Ernsthaft, den norddeutschen Raps würde ich vermissen, müsste ich ins Exil.
Ansonsten? Angelwochenende mit dem Großen. Eine Bachforelle ist uns schon ins Netz gegangen. Heute Übernachtung im Wohnwagen an der Ostsee, Hobbit gucken, Stress abbauen. Die Dinge richtig machen.
Wieder zuhause angekommen. Heile zwar, aber gefühlt völlig zerschlagen. Kopfschmerzen, Freude, Erleichterung, auch leichte Unruhe, ob alles, wie geplant, in den nächsten Tagen und Wochen aufgehen wird.
Hab auf dem Rückflug „Sideways“ geguckt. Wollte ich immer schon mal sehen, bin aber im Nachhinein ganz froh, dass ich damit zehn Jahre gewartet hab. Fühlte mich jetzt genau im richtigen Alter für so ein Midlife-Movie. Hab mich totgelacht. Paul Giamatti als verhinderter Schriftsteller – super! Wenn man den Film für Deutschland adaptieren würde, wäre Christian Ulmen die perfekte Besetzung für diesen Part. Am Ende hab ich dann sogar noch was für mich mitgenommen, weil die Frau, die der Schriftsteller Miles alias Paul Giamatti kennenlernt, ihn, nachdem sie sein Manuskript gelesen hat, so nett aufmuntert, einfach mit dem Schreiben dranzubleiben. Und weil sie auch so schöne Dinge über seine Geschichte sagt, einfühlsam, dezidiert, und man plötzlich merkt, dass es mitunter reicht, wenn sich eine einzelne Person mit dem, was man geschrieben hat, auseinandersetzt. Meine Freundin ist auch so. Doch das war – zu diesem Zeitpunkt, da der Job doch sehr präsent ist – so überraschend klar und deutlich aus anderer Richtung, dass es bei mir regelrecht Klingeling gemacht hat.
Was von New York hängengeblieben ist? Wahnsinnsenergie. Viel Müll. Alles under construction, die Infrastruktur z.T. wie in einem Entwicklungsland. Obama versichert die Kranken, aber immer noch viel Unsicherheit. Gute Laune, beinahe zum Trotz, so scheint es manchmal, unbändiger Optimismus, naiv, manchmal dumm, jedoch wohlwissend, dass die Größe auch Angriffsfläche ist. Als Besucher ist man hin und hergerissen; froh, dass es diesen alten Sheriff gibt, zugleich ahnend, wie wild der besoffen um sich schießen kann, wenn die Zollbeamten einen wie Dreck behandeln. Viel Aufbruch, viel Aufklärung, viel freier Wille, viel Potential, aber immer noch haufenweise Schwarze, die jungen, weißen Anzugträgern morgens in Manhattan die Schuhe wienern.
Eine krasse Maschinerie, die sich selber wartet, unterwegs mit altem Öl und alternativen Antrieben, eine Zuckerberg- und Kapital-Fahrt, bitte, bitte, eine Hand an der Bremse und ab und an in den Rückspiegel schauen.
Heute ist letzter Drehtag für die Schweizer in New York-Doku. Alles im grünen Bereich, nur ich muss langsam auf die Ladestation. Vermisse meine Lieben, die Katzen, die Terrassen. Wird Zeit, den Abflug zu machen, zumal … ein Riesenmonster im Anflug auf die Stadt ist, wie dieses Foto meines Kameramannes Reto beweist.
Glück im Unglück, nein, umgekehrt. Unglück im Glück. Hatten heute passend zur 2. Halbzeit Bayern-Barca eine kurze Drehpause, sogar in der Nähe eines Pubs. Stand 0:0, als ich reinkam, schon fast 70. Minute – und dann ging es los: 0:3 am Ende. Ich sogar im Bayerntrikot, weil ich dachte, wenn ich schon nicht gucken kann, will ich wenigstens im Herzen dabei sein. Nicht, dass wieder sowas passiert wie letzte Woche gegen Dortmund. Und jetzt gucke ich zu, es steht noch unentschieden, und dann so eine Klatsche. Warum? Irgendwas stimmt da im Moment nicht karmamäßig bei den Bayern. Vielleicht muss man doch mal Müller-Wohlfahrt fragen.
War jedenfalls ziemlich genervt. Bin dann, als ich aus dem Pub kam, fast über einen Obdachlosen gestolpert. Dachten zuerst, er wäre tot, aber er schlief nur. Ist am Ende halt doch nur Fußball.
Ansonsten? Nervt die US-Übertragung mit komischen Erklär-Inserts für die amerikanischen Fußball-Laien.
Heute den Tag mit Organisation verbracht. Mittags mal kurz in die Stadt gefahren, um Mitbringsel zu besorgen: Angelzeitschrift, Baseball-Cap, Comic. Musste für Letzteres in einen Fachhandel.
