Bild ende Künste

Die spinnen, die Mainzer ...
Die spinnen, die Mainzer …

Gestern beim ZDF gewesen, zur Abnahme des „Geheimen Paris“. Alles gut gelaufen. Der Film kam sehr gut an, bis auf ein paar Kleinigkeiten, die es immer gibt. Aber die Arbeit hat sich sehr gelohnt. Es war insgesamt ein sehr netter, konstruktiver Termin in Mainz, mit zwei kompetenten ZDF-Kollegen. Wir waren um 13h durch, danach bekam ich von dem betreuenden Redakteur sogar noch eine kleine Führung: Fernsehgarten, das Studio, in dem das Sportstudio aufgezeichnet wird, die Greenbox, wo Besucher Nachrichtensprecher spielen können, Kantine, der Mainzelmännchen-Shop, ich kam mir am Ende – als der Druck abgefallen war – vor wie einer der schwäbischen Touristen, die neben mir im Shop an der Kasse standen.

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Warum ich das erzähle? Weil ich gestern etwas gelernt habe … Mein Nebenmann im Flieger hatte die WELT dabei und kurz vor der Landung in Frankfurt fragte ich ihn, ob ich einen Blick in seine Zeitung werfen dürfe. Klar, kein Problem. (Nebenbei: dieser Mikrokosmos oder „Geheimclub“ von Business-Männern in meinem Alter, die alle nahezu uniform gekleidet (schlichte Hose, weißes Hemd, Unterschied nicht im Style, nur in der Qualität) frühmorgens nach Frankfurt, München oder Köln und abends wieder zurückfliegen … manchmal in denselben Fliegern, sich unmerklich zunickend, später am Abend mitunter bereits etwas derangiert, weil man nach dem erfolgreichen (oder erfolglosen) Geschäftstermin in der Fremde nichts Besseres zu tun hatte, als sich ab 16 Uhr mit Weißbier zu betäuben, den müsste man mal darstellen … egal, ich schweife ab). Jedenfalls war in der WELT ein kurzes Interview mit einem Glücksforscher abgedruckt, der seine persönliche „Glücksformel“ an drei Aspekten festmacht, wobei mir insbesondere der dritte sehr einleuchtet: Eudaimonie – Aristoteles hat diesen Begriff geprägt. Es geht, verkürzt gesagt, darum, aus seinem tugendhaften Handeln das Optimum herauszuholen, also, sein Potenzial als wirkender Mensch, im Hier und Jetzt, voll auszuschöpfen. Und nach der erfolgreichen Abnahme dieses Filmes, der mich zwischendurch nicht immer zu 100% gepackt, bzw. eher oft daran erinnert hat, dass ich viel lieber etwas Anderes machen würde (z.B. in Frankfurt auf der Buchmesse zu stehen und endlich als großartiger Schriftsteller entdeckt zu werden), und in den ich aber gerade in den letzten zwei Wochen soviel kreative Power gesteckt habe, bis ich am Ende selber das Gefühl hatte, wirklich für meinen Teil das Optimum aus dem Thema herausgeholt zu haben; und dass mich am Ende der Abnahme, die mir eben dies bestätigte, und ich draußen auf dem Parkplatz in der Sonne stand, ein wohliges Glücksgefühl durchströmte. Ich kann nur jedem raten, sich auf die Dinge zu besinnen, die ihm gelingen. Oder mal gelungen sind. Es geht manchmal eben auch darum, Projekte im richtigen Moment (und rechtzeitig) wirklich anzunehmen. Selbst, wenn es kein Roman des Jahrhunderts ist, sondern „nur“ ein kleiner Film fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen.

Apropos öffentlich-rechtliches Fernsehen – Herr, bitte mach´, dass es immer ARTE geben wird. Ich meine das ernst, wer weiß, wer hier bald an der Macht ist … Jedenfalls gucke ich ARTE zwar nicht immer, bzw. ich gucke auch DMAX oder Sky, aber wenn ich nur ARTE hätte, wäre es kein großes Problem. Gestern Abend kam eine (inhaltlich und formal) atemberaubende Doku über Alice Cooper. Wie die Band nach einer „Andersartigkeit“ gesucht hat (heute würde man sagen: USP), schließlich diese Kunstfigur „Alice Cooper“ entstand und der Sänger irgendwann dachte, ER wäre wirklich „Alice Cooper“. Riesenerfolg, Trennung der Band, erst Alkoholsucht, Entzug, später Kokain und Co. Und aus dieser harten Drogenzeit zeigten sie so krasses Archivmaterial, dass ich fast auf der Couch entsetzt aufgeschrien hätte, im Ernst. Unfassbar … eigentlich müsste man das seinen Kindern zeigen. Bessere Prävention gibt es nicht, ich schwöre.

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Noch ein Wort zum Thema Alkohol. So gesehen, schlage ich mich ganz wacker. Ja, vielleicht muss ich den kreativen Wahnsinn, der mich oft beschleicht, die Ideen und Geschichten, die alle herauswollen, in Kombination mit den alltäglichen Sorgen, die uns alle plagen, an manchen Abenden mit einem oder zwei Bier etwas in den Griff kriegen. Aber wenn ich mich selbst als Künstler ernst nehme und verstehe, bzw. verstehen will, mit allen Ups und Downs, die solche Menschen oft auszeichnen, muss ich sagen, dass ich mich im Großen und Ganzen gut unter Kontrolle habe. Dass ich gut funktioniere, als Partner, Vater, Sohn, Bruder, Freund, Arbeitnehmer und Bürger. Ja, als Mensch. Ehrlich gesagt, so gut, dass ich manchmal vor Rührung heulen könnte. Wobei das sicher auch daran liegt, dass ich Menschen um mich herum habe, denen ich etwas bedeute, und für die es sich lohnt zu funktionieren.

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Nicht zu vergessen, die Tiere.

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