Okay

Bin heute morgen aufgewacht und dachte, ich hätte alles nur geträumt. Hab ich aber nicht.

Keintraum

Ich war mir eigentlich sicher, dass nicht viel passiert, da ein Endspiel Deutschland-Holland, 40 Jahre nach München, unausweichlich ist, aber DAS war dann schon überraschend. Dabei gab es, als ich das Büro verließ, durchaus schlechte Vorzeichen …

Am Boden?!
Am Boden?!

Aber auch gute …

Am Body?!
Am Body?!

Eine Frage nur – und das nicht erst seit gestern: Wie kann man Kroos ziehen lassen?

G. SPIEGELT

Schwerpunkt im Juli-Kulturspiegel: die Freundschaft. Auf dem Cover werden ein paar klassische Freundespaare genannt: Thelma & Louise, Ernie & Bert, Batman & Robin, Laurel & Hardy etc. Zwei Freunde haben sie m. E. vergessen: Micky & Goofy. Suche und lese gerade wieder die alten Lustigen Taschenbücher aus meiner Kindheit und bin total begeistert. Micky und Goofy – eine ganz ähnliche Konstellation wie bei Oskar und Rico, die Figuren in Andreas Steinhöfels Geschichte, die jetzt verfilmt wurde. Der eine Freund etwas schlichter, aber unverzichtbar in seiner Sicherheit gebenden Funktion für den anderen.

Tolles Interview mit Steinhöfel. Ich finde auch, dass man keine Kinder haben muss, um Kinderbücher zu schreiben. Hatte Michael Ende Kinder? Wahrscheinlich ist es eher andersherum. Wer Kinder hat, kommt gar nicht dazu, Bücher zu schreiben, weil er a) keine Zeit hat und b) völlig desillusioniert ist … (Scherz)

MdrR

Das Taschenbuch, auf das ich mich beziehe, heißt „Micky, der rasende Reporter“ und ist aus naheliegenden Gründen mein Lieblingsbuch. Und fast so alt wie ich. Interessant in diesem Buch übrigens auch das Verhältnis zwischen Micky und Minni. Minni spielt hier nämlich eher die Xanthippe, während sie ja sonst oft als charmanter, verständnisvoller Rückhalt gezeichnet wird. Hing (bzw. hängt) sicher auch immer davon ab, welcher Autor gerade die Story schreibt. Würde den von damals jedenfalls gerne mal besuchen und fragen, was bei ihm vor 40 Jahren privat los war. Grundsätzlich bin ich von Micky und Minni oder Donald und Daisy aber immer ganz gerührt, weil die ja faktisch „füreinander geschaffen“ sind … ach, was weiß ich …

Ansonsten? Hat mein Kollege Jörg Kramer im aktuellen SPIEGEL einen Absatz über Thomas Müller formuliert, der so wunderbar treffend ist, dass ich ihn hier nochmal teilen muss:

„Müller spürt und genießt es, dass das Turnier ihn aufwertet, ihn plötzlich wie die Avantgarde eines Weltspielstils 2014 aussehen lässt. Mit diesem schneidigen Hurra, aufopferungsvoll, könnte er auch für Chile auflaufen oder für Costa Rica. Es ist aber Deutschland, das macht die kämpferische Haltung irgendwie wertvoller – so wie eine Zote niveauvoller klingt, wenn ein namhafter Philosoph sie erzählt.“

Da ist alles drin, bis hin zu dem Aspekt, dass – und da schließt sich der Kreis, weil ja genau dies das Thema unserer Reportage mit Manuel Möglich war – bestimmte Eigenschaften, wenn sie an Deutsche oder Deutschland gekoppelt sind, verquast verklärt werden. Also: Ja, ich trage gerade das DFB-Auswärtstrikot der WM 1970 in Mexiko, doch – Nein, ich kann mir nicht vorstellen, eine Fahne aus dem Fenster zu hängen und mein Auto schwarzrotgold zu verkleiden. Hab in den letzten Tagen schon sehr gruselige Sachen auf den Straßen gesehen. Es muss für einige Menschen eine unheimliche Genugtuung sein, die Fahne jetzt auch außerhalb des Schrebergartens hissen zu dürfen. Wenn das mal gutgeht …

Riesig

IMG_6303

Ja, vielleicht haben wir nicht so leckeren Kakao wie die Franzosen, dafür sind wir im Halbfinale. Also, natürlich nicht „wir“, im Sinne von ICH, aber die DFB-Elf. Toll gespielt, zwar auch sehr deutsch, nämlich geordnet und diszipliniert, aber jetzt auch nicht abgebrüht und kaltblütig, sonst hätte Schürle noch 2 Dinger gemacht. Eher neudeutsch, alles in allem, ganz charmant. So wie Neuer danach im Interview. Wie alt ist der noch mal? Wahnsinn, gelassen wie ein alter Gartenzwerg. Was soll da groß passieren?