Cooler Laden. Schön, wenn meine Söhne dabei gewesen wären. Vielleicht mache ich nicht alles richtig, aber sicher auch nicht alles falsch. Neben mir stand ein anderer Vater, der seine Söhne die ganze Zeit anschnauzte, sie sollen nichts anfassen. Was für ein Idiot.
Ich weiß, ich schwärme manchmal von den guten alten Zeiten, aber moderne Technik hat auch ihr Gutes. Habe heute mit meinem älteren Sohn FaceTime gemacht, als der jüngere gerade nach Hause kam. Das war super. Die Zeit rast, die Kinder wachsen und schneller als man gucken kann, gehört man zum alten Eisen.
Bayern ist im Elfmeterschießen gegen Dortmund rausgeflogen. Und warum? Weil ich nicht geguckt habe, nicht dabei war, nicht mitfiebern konnte. Oh, Mist, wann ist das Spiel gegen Barca?
Eine Subway-Station weiter. Ähnliches Hotel, ähnlicher Blick, ähnlicher Typ. Bin beinahe der, der ich morgen gewesen sein werde. Immerhin: Der erste Arbeitstag steht. Mutiere zum Eichhörnchen. Immerhin 2: Unten vor dem Hotel gibt es einen Deli, der sogar von den Cops frequentiert wird.
Daraus lassen sich zwei Dinge folgern:
1. Cops verdienen nicht viel.
2. Das Essen im Deli ist genießbar. Schont die Spesen.
P.S.: Hoffe, die Sonne kämpft sich durch. Müssen morgen eine Menge Außenschüsse nachdrehen.
Wäscheberge versetzen Kater pflegen und deren gigantische Vorahnung ketten sich an Koffer besetzen Herzen schweren Herzens Beschwichtigungen dass man bald wiederkomme
einfach weggeseufzt Tür auf Füße folgen Pfoten Obacht Regen riecht nicht mehr nach Winter
Noch fünf Einträge bis zur 500. Nicht schlecht. Würde gerne täglich schreiben, aber ich merke, dass ich zur Zeit wieder an größeren Themen knabbere. Da geraten die tagesaktuellen Dinge etwas in den toten Winkel.
Nicht nur, weil ich morgen wieder unterwegs bin; mache mir ohnehin gerade wieder viele Gedanken über die Zukunft des Fernsehens. Was interessiert die Leute? Wie kann man Themen so covern, dass sie echt bleiben? Und wie kann man (sich) das leisten? Meine Kollegen haben eine Riesendokumentation über das Ende des Krieges gewuppt. Kann sich kein Mensch vorstellen, wie viel Arbeit dahintersteckt. Ich habe es mitbekommen. Aber es hat sich gelohnt. Glückwunsch.
Bin gestern Abend selber allerdings beim Herumzappen in einer Doku mit Frank Elstner hängen geblieben. Und das war sogar eine Wiederholung. Ging um einen Orang-Utan-Schützer in Indien, völlig konventionell gemacht, aber trotzdem toll. Und jeder O-Ton von Elstner (immerhin schon über 70) passte wie eine Eins. Ein echter Profi.
Eigentlich ist es ganz einfach: Je besser die Geschichte (oder die Protagonisten), desto egaler die Umsetzung. Und manchmal ist die „alte Schule“ eben doch gehaltvoller als der vermeintlich heiße Scheiß.
Sehe gerade, dass Frank Elstner gar nicht Frank heißt, sondern Timm Maria Franz. Er sollte sich nur für den Job einen neuen Vornamen zulegen – und Frank hieß sein Bruder, also hat er den Namen gewählt. Verrückt.
Noch zwei Tage Hamburg, dann geht es wieder los. Nochmal New York. Die verantwortliche Schweizer Redakteurin war gestern da zur ersten Rohstoffabnahme. Alles gut soweit. Wie immer die Frage: Wie viel Tiefe kann man sich bei einem solchen Format mit mehreren Protagonisten leisten, bzw. wie viel Tiefe kann man in so einem kurzen Zeitraum produzieren? Aber dafür, dass ich beim ersten Mal noch nicht so richtig wusste, was passiert, ist schon viel Brauchbares dabei.
Von meinen Kindern verabschiedet. Immer ätzend. Auf dem Weg dahin immerhin an meiner Lieblingsschmiererei vorbeigekommen. Diesmal war die Ampel passenderweise rot, ich voll auf der Höhe – und die Kamera schnell zur Hand. So lustig, dieser Gesichtsausdruck. Macht uns immer gute Laune.
Da fällt mir ein: Auf der gegenüber liegenden Seite am Altonaer Rathaus war letztens eine Hochzeit im Gange. Hab aus dem Augenwinkel gesehen, dass die Freunde des Paares wohl rote Herzluftballons fliegen lassen wollten. Die sind aber leider nicht weit gekommen, sondern im ersten Baum hängengeblieben. Es haben schon Bräute wegen weniger einen Nervenzusammenbruch bekommen.