Mutter vorweinte, wie hässlich ich sei und dass mich niemand möge. Worauf sie sagte: `Aber ich mag dich doch.´ Es war sicher nett von ihr gemeint, aber auch das ist nicht zuhören.“
Der Kölner Psychotherapeut Stephan Potting erzählt (ebenfalls in einem SZ-Interview), Eltern von Tätern hätten häufig die Beziehung zu ihren Kindern vermieden und darüber den Kontakt zu ihnen verloren. Er rate Eltern daher, „den Kontakt zu ritualisieren“, z. B. durch gemeinsames Abendessen, gemeinsame Gespräche und Begrenzung des Medienkonsums. Den daraus entstehenden Ärger mit dem pubertierenden Nachwuchs empfindet er als „sinnvoll“. Hochinteressant. Lieber ab und an in die Konfrontation gehen als gar nicht miteinander reden.
Die Rolle der Medien ist natürlich auch interessant. Wie muss man ein solches Geschehen medial aufbereiten? Es gibt mittlerweile einen Verhaltenskodex, wie man in Deutschland über Amokläufe berichten soll: den Täter pixeln, möglichst wenig Details – damit der Täter nicht zum „Helden“ bzw. zur Identifikationsfigur wird und noch mehr Nachahmer findet.
Wann ist ein Bild …… ein Bild von sich?
Ich habe einem Protagonisten in meinem zweiten Roman „Kunststoff“ damals einen Satz in die Feder diktiert: „Amok ist umgedrehtes Koma.“ Ich dachte damals, das wäre superoriginell, bis mir ein Kollege erzählte, so ähnlich hätte die Punkband „Abwärts“ schon in den Achtzigern eine Platte betitelt. Jetzt habe ich gelesen, dass das in Winnenden das Passwort für den schlimmstmöglichen Fall war. Als die Katastrophe ihren Lauf nahm, rief der Rektor: „Frau Koma kommt!“
Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, wieder besser zuzuhören. Generell. Weil es das soziale Miteinander fördert. Und sich der Andere besser fühlt. Ganz einfach.
Die Alphabeten haben gestern erste Probeaufnahmen für ihren demnächst erscheinenden Podcast gemacht. Das war schon sehr lustig. Zumindest für uns.
Die Zeiten sind ja ein bisschen verrückt. Und es kommt ja auch nicht von ungefähr, dass wir jetzt so ein Projekt starten. Weil die Zeit reif ist, vielleicht sogar „überreif“, und die Entwicklung des alten Wunsches der Kritischen Theorie, der Empfänger möge (als Gegenpol zu den klassischen Massenmedien) doch auch zum Sender werden, auf dem anderen Ende der User-Skala die seltsamsten Blüten treibt:
Wahnsinn: Sammel-Alben für Webstars! Meine Freundin hat mir das geschickt, Danke dafür, man glaubt das ja nicht, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Aber im Grunde auch symptomatisch und auf der zweiten Beobachtungsebene wiederum ein tolles Thema für eine Abschlussarbeit in Kulturwissenschaften. Oder Psychologie.
Scheine die kleine Grippe-Attacke vorletzte Woche gut überstanden zu haben. Will nicht sagen, dass ich Bäume ausreißen könnte, aber zumindest habe ich dieses Wochenende endlich wieder mal ein Pensum absolviert, das Geist und Körper gefordert hat. Samstag und Sonntag Stalldienst in der norddeutschen Kälte, heute Nachmittag ein Vorbereitungsspiel gegen Teutonia gewonnen (2 Assists), nebenbei ein bisschen Falkner und Walser gelesen – und gestern Abend um Viertel nach acht das Mainstream-Programm umschifft und stattdessen „Die Füchsin“ im WDR geschaut. Hat mir sehr gut gefallen. Das Lustige war: Ich kannte eine der Locations, weil ich da selbst mal gedreht habe, und zwar mit Joe Bausch, damals für unsere Reportage.
So gesehen im Dritten
Das Haus befindet sich in Köln, was bemerkenswert ist, weil die „Füchsin“ eigentlich in Düsseldorf spielt, egal, nur eine Randnotiz, doch ich muss zugeben, dass mir dieses „Geheimwissen“ ein bisschen Freude bereitet.
So bei mir.
Die Reportage läuft übrigens immer noch im Netz bei spiegel.tv. Ist definitiv einer meiner schöneren Filme. Morgen geht es nach Zürich, zum SRF. Wir stellen da unsere Protagonisten vor, die wir für eine kleine Dokureihe gecastet haben: „Schweizer in Hamburg“. Sind, glaube ich, ganz gut gewappnet. Dienstag wird es dann ernster. Da werden mein Alphabeten-Kollege Sebastian und ich mal versuchen, eine Probeaufnahme für einen (demnächst hoffentlich regelmäßig erscheinenden) Podcast zu produzieren … bin ein bisschen nervös.
Man wird am Ende nicht sagen können, dass ich keine Spuren hinterlassen habe.
Merke in diesen Tagen, dass es den Akku auflädt, wenn man den Geist auch „mitlaufen“ lässt. Das ist wie bei einem Hybrid-Auto, das Energie produziert, während es faktisch Fahrleistung erbringt (oder war es Bremsleistung?). Habe in meinem kleinen Walser-Büchlein gestern noch vier Zeilen gefunden, die ich hier unbedingt teilen möchte. Obwohl ich es zweimal lesen musste, um die ganze Tragweite zu verstehen – dennoch voll auf den Punkt!