Katerstimmung
Katerstimmung

Apropos 2 Dinger. Gestern beide Kater zum Kastrieren gebracht. Schrecklich. In erster Linie nicht für mich, schon klar, aber King Kong klebte so verschüchtert hinten an der Wand seines Aufwachkäfigs, als ich ihn abholte, DAS war schrecklich. Die beiden haben mich gestern auch erstmal gemieden und ganz ängstlich geguckt, als meine Freundin eben die Wohnung verließ, nach dem Motto: Oh, nein, lass uns nicht mit dem alleine. Jetzt geht´s wieder. Sie kühlen ihre Wunden auf den Fliesen und genießen die Ruhe …

Fazit: Für die einen ein traumatisches Jugenderlebnis, für die anderen eine Klitzekleinigkeit:

IMG_6313

So ist das Leben.

Da ist das Ding

LH1

WOW! Geschafft. Gestern Abend ist mein wichtigstes Projekt in diesem Jahr zu einem glorreichen Ende gekommen. Meine 7. Klasse hat ihren Roman im Literaturhaus vorgestellt, und das war ganz toll. Bei der Generalprobe morgens in der Schule haben wir noch fleißig Betonung, Pausen und Artikulation trainiert – und alle haben die kleinen Korrekturen bei der Lesung beherzigt und super gelesen. Und, was mir auch wichtig war, alle haben sich gut benommen (ein paar Jungs hatten extra ein Hemd angezogen). Ich stand allerdings auch die ganze Zeit daneben wie ein Schießhund. Muss einen ziemlich strengen Eindruck gemacht haben, war mir aber egal. Am Ende hatten alle ihr Buch und waren ganz stolz. Ich auch. Auf meine Klasse.

Ich war ja am Anfang etwas erstaunt, dass so viele Kinder erzählten, sie hätten zuhause keine oder kaum Bücher. Das wird sich durch unser Projekt auch nicht komplett ändern. Ich hab dann aber doch gefragt, wer jetzt in den Ferien vorhat, ein bisschen mehr zu lesen, und ein Junge meinte, er würde ja mehr lesen, wenn alle Geschichten so spannend wären wie unsere …

SHRKT

Ansonsten? Hat Tante Mimi, die sehr alte, aber immer noch sehr coole Nachbarin meiner Mutter heute zum gestrigen Spiel gesagt, „ohne Schürli und Ötzi hätten wir einpacken können“. Herrlich.

Bi uns tu Hus

imageimageimage

Heute letzter Tag Lettland. Das Wetter spielt weiterhin verrückt. Haben zum Abschluss unserer Reise einen Deutschen Club in Daugavpils besucht. Der Chor hat extra für uns das Friesenlied gesungen und mir wurde ganz warm ums Herz. Ja, ich bin Europäer. Ja, ich finde die meisten Deutschen eher dumm und arrogant, und ich glaube, der landesübliche Nationalstolz ist einfach nichts für uns, aber beim Friesenlied freue ich mich auf zuhause …

image

Auf Augenhöhe

Auf dem Weg zum Frühstück. Lange Tage, die spät beginnen. Die Raumpflegerin am Ende des Flures hat vermutlich schon ihr halbes Pensum hinter sich. Ja, der Druck ist groß, aber tauschen möchte ich auch nicht.

image

Spannende Begegnungen in Lettland. Haben Jöran getroffen, einen Singersongwriter aus Bochum, der aber für Lettland(!) am Eurovision Song Contest teilgenommen hat. Er ist hier zum Volksmusiker, im besten Sinne, geworden durch einen einfühlsamen Abgesang auf die lettische Währung, als hier im Januar der Euro kam. Netter, cleverer Typ, der uns bzw. Manuel mit dem „Lied für Manuel“ empfing …

image

Gestern dann ein Dreh mit dem lettischen Schauspieler, Moderator, Fitnesstrainer Karlis, dessen Mutter für die SS im Krieg als Krankenschwester arbeiten musste – und das war auch klasse und philosophisch. Er hat uns Deutschen „unsere Maske“ vorgehalten. Außerdem hatten wir eine super Location. Haben das nämlich so theatermäßig in einer Blackbox inszeniert, mit 2 Kameras, mal was Anderes. Fazit: 2 selbstbewusste Gesprächspartner, die Manuel auch mal sehr direkt angesprochen haben. Toll.

