Hauptmann Gerhart

  

Heute hat´s geklappt. Wir waren im Gerhart Hauptmann-Haus. Und es war super, ein bisschen so wie bei Laxness in Reykjavik. Ich frage mich, wie sich diese Schriftsteller solche Häuser leisten konnten. Ich meine, das hier war nur Hauptmanns Sommerhaus. War ganz beruhigt, als ich hörte, dass er auch schon über 60 war, als er es kaufte und vorher jahrelang (so wie wir) in Hotels oder Pensionen Zimmer gemietet hatte. Es besteht also noch Hoffnung. Außerdem war er – genau wie Laxness – ebenfalls zweimal verheiratet und machte am Ende Patchwork-Urlaub. Man denkt ja immer, das wäre so eine Erscheinung unserer Zeit – nee, das gab es immer schon. Es hieß nur anders. Einfach Urlaub.

  

Konnte im Eingangsbereich der Versuchung nicht widerstehen, meinen Mantel über die Garderobe zu hängen. Wollte das Gefühl haben, gewissermaßen bei den Hauptmanns eingeladen zu sein. Obwohl die nette Frau, die den Rundgang begleitete, erzählte, die Hauptmanns hätten ungern Besuch empfangen. Ich glaube, bei mir wäre es ähnlich. Echte, gute Freunde könnten bei uns allerdings mit Kind und Kegel den ganzen Sommer bleiben …

Coole Einrichtung. Nicht so extrem wie bei Laxness, aber schöner Mix aus klassischem, dunklen Holz und frischem, roten Schwedenschick. Fest steht, dass Leute wie Laxness oder jetzt auch Hauptmann meine Theorie bestätigen, dass ein Haus oder eine Wohnung erst durch originelles, leichtes Design und originale Kunst sein Flair erhält. Ich sammele ja auch kleine Gemälde. Die müssen (bzw. dürfen) nicht teuer, aber original und mit einer Geschichte versehen sein. Dann wird daraus Kunst.

  

Das Arbeitszimmer war natürlich der Höhepunkt. Die Frau erzählte, Hauptmann sei sehr diszipliniert gewesen und habe jeden Tag 3 Stunden diktiert. Ich hab das erst gar nicht verstanden. Doch er hat offenbar wirklich jeden Tag seiner Sekretärin 3 Stunden lang druckreife Sätze in die Feder diktiert. So haben ja früher viele Dichter gearbeitet, aber das ist schon schräg, ein Tonbandgerät auf 2 Beinen. Heute hätte er bestimmt ein PC mit Spracherkennung. Am Eingang hing ein Tagebucheintrag. Klingt vermessen, aber er erinnerte mich an meinen Blogeintrag von gestern. Werde für morgen mal versuchen, ein Insel-Gedicht zu verfassen. Irgendwas mit karg und Fülle und Arg und Hülle

 

 

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