240915

Überall tobt das Wetter, und ausgerechnet Hamburg begeistert die Menschen mit sonnigen Bilderbuch-Spätsommer-Tagen.

Bin sehr dankbar für die reichen Tage, die wir gerade verleben. Zwar anstrengend und voll, zugleich aber auch kreativ, intensiv, produktiv und dadurch, dass so viel anliegt, ständig im Austausch mit immer wieder neuen Menschen.

Jobmäßig gipfelten gestern meine ersten vier Wochen im SPIEGEL TV-Digitalbereich in einer sehr intensiven Aufzeichnung, den ganzen Samstag, 3 Folgen True Crime-Talk zum Thema „Jack Unterweger“ – das GästInnen-LineUp bestmöglich: unsere ehemalige SPIEGEL TV-USA-Korrespondentin Dr. Karin Assmann, die Unterweger 1992 in Miami interviewt hat, und der Gerichtsgutacher von Unterweger 1994, Professor Reinhard Haller, wirklich DER Unterweger-Experte, wenn man über Jacks dunkle Seele sprechen will. Wir haben Karins altes Interview auszugsweise gezeigt und mit beiden drüber gesprochen, journalistisch und forensisch-psychiatrisch.

Das Verrückte – und auch Reizvolle – an der Produktion war, dass alles von uns ein bisschen guerillamäßig, aber zugleich sehr liebevoll vorbereitet wurde, wie man auf den Fotos sicher auch erkennen kann. Statt in ein Hochglanz-Studio zu gehen, haben wir kurzerhand den Lager-Keller unserer Herstellung entrümpelt und hergerichtet. Mit viel eigener Muskelkraft (bin wirklich fertig heute) und viel spontaner Unterstützung meiner KollegInnen.

Dann gab es noch ein paar Herausforderungen; die größte war, dass meine eigentlich angedachte Co-Moderatorin plötzlich krank wurde und meine Frau eingesprungen ist. Das war alles nicht „ohne“, in vielerlei Hinsicht, aber, egal, was aus dieser ersten Serie wird, es wird am Ende für uns beide eine (weitere) tolle, gemeinsame Erinnerung sein, von der wir noch unseren EnkelInnen erzählen werden.

Ich vertraue dieser Frau, die nebenbei noch ihr Leben mit mir teilt, wirklich blind, und ich wusste – bei aller Aufregung – dass da nichts fundamental schief laufen wird. Aber natürlich war es ungewohnt für mich, selbst zu moderieren, vor allem vor laufender Kamera – ich kenne das ja bislang nur vom Alphabeten-Podcast mit dem Stuertz. Und, ja, wir werden im Schnitt noch einiges basteln müssen, aber unterm Strich hat alles geklappt, das war vor drei Wochen noch nicht unbedingt abzusehen.

Nebenbei bereite ich mich – so effektiv, wie es nur geht – auf zwei musikalische Lesungen vor: Lesung aus Eben noch Eden – und Songs von Udo Lindenberg. Jetzt am 21. September, im Rahmen der Nacht der Kirchen, begleitet von der Pianistin Ninon Gloger, und am 09. November(!) in Münster, im Vorprogramm der „Wilde Jahre“-Party von Michael Knüfer, supported von meinem alten Band-Kollegen Pascal Cherouny.

Mit Ninon habe ich letzte Woche Freitag einmal geprobt (nach der Keller-Entrümpelung bei der Arbeit), in ihrem Wohnzimmer in Lübeck, und auch da muss ich sagen, war das gar nicht so einfach, gegenüber dieser begabten Profi-Pianistin, die gerade von einer Tour mit Charly Hübner kam, einfach wie so ein Schuljunge zum Vorsingen anzutreten – ich meine, ich weiß wirklich nicht, warum ich ständig meine Komfort-Zone verlasse, aber es geht ja doch immer um Dinge, die ich liebe. Und es sind ja auch immer Begegnungen mit interessanten Menschen. Ich glaube, wenn ich das einfach öfter machen könnte (moderieren, singen etc.) – dann würde es mich vielleicht auch nicht mehr so stressen.

Aber es ist ein schöner Stress – und Stillstand der Tod. Und der lauert hinter jeder Ecke.