Tag 3

Hatte eben im Supermarkt zum ersten Mal Orientierungsprobleme, im Sinne von: Bin ich noch drin? Nach gerade mal 3(!) Tagen – lächerlich.

Joe Bausch hat uns heute sein Revier gezeigt, u. a. ein paar Betriebe, wo alte Starkstromkabel recycelt werden, einen Wohnbereich für die Sozialverträglicheren, die neben der Teeküche auch das Privileg der besseren Aussicht genießen, den Sportplatz, über den lange Stahlseile gespannt sind, damit da keine Hubschrauber landen können, um irgendwelchen Schwerverbrechern zur Flucht zu verhelfen, alles sehr spannend. Aber eben auch ein supersensibles Konstrukt.

Als Filmemacher wünscht man sich natürlich immer Bilder mit vielen Menschen, ein bisschen Action, aber eigentlich sollte man da gar nicht so viel Aufhebens machen. Es ist wirklich eine Gratwanderung, einen Hochsicherheitsknast zu zeigen, ohne dass da ein Zoo oder Zirkus draus wird. Man muss ja nicht nur die Bediensteten respektieren, sondern auch die Rechte der Häftlinge, egal, was die verbrochen haben. Die müssen ja, wenn sie wieder rauskommen, trotzdem in dieser Welt klar kommen. Wenn sie wieder rauskommen …

Bausch hat heute einen krassen Satz gesagt. Mir war schon vorher aufgefallen, dass einige Häftlinge ihre Zellenfenster mit Tüchern oder Flaggen verhängen, aber ich hatte keine Ahnung, warum. Das liegt daran, dass gerade diejenigen in den höheren Stockwerken den Blick nach draußen in die Freiheit nicht ertragen. Dann doch lieber den offenen Vollzug im Hotel-Knast. Da kann man wenigstens zum Fußball gucken in die Kneipe gehen.

Als akustisches Gegengewicht zum schweren Knastalltag eine alte MIDI-Skizze von mir:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert