In Spi Ration_DK

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Haben unseren Teil der Abmachung erfüllt und meine Mutter am Wochenende „entführt“, damit meine Schwestern im haus meiner Mutter in Ruhe das Esszimmer renovieren konnten. Sind nach Dänemark gefahren, genauer gesagt, Fünen, zu dritt, meine Frau, meine Mutter und meine Wenigkeit, Samstag Nyborg, Sonntag Odense, es sollte nicht zu weit weg sein, aber eben auch nicht zu nah, sodass man ein bisschen das Gefühl hat zu verreisen.

Was soll ich sagen? Der Plan ist aufgegangen. Wir hatten tolles Wetter und eine super Logistik: Samstagmorgen direkt nach dem Frühstück los, Ankunft mittags in Nyborg, sind dann da ein bisschen durch die niedliche, kleine City und ein paar Läden geschlendert, danach in so einem Imbiss-Klassiker am Hafen einen Happen gegessen, danach ins Hotel, einchecken, ein bisschen hinterm Haus an den Strand, dann auf 18h ins Cafe Apostrof zum Dinner, was klasse war, und im Anschluss zu Fuß in die Bastion, einem traditionsreichen kleinen Theater, in dem an dem Abend die dänische Jazzsängerin Sinne Eeg mit ihrer Band James Bond-Songs interpretiert hat.

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Und das war ganz toll, weil die Band richtig Bock hatte, obwohl (oder gerade weil?) es gar nicht so voll war. Tatsächlich hab ich mich ein bisschen gewundert, weil Sinne Eeg schon bekannt ist und James Bond-Songs doch eigentlich auch ein massentaugliches Programm – selbst „verjazzt“ – will sagen, das hätte m.E. so auch vor 1000 Leuten in der Laeiszhalle funktioniert, so waren es keine 100 in Nyborg, obwohl die Bastion auch Platz für mehr Leute gehabt hätte.

Ich habe mich gefragt, ob die Sängerin enttäuscht war. Und ob sich das rechnet mit 7 Leuten auf der Bühne. Eigentlich interessant, dass sich offenbar auch so renommierte Acts Gedanken machen müssen, ob genug Leute zu ihren Konzerten kommen. Uns hat es jedenfalls umgehauen, und ich hab plötzlich wieder total Lust bekommen, in einer Band Musik zu machen. Die gute Stimmung auf der Bühne war total ansteckend, dieses gemeinsam Erleben, das ist wie Fußball, nur noch eine Spur intensiver.

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Für Sonntag hatten wir auf dem Rückweg in Odense einen Slot im Hans-Christian Andersen-Haus gebucht, und das war auch sensationell. Allein die Architektur – wie die um das Geburtshaus des berühmten Märchenerzählers ein hochmodernes, interaktives Museum gebaut haben, war total inspirierend. Holz, Glas, und eine ganz wunderbare Raumausstattung.

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Wünsche ich natürlich nicht, aber ich fand, es klingt wie der Titel eines interessanten Songs

Natürlich war mir vieles über Andersen noch aus meinem Skandinavistik-Studium bekannt. Vieles aber auch nicht mehr so, und das war schon spannend, bis hin zu seiner bis zum Schluss etwas ungeklärten Sexualität. Das hatten sie schön arrangiert, mit Briefen und Exponaten, diese verschiedenen Begegnungen mit Männern und Frauen, die Andersen im Laufe seines Lebens etwas bedeutet hatten. Ich hatte erst letztens wieder an Andersen denken müssen, als ich mich mit Heines Harzreise beschäftigt habe, Andersen war die Reise ja im Prinzip nachgereist, mit dem festen Wunsch, auch als Romancier (oder Dramatiker) Erfolg zu haben. Dass er letztlich mit seinen Märchen zu Weltruhm gelangte, wird ihn zwar gefreut, aber womöglich nicht immer künstlerisch befriedigt haben. Und auch wenn das jetzt ein bisschen größenwahnsinnig klingt, fühle ich ihn da sehr. Nicht, dass meine Filme künstlerisch so wertvoll wären wie Andersens Märchen, aber wie es der Zufall will, geht jetzt am 02. November, also genau an dem Abend der Premiere meines neuen Buches (19h, Nachtasyl/Thalia), zeitgleich auch der Film auf Sendung, an dem eine Kollegin und ich schon das ganze Jahr sitzen (und noch ein paar andere Menschen). Aber ob der jetzt supergut läuft oder den Kritikern gefällt oder nicht, ist mir – im Vergleich zu der Resonanz auf das Buch – tatsächlich nicht ganz soooo wichtig, obwohl es das vielleicht sein müsste.

Und deswegen hege ich einmal mehr Bewunderung für Menschen wie Andersen oder Sinne Eeg und ihre Musiker, die für ihre künstlerische Leidenschaft brennen, auch wenn die Widerstände mitunter groß sind. Und am Ende ist eben auch das in besonderem Maße inspirierend.

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