Insel-Lösung

Haben noch ein bisschen die Insel erkundet. Bezaubernd, wie alles winterschläft. Sind mit unseren geliehenen Fahrrädern querfeldein und hoch zum Leuchtturm. An einem torfigen Tümpel Halt gemacht und die Stille genossen. Absolute Stille.

Habe versucht, sie für Euch aufzunehmen. Die Stille ist so still, dass man sie nur in höchster Lautstärke und über Kopfhörer wahrnimmt (bei ca. 5 Sekunden schnattern ein paar Gänse oder krähen Krähen, keine Ahnung, ist aber toll).

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Weiter durch das sandige Gras gestiefelt, den Leuchtturm durch den Nebel erahnt. Ein Foto wie ein impressionistisches Meisterwerk. Für einen Moment ein Gefühl von Irland. Und einfach mal die Klappe halten. Nur dem Atem zweier Menschen lauschen, die ohne einander anders wären. Stundenlang hätte ich so weiter marschieren können. Musste links und rechts allerdings die Fahrräder schieben, was mir bergan einiges abverlangte. Oben auf dem Hügel durchgeatmet, draufgesetzt und ins Tal gerast. Helle Freude statt dunkler Gedanken. Hoffe, der Vorrat hält bis aufs Festland. Doch das kann wohl niemand vorhersagen, oder?

Ansonsten? Bloß nix von der Welt da draußen. Ganz bei uns. Kommen voran. Reden viel. Über die Zukunft. Damit die Gegenwart nicht so schwer und erwachsen daher kommt. Vieles erscheint angesichts des Wassers jedoch auch leichter. Keine Lust, morgen schon wieder nach Hause zu müssen. Möchte mich hier einfrieren, wie diese Fliegen, die im Bernstein eingeschlossen sind. Ich glaube, von den Farben her, bin ich ein Bernsteintyp. Das Zeug wird hier an allen Ecken verkauft. Am besten gefallen mir diese kleinen Ketten, die Säuglingen beim Zahnen helfen sollen. So eine hätte ich gerne für mich. Irgendwie zahnt man doch sein ganzes Leben.

Bin Euch noch ein Retro-Insel-Gedicht schuldig. Hab mich bemüht, das Wort Arg unterzubringen, weil es mir aus dem Friedensgebet so nachhängt.

Ruhig und immer ruhiger wogt die Wut
ebbt ab und zuversichtlich kippt der Arg
um – zu schreiben, klar, mit neuem Blut:
der Baum ist kahl, jedoch in keiner Weise karg

An ihrer Hand löst endlich sich die Hülle
die mühsam Kopf und Herz zusammenhält
wenn sichtbar wird die reiche Fülle
mit der die Gunst den echten Mensch´ erwählt

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