Heute nimmt uns Jörans Managerin Gunita mit zum Jani-Fest aufs Land, dem traditionellen Mittsommerfest in Lettland, mit Feuer und allem Drum und Dran. Bin gespannt.

Geheim Dienst

image

Lettland begann mit dem gleichen Mistwetter wie Rumänien. Gestern Abend riss es dann endlich auf. Ansonsten sehr schön. Altstadt sieht aus wie Lübeck, Riga ist ja auch Hansestadt. Morgens waren wir im ehemaligen KGB-Gebäude. Das war echt furchteinflößend. Die Letten nannten es das „Eckhaus“. Wenn man die Zellen sieht, kann man sich vorstellen, was da abging. Obwohl es im Grunde unvorstellbar ist. Aber es erklärt auch, warum die Letten die Russen noch blöder finden als die Deutschen. Das ist halt alles noch sehr frisch (Draufklicken) …

imageimageimageimageimage

Let (i)t Land

image

Gut angekommen. Auf dem Flug die ganzen Lobeshymnen auf das Portugalspiel gelesen und Angies Besuch in der Kabine. Ich muss ja sagen: mit der neuen Brille sieht sie ein bisschen aus wie Harry Potter.

Heute in einem alten deutschen Herrenhaus gedreht, das ein Pfälzer Hotelier vor Jahren gekauft und restauriert hat. Ein absolutes Meisterwerk, wunderschön, mit Liebe zum Detail, auch wenn ich eine kleine nordische Holzhütte immer noch 1000 Mal gemütlicher finde. Aber natürlich trotzdem eindrucksvoll. Wusste auch wieder nicht, dass der Deutsche Orden hier im 13. Jahrhundert einmarschiert ist und Lettland erstmal annektiert hat. Das ist typisch deutsch: sich in einem fremden Land breit machen oder, anders gesagt, auch das Böse „Made in Germany“ hat eine besondere Qualität. Was krass ist: Lettland war in seiner Geschichte immer von irgendwem okkupiert. Die Unabhängigkeit seit der Wende ist die längste Zeit ohne fremde Herrschaft, also grad mal 25 Jahre. Und jetzt wächst schon wieder die Sorge, die Russen könnten denselben Stress verursachen wie in der Ukraine. Für uns unvorstellbar …

imageimageimage

 

 

 

Go East

 

Oben ohne
Oben ohne

Greenpeace hat 4 Millionen verspekuliert. Spendengelder. Das ist so … Kotz. Und der Rest der Welt KRIEGt sich auch nicht mehr ein. Dafür sind Schumi und die DFB-Elf aufgewacht. Es ist beinahe so, als hätten sie in einem Bett geschlafen. Kleines deutsches Glück.

Die Legende ist ja nun geboren, dass Poldi Schumi mit seinem Gruß „geweckt“ hat. Schöne Story. Ich finde Poldi ja eh gut. Bringt seit 10 Jahren Leistung, mault nicht, wenn er mal auf der Bank sitzt, und ist sofort da, wenn er gebraucht wird. Und sein Selfie mit Angie gestern – Knaller. Damit wird sie noch zwei Legislaturperioden überstehen.

Apropos kleines deutsches Glück. Morgen früh geht’s mit Manuel Möglich nach Lettland. 5 Uhr am Flughafen. Aaaahhh. Ist erstmal die letzte Reise. Schade eigentlich. War noch nie in Riga. Wusste natürlich auch nichts von der „deutschen Geschichte“ in Lettland. Ja, die Deutschen und ihr ambivalentes Deutschsein; denke die ganze Zeit über das Thema nach, vor allem weil gerade wieder alle mit ihren Deutschlandfahnen rumfahren. Das würde ich nie machen. Finde es immer noch komisch. Heute Morgen hatte ein Frau so eine Fahne am Kinderwagen. Hurra, wir kommen. Kann der Deutsche einfach nur Fan sein, ohne arrogant zu sein. Hmmm, also wir haben gestern auch gejubelt, als Hummels in den Himmel stieg. Aber Fahnen? Am Schlimmsten sind diese Überzieher für die Außenspiegel. Die sind auch … Kotz. Egal, jedenfalls haben mich diese Reisen weiser gemacht, auch was mich selbst angeht. Und fachlich kompetenter. Hab Namibia diesmal selber vorgeschnitten, mal was Anderes. Wer weiß, was wir in Zukunft noch alles können müssen. Die Journalisten von Morgen – Die „Eier-legende-Woll-Milch-Sau“.

Apropos selber schneiden – im Bild oben fehlt Lucky Luke der Oberkörper. Meinen Söhnen ist das aufgefallen, als wir die Folge im Wohnwagen geguckt haben. Da ist wohl was bei der Montage schief gelaufen …