nah und gut

Treffpunkt: Wuppertal - ein Geniestreich
Treffpunkt: Wuppertal – ein Geniestreich

Jetzt ist der Juni bald um, und ich stehe noch aufrecht. Bin froh, dass ich mir Freitag und Samstag die Zeit genommen habe, um meine Freunde bzw. einen Tag später meinen Vater zu besuchen. Die Zeit, die man mit den Menschen verbringt, die einem am nächsten stehen, ist leider verschwindend gering im Vergleich zu der, die man mit „irgendetwas“ totschlägt. Das kann man auch nicht groß ändern, so ist das Leben, ob man will oder nicht. Aber wer dann die kleinen Lücken nicht erspäht, dem ist dann eben auch nicht zu helfen.

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Meine Reise am Freitag begann gut, hab nämlich in der Bahnhofsbuchhandlung, in die ich sonst nie gehe, spaßeshalber bei den Romanen unter „D“ wie Djian nach etwas Neuem gesucht und gleich was gefunden. Das war bei dem letzten Buch von ihm auch schon so. Magisch. So hatte ich denn auch Reiselektüre – und bin nicht enttäuscht worden. Djian-Romane entfalten auf mich immer eine eigenartige Wirkung. Ich habe dann immer gleich Lust, selbst eine neue Geschichte anzufangen. Irgendwas aus dem Alltag, etwas Zwischenmenschliches über Liebe, Familie und Freundschaft, und es ist nicht gerade so, dass die zwei Tage nicht inspirierend gewesen wären. Alte Freunde weit weg, Kinder aus zwei Ehen begegnen sich, Autofahrt in den Norden als Bruder zwischen zwei Schwestern – ernsthaft, ich hätte die ganze Zeit ununterbrochen in ein Diktiergerät sabbeln können.

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Hatte vor der Geburtstagsfeier meines Vaters am Samstag noch drei Stunden Aufenthalt in Münster. Allein. Extra niemanden angerufen, wollte einfach nur herumlaufen wie damals als Student, an einem sonnigen Samstag über den Markt am Dom, die kleinen Gassen, das Kuhviertel, die Promenade, hin zu meinem alten Studentenzimmer.

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Hier, hinter dem rechten Fenster zur Straße, entstand die Doktorarbeit, die jetzt vermutlich wiederum dort einzusehen ist, in der Unibibliothek. Gehorche keinem, der Schriftzug ist neu. Bisschen aufgesetzt, wenn ihr mich fragt.

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Schon interessant, davor zu stehen mit dem Gefühl, Teil des wissenschaftlichen Diskurses zu sein. Auf der anderen Seite die Frage: Was bringt es? Ich liebe Münster, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich da noch leben könnte. Also, auf dem Markt, das war ja fast schon zum Kotzen schön. Aber meine Freundin hätte ich gerne dabei gehabt. Als Tourist ist das nämlich nett, in seiner Heimatstadt herumzuspazieren.

Ansonsten? Ist ja diese unbemannte Versorgungsrakete, die zur Raumstation ISS hochsollte, explodiert. Und das war schon der dritte Versuch. Da frage ich mich, ob die Ausgaben gerechtfertigt sind. Hab da gestern mit meiner Freundin drüber gesprochen. Klar, der Mensch braucht Ziele, und die müssen auch ein bisschen bekloppt sein, aber anstatt nach einem neuen Planeten Ausschau zu halten, auf den die Menschheit vielleicht übersiedeln kann, wäre es doch sinnvoll, in die Erhaltung des alten zu investieren. Für mich spiegelt sich da die Wegwerf-Gesellschaft wider, denn genauso wie man das alte I-Phone einfach wegschmeißt, weil das Display Kratzer hat, guckt man eben nach einer Alternative zur alten Mutter Erde, die auch ein paar Kratzer hat. Das ist schon ziemlich ätzend und unverständlich, wenn man sich das genau überlegt.